Heute morgen war es also nun soweit dass das Verfahren, aufgrund der Rosemarie F. Gedenkdemonstration am 14.04.2013, gegen unser Geschwisterchen eröffnet wurden ist. Hier mal eine kleine Zusammenfassung, ein Danke an alle solidarischen Menschen und das vorgelesene Opening Statement unseres Geschwisterchens. Außerdem wurde die Verhandlung auf den 21. Mai, 9 Uhr wieder in Raum 101 vertagt da ein wichtiger (Polizei-)Zeuge im Urlaub ist.
Zu aller erst haben wir natürlich mit Freude von den, für diese Uhrzeit, doch recht zahlreich erschienenden Menschen vor dem Gericht selber gehört und die Solidaritätsbekundungen waren wohl sehr aufbauend.
Der erste negative Eindruck war dann natürlich die Tatsache der speziellen Vorkontrollen für Prozessbesucher_innen aber auch der Staatsanwalt, welcher schon bei der Verurteilung von Adel( http://freeadel.blogsport.de/ ) unserer Erkenntnis nach als Staatsanwalt fungierte.
Dann halt das übliche Spiel, Cops sagen dass aus was ihnen hilft, können sich aber nicht an das erinnern was den angeklagten Menschen aber entlasten könnte.
Bemerkenswert war hierbei nur die Beschreibung des "angeblichen Fußtritts in Richtung der Bullen" der sich so zugetragen haben soll dass unser Geschwisterchen im Rückwärtslaufen einen "Fußballertritt mit Ausholen" in Richtung der Cops gemacht haben soll, das fand dann selbst der Richter "bemerkenswert".
Ansonsten halten alle aussagenden Cops natürlich daran fest dass eventuelle Verletzungen unseres Geschwisterchens "wahrscheinlich durch die Tritte und Schläge der Demoteilnehmer_innen" entstanden sind und sich einer der Bullen heldenhaft über es gebeugt hat, um es vor "der Meute" zu schützen.
Es ist schon eine ganz perfide und ekelhafter Art und Weise mit der Tatsache umzugehen dass unser Geschwisterchen danach im Krankenhaus aufgewacht ist.
Erfreut waren wir über die solidarischen Äußerungen und die Resonanz auf das Opening Statement durch die solidarischen Menschen im Gerichtssaal.
Da allerdings einer der Hauptzeugen im Moment im Urlaub ist, wird es einen zweiten Verhandlungstermin geben bei dem hoffentlich auch wieder einige Menschen auftauchen werden, auch wenn nur 20 im Gerichtssaal erlaubt waren.
Einen großen Dank an dieser Stelle noch einmal von unserem Geschwisterchen und der Aufruf das ihr, wenn ihr mögt, natürlich auch gerne noch zum neuen Verhandlungstermin am 21. Mai 2014, 9 Uhr im Raum 101 des Gerichtsgebäudes in der Turmstraße 91 kommen könnt.
Es gibt zwar noch einen bürokratischen, förmlichen Termin für den 7.Mai, dieser dient allerdings nur dazu die gesetzliche Frist einzuhalten damit das Verfahren am 21.Mai nicht noch mal von Anfang beginnen muss.
Hier nun noch einmal das Opening Statement vom Verfahrensbeginn:
Wir befinden uns heute hier vor diesem Gericht nicht um heraus zu finden ob ich die mir vorgeworfenen Taten begangen habe oder nicht, sondern viel mehr aufgrund der kontinuierlichen Kriminalisierung und Repression von Seiten der Berliner Polizei und des Senats gegenüber den Mieten- und Zwangsräumungsprotesten.
Dieses Verfahren ist nur die konsequente Fortsetzung einer Politik der Wirtschaft und Ausbeutung in der Menschen als eine Ware betrachtet werden mit der sich Gewinne erzielen lassen.
Vor nunmehr einem Jahr, am Dienstag,
den 09.04.2013 wurde die 67-jährige, gesundheitlich stark
beeinträchtigte Rosemarie F. aus ihrer Wohnung in der Arosaer Allee
92 in Reinickendorf zwangsgeräumt und verstarb zwei Tage später in
einer Wärmestube.
Grund für ihren Tod waren allerdings weder ihr
Alter noch ihr gesundheitlicher Zustand sondern vielmehr die Gier und
das menschenverachtende Handeln des Eigentümerpaares Birgit und
Ralph Hartig, welche es lieber hätten wenn "solche Leute im
Dschungel wohnen"(Ralph Hartig). da Rosemarie einer Komplettsanierung und Neuvermietung zu einer immens hohen Miete im Wege war.
So sabotierte das Ehepaar Hartig
alle Versuche Rosemaries und ihrer Unterstützer_innen, in der
Wohnung bleiben zu können.
Dabei war ihnen jedes Mittel recht,
vom Verschweigen eines Kontos, auf das die Miete hätte überwiesen
werden können, über das Abblocken von Vermittlungsvorschlägen bis
hin zum Denunzieren von Rosemarie selber.
Schlussendlich erwirkten sie einen Räumungstitel,
den die Berliner Polizei mit 140 Polizisten und 30 Einsatzfahrzeugen
mit allen Mitteln durchsetzte.
Ab dem 09.04.2013, 9.00 Uhr
morgens saß Rosemarie auf der Straße und hatte nichts mehr.
Sie
übernachtete eine Nacht in einer solidarischen Wohngemeinschaft und
die darauffolgende Nacht in der Wärmestube für Obdachlose, in der
sie dann am nächsten Morgen verstarb.
Wieder einmal standen
kapitalistische Interessen im Vordergrund und führten zum Tod eines
Menschen.
Die allgemeine Trauer und Wut führte
nicht nur zu einer spontanen Demonstration am selben Tag sondern auch
zu einer Demonstration von über 800 Menschen am 14.04.2013.
Während
der Demonstration kam es zu Beleidigungen und Handgreiflichkeiten
durch Einheiten der Berliner Polizei, in Folge dessen ich, in das
Urbankrankenhaus eingeliefert wurde und mit Handschellen an ein Bett
gefesselt wieder aufwachte.
An dieser Stelle wird mir nun
widerrum vorgeworfen die nun klagenden Beamten beleidigt, körperlich
angegriffen und andererseits den Versuch einer gefährlichen
Körperverletzung begangen zu haben.
Völlig außer Acht gelassen wird dabei nicht nur, das es sich um eine Gedenkdemonstration an eine durch die Handlungen der Berliner Polizei verstorbene Frau handelte und die Stimmung innerhalb der Demonstration dem entsprechend betrübt war, sondern auch das die Berliner Polizei seitJahren kontinuierlich versucht die Mietenproteste zu kriminalisieren und alle Menschen die sich daran beteiligen mit jeder Repressionsmöglichkeit einzuschüchtern.
Das zeigt auch die neuerliche Eskalation einer Zwangsräumung in Kreuzberg am 27.03.2014 und der Übergriffe im Anschluss an eine Demonstration gegen Zwangsräumungen am darauf folgenden Samstag, den 29.03.2014, bei der es durch Beamte der Berliner Polizei zu mehreren Übergriffen kam.
Auch die kürzliche Räumung das Refugee Protestcamps am Oranienplatz, sowie das Verschweigen des Widerstands dagegen, fügt sich in der Ausführung, den Absichten und Erklärungen der Stadt und Polizei Berlin in dieses Bild.
Dies zeigt eindeutig dass die Gewalt bei den Mietenprotesten nicht von den Demonstrant_innen sondern von der Berliner Polizei, dem Senat und natürlich auch von den Immobilienspekulant_innen ausgeht.
Es wird versucht diese Proteste permanent einzuschüchtern, sei es mit Gewalt, der Androhung von Gewalt oder Repressionen seitens des Staates.
Dabei sind die einzelnen Polizist_innen genauso Täter wie es der Senat, die Hauseigentümer_innen und auch natürlich die Gerichte sind, so auch dieses hier.
Am deutlichsten wird die Absurdität dieses durch und durch kapitalistisch motivierten Handelns darin, dass sich friedliche Proteste gegen die gewaltsame Räumung von Menschen aus den Wohnungen in denen sie leben nicht nur immenser physischer und psyschischer Gewalt durch Polizeibeamte ausgesetzt sehen, sondern auch auf längerfristige Sicht diesen Protesten genau solches gewaltätiges Verhalten seitens des Staates vorgeworfen wird.
Meiner Meinung nach handelt es sich
hierbei um die Angst eben jenes Systems davor, dass die
Mietenproteste sich auf der einen Seite zunehmend besser und mehr
organisieren und auch mehr Solidarität innerhalb einer immer
größerer Anzahl der Bevölkerung finden und auf der anderen Seite
sich diese Proteste mit anderen Protestbewegungen, seien sie radikal
oder nicht, vernetzen und somit eine Gefahr für den kapitalistischen
Normalzustand darstellen.
Wir sehen das im heutigen Prozess genau so bestätigt wie in dem zunehmend brutalen Vorgehen der Polizei gegen eben jene Proteste und Bewegungen.
Hier wird wieder deutlich dass die finanziellen Interessen des System deutlich gewichtiger sind als die körperliche oder geistige Unversehrtheit der Menschen die in diesem System leben und leben müssen.
Leni
Ganz liebe, solidarische Grüße und alles erdenklich Gute!
Der Kampf geht weiter!