Am 29.11.2013 findet nicht nur das ausverkaufte Konzert der völkisch-nationalistischen Band Frei.Wild in Hannover statt, sondern auch ein Grauzone-Konzert der Bands Suspekt (Einbeck), Inform (Wolfenbüttel) und Tollschock Therapie (Wernigerode). Im Folgenden wird über die Bands berichtet.
SUSPEKT
nennen sich auch "the shame of Einbeck".
Mit Texten, wie "wir wollen nicht gefallen" versuchen sie sich als "unpolitisch" zu positionieren.
"Wir wollen euch nicht gefallen.
Niemals eure Meinung teilen.
Auch wenn ihr es nicht versteht
Wir gehen unsren eignen Weg.
Blut und Chaos wollen wir nicht,
Wir Steineschmeißer das passt nicht.
Sind nicht politisch engagiert,
Weil es uns nicht interessiert.
Es wird Zeit, dass was passiert
Die Fäuste in den Himmel ragen.
Dass der Asphalt bebt
Und die Straße lebt.
Auf unsrer Fahne steht bloß Spaß
Nicht R.A.C. oder Antifa
Wir bleiben nur uns selber treu
Immer wieder Oi! Oi! Oi!
Wir brauchen kein „join the underground“
Wir brauchen kein „good night white pride“
Wir wissen genau für was wir stehen
Und auf welchen Weg wir gehen."
Ein Text mit dem typischen Widerspruch einer "rebellischen","unpolitischen" Band. Die Textzeilen "Es wird zeit,das was passiert", "sind nicht politisch engagiert" wirft die Logikfrage auf:
Wie soll eine gesellschaftliche Veränderung entstehen ohne politisches Engagement ?
Das sogar die Aussage "Good Night White Pride" als nicht brauchbar angesehen wird, zeigt eine besondere "Qualität" der Darstellung von Suspekt.
Die Abgrenzung nach rechts verläuft äußerst problematisch. So wurde ein Interview dem NaziSkinhead-Fanzine Stolz&Stil gegeben (A). In der (polemischen) Recherche "Markus auf Abentoierfahrt" wird über Verbindungen der Band in die Grau-/Braunzone berichtet (B).
INFORM
spielten in Braunschweig beim Löwenlärmfestival (Schusterjungs, Brutal De Luxe, InForm) am 07.05.2011, bei der der Neonazi Johannes Welge (C) den Hitler-Gruß auf der Bühne zeigte (D).
Inform bezeichneten zuerst diesen Konzertabend auf ihrer Homepage als ein "grandioses Fest". Bei einem Folgegig mit OHL am 17.02.2012 am gleichen Veranstaltungsort spotteten sie über einen OireSzene-Bericht, der über das Geschehene berichtete in einer Ansage und mit einem "eure-Zähne"-T-Shirt des Gitarristen (E). Hitler-Gruß war kein Problem.
Nachdem dieses Thema größere Kreise schlug, überwand die Band sich nach !2 Jahren! und vielen weiteren Grauzone-Aktivitäten im September 2013 ein "Statement: InForm distanziert sich von Extremismus"(F) auf ihrer Homepage zu veröffentlichen.
In diesem Statement wird von "einem Hitler-Gruß im Publikum" gesprochen.
Fakt ist, dass der Hitler-Gruß auf der Bühne ausgeführt wurde und der "Grüßer" ein organisierter Neonazi ist, der auch in der regionalen Oi!-Szene integriert ist (G). Z.B. gehört er zu dem Bekanntenkreis des Löwenlärm-Veranstalters Ecki V., wie z.B.
Fotos der Band Moiterei belegen.
Ein Foto, dass den Inform-Sänger im Runen-Polo-Hemd vor einer Reichskriegsfahne zeigt, wird im Statement als rechte Jugendzeit dargestellt. Scheinbar gab es etwas Szenegerangel im radikal rechten Bereich, die zur Veröffentlichung im Netz führten.
Im Statement wird auch angebracht,dass die Band sich solidarisch erkärt mit Bands,"die ähnlichen Repressalien ausgesetzt sind". Als Folge ließ sich die Band in die Liste des "Grauzone-Rock'n'Roll"-Bogs eintragen.
Dieser Blog äußert sich u.a. folgendermaßen:
"Wir heissen ja nicht OireSzene, die sich mit ihren faschistischen Methoden anonym verstecken, weil sie zu recht Angst haben müssen, auf´s Maul zu kriegen, sondern Grauzone Rock n Roll, darum wollen wir einmal kurz Gesicht zeigen." (G) In dieser Passage zeigt der Wolf im Schafspelz mal kurz sein wahres Gesicht und droht klar mit Gewalt.Eine Aussage, die sich auch im Band-Merchandising von Inform wiederpiegelt.(H)
Inform sind auch auf dem SKINS & PUNX-Action Tour Sampler Vol.I vertreten.
Über den Ersteller dieses Samplers wurde folgende Rechercheergebnisse bei linksunten veröffentlicht:
"Peter Trautmann besuchte, nach einem längeren Gefängnisaufenthalt, ab ca. 2007 Spiele des damaligen FC Sachsen Leipzig. Dort schloss er erste Kontakte zu der Hooligantruppe "Metastasen". Im Jahr 2007 fiel Trautmann erstmals durch gewalttätigeAktionen gegen Linke in Connewitz auf. Im Werk 3, einer Kneipe am Connewitzer Kreuz, wurde eine Person, die er und seine Begleiter als links eingestuft hatten, tätlich angegriffen. 2008 fiel er bei einem Europameisterschaftsspiel, das ebenfalls in einer Lokalität am Connewitzer Kreuz übertragen wurde, durch das Absingen rassistischer Texte auf.
Im Jahr 2009 beteiligte sich Peter Trautmann an einem Überfall auf Fussballfans der BSG Chemie Leipzig.
An dieser Aktion waren neben den "Metastasen", auch Hooligans des 1. FC Lokomotive Leipzig und organisierte Neonazis des "Freien Netz" beteiligt. Anfang des Jahres 2010 provozierte Trautmann, bekleidet mit einer Thor Steinar-Hose und einem "Kategorie C"-Shirt, aufgrund von Nazisprüchen eine Schlägerei, abermals im Werk 3 . Diese brachte ihm erneut neun Monate Gefängnis ein. Seit 2011 versucht Trautmann verstärkt Menschen, über das Veranstalten von Parties und über gemeinsame Konzertbesuche, für sich zu gewinnen. Hierzu nutzt er das Label "Skins & Punx Action Tour", das neben verschiedenen Bekleidungsartikeln seit neuestem auch einen Musiksampler verkauft. Da bei den Verkäufen weder eine Steuernummer, noch ein Impressum angegeben wird, kann davon ausgegangen werden, dass Trautmann kein Gewerbe hierfür angemeldet hat. Aktuell versucht Peter Trautmann einen eingetragenen Verein zu gründen, der nach eigenen Aussagen vor allem als Organisator von Feiern und Konzerten auftreten soll." (I)
Foto Peter Trautmann mit "Kategorie C"-T-shirt (J). Wo ist die Abgrenzung nach rechts ? Es wird eher eine Masche deutlich, rechte Aktivitäten zu tarnen.
TOLLSCHOCK THERAPIE
sind auch in die SKINS & PUNX-Action Tour einbezogen. Ein Konzert in Halberstadt im Rahmen der SKINS & PUNX-Action Tour am 05.10.2013 wurde abgesagt nach folgendem Recherche-Bericht :
http://harzinfo.blogsport.de/2013/09/25/halberstadt-rechtsoffenes-konzer...
Das Konzert dieser Bands im Musiktheater Bad am 29.11.2013 läuft ausgerechnet unter dem Label "CHAOS KONZERT #2", obwohl ja gerade Supekt entlarvend in ihrem Text "Chaos wollen wir nicht" singen. Denn sie wollen alles schön geordnet und "antiextremistisch".
Im Werbetext des Musiktheaters Bad heißt es:
"Nach dem großen Erfolg des CHAOS KONZERTs anläßlich des 30-Jährigen Jubiläums der Chaos Tage mit den Abstürzenden Brieftauben, Kein Hass Da und weiteren tollen Bands, wollen wir den Spaß doch glatt fortsetzen."
In der Originalbesetzung der "Abstürzenden Brieftauben" spielte der Sohn des linksradikalen Kabarettisten Dietrich Kittner mit. Extremismustheoretische Spielereien von Grauzone-Bands hätten da keinen Platz gehabt.
Die Bands, die am 29.11.2013 im Bad spielen, kommen aus einer Kultur, die Bands wie Böhse Onkelz etc. in den 80ern begründete. Dass diese damalige Entwicklung äußerst problematisch war und ist, sagt sogar der heute bei "Kein Hass Da" singende, manchmal "etwas querfrontelnde" Chaostage-Kenner Karl Nagel:
Nachzulesen in seinem blog :
http://www.karlnagel.de/wp/blutige-gesichter-lustige-glatzen-alles-freunde/
(A) Bild 1
(B) https://linksunten.indymedia.org/de/node/95556
(C) http://antifacafebraunschweig.blogsport.eu/files/2012/09/Achtung-Nazi-Jo...
(D) https://linksunten.indymedia.org/de/node/80595
(E) Bild 2
(F) http://inform-band.de/statement-inform-distanziert-sich-von-extremismus-2/
(G) Bild 3
(G) http://grauzonerocknroll.jimdo.com/
(H) Bild 4
(I) https://linksunten.indymedia.org/node/93653
(J) Bild 5
[UPDATE] ABSAGE Konzert 29.11.
Der Veranstaltungsort Musiktheater BAD Hannover hat laut seiner Homepage mit folgendem Statement das Konzert am 29.11.2013 abgesagt (Quelle: http://www.musiktheater-hannover.de/veranstaltungen/november/ )
STELLUNGNAHME
Das „Chaos Konzert #2“ ist abgesagt!
Am 29. November 2013 sollte bei uns im Musiktheater Bad ein Konzert mit den Bands SUSPEKT, INFORM und TOLLSCHOCK THERAPIE stattfinden. Die Bands wurden uns gegenüber vom Veranstalter als unpolitisch eingestuft. Diese Ansicht vertritt der Veranstalter auch gegenwärtig.
Aufgrund der Reaktionen auf das geplante Konzert, die die Bands in die sogenannte „Grauzone“ einordnet, sagen wir das Konzert hiermit ab. Wir als Betreiber des Bads haben ein linkes Selbstverständnis und wollen Bands, die auch nur annähernd im Verdacht stehen, nationalistische, völkische oder gewaltverherrlichende Ideale zu vertreten, in keinster Weise eine Plattform bieten. Damit möchten wir auch deutlich Stellung gegen jegliche rechte Machenschaften beziehen.
Kultur-Pool e. V.