Aufruf gegen die "Musikschau der Nationen" in Bremen (24.01.-26.01.): Wenn die Bundeswehr sich bei der Musikschau mal wieder volksnah und unblutig präsentiert, dann steht dahinter ein ganz klares Kalkül. Mit solchen und anderen „Wohltätigkeitskonzerten“ (wie im Herbst 2013 in der Glocke) und Hilfe bei Hochwasserkatastrophen wird Gemeinnützigkeit demonstriert. In die gleiche Stoßrichtung gehen auch symbolische Aktionen wie die Kooperation der Reservist*innen mit den Suppenengeln in Bremen. Ziel ist die positive Darstellung in der Öffentlichkeit, aber auch eine direkte Nähe zur Zivilgesellschaft, denn diese soll an die Bundeswehr gewöhnt werden. Zukünftige, wie auch vergangene, Auslandseinsätze brauchen nämlich vor allem eins: Akzeptanz an der Heimatfront.
Die Musikschau der Nationen wird in diesem Jahr schon zum 50.Mal in Bremen gefeiert. Vom 24. bis zum 26.Januar 2014 findet, organisiert vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK), “Europas größtes Blasmusik-Festival” in der ÖVB-Arena statt. Mit starker Unterstützung der Bundeswehr kommen hier Militärkapellen aus aller Welt zusammen.
Der VDK behauptet damit zur „Völkerverständigung“ beizutragen. Wie
das aussieht können wir ja sehen: Stereotype sollen “uns“, den
Deutschen, die fremden Kulturen näher bringen.
Sämtliche erlöse der Musikschau gehen an den VDK und seine angebliche „Friedensarbeit“.
Diese besteht darin international von jungen Menschen Kriegsgräber
putzen zu lassen. Aber man kann es wohl kaum Friedensarbeit nennen, jene
Orte zu pflegen, die doch gerade dazu da sind, Soldat_innen weiterhin
als Wohltäter_innen, Held_innen und tragische Opfer darzustellen und
nicht als Täter_innen und Verantwortliche, die sie sind.
Dabei wird bei der Musikschau gar nicht erst thematisiert, dass die
auftretenden Musiker*innen größtenteils Soldaten und Soldatinnen sind.
Die Musikschau soll, neben Auftritten und Werbung an Schulen, Jobcentern
und Kirchentagen, zu einem zivilen bürgernahen Image der Bundeswehr und
anderer Armeen beitragen: Ziel ist es, sich positiv dargestellt in der
Mitte der Gesellschaft zu verankern und damit Akzeptanz zu schaffen für
bereits stattfindende und zukünftige “Interventionen” und Kriege. Durch
eine steigende Präsenz im Inland und medienwirksame Auftritte wird über
die eigentliche Funktion einer Armee hinweggetäuscht. Die Verknüpfung
mit positiven Bildern, lässt Kriegsschauplätze und die Morde und
Grausamkeiten des kriegerischen Alltags der „Armee im Einsatz“ in den
Hintergrund geraten.
Sind wir im Krieg oder was?! Krieg als Fortführung der Politik mit anderen Mitteln
Seit Mitte der 90er Jahre wird die Bundeswehr zu einer international einzusetzenden Interventionsarmee umgebaut. Mit dem Wegfall der Wehrpflicht im vorletzten Jahr und der endgültigen Hinwendung zu einer reinen Berufsarmee wurde dieser Umbau nun fast vollendet. Damit ging auch eine Neuausrichtung der Funktion und der Aufgaben einher.
Weltweit bleibt es dabei, dass die Bundeswehr, wie schon in den
letzten Jahren, dazu genutzt wird deutsche oder, als Teil der NATO,
westliche Interessen durchzusetzen. Damit geht einher, dass
gesellschaftliche Strukturen in den Einsatzgebieten nach neokolonialer
Maßgabe aufgebaut werden. Den Menschen vor Ort wird dabei nicht
zugestanden selbst entscheiden zu können. In der Konsequenz bedeutet
dies, dass die ungleiche Verteilung von Gütern und Machtressourcen, die
der Kapitalismus eben mit sich bringt, weltweit aufrechterhalten und
westliche Privilegien gesichert werden.
Bundeswehr im Innern: Ziviles Militär oder militärische Zivilgesellschaft?
Im Inland wird daran gearbeitet die Bundeswehr in der öffentlichen
Wahrnehmung als zivil und gemeinnützig darzustellen, während die
Zivilgesellschaft im Gegenzug immer weiter militarisiert wird.
Sprachlich sind die Begriffe `zivil` und `militärisch` zwar Gegensätze
und damit unvereinbar, dennoch treiben Sicherheitspolitiker*innen die
Annäherung und Vermischung dieser Bereiche immer weiter voran.
Nach außen hin wird die Verstärkung von
“Zivil-Militärischer-Zusammenarbeit” (ZMZ) vor allem durch
Werbekampagnen und öffentlichkeitswirksamen Aktionen und Kooperationen
der Bundeswehr sichtbar.
Außerdem müssen seit der Umwandlung in eine „Freiwilligenarmee“ Jahr für
Jahr tausende Nachwuchssoldat*innen rekrutiert werden. Um das Dasein in
der Bundeswehr schmackhaft zu machen, tingeln die
„Karriereberater*innen“ daher durch Schulen und Jobmessen und zeichnen
ein möglichst attraktives Bild, so etwa im Herbst 2013 am
Kippenberg-Gymnasium. Wieder geht es um eine schönfärberische
Imagepflege.
Zivilgesellschaftliche Institutionen werden auf der anderen Seite immer durchdringender militärisch ausgerichtet und eingebunden. Seit einigen Jahren gibt es entsprechend in jedem Landkreis sogenannte Verbindungskommandos. Diese bestehen aus Reservist*innen, die nach Möglichkeit ranghohe Positionen in zivilen Bereichen wie der Kommunikation, Logistik, Energiewirtschaft, dem Finanzwesen, usw. inne haben. Zudem sitzen die Verbindungsoffiziere in den vormals zivilen Katastrophenschutzgremien. Die Bundeswehr beeinflusst so Planungen zur Gefahrenabwehr im Inneren zu ihren Gunsten, erstellt kontinuierlich Lagebilder der innerdeutschen Verhältnisse. Polizeiliche Aufgaben werden vermehrt dem Militär übergeben, die militärische “Lösung” sozialer Konflikte, sprich Aufstandsbekämpfung, vorbereitet.
Die Produktion von Wahrnehmung – die Legitimation von Krieg.
Im Kern der innerdeutschen Auseinandersetzung mit der Bundeswehr
steht das Anliegen positiv besetzte Berührungspunkte herzustellen.
Bilder von Soldaten, die Brunnen bauen und Mädchen in die Schule
begleiten, werden genutzt, um eine Identifikation mit der “eigenen”
Armee möglich zu machen. Gleichzeitig sind die Medien voll von “bärtigen
Islamisten”, “unterdrückten kopftuchtragenden Frauen”, “somalischen
Piraten” und “schwarzen Kindersoldaten”. Diese einseitige Darstellung
des “Anderen” konstruiert Feindbilder, von denen sich klar abgegrenzt
wird, während die eigene Nation, Kultur, Staatsform oder was auch immer
als überlegen und fortschrittlich betrachtet wird.
Diese Form der Meinungsmache spielt der Bundeswehr in die Hände, um
“vermeintliche Hilfeleistungen” und “humanitäre Interventionen” zu
legitimieren. Die Musikschau ist als ein Element dieser Meinungsmache zu
verstehen, ohne die Krieg nicht möglich wäre.
Marschieren – der letzte Schliff der Disziplinierung
Die Musikschau geht sogar noch über die ansonsten gängige Imagepflege
hinaus. Marschmusik wohnt eine Form der Macht inne, die auf die Körper
zielt. Marschieren dient der Disziplinierung der Körper, sie formiert,
dressiert, manipuliert.
„Schritt für Schritt hat man die Haltungen zurechtgerichtet, bis ein
kalkulierter Zwang jeden Körperteil durchzieht und bemeistert, den
gesamten Körper zusammenhält und verfügbar macht und sich insgeheim bis
in die Automatik der Gewohnheiten druchsetzt.“ (Michel Foucault,
Überwachen und Strafen, S. 173)
Und so ist jeder Schritt im vorgegebenen Takt ein Schritt zur
Unterwerfung. Mit passender Marschmusik wird bei der Musikschau der
Nationen die Unterwerfung und Eingliederung des Individuums in eine
militärische Formation unkritisch abgefeiert.
Bremen – Rüstungsstandort number one
Viele der internationalen Militärs, die im Januar zur Musikschau kommen, werden Bremen bereits kennen: als Rüstungsstandort. Nirgendwo sonst in Deutschland gibt es eine vergleichbare Dichte der Rüstungsproduktion. Die hier ansässigen Unternehmen, die teilweise schon für zwei Weltkriege Waffen lieferten, beschaffen den Kriegstreibenden der Welt so ziemlich alles, was sie brauchen: Satelliten und Drohnen für die Aufklärung, Elektronik für Marine und Heer, Schiffe, Flugzeuge, Ausrüstung… Firmen wie Rheinmetall, OHB, Atlas-Elektronik, EADS oder die Lürssen-Werft sind als „Global Players“ ganz groß im Geschäft. Und trotz Zivilklausel wird eng mit den Forschungseinrichtungen der Hochschulen zusammengearbeitet. Ob also in Sachen Rüstungsproduktion, -logistik oder -forschung: Bremen ist mordsmäßig produktiv.
Soldat*innen bleiben Mörder*innen! Bundeswehr aus dem Takt bringen! Die Musikschau als Kriegstreiberei angreifen!
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Kommt also zu den Aktionen gegen die Musikschau:
Flöten, Tröten, Töten! – Gib Krieg eine Chance! – Jubeldemo:
Wir wollen getreu dem Motto “Schlechtes Wetter, harte Zeiten – Für mehr
Militarismus fighten!” ein Zeichen setzen für mehr Krieg nach Innen und
Außen und mit einer kraftvollen Jubeldemo zur Musikschau der Nationen
die musizierenden Kameraden der Militär- und Polizeiorchster begrüßen.
Denn Krieg ist Frieden, das hat der Volksbund Deutsche
Kriegsgräberfürsorge schon völlig richtig erkannt. Wenn du auch denkst:
“Hör mir uff mit Humanität, so richtig geil werd ich nur bei Flecktarn.”
– komm vorbei und jubel mit uns! Hasspazifisten müssen leider zuhause
bleiben.
Samstag 25.01.2014 | 11:00 Uhr | Marktplatz
Anti-Kriegscafé vor der ÖVB Arena (Stadthalle):
Samstag 25.01.2014 | 13:00 bis 15:00 Uhr
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mehr Infos unter: liedvomtod.blogsport.eu
Gäste bekommen einen Eindruck
..von der Einstellung der Menschen in D. Spannend sicherlich, was:
navy.mil.za/navyband/izivunguvungu.htm
davon halten werden, wenn mal wieder Weiße versuchen, sie vom Musizieren abzuhalten...
Quatsch!
Na, da hat die Bundeswehr in Kooperation mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ja scheinbar alles richtig gemacht. Da kommen nun zum 50sten mal jedes Jahr die Militärs dieser Welt nach Bremen und betreiben ein Propaganda Fest was in diesen Ausmaßen und dieser Kontinuität seines gleichen sucht und du wirst durch diese angeworbene Band davon abgeschreckt etwas gegen die Musikschau zu unternehmen.
Damit ist für dich also jegliche Kritik an den mit teils rassistischen stereotypisch aufgeladenen Werbeplakaten der Musikschau, der Legetimierung von Krieg und der Unterstützung des geschichtsrevisionistischen Volksbundes hinfällig, oder wie?
Wenn du konsequent bist, dann musst du auch für Kriege wie den in Afgahnistan sein, schließlich werden dort ja auch ein paar Brunnen gebaut. Und wenn "wir" die weißen dort nicht ein bisschen rumbomben würden, dann hätten die Kinder ja weniger Brunnen.
Deine Rassismus-Unterstellung lässt sich also genauso gut umdrehen...