Ja, wir sind davon ausgegangen, dass seitens des Staates zu erneuten repressiven Schlägen ausgeholt wird. Alles andere wäre naiv gewesen. Trotz allem kam es unsererseits zu Fehleinschätzungen der Kräfteverhältnisse sowie der Konsequenz, mit der das offensichtliche Ziel der Zerschlagung der Veranstaltung verfolgt wurde. Unser Konzept, als auch Aufrufe anderer Gruppen für den Aktionstag, wurden als klare Kampfansage an die Repressionsmaschinerie verstanden und auch als solche beantwortet.
Das Demokonzept stellte aber auch eine Richtlinie für alle Demonstrationsteilnehmer_innen dar. Dass mit 1.200 Teilnehmer_innen weit aus weniger Menschen als erwartet an der Demo teilnahem war wohl für aufrufende Initiativen als auch Teilnehmer_innen recht ernüchternd. Umso mehr gilt auch hier die kollektive Verantwortung, dass die Aktion so verläuft wie sie unter solchen Umständen bestmöglich verlaufen kann.
Verlauf der 17.00 Uhr-Demonstration
Im Vorfeld der Demonstration fand bewusst keine Kooperationen mit der Polizei statt, auch wenn der Tagesspiegel Gegenteiliges behauptete - Eine Entscheidung zu der wir auch weiterhin stehen. Einen Startpunkt, der möglichst einfachen Zugang zur Demo ermöglicht sowie die Routenänderungen der Polizei, mussten darum vor Ort abgewiesen und neu verhandelt werden. Andernfalls wäre die Demo auf der anderen Seite der Spree gelandet. So kam es zum verzögerten Start.
Weiterhin führte zum verspäteten Beginn, dass Aktivisten aus geplanten Reihen des vorderen Blocks bereits auf dem Weg zum Auftaktort in Gewahrsam genommen und vier Stunden ohne nachweislichen Grund festgehalten wurden.
Aufgrund des Fehlens einiger Aktivist_innen im Frontblock musste spontan umdisponiert werden. Dies gab der Polizei die Möglichkeit in Ruhe die vorderen Reihen zu inspizieren, was eigentlich umgangen werden sollte. Dass die Demo schließlich doch gelaufen ist, ist den verschiedenen Aktivist_innen zu verdanken, die dem anfänglichen Chaos im vorderen Block ihre Entschlossenheit entgegensetzten.
Neben den organisierten Reihen bildeten sich weitere Blöcke.
Zu diesem Zeitpunkt machte die Information die Runde, dass die Polizei bereits erste Leute festhielt. Die Stimmung vieler Demoteilnehmer_innen war zu jenem Zeitpunkt durch die Situation gereizt und betrübt, ebenso stieg die Kampfeslust und der Druck endlich starten zu wollen. In wenigen Momenten musste sich entschieden werden: zwischen strikter Einhaltung der eigenen Vorgaben, was sich in Anbetracht der Umstände als nicht umsetzbar herausstellte; oder der Prämisse zu folgen überhaupt erst mal in Bewegung zu kommen und somit eventuelle weitere Repressionsschläge an Ort und Stelle zu verhindern. Unter dem Druck der Umstände funktionierte in dieser Situation die interne Kommunikationsstruktur nicht genug, um eine Entscheidung über den Fortgang zu treffen. Ja, wir hätten auch hier bereits abbrechen können.
22 Uhr: „Unerlaubt durchs Gefahrengebiet“
Eine adäquate Reaktion auf das Zusammenprügeln der Demo in Moabit wäre die angekündigte Aktion um 22 Uhr gewesen. Das Startsignal wurde jedoch nicht gesetzt, was anschließend zu berechtigter Verwirrung führte und laut Beobachtungen wohl auch Aktionsgruppen hemmte, die bereit gewesen wären eine Spontandemo durchzuführen, diese jedoch nicht durch einen eigenmächtigen Start gefährden wollten. Als Kritik wurde später auch geäußert, dass nach den Angriffen auf die Demonstration in Moabit lieber zu dezentralen Aktionen hätte aufgerufen werden sollen. Auch die öffentliche Benennung des Treffpunktes für die 22.00 Uhr-Spontan-Demo wurde kritisiert.
An dieser Stelle solidarischen Grüße an die Aktivist_innen der dezentralen Aktionen vor der JVA Tegel, der Nigerianischen Botschaft und die, von denen wir nichts wissen.
Einschätzungen: Niederlage vs. Erfolg
Die Niederschlagung des Aktionstages in Berlin war nach der Eskalation am 21. Dezember 2013 in Hamburg sowie verschiedenen anderen Aktionen und Demos der letzten Jahre, die nicht unter Kontrolle gehalten werden konnten, ein definitiver Grund zur Freude. Law and Order-Fetischist Jörn Hasselmann bejubelte schon am Tag darauf im Tagesspiegel einen 1:0-Punktsieg für die Polizei und die vermeintliche Wiederherstellung deutscher Rechtsstaatlichkeit. Wir verweigern uns jedoch dem Denken in Erfolgen und Niederlagen, unter anderem da es konkret für diesen Tag impliziert, dass der 22. März in irgendeiner Form zu gewinnen gewesen wäre. Wir gehen davon aus, dass auch eine besser aufgestellte Demo von der Polizei massiv angegriffen worden wäre, einfach weil es den erklärten Willen gab, die Demo als auch dezentrale Aktionen zu zerschlagen. Gleichzeitig verweigern wir uns der Erfolgs-Niederlagen-Denke, da sie im Fall des 22. März Momente der Subversion außerhalb von Großveranstaltungen nicht berücksichtigt und „Siege“ eben nur am Kräftemessen bei eben solchen Events misst.
Einschätzungen: Der Hamburg – Berlin-Vergleich
Hamburg war ein Event, wie es alle drei Jahre mal auftritt und für einen kurzen Moment deutlich macht, dass dieser Staat und seine Ordnung erschütterbar sind. Wir beziehen uns an dieser Stelle auf Hamburg, nicht weil wir davon ausgegangen sind in Berlin einen zweiten 21. Dezember zu schaffen, sondern weil dies in der öffentlichen Wahrnehmung so aufgefasst oder verhandelt wurde. Auch wenn die militanten Vorfeld-Aktionen (u.a. von der Aktionsreihe „Repression ist…“) in den letzten Wochen vor der Demo einen gegenteiligen Eindruck erweckten, sind wir nie davon ausgegangen, dass in Berlin ein zweites Hamburg entstehen würde. Hierfür verweisen wir auf den Aufruf zur Demo. Aufrufe und Texte die diesen Vergleich zogen haben wir trotzdem auf www.antirep2014.noblogs.org übernommen, da sie Teil einer dezentralen Mobilisierung zum Aktionstag waren, weshalb wir auch keinen Anlass zur Distanzierung sahen.
Noch mal zum Unterschied zwischen der Situation in Hamburg und Berlin:
Vor einem Jahr befanden sich in Berlin die Kämpfe der Refugees sowie die Mieter_innen-Kämpfe noch in der Offensive. Erinnert sei an die Mediale Präsenz nach der Räumung der Familie Gübol, dem Tod von Rosemrie F. und den zahlreichen Aktionen vom O-Platz-Camp und deren Unterstützer_innen. Hier liefen viele Aktionen u.a. im Rahmen der monatlichen Lärmdemo des Kotti-Camps auch zusammen. Eine Zuspitzung, die zu einem militanten Protest führte, kam jedoch nicht zustande. Hierfür gibt es unterschiedliche Gründe. Seit Ende 2013 werden fast täglich Horrormeldungen über das Oranienplatz-Camp publiziert, um die Berliner Bevölkerung für eine Räumung anzuspitzen. Frank Henkel wiederum versucht, beim Thema Oranienplatz, in seiner Funktion als Innensenator Stärke zu zeigen. Der Schlag gegen die Antirepressions-Demo muss in diesem Zusammenhang (auch als Ersatzhandlung für die bis dahin nicht erfolgte Camp-Räumung) gesehen werden.
In Hamburg hingegen befanden sich die Kämpfe Ende 2013 in der Offensive, mit Themen die in der Hamburger Stadtgesellschaft anknüpfungsfähig sind (Lampedusa-Gruppe, Esso-Häuser) und verband dies mit linken Themen (Rote Flora etc.). Die Schwerpunkte des Aktionstages in Berlin wiederum waren zum Großteil linke Repressionsfälle und werden wohl auf absehbare Zeit auch „unsere“ bleiben. Zwischen einer Zwangsräumung und einem 129 a/b-Verfahren klafft eine riesige Lücke unterschiedlicher Erfahrungswerte. Vor diesem Hintergrund wäre auch eine wirkliche Verbreiterung der Demo schwer geworden, da bekanntlich die Beteiligung eines linken/linksradikalen Blocks an einer „Freiheit statt Angst“-Demo weit aus einfacher ist, als die Einbindung überwachungskritischer Zivilgesellschaft in Vorbereitungen, die von linken/linksradikalen Gruppen getragen werden.
Einschätzungen: Eventpolitik hin oder her…
Aber, gerade weil es beim Aktionstag eben nicht nur um gesellschaftlich anknüpfungsfähige Themen wie „Gefahrengebiete“ ging, sondern auch um „unsere Repressionsfälle“, gingen wir sowie auch mobilisierende Zusammenhänge aus anderen Städten, von weit aus mehr Teilnehmer_innen aus. Hier würden wir konstatieren, was in der alltäglichen Antirepressions-Arbeit schon hinlänglich bekannt ist: Antirep-Arbeit ist unattraktiv und scheint, auch als Schwerpunkt eines recht gut beworbenen Aktionstages, kein Thema zu sein, das zieht. Hiermit schließt sich der Bogen zur Erfolgs- und Niederlagen-Denke. Wo die Gewinnchancen unklar oder gering sind, ist mit geringerer Teilnehmer_innenzahl zu rechnen. Wir jedenfalls sind davon ausgegangen, dass die „eigene“ Repression auch mehr Menschen mobilisieren würde. Wir wollen an dieser Stelle an den Willen zur Selbstorganisierung aller appellieren.
Die Vorbereitungen des Aktionstages haben gezeigt, dass es im Berliner Alltagsbetrieb der Antirepessions-Arbeit wenig kollektive und Gruppenübergreifende Erfahrungen und Zusammenarbeit gibt (gemessen an der Anzahl an Aktivist_innen in Berlin). So war es vor dem Hintergrund, der sich doch oft uneinigen Berliner Linken, eine respektable Leistung und manchmal sogar eine Kunst, verschiedenste Strukturen im Vorbereitungsnetzwerk zusammen zubekommen und auf eine Sache zu konzentrieren, die alle angeht. Über die konkrete Zusammenarbeit an einem Aktionstag, der nicht in der Reihe der denkwürdigen Events gelandet ist, konnte eine solidarische Praxis im weiteren Verlauf der Vorbereitungen entwickelt werden. Vor diesem Hintergrund können wir nur sagen, dass es jetzt erst recht umso notwendiger ist zusammen zu arbeiten und mehr zusammenzukommen.
Trotzdem gehen wir ernüchtert nach Hause. Jede/r Verletzte und jede/r Gefangene ist eine/r zu viel.
Für uns bleibt die Frage, explizit auf Berlin bezogen: braucht es immer ein spezielles Event, damit VIELE Menschen entschlossen gegen Repression auf die Straße gehen und sich ALLE angesprochen fühlen?!
Wie positioniert sich „unsere“ radikale Linke?
Wir müssen uns ALLE bewusst machen, dass wir ALLE gemeint sind und Demonstrationen keine Konsumgüter sind!
Weiterhin und jetzt erst recht gilt:
Unsere Solidarität den Betroffenen!
Gemeint sind wir alle!
Antirep 2014:
https://antirep2014.noblogs.org/
Lesenwerte Beiträge zur Nachbereitung:
- Von der Turmstrasse bis zum Moritzplatz – Gescheiterter Aktionstag gegen Repression in Berlin
- Antirep14 – Gegen das Gepolter und für eine ernsthafte Auseinandersetzung
Staat und Personal
"Trotz allem kam es unsererseits zu Fehleinschätzungen der Kräfteverhältnisse sowie der Konsequenz, mit der das offensichtliche Ziel der Zerschlagung der Veranstaltung, verfolgt wurde."
Hier denke ich ist ein wichtiger Punkt enthalten. Nähmlich die bennenung des Ziels die Demonstration zu zerschlagen. Oftmals wurde in den Kommentaren und Debatten angemerkt, dass man ne Kampfansage gemacht hat und die dann nicht einhalten konnte. Hier denke ich "nistet" sich ein nicht unbedingt falsches, aber doch fragwürdiges Denken über den Staat ein.
Der Staat ist ja kein Typ in ner Kneipe den man anmacht und dann auch zurückgehauen bekommt. Er hat keine Persönlichkeit, sondern nur eine Ausprägung von kleinen "Persönlichkeitssplittern" die dadurch entstehen, dass gewisse Charaktermasken die Staatliche Funktionen erfüllen, hinter ihrer Funktion eben doch Personen mit Abneigungen und Vorlieben sind. Daher kann es durchaus kommen, dass gewisse Aktionen in "Eigenregie" durchgeführt werden. Die Zerschlagung der 21.12. Demo in Hamburg hat sowas ja teilweise anklingen lassen (siehe zb. den Beitrag kritische Polizisten e.v. die sich zur Personalie der Führungsriege geäußert haben). Solche "Eigenregie" könnte auch in Berlin ein Teilaspekt gewesen sein, dennoch möchte ich doch die "Personalisierung" des Staates kritisieren.
Was ich im grunde sagen will ist, dass es manchmal vielleicht an einem kleinen Maß an (bürgerlicher) Empörung mangelt. Hier wurde eine Demo zerschlagen. Nicht von ner Bande Kneipenschläger (obwohl das die Bullen ja dienstlich und privat sind), sondern als staatlich ausgeführte Aktion.
Mit der Denke das halt die Kampfansage daran Schuld ist, wírd diese staatliche Praxis meiner Meinung nach nicht genügend Skandalisiert. Es erscheint mir gar, dass man den Bullensprech und Tageslügel "übernimmt" und von "schwachen Demonstrationen" spricht und eben von "Niederlagen".
Das eine bürgerliche Empörung den Staat nicht im geringsten juckt, weil sie ihn nicht bekämpft ist mir klar, dennoch finde ich die "aktzeptierung" solcher Akte problematisch.
--Wenn der Teil mit der Kneipenschlägerei mackerhaft und plakativ war/ist, dann nur um auf leider allzu bekannte Bilder und Klischees zurückzugreifen um wenigstens ansatzweise meine Gedanken mitteilen zu können--
Die vielen " " deuten ja schon darauf hin, dass der Gedankengang vielleicht wackelig ist. Kritik und Schelte sowie Anmerkungen sind erwünscht.
Offenes Treffen: Auswertung und Ausblick zur Antirepressionsdemo
Es ist viel geredet und geschrieben worden. Schon einige Wochen sind vergangen seit der heiß diskutierten Antirepressionsdemo am 22. März 2014 in Berlin her. Über die Ereignisse von jenem Samstag und das was danach bleibt und vlt. noch kommen mag, wollen wir knapp drei Wochen nach der Demo diskutieren. Es stellen sich viele Fragen, die wir mit euch gemeinsam diskutieren möchten. Es soll nicht nur um die Einschätzungen zur 17 Uhr-Demo in Berlin gehen. Es wird hoffentlich auch um Demonstrationskultur in Berlin und die Perspektiven von Antirepressionsarbeit in Politik und Alltag gehen. Der Vorbereitungskreis der Demo wird im Vorfeld außerdem eine Stellungnahme zu den Ereignissen vom 22. März veröffentlichen. Auch die wollen wir gemeinsam diskutieren.
Mittwoch, 9. April um 18.30 im New Yorck (im Bethanien), Mariannenplatz 2, 10997 Berlin
Mehr Informationen gibt es unter: www.antirep2014.noblogs.org
ist das euer ernst?
eure stellungnahme verdeutlicht vor allem eines: die gedankenlosigkeit, mit der ihr schon den aktionstag vorbereitet habt, die zieht sich nun auch durch eure stellungnahme. habt ihr dieses papier wirklich diskutiert? überarbeitet worden ist es offensichtlich nicht - über die recht eigene rechtschreibung freuen sich sicher die profiler von lka und bka. selbstdarsteller mit militanzfetisch - es spricht für die reste der autonomen bewegung, dass euch auch mit der geringen teilnehmer_innenzahl grenzen aufgezeigt worden sind. mein tip: macht euren antifa-kram, da passiert wenigstens nichts schlimmes. ansonsten bitte erstmal nur selbstkritik und scham.
Subversion vs Repression statt Szene vs. Cops
Ersteinmal danke für die Mühe einer Auswertung und einiger Erklärungen.
Dann aber gleich zur Kritik: Ich denke diese Auswertung greift viel zu kurz und verharrt bei den eigentlichen Problemen.
Nun, organisatorisch lief so einiges schief an diesem Tag und das lag auch daran, dass die Bullen einen Strich durch die Rechnung machten (Festnahme der ersten Reihen vor der Demo, einen unvorbereiteten ersten Block in einen vorbereiteten Kessel laufen lassen und dann mit der Ansage seitens der Orga "Wir lösen bei Festnahmen die Demo auf" rechnend, eben solch eine Auflösung an einer strategisch guten Stelle provozieren. Das Problem liegt hier aber nicht darin, dass die Polizei zu gut war, sondern dass das ganze Konzept der Demo es viel zu einfach gemacht hat. Wenn wir es ernst meinen, solche Spielchen vermeiden wollen und wirklich nach einem Aufstand drängen, dann können wir uns nicht auf ein paar erste Reihen verlassen und denen hinterherlaufen. Der Kessel bei der 17 Uhr Demo war von Anfang an als solcher erkennbar. Dennoch liefen alle hinein. Genauso wenig sollte auf ein Anpfiff von einigen wenigen bei einer nächtlichen Sponti gewartet werden. Es gibt zahlreiche Beispiele an diesem Tag die das eigentliche Problem in Berlin zeigen: Ein kleiner Kreis einer "Orga" stellt sich hin und sagt "wir machen das, wir bereiten das vor, so läufts" mit der Ausrede "startet auch eure eigenen kreativen Aktionen" und ein Haufen Gefolge verlässt sich fälschlicherweise auf eine "Orga-Struktur" und kommt mit Konsumhaltung. Das Verhalten beider Seiten (dem "Orgakreis" und den "Hingehenden") hat auch teils seine Berechtigung, dass es aber überhaupt diese Trennung gibt, ist schon der Anfang der Katastrophe. Ein guter Anfang war, dass zum Anfang der Vorbereitung zu offenen Versammlungen aufgerufen wurde. Als diese bereits scheiterten, war eigentlich schon klar, dass dieser Tag auf keinem guten Boden steht.
"Die Schwerpunkte des Aktionstages in Berlin wiederum waren zum Großteil linke Repressionsfälle und werden wohl auf absehbare Zeit auch „unsere“ bleiben. Zwischen einer Zwangsräumung und einem 129 a/b-Verfahren klafft eine riesige Lücke unterschiedlicher Erfahrungswerte."
"Für uns bleibt die Frage explizit auf Berlin bezogen: braucht es immer ein spezielles Event, damit VIELE Menschen entschlossen gegen Repression auf die Straße gehen und sich ALLE angesprochen fühlen?!"
Weiteres großes Problem wird in den obigen Zitaten deutlich. Diese Demo war eine reine Szene-Veranstaltung, wurde von Anfang als solche beworben und war damit auch schon zum Scheitern verurteilt. Mir scheint es, als würde hier eine Arroganz der Berliner Szene zum Vorschein kommen, nach der sie Staatsfeind #1 sei und alleinig von "der" Repression getroffen wird. Alles andere, wie Zwangsräumungen seien kleine Problemchen der Normalbevölkerung und diesen wird sich nur mal gewidmet, wenn es sich für die linke populistische Politik eignet. Ein absolut falsches Verständnis von Repression, welches sich nur aufs Spektakel konzentriert und eine falsche Dichotomie zwischen linke Szene vs. Staat konstruiert. Was ist mit der Repression gegen Geflüchtete und Migrant_innen? Was ist mit der Repression im Schulalltag, warum wird die Schule nicht als repressive Institution verstanden und dort auch mobilisiert? Warum die Konzentration auf die paar politischen Gefangenen und die Entsolidarisierung mit allen anderen Knastinsassen? Warum dieser grottenschlechte Aufruf zu einem FLTI*-Block, der zwar berechtigt aber letztendlich entsolidarisierend in den eigenen Reihen ist und keinerlei Analyse von geschlechtsbezogener Repression (sexistische Übergriffe und Vergewaltigungen als gesellschaftliche Kriegsführung gegen FLTI*, sexistische Arbeitsteilung ) bietet? Wer soll den eigentlich damit erreicht werden? Wirklich FLTI* die von Repression betroffen sind und ihre eigene Stärke durchsetzen wollen oder eine handvoll linker Szene-FLTI* die sich nochmal zusätzlich zum eigenen Milieu abgrenzen wollen?
Das ganze Grundverständnis von Repression und das Selbstverständnis dieser Demo war und ist entsolidarisierend und musste als solches auch Scheitern.
Das richtige Verhältnis zur Repression, Gesellschaft und dem Staat ist der Angriff und der Aufstand. Das hat sich in den Nächten vor und nach der Demo schon gezeigt und dies kann als eine Stärke betrachtet werden. Damit es aber wirklich auch ein Aufstand wird, der sich auch die Straße aneignen kann und der auch offen für die Teilnahme vieler ist, muss sich einiges ändern, wenn nicht sogar komplett verworfen werden. Es braucht somit kein "Event" damit sich "ALLE" (aus der Szene) angesprochen fühlen, sondern ein grundsätzlich anderes Verständnis von Repression und subversivem Widerstand.
zum thema
des zu kurz gegriffenen verständniss von repression. ich denke nicht das das der fall ist. der auswertungstext (der im grunde genommen ja keiner ist, sondern nur eine stellungnahme, die auswertung wird noch länger dauern und ja zb. bei dem treffen erfolgen (vielleicht), stellt diese repressionsvorfälle gegen "die linke" zwar in den vordergrund, übernimmt damit aber meiner meinung nach nur die (falsche) einschätzung von anderen. die "repression ist..." und viele nicht in ihrem rahmen laufende aktionen und texte stellen ja die breite der repression in den vordergrund (zb. KOP oder eben auch die BVG sache). nicht das verständniss von repression ist zu kurz gegriffen, sonst hätte es die aktionen und texte ja nicht gegeben, sondern eher die mobilisierung. es gab viele gute sachen wie zb. die plakate oder auch die kreativen/künstlerischen aktionen im rahmen der mobi, aber dennoch ist es nicht genug. der_die die nicht die szeneblogs und vielleicht auch zeitungen lesen, werden von der demo keinen hauch mitbekommen haben. die texte sind schon richtig, die analysen vielleicht nicht ausgereift, aber sie erreichen einfach nicht genug.
mhm....
yep, könnt ich so "unterschreiben".....
das "olle konzept" mit der DEMO geht ht. so weit das "wir" uns sammeln und "die bullen" nur noch "einsammeln" müßen..... dabei begnügen Sie sich mit den (voher ausspionierten und vermeintl. köpfen) der demo, aka ORGA .... den authoritär verzogenen demo-mitlatscher nimmt man somit den kopf (an-führer- SIC!)
bessere - de-zentrale "sachen" wie kaufhausbesetzung #camout oder sich gg zwangsräumung (mit) zu machen ....
so was wird aber mit "groß-demo" (orga) zeit und raum genommen.... ich nenn das dass "VerDi Prinzip" der demoralisierung....
das macht auch netzpolitik.org mit seinen #klick dich zur #demokratie aka "netzpolitischer abend" .... also obs mit nem mausklick oder ner groß(kotz) demo schon jemals was verändert worden wäre.....
ja
Ja und warum nicht?
Wie hier schon geschrieben wurde lässt dieser Text sehr zu wünschen übrig, das ist nicht mehr als eine Kurzzusammenfassung ohne jegliche Reflektion.
Mehr Bullen als Leute
Kein Wunder das der Aktionstag gescheitert ist, wenn mehr Bullen als Menschen kommen.
Die Politik und Polizei hatte wirklich dick aufgefahren am 22.März. Eigentlich mit fast allem was sie so Bundesweit an ausgebildeten Schlägertruppen zu Verfügung hatten. Deswegen ist das vermeintliche Scheitern des Aktionstages nicht die Schuld verpeilter Orga oder fauler Aktivisten. Warum redet keiner über die krass gewaltätigen Cops die heftigen Festnahmen, sondern schieben das Scheitern in einer Selbstzerfleischung hin und her. Bei so einem Aufgebot und wenigen Leuten wäre jeder gescheitert.
Grüsse an die Leuts, wir sehen uns wieder.
Dünn, dünn, sehr dünn
Es ist ja schon einiges richtiges weiter oben zu diesem Text gesagt worden. Zieht mal das Gehetze und die Besserwisserei derjenigen ab, die eh kein Interesse an solchen Geschichten haben, oder nur Politik am Rechner machen, bleibt immer noch bei allen, die sich absolut solidarisch auf den 22. eingelassen haben, einfach nur ein ungläubiges Staunen, wie DAS jetzt nach über 2 Wochen ALLES sein soll, was ihr dazu zu sagen habt.
Das sowenig Leute zu der Geschichte gekommen sind, kann der Orga nicht vorgeworfen werden, dass nach dem 21.12. die Hoffnung da war, dass jetzt auf der Strasse auch mal wieder was geht und ihr deshalb im Vorfeld den Mund weit aufgemacht habt, auch geschenkt, hat ja auch was sympathisches, mal ne Ansage zu machen.
Die 17:00 Uhr Geschichte war für viele eh eher die Pflichtveranstaltung, nach Carlo Demo und Bullenkongress 2013 war aber die Erwartung da, dass um 22:00 was geht, was ja von der Oraga auch entsprechend gefüttert worden ist.
Das Desaster am Moritzplatz dann aber in 3 Sätzen abzuhandeln, ist echt unverschämt. Das es Gründe geben könnte (Sicherheit), nichts dazu sagen zu können, warum das angekündigte Signal nicht kam, es keine Strukturen gab, die pünktlich loslegten, all dies ist vorstellbar, dann müsstet ihr das aber auch so sagen. So bleibt nur eine Leere bei allen zurück und das Misstrauen greift weiter um sich.
Ebenso sagt ihr kein Wort zur Wahl des Ortes (die ausschließlich eure Wahl war). Keiner von uns ist begeistert zum Moritzplatz gegangen, wir haben uns einfach darauf verlassen müssen, dass ihr euch was dabei gedacht habt und Möglichkeiten gesehen habt, die wir nicht sahen. Die es dann aber vorort einfach nicht gab.
Die Bullen haben ebenfalls mit action gerechnet, sonst hätten sie nämlich die Sache auch so aufziehen können, dass ihnen praktisch alle relevanten Strukturen in Berlin ins Netz gegangen wären. Hier erwarte ich einfach weitere statement von euch zur Wahl des Platzes. Warum wieder 36 verstehe ich eh nicht. Schönhauser, Mitte, Neukölln am Samstagabend mit massig Ausgehvolk, lohnenden Zielen und keinen eingespielten Abläufen bei den Bullen, um nur drei Möglichkeiten zu nennen.
Wenn ihr nicht wollt, dass die kleinen Ansätze, die es in Berlin in den letzten Jahren gab (z.B. rund um den 1. Mai 2013), völlig umsonst waren, werdet ihr euch noch mal ausführlichesr äußern müssen. Dass es auf den offenen Versammlungen eine produktive Diskussion dazu geben wird, bewage ich zu bezweifeln, wenn ich mir anschauen, wer teilweise da so sitzt und wie die Dinger ablaufen....