Alltagsrassismus in Berlin-Kreuzberg- Hinsehen und öffentlich machen!

Ladenlokal "Zum goldenen Krümel"

Auch in dem von Stadtpolitik, Medien sowie einer breiten Öffentlichkeit als „alternativ“ und „links“ bezeichneten Stadtteil Berlin-Kreuzberg existiert ein gesellschaftliches Klima, in dem Rassismus auf der Tagesordnung steht. Die Betroffenen des Alltagsrassismus sind dabei häufig mit Akzeptanzräumen konfrontiert, welche Rassismus ignorieren und somit letztendlich tolerieren und in der logischen Konsequenz fördern.

Die mediale Hetze gegen das Refugee Camp am Oranienplatz sowie gegen die Besucher_innen des Görlitzer Parks seitens der BZ und ihrem medialen Hassprediger Gunnar Schupelius ist dabei nur die Spitze einer Strategie der gesellschaftlichen Ausgrenzung, welcher sich People of Colour auch in grün-links-alternativen Sozialräumen ausgesetzt sehen.Wegschauen, leugnen und damit letztlich genau jene ausgrenzenden und diskriminierenden rassistischen Zustände zu akzeptieren, scheint die Devise zu sein. Die Furcht vor der sozialen Deklassierung fruchtet derzeit in neuen rassistischen Kampagnen (nicht nur) neonazistischer und rechtspopulistischer Parteien- und in einem gesellschaftlichen Klima, in welchem der genannte Alltagsrassismus immer weiter um sich greift. Aus Besorgnis vor Einbußen im Tourismussektor und einem diffizilen Investitionsklima für ausländischer Investor_innen, kaschieren die politischen Akteure in Berlin seit Jahren dieses Problem mit plakativen Imagekampagnen, bspw. im Rahmen von „be berlin“.

Rassismus in Kreuzberg? „Der Fall Carol*“    

Als  Beispiel alltagsrassistischer Erfahrungen von People of Colour in Berlin, ist uns von Carol* ein Bericht über Erfahrungen zugänglich gemacht worden, welche sich erst vor wenigen Wochen in Berlin-Kreuzberg ereigneten, wo sie als Kellnerin arbeitete. Nachdem sie die nun folgenden Ereignisse gegenüber der Opferberatung „ReachOut“ berichtete, möchten wir uns nun solidarisch mit der Betroffenen erklären und den Vorfall veröffentlichen.
In den Räumen des Lokals „Zum goldenen Krümel“ (Dieffenbachstraße 69, 10967 Berlin), verkehrt ein Stammgast, welcher durch Äußerungen wie „Hallo, schöne Blonde“, „ Oh heute ganz in schwarz - man sieht dich ja gar nicht - kannst ja glatt als dein eigener Schatten durchgehen“ und „Warste im Urlaub- oder was? Bist ja so braun geworden“ aufgefallen ist. Als die Betreiberin des Cafés von der Betroffenen auf die rassistischen Äußerungen  hingewiesen wurde, relativierte sie dies umgehend und meinte, Carol* solle dies nicht so eng sehen und wies auf die „spezielle Art von Humor“ des Gastes hin. Das Arbeitsverhältnis wurde aus diversen Gründen nach einiger Zeit beendet. Als Carol* nach der Kündigung nochmals das Ladenlokal aufsuchte, traf sie auf die Betreiberin, einen Bekannten und dem Stammgast, welcher sie wie folgend ansprach:

„Na, schöne Blonde, wie höre, regst Du Dich hinter meinem Rücken über mich auf. Das ist wohl der Dank, wenn es einer gut mit Dir meint. Dir gefällt's nicht, wenn ich Dich „schöne Blonde“ nenne? Na dann hätt' ich da 'nen neuen Namen für Dich: Bimbo.“


Alle drei Beteiligten konnten sich nach dem Bericht der Betroffenen nur schwer das Kichern verkneifen und baten die Betroffene aus dem Lokal. Verärgert über die rassistischen Beleidigungen, informierte sie Freunde und Bekannte über ein soziales Netzwerk über den Vorfall. Besorgt von den Entrüstungen und den Solidaritätsbekundungen, die Carol* erhielt, rief ein Bekannter der Betreiberin an und verharmloste die rassistischen Bezeichnungen, denn er habe nach eigenem Bekunden nachgeschlagen und herausgefunden, dass die Bezeichnung „Bimbo“ legitim und eher positiv behaftet sei.

Fight Racism – auch im Alltag!

Die hier berichtete Erfahrung stellt nur ein Fall alltagsrassistischer Vorkommnisse dar, mit denen People of Colour sich permanent auseinandersetzen müssen.
Wer aus den vergangenen rassistischen Pogromen und den aktuellen rassistischen Wahlprogrammen eines großen Teils der etablierten Parteien seine Lehren zieht, darf die Augen nicht vor dem virulenten Alltagsrassismus verschließend.
Rassismus bekämpfen heißt vor allem seine Grundlagen im Alltag anzugreifen.

Wir fordern daher von den Betreiber_innen des Lokals „Zum goldenen Krümel“:
eine sofortige Entschuldigung bei der Betroffenen sowie ein verbindliches und klares Statement zu Rassismus, auch gegenüber des genannten Stammgastes und allen weiteren Gästen.
 
Wir, die „Solidaritätsgruppe Carol“, empfehlen bis zu einer weiteren, vernehmbaren Reaktion der Betreiber_innen, das Lokal zu meiden und den vorliegenden Bericht breiter zu publizieren.

Berlin, den 08.09.2013

(*Der Name der Betroffenen ist der Soligruppe bekannt)

Bei Fällen rassistischer, neonazistischer und antisemitischer Gewalt empfehlen wir dringend die Kontaktaufnahme mit der Opferberatungs- und Bildungsstelle ReachOut:

www.reachoutberlin.de

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Schade, daß sie nicht gesagt hat, "wenn schon Bimba" und ihm in die Fresse getreten hat. Wie sieht's denn aus mit dem Hit von YELLO "Bimbo", könnt ihr den mal übersetzen, weil auflegen tue ich den eh manchmal, bin mir aber unsicher.

Zeche prellen in 61 macht allerdings eh richtig Spass. Davon ab, ist das sicherlich kein Einzelfall. Man braucht nur mal gewissen Schlauchern vorm Bankautomat zuzuhören, was die für Kommentare raus hauen, wenn man nicht ruckzug Kohle raus haut. In der taz gab es mal vor 2,3 Jahren mit einer bekannten Sängerin ein Interview über den Alltagsrassismus, der ihr so täglich widerfährt.

Ihr müßt mal mit Griech/innen reden, was denen so alles widerfährt, da paart sich dann der Rassismus glatt noch mit Sexismus übelster Sorte, so von wegen  "Icke als Steuerzahler, hab bei dir nen Nümmerchen offen" UND DAS GIBT'S vermehrt!