Hammerskins in der Ostschweiz
Zum Abschluss unserer Adventsreihe zu den Hammerskins wenden wir unseren Blick dem Osten der Schweiz zu. Die Regionen Zürich und St. Gallen bilden seit Jahrzehnten einen Schwerpunkt beider bekannter Neonazi-Netzwerke, "Blood & Honour" und "Hammerskins". Mehrere Ur-Mitglieder der Letzteren wie Patrick Erni, Marcel Hufschmid und Reto Wäckerlig haben sich in dieser Region häuslich eingerichtet. Während vom 37-jährigen, dreifachen Familienvater Hufschmid, dessen Hochzeitsfoto der Hammerskins bereits viele antifaschistische Publikationen schmückte - nicht mehr viel zu hören ist, ist der in St. Gallen wohnhafte, gelernte Elektromonteur Patrick Erni um so aktiver. Unter dem Pseudonym Abyssus ist er einer der tonangebenden Köpfe im Hammerskin-Forum. Wie Friso (vgl. Teil 1) verfügt auch er über gute internationale Kontakte, unter anderem zum bekannten Thüringer Neonazi Thomas Gerlach. Seine abstrusen Ideen verbreitet Erni übrigens auch auf einem eigenen Blog, dessen Adresse hier jedoch keine Erwähnung wert ist. Sowohl Erni als auch Hufschmid waren am bereits mehrere Male erwähnten Hochdorf-Überfall 1995 beteiligt.
Der mit 36 Jahren nur wenig jüngere, bei der Brauerei Schützengarten als Brauer tätige Reto Wäckerlig, hat sich in der Hierarchie der Hammerskins hoch hinauf gearbeitet. So vertritt er des öfteren das Schweizer Chapter an überregionalen Treffen und nützt mitunter auch seine guten Kontakte zu den Hells Angels, um interne Probleme zu lösen. Die Hammerskins und die Hells Angels spannten beispielsweise auch im Herbst 2012 zusammen, um die ihnen unliebsame Konkurrenzgruppe namens "Nordic Brotherhood" zur Auflösung zu zwingen. Wäckerlig ist ausserdem nach wie vor bei der Freiwilligen Feuerwehr in St. Gallen aktiv, wo er sich jedoch mit der Funktion eines "Soldaten" begnügt.
Ebenfalls zur alten Garde kann die hammerskinnahe Band Vargr I Veum gezählt werden, welche am 13. April diesen Jahres auch im Absolut Pub auftrat (vgl. Teil 2). Der Gossauer Maler und Gitarrist der Band, Pascal Zarka, gehört wie Erni und Hufschmid zu den Hochdorf-Tätern. Der Götti seiner Tochter, Band-Kollege Dirk Haase, stammt ursprünglich aus Bayern und übt sich seit mehreren Jahren als Landschaftsgärtner und Holzskulpturenschnitzer in der Schweiz. Das langjährige Hammerskin-Mitglied pflegt beste Kontakte zur rechtsextremen Szene Bayerns sowie zu Stallhaus Germania und Schweiz. Diese feierten teilweise gemeinsam mit Vargr I Veum in deren Übungsraum in der Teigwarenfabrik in Kradolf (TG).
Mit Markus Bieri, Andreas Egli und Florian Gerber existiert auch in der Ostschweiz eine jüngere Garde. So erstaunt es nicht, dass die zweite bekannte Schweizer Crew38-Sektion in der Ostschweiz beheimatet ist. Sie organisierten unter anderem am 18. Februar 2012 ein Balladenkonzert mit der bekannten Rechtsrock-Band Act of Violence in der Nähe von Sargans. Eine der aktiven Kräfte der Crew38 Ostschweiz war lange Zeit der 24-jährige Florian Gerber aus Herisau (AR), bevor er im Herbst 2013 zum Member der SHS aufstieg. Der aus Müllheim (TG) stammende und mittlerweile in Frauenfeld (TG) wohnhafte Andreas Egli arbeitet als Monteur bei der Wolffkran Schweiz und hat nach eine lange Anwärterzeit den Sprung zum Member doch noch geschafft. Auch der in Hombrechtikon wohnhafte, 28-jährige und mit Spitznamen "Schweps" genannte Bieri, welcher im Frühjahr 2011 zum Prospect ernannt wurde, ist mittlerweile Vollmitglied der selbsternannten Bruderschaft. Alle drei sind regelmässig an rechtsextremen Aufmärschen oder internationalen Konzerten anzutreffen.
Das Schweizer Chapter, welches wir mit diesen vier regionalen Berichten etwas beleuchtet haben, hat zudem als Gründungschapter der Hammerskins in Europa eine Sonderrolle inne. So sind sie auch für die Betreuung des Crew38 Chapters in Russland zuständig. Trotz der Sanktionen nach dem Hochdorf-Überfall 1995 verfügt das Schweizer Chapter über eine hohe Kontinuität und Beständigkeit. Obwohl der elitäre Kreis der Mitglieder bewusst klein gehalten wird, wurde in den letzten Jahren mit den beiden Crew38-Sektionen in der Romandie und der Ostschweiz erfolgreich wieder vermehrt Nachwuchs gefördert. Die SHS gibt sich allerdings Mühe, weder öffentlich aufzutreten, noch negativ aufzufallen. Missliebige Personen werden - teilweise unter dem Druck anderer Chapter - aus der Bruderschaft ausgeschlossen, so geschehen mit Benjamin Haas, welcher am Hammerfest 2012 in Toul zum wiederholten Male für Ärger sorgte.
Die ausserordentlich hohe Vernetzung der Hammerskins ist kein Zufall, sondern wird aktiv gepflegt. Regelmässig finden europaweite Treffen statt, wo sich Delegierte aller Hammerskin-Chapter zusammenfinden. An internationale Konzerte und Hammerfeste, auch in den Vereinigten Staaten, werden Abgeordnete geschickt. Anwärter müssen andere Chapter besuchen, bevor sie zum Member ernannt werden können. Und als Member werden nur auserwählte Personen nach Durchlaufen des mehrjährigen Aufnahmeverfahrens akzeptiert. Nur wer Member ist, darf schliesslich das Symbol der gekreuzten Hämmer gegen aussen verwenden.
Diese strikten Aufnahmerituale, die enge Zusammenarbeit in ganz Europa und gar Übersee, die klandestine Organisation gepaart mit der rassistischen Ideologie des Strebens nach einer "reinen weissen Rasse", machen die Hammerskins zu einer äusserst gefährlichen Organisation, welche auch vor Gewalttaten nicht zurückschreckt.
Aus diesen Gründen werden wir nicht ruhen, und ihre Mitglieder, Anwärter, Hangarounds und Supporter auch weiterhin aufs Genaueste beobachten und zum geeigneten Zeitpunkt an die Öffentlichkeit zerren.
Kein Vergeben, kein Vergessen - Nazis haben Namen und Adressen.
Bis nächstes Jahr
Advent Antifa
Zur Ostschweiz
Was ist eigentlich aus den Sauf-und-Prügel-Skins aus dem Raum Landquart geworden?
Haben die aufgehört Nazi zu spielen oder sind die irgendwie in diese Strukturen eingebunden worden?