"Gemeinschaft statt Klassenkampf!" steht auf dem Banner über der Facebookseite der "Bürgerinitiative Marzahn Hellersdorf" [BMH] (1). Ihre zentrale Forderung darunter: "Nein zum Heim". Der Rassistische Mob mit inzwischen fast 2500 Likes organisiert sich gegen ein Wohnheim für Flüchtlinge, das in Hellersdorf seit heute Nacht, 20.08.2013 bezogen wird.
Auf deren
Facebook Seite ist auch zu lesen, dass die "kriminellen Antifa [...] zu
einer "Solidaritätskundgebung""(1) Aufrufe. Was Daniela Kelticlulu
darunter schrieb, Stimmt nachdenklich: "einfach ignorieren dieses
pack...am dienstag sind die wieder weg...und ihr musst..werdet...wollt
weiter da leben!" (1). Nicht, weil dieser Rassismus neu wäre; sondern
weil sie Recht haben könnte. Tatsächlich versammeln sich zur Stunde
immer mehr Rassisten vor dem Flüchtlingsheim, die Polizei schützt das
Heim und die Flüchtlinge im Moment (2). Das die etwa 100 Antifaschisten
allerdings schneller an das Ende ihrer Kräfte kommen werden wie jene
Rassisten, die das Viertel bewohnen, steht tatäschlich zu befürchten.
Während der Mob schon aufzieht, gießt "die Welt" Öl ins Feuer: Unter
dem Titel "Wie die Polizei-Statistik Verbrechen verheimlicht" wird auch
von "deutschenfeindlichen" (3) Verbrechen berichtet, über welche die
Bevölkerung viel zu wenig weiß; die Rackets zitieren gerne auf ihrer
Facebookseite aus der Zeitung des Springerverlages. Auch gerne Verlinkt
werden die Lieder der Deutschrockgruppe Dissziplin mit Songtexten ala:
"Ich bin Deutschland.// Und ich hab es satt mit der Vergangenheit. [...]
Ich bin kein Nazi nur Jahrgang 85. // kein Bock mehr auf früher was mal
war [...] Das ist mein Blut, mein Stolz, mein Volk" (4). Das müssen
diese Deutschnationalen Volkskameraden sein, welche den israelischen
Psychoanalytiker Zvi Rex zu seiner Feststellung inspirierten, die
Deutschen werden den Juden Auschwitz niemals verzeihen. (5) Denn hier
sind die Deutschen Opfer ihrer Vergangenheit, und man kann gar nicht
mehr so richtig Stolz sein auf das Land, dass doch noch mehr vollbracht
hat als 6 Millionen Juden industriell zu vernichten. Wenn das 60 Jahre
her ist, so der Tenor nicht nur der Lieder, sondern auch der
Facebookkommentare aus Berlin (1), ist es doch mal wirklich gut mit dem
reflektieren über Auschwitz.
Das WIR gegen die eigene
Vergangenheit und die Gegenwart voller Flüchtlingen wird Groß
geschrieben in Berlin. So schreibt die BMH zu ihrem neuen Motto:
"Gemeinschaft statt Klassenkampf": "Wir wollen mit dem Titelbild eine
klare Richtung hervorrufen. WIR gemeinsam werden es schaffen. Zwietracht
hat keine Chance!" (1). WIR, das sind die Deutschen gegen die
Flüchtlinge (1), gegen Sinti und Roma (1), gegen Südländische
Rubbellosklauer (1) und was man sich sonst noch an Bedrohung
herbeifantasiert. Die Menschen aus "der Russischen Förderation, aus
Syrien, Afghanistan, Serbien, Vietnam und anderen Ländern" (2) gehören
auf jeden Fall nicht zu diesem WIR; dieser Ausschluss aus dem nationalen
Kollektiv ist keine nationale Überspanntheit Einzelner, sondern folgt
aus der Ablehnung des Klassenkampfes: Wenn alle Deutschen an einem
Strick ziehen, muss es wohl jemand anders sein, der an der eignen Misere
Schuld ist. Und so braucht es nicht lange, bis man auf den Fotos die
ersten Hitlergrüße entdeckt (6): Gerade weil der Rassismus der BMH ein
Rassismus dieser Demokratie ist, muss dieses Bild gesucht werden, und
die Linke greift es gerne auf (7). Dabei würde diese Linke besser daran
tun, den Tagesspiegel zu lesen: „Nazis sind wir aber nicht, auch wenn
das alle Zeitungen schreiben“ wird eine Anwohnerin in diesem zitiert
(6), und tatsächlich braucht es keinen Hitler um Asylantenheime am
liebsten anzuzünden. Im Video der Morgenpost bringt es ein Anwohner auf
den Punkt: Bestimmt 80% Prozent der Flüchtlinge kämen nur um ihre
materielle Situation zu verbessern. Man sei ja nicht das Sozialamt der
Welt. Das Bedürfnis nach einem schönen Leben also ist es das den
Menschen zum Vorwurf gereicht wird; Was wollen die auch gut Leben?
Wo "Das Volk sagt nein zum Heim" (1) offen gezeigt werden kann ist klar
wie die Stimmung aussieht in Hellersdorf: Ob es zum offenen Pogrom
kommt ist eine Frage der situativen Möglichkeit und der Dynamik, nicht
der grundsätzlichen Potenz. Linke beschwören derweil
Rostock-Lichtenhagen und Solingen zurück in ihre Köpfe und mahnen: Nie
wieder! Ob der eigenen Ohnmacht spare ich mir die Mahnung und rege hier
zu etwas anderem an: Sich von der eigenen Ohnmacht nicht dumm machen zu
lassen und eben jenen Mob nicht einfach mit den Faschisten zu
verwechseln, mit denen jene selbst sich eben gar nicht einig sehen. Sie
appallieren mit Parolen an die anderen Volksgenossen, die so auch bei
den Protesten gegen Stuttgart 21 fallen: Wir sind das Volk (1), Die da
oben hören nicht auf uns (1), Wir lassen uns nicht spalten (1), Wir sind
EIN Volk (1) für die Meinungsfreiheit der Anwohner (1)...
Die
Rackets, die heute Nacht gegen die Flüchtlinge ihren Unmut kundtun, sind
nur zu einem kleinen Teil jene Faschisten, welche manche Linken gerne
in ihnen sehen würden. Ihm großen Teil sind es jene Hurra-Patrioten,
welche Stolz auf Deutschland sind, nicht wegen, sondern Trotz Auschwitz.
Um diese zu kritisieren, sollte sich auch mit dem bürgerlichen
Nationalismus beschäftigt werden, mit dem bürgerlichen Staat und seinen
Anhängern, die nur zu gerne, an anderer Stelle, mit im "bunten Bündnis
gegen Faschisten", zusammen mit der Antifa Ballons und Luftschlangen
gegen Stiefelneonazis ins Feld schicken. Stichwort Bündnispolitik und
Massenwirksamkeit. Gegen den kleinsten gemeinsamen Nenner Antifaschismus
muss eine radikale Kritik der Nation her, die sich nicht auf Deutsche
Geschichte oder Massenvernichtung beschränkt. Auch der Nationalismus
einer Linkspartei oder einer Gewerkschaft, welche Standortpolitik
betreiben, gehört ins Zielkreuz kommunistischer Kritik.
Mehr auf http://www.keinort.noblogs.org
(1) facebook.com/pages/Bürgerinitiative-Marzahn-Hellersdorf/470302906396050
(2) http://www.morgenpost.de/berlin-aktuell/article119187384/Fluechtlinge-zi...
(3) http://www.welt.de/regionales/duesseldorf/article114003255/Wie-die-Poliz...
(4) http://www.songtexte.bz/376905-Dissziplin-Ich-bin-Deutschland-songtexte....
(5) http://www.zeit.de/2003/47/01_____Leiter_1
(6) http://www.tagesspiegel.de/berlin/berlin-hellersdorf-ankunft-der-ersten-...
(7) https://linksunten.indymedia.org/de/node/92895
kein neues rostock
ich würde sagen, es wird echt mal zeit da massiv präsenz zu zeigen und ne richtig fette großdemo zu organisieren, damit die antifaschistische Linke nicht so dumm wie nach Rostock da steht. Nur die Frage wie man die ganzen PartykommunistInnen und apolitischen Subkultuurfreaks, die sich zu tausenden in berlin rumtreiben mal mobilisieren kann. hausdurchsuchungen, 129er verfahren oder geheimdienste ausser Rand und Band - es scheint ja nichts zu geben was diese Leute noch hinterm Ofen hervorlocken kann... *traurig*
Rassismusdiskussionen dazu
Auch nicht falsch kann es sein, sich die Rassismusdiskussionen von damals nochmal anzuschauen. Wie neulich in der Jungle World:
"Die Bereitschaft zum Pogrom von unten wird im Zaum gehalten mit dem Bekenntnis des Innenministers, dass die Lebensbedingungen derjenigen, die nicht zu »uns« gezählt werden, unterhalb der Existenzbedingungen von »uns« zu halten seien. Ein Déjà-vu für diejenigen, die die Pogrome nach dem Mauerfall und die Abschaffung des Asylrechts zur Beschäftigung mit antirassistischer Theorie gezwungen hatte. Im Mittelpunkt stand dabei die richtige Beobachtung, dass die gängigen Ressentiments kein bloßes Resultat der kapitalistischen Konkurrenz und der damit verbunden Wahrnehmung von Interessen sein können. Diese Beobachtung wurde zugespitzt zu der These, dass der Rassismus als ein eigenständiges Herrschaftsverhältnis und nicht als eine Biologisierung des Staatsbürgerrechts zu betrachten sei."
Gesichter merken!
Liebe Leute,
bitte lest doch mal aufmerksam die fein säuberlich vorgekauten Recherche-Infos und merkt euch die Gesichter! Dann bleibts nicht einem kleinen "Expertentum" vorbehalten, die Nazis zu erkennen und dann klappt es auch mal mit schnellem Durchgreifen. Dieses unsichere Zögern vergeudet Chancen.
Tipp zur regelmäßigen Lektüre (und natürlich besonders jetzt bevor ihr nach Hellerdorf fahrt):
http://www.antifa-berlin.info/recherche
und natürlich unbedingt die Fight Back (in jedem linken Laden als Print, oder als Download hier:
http://www.antifa-berlin.info/recherche/229-fight-back-05---april-2013
Dringend Bild gesucht!
Während des gestrige Einzugs der Flüchtlinge hat sich auf der Anwohnerseite und nicht weiter von Marcel Rockel entfernt eine kleinerer dickerer Typ bewegt, der einen scharzen Kaputzenpullover und ein schwarzes Cap getragen hat. Auf dem Pullover war hinten eine Fratze und der Schriftzug "Eisern Union Ultras" aufgedruckt.
Wenn wer Bilder von dieser Person hat, bitte ganz dringend posten!
Dies würde dem Selbstreinigungsprozess an der Alten Försterei beste Dienste tun!