linksunten Archiv

Seit Oktober 2013 betreiben Reste des AB Mittelrhein die Facebookseite & Petitionskampagne „Justizskandal Koblenz“: Unter dem Vorwand, den Steuerzahler entlasten zu wollen, wird im Infotext der Facebookseite die Beendigung des, neben dem Münchner NSU-Prozess*, aktuell umfangreichsten Gerichtsprozesses gegen Nazi-Terror in Deutschland gefordert, sowie die sofortige Entlassung der sieben (aus Sicherheitsgründen) noch Inhaftierten AB Mittelrhein Neonazis. Im November wurde hierzu auch eine Petition gestartet und kräftig beworben.

In unregelmäßigen Abständen wird auf der Seite Propaganda gepostet, z.B. Kommentare des „Noie Werte“ Sängers, Blood & Honour Skinheads und Nazi-Anwalts Steffen Wilfried Hammer zum aktuellen Prozessgeschehen in Koblenz. Auch ein eingescannter Artikel aus der rechtsextremen Monatszeitschrift „Zuerst!“ wurde geteilt.

Am 19.12.2013 hielten die Seitenbetreiber vor dem Koblenzer Landgericht eine entsprechende „Mahnwache“ ab und verteilten Flyer. Über das Jahr verteilt gab es bereits zuvor mehrere ähnlich geartete Solidar-Aktionen, durchgeführt von JN-Kadergruppen.

Unterm Strich gesagt: Analog zu den Rheinwiesenlagerkampagnen, geht es den AB Mittelrhein Aktivisten auch hier wieder darum, nationalsozialistische Überzeugungstäter (diesmal sind sie es selbst) öffentlich als Opfer und Märtyrer zu verklären, indem kräftig auf die Tränendrüse gedrückt wird. Die Kampagne wird unter anderem von Paul Breuer vorangetrieben. 

Mitte Dezember 2013 verzeichnet die Seite 360 Fans. Hierbei handelt es sich in erster Linie um die „standhaften“ angeklagten Mitglieder des AB Mittelrhein selbst, sowie deren Verwandtschaft, Liebschaften und Froinde, in zweiter Linie um Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet, die zunehmend Interesse am Prozess zeigen.

Der wohl bestvertretene Familienname in den „Gefällt mir“-Angaben für „Justizskandal Koblenz“ lautet Dahl. Neben dem (medial bislang unerwähnten obwohl langjährigen) AB Mittelrheiner Michael Dahl selbst, bekunden auch ein Albert, ein Stefan und Franz-Peter Dahl aus Asbach im Niederwesterwald in Facebook öffentlich Gefallen an der rechten Propagandaseite.

Franz-Peter Dahl (CDU) ist Bürgermeister der Ortsgemeinde Asbach im Landkreis Neuwied (Rheinland-Pfalz) sowie Mitglied des Kreistags.

Informationen zu Michael Dahl:

Seit Mitte der 2000er sichten wir Michael Dahl (Jahrgang 1984) regelmäßig auf Naziaufmärschen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein Westfalen, oftmals als Träger von Transparenten, vereinzelt als Trommler und meist in trauter Gesellschaft bundesweit bekannter Nazi-Größen.

Im August 2007 aktivierte Dahl die URL ab-mittelrhein.info und betrieb von da an die Homepage des Aktionsbüro Mittelrhein mit der programmatischen Überschrift „Den Widerstand in deine Region tragen“.

Neben gezieltem Anti-Antifa-Aktivismus (diverse Brandstiftungen und gewalttätige Angriffe auf vermeintliche „Linke“ in Ahrweiler und Umgebung, Überfall eines Dresdner Wohnprojekts 2011, Montage eines Peilsenders unter einem PKW, konspirative Netzwerktreffen) konnte das AB Mittelrhein sich in den folgenden Jahren in der rechtsradikalen Szene durch die Organisation der großen NS-Trauermärsche in Remagen einen Namen machen. Weiterhin wurden rund um das braune Haus in Ahrweiler immer wieder Propagandaaktionen durchgeführt, in rauen Mengen Aufkleber mit Parolen wie „Nationaler Sozialismus jetzt!“ im Rheinland verklebt und sich aktiv / organisatorisch an zahlreichen Demonstrationen im gesamten Bundesgebiet, sowie an Aufmärschen der „Unsterblichen“ beteiligt.

Dahl war während dieser Zeit als Student an der Universität Koblenz eingeschrieben. Hier konnte er unbehelligt als Diplom-Informatiker abschließen und sich im universitären Rahmen alle Fähigkeiten aneignen, die zum professionellen Betreiben von Internetportalen und Peilsendern (siehe oben) nötig sind.

Im Frühling 2012 wurde Michael Dahl in Asbacbonnh im Niederwesterwald aufgegriffen, den Rest des Jahres verbrachte er anschließend in Untersuchungshaft. Dahl ist einer der noch über 20 Angeklagten im Prozess am Koblenzer Landgericht gegen die Neonazi-Vereinigung Aktionsbüro Mittelrhein, deren Urteile vermutlich in 2014 gesprochen werden. Seit geraumer Zeit auf freiem Fuß, fiel er uns in 2013 nun wieder durch Aktivitäten im Zusammenhang mit der neu gegründeten JN Ahrtal, der jährlichen Rheinwiesenlagerkampagne sowie der Kampagne „Justizskandal Koblenz“ auf.

Michael Dahl zählt zu den Standhaften im Gerichtsprozess  gegen das AB Mittelrhein. So pflegt er nach wie vor den persönlichen Kontakt zu einschlägig bekannten Kameradschafts-Nazis (z.B. Paul Breuer, André Plum, und Rene Laube), sowie den linksrheinischen ABMR-Kräften  (z.B. Marc Michels und Stefan Wald).

Nach eigener Auskunft belegt er seit Herbst 2013 einen Masterstudiengang an der Hochschule Koblenz.

Wir raten euch vor Ort wachsam zu bleiben und freuen uns über Rückmeldungen oder eventuelle Ergänzungen.

Antifaschistische Grüße!

________________________________________________________________

* Diverse personelle Überschneidungen, die Verteidigungs-Anwälte der beiden

   Prozesse betreffend, wurden bereits an anderen Stellen offen gelegt.