[S] Pro Deutschland scheitert in Heslach

Brachliegender Bahnverkehr in Heslach

Die Rassisten der Kleinstpartei „Pro Deutschland“ wollten heute im Rahmen ihrer Wahlkampftour Stuttgart besuchen. Ihre am Nachmittag vor zwei Moscheen angesetzten Kundgebungen wurden durch antifaschistische Proteste begleitet. Die Polizei versuchte mit einem massiven Einsatz der selbsternannten „Bürgerbewegung“ ihre Tour zu ermöglichen. Mehrere hundert AntifaschistInnen blockierten erfolgreich die Einfahrt der Rassisten in den Stadtteil Heslach, wo diese eine Kundgebung vor dem Linken Zentrum Lilo Herrmann angekündigt hatten. Anderthalb Stunden nach dem ursprünglich angekündigten Kundgebungsbeginn wurde der für die Rassisten abgesperrte Bereich auf dem Erwin-Schöttle-Platz durch GegendemonstrantInnen geentert.

 

Rassistenkundgebung und Proteste in Bad Cannstatt und Botnang


Im Stadtteil Bad Cannstatt demonstrierten rund hundert Menschen gegen das traurige Häuflein extrem Rechter. Diese hatten ein interkulturelles Zentrum, in dem unterschiedliche Religionsgemeinschaften Räume nutzen, als „schwarzen Fleck“ ausgemacht. Anschließend zogen die Rassisten weiter nach Stuttgart-Botnang, heftiger Regen vermasselte ihnen hier die Tour.

Sie konnten keinerlei Außenwirkung entfalten und waren überall entschlossenen Gegenprotesten ausgesetzt.

 

Auftakt der Proteste am Linken Zentrum Lilo Herrmann


Bereits ab 16 Uhr, also drei Stunden vor der angekündigten Rassistenkundgebung, sammelten sich AntifaschistInnen vor dem Linken Zentrum Lilo Herrmann. Aus den Fenstern wurde antifaschistische Musik gespielt und es wurden kurze Redebeiträge verlesen. Gegen 17:45 Uhr formierte sich eine Spontandemonstration in Richtung Erwin-Schöttle-Platz. Hier hatte die Polizei eine Art Käfig für die Rassisten aufgebaut und verteilte großzügig Platzverweise an alle, die nach Protest aussahen. Die Spontandemonstration wurde nach etwa hundert Metern, auf halber Strecke, gestoppt. Auf unterschiedlichen Wegen gelangen immer wieder entschlossene Antifas in Richtung Erwin-Schöttle-Platz, beziehungsweise auf die möglichen Anfahrtsrouten. Einer größeren Gruppe gelang es einen Blockadepunkt auf der Schickhardtstraße, die der direkte Anfahrtsweg von Botnang gewesen wäre, zu errichten. Insgesamt beteiligten sich rund 400 Menschen an den Protesten in Heslach.

 

Rabiater Polizeieinsatz gegen AntifaschistInnen


Insbesondere am Blockadepunkt in der Schickhardstraße offenbarte sich das Einsatzkonzept der Polizei. Durch ein massives Aufgebot und Gewalt sollte antifaschistischer Protest unterbunden werden. So wurde ein Großteil der Blockade unter Schlagstockeinsatz gekesselt. Etwa 30 Personen wurden vorort in Gewahrsam genommen. Auch an anderen Orten ging die Polizei immer wieder massiv gegen Demonstrierende vor und verhielt sich in keiner Weise deeskalierend.

 

Stuttgarter Polizei und „Pro Deutschland“ scheitern in Heslach


Die Blockaden der Zugangsstraßen zum Erwin-Schöttle-Platz konnten bis 20:30 Uhr blockiert werden. Anschließend zog die Polizei einen Teil der Einsatzkräfte zurück. AntifaschistInnen nutzten die Gelegenheit um den „Käfig“ zu entern und den Platz zu besetzen. Die Polizei gab über ihren Lautsprecherwagen bekannt, dass „Pro Deutschland das Stadtgebiet Stuttgart verlassen“ habe und bat darum „die Aufräumarbeiten nicht zu behindern“. Die AntifaschistInnen feierten den Erfolg der Proteste und zogen anschließend mit Parolen wie „Rassisten raus aus unserem Viertel“ und „Hoch die internationale Solidarität“ zum Linken Zentrum Lilo Herrmann. Hier sorgten „Die Versorger“ (eine linke Kochgruppe, die insbesondere den S21-Widerstand, sowie diverse antifaschistische Veranstaltungen bekocht hat) für Speis und Trank.

 

Vorläufiges Resümee der Proteste


Das Antifaschistische Aktionsbündnis Stuttgart und Region wertet den Tag als deutlichen Erfolg. Trotz massivem Polizeieinsatz und über 30 Festnahmen ist es gelungen, die Rassisten von „Pro Deutschland“ an der Einfahrt nach Heslach zu hindern, so konnten diese ihre Kundgebung gar nicht erst durchführen. Insbesondere die Breite der Mobilisierung und die Solidarität der verschiedenen Spektren auf der Straße bietet eine gute Basis für zukünftige Proteste gegen rechte Umtriebe in Stuttgart. Trotz des antifaschistischen Erfolges des heutigen Tages darf nicht vergessen werden, dass sowohl am heutigen Tag, als auch in den vergangenen Wochen AntifaschistInnen massiven Repressalien ausgesetzt waren. Verwiesen sei an dieser Stelle auch auf die Erklärung der Roten Hilfe Stuttgart zur Fahrzeugbeschlagnahmung und den Hausdurchsuchungen vor knapp zwei Wochen.

 

Durch Zusammenhalt können wir effektiven Widerstand gegen rassistische und faschistische Umtriebe organisieren. Durch Solidarität können wir die Schläge der Repression abfedern und nutzen um an eigener Stärke zu gewinnen. Durch Organisierung können wir die eigene Seite aufbauen und an Stärke gewinnen.

 

Egal wie und wo die Faschisten, Rassisten und reaktionären Kräfte auftreten, wir werden im Rahmen unserer Möglichkeiten Widerstand organisieren! Der heutige Erfolg war ein motivierendes Erlebnis hierfür, auch im Hinblick auf den Naziaufmarsch am 12. Oktober in Göppingen und zukünftige Versuche rechter Kreise in Stuttgart und der Region Fuß zu fassen.

 

Alerta Antifascista!

 

Antifaschistisches Aktionsbündnis Stuttgart & Region

6. September 2013

 

 


 

Vorläufige Bilanz des Ermittlungsausschusses


Der Großteil der Festnahmen erfolgte im Rahmen des Polizeikessels in der Schickhardstraße. Ein Teil der hier Festgenommenen wurde bereits vorort wieder entlassen. 21 Personen wurden zwar zur Gefangenensammelstelle in der Hanemannstraße verbracht, dort jedoch an der U-Bahn-Station (Bahnfahrzeit nach Heslach 25 Minuten) entlassen. Zwischenzeitlich wurden alle Festgenommenen freigelassen.

 

 


 

Bericht der Demosanitäter

 

Es kam zu mehreren Verletzten. Drei Personen wurden durch die Demosanitäter behandelt. Ausserdem wurden mehrere Personen durch Schlagstockeinsatz geschädigt.

 


 

Vielen Dank an die Beobachternews die Demosanitäter, den Ermittlungsausschuss Stuttgart, das Linke Zentrum Lilo Herrmann und alle GenossInnen die uns beim Erstellen dieses Berichtes unterstützt haben

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das aus bestimmten stuttgarter zusammenhängen bilder immer mehr schlecht als recht verpixelt in netz gestellt werden ist leider fakt.
ich erkenne immer absolut jede person und staatschutz & co dürften dies auch tun

das immer die selben leute im kessel landen ist leider auch fakt, aber anscheinend braucht man das ja...

zur abfeierei der verhinderten "nazi"  (wir reden von sechs rechtspopulisten) kundgebung - letzendlich hat die polzei mit den quer gestellten wannen über strassen und schienen dafür gesorgt dass der verkehr kollabiert ist und das ordnungsamt den pro deutschland menschen einen anderen aufmarschort zugewiesen hat - den diese dankend ablehnten. das lag dann auch mehr an den pro d menschen. die npd wäre mit sicherheit bis zum kundgebungsort gekommen, die polizei hätte denen den weg frei gerräumt und widerstand wäre von den dort versammelten menschen nicht zu erwarten gewesen.

letzendlich war eine weitere blamage wie in canstatt in der woche davor nur vermieden worden weil der gegner weniger penetrant als die npd ist.

das ist jetzt subjektive kritik, ja. objektiv wäre zu sagen dass die mobi kaum nach aussen ging, d.h. es waren letztendlich die üblichen verdächtigen am start. breite antifaschistische arbeit funktioniert leider bei solch (unbewusster?) ausgrenzung nicht.

Ich halte es für ausgesprochen unwahrscheinlich, dass du auf den drei hier gelöschten Bildern jede dritte Person erkennst. Schau dir die Bilder mal an (sie finden sich auf jedem halbwegs fair moderierten Nachrichtenportal, einfach eine Suchmaschine verwenden) und überleg dir wen du erkennst und warum die ihn/sie erkennst.

 

Was du mit deinem "Kesselvorwurf" ausdrücken willst, versteh ich nicht. Wahrscheinlich stehen die Leute die Nazis blockieren wollen statistisch betrachtet tatsächlich häufiger in Polizeikesseln als andere, die das nicht möchten.

 

In dem Artikel wird doch gar nicht von Nazis gesprochen, sondern die TeilnehmerInnen der RassistInnentour stets recht konkret eingeordnet.

 

Die Polizei hatte ganz offensichtlich vor die Kundgebung durchzubringen und ihr ist es nicht gelungen. Das die Bullen auch irgendwie mitblockiert haben - und ich bin mir sicher, dass das nicht ihr primäres Ziel war - stimmt sicherlich, aber das schmälert doch den antifaschistischen Erfolg nicht. Deine Argumentation ist in sich völlig unschlüssig oder meinst du, dass die Bullen auch wenn keine AntifaschistInnen vorort gewesen wären Blockaden durchgeführt hätten?

 

Deine Einschätzung zur Penetranz von Pro Deutschland kann ich ebenfalls nicht teilen. In ihrem offiziellen Statements haben die völlig abgekotzt über die Situation und einen rechten Trupp der über Wochen hinweg linke Treffpunkte mit seiner Präsenz beglückt find ich schon irgendwie penetrant.

 

Wo du genau "(unbewusste) Ausgerenzung" erlebst ist mir irgendwie unklar. Das AABS ist doch ein viel frequentiertes, seid Jahren laufendes Offenes Treffen, bei dem seid Jahren Aktive aus unterschiedlichen Spektren zusammenarbeiten. Von "Ausgrenzung" hat das eigentlich nichts.

 

Auch wenn in deiner Traumwelt alles besser zu laufen scheint: Das was vergangenen Freitag in Heslach ging, war wohl einer der bisher größten Erfolge gegen die Pro Deutschland Tour und ein toller Erfolg für Stuttgart.

Das mit Mobi habe ich allerdings auch so empfunden, ich habe mehrere Leute vor Ort getroffen die nur zufällig dort waren und nichts davon mitbekommen haben. In Canstatt war ich neulich sehr enttäuscht wie wenige Leute dort waren - letztes Jahr war es ein Montag und es ging wesentlich mehr.

Die technische Aufrüstung der NPD  - gut da waren wir nicht darauf vorbereitet (nächstes mal dann ;-) ) aber warum so wenig Leute?

 

Da müssen wir uns alle an die Nase fassen denke ich.