[Berlin-Wedding] Von Aussteigern und Aufhörern

Titelbild

Am 7. Au­gust ha­ben wir Re­cher­chen ver­öf­fent­licht, wo­nach im Frei­bad Plöt­zen­see der­zeit min­des­tens eine Per­son eine Tä­tig­keit als Schwim­m­eis­ter aus­übt, die in der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit durch neo­na­zis­ti­sche Ak­ti­vi­tä­ten auf­ge­fal­len ist.

 

So war der heute 45-Jährige Mike Man­fred Zer­fow­ski in den Jah­ren 2009 bis 2010 in der ak­tio­nis­ti­schen Neonazi-Kameradschaft „Freie Na­tio­na­lis­ten Berlin-Mitte“ ak­tiv, die zu je­ner Zeit mit Schwer­punkt im Wed­ding und an­gren­zen­den Be­zir­ken durch ein Se­rie von Sach­be­schä­di­gun­gen, Pro­pa­gan­da­ak­tio­nen und Ge­walt­ta­ten auf sich auf­merk­sam machte. In un­se­rer ers­ten Ver­öf­fent­li­chung wie­sen wir nicht nur auf den Cha­rak­ter die­ser Or­ga­ni­sa­tion hin, son­dern auch auf meh­rere Ak­tio­nen der „Freien Na­tio­na­lis­ten“, an de­nen Mike Zer­fow­ski nach­weis­lich be­tei­ligt war. Seine Mit­wir­kung reichte in die­ser Zeit von der Teil­nahme an Neo­na­zi­auf­mär­schen über Pro­pa­gan­da­ak­tio­nen bis­hin zur Be­dro­hung und dem Ab­fo­to­gra­fie­ren von Nazi-Gegner_innen.

Auch zu Zer­fow­skis En­ga­ge­ment in der Neu­köll­ner NPD wur­den uns im Nach­gang der Ver­öf­fent­li­chung wei­tere de­tail­lierte In­for­ma­tio­nen zu­ge­spielt. Laut ei­ner 2007 ge­le­ak­ten NPD-Mitgliederliste be­klei­dete er den Pos­ten des 2. Or­ga­ni­sa­ti­ons­lei­ters der NPD-Neukölln, ent­sprach also auch hier kei­nes­falls nur dem Ty­pus ei­nes Mit­läu­fers. Auf­fäl­lig ist, dass Zer­fow­ski so lange öffent­lich durch neo­na­zis­ti­sches En­ga­ge­ment in Er­schei­nung trat, bis Antifaschist_innen im Jahre 2010 im Zu­sam­men­hang mit den Ak­ti­vi­tä­ten der „Freien Na­tio­na­lis­ten Berlin-Mitte“ be­gan­nen erste Por­trait­f­auf­nah­men, auch von ihm, zu ver­öf­fent­li­chen und iden­ti­fi­zie­rend zu be­rich­ten.

 

Erik Mül­ler, Päch­ter des Strand­bads Plöt­zen­see, im Ta­ges­spie­gel vom 10. Au­gust 2013:


„Er kam 2011 als Aus­stei­ger aus der Neo­na­zi­szene zu uns”

Auf die Ver­öf­fent­li­chung zum Hin­ter­grund sei­nes An­ge­stell­ten rea­gierte Erik Mül­ler, Päch­ter des Frei­ba­des Plöt­zen­see und Chef von Zer­fow­ski, in meh­re­ren Stel­lung­nah­men ge­gen­über der Presse und auf facebook.

„2010 hat Mike beim Ver­fas­sungs­schutz eine Aus­stiegs­er­klä­rung ab­ge­ge­ben. […] Diese Aus­stiegs­er­klä­rung beim Ver­fas­sungs­schutz und eine wei­tere Er­klä­rung uns ge­gen­über, […] sind Grund­lage und Vor­aus­set­zung für eine An­stel­lung ge­we­sen. Am 15.04.2011 wurde Mike im Rah­men ei­nes Stil­len Aus­stei­ger­pro­gramms bei uns an­ge­stellt. Wir und un­sere Mit­ar­bei­ter dis­tan­zie­ren uns von rech­tem Ge­dan­ken­gut, ge­rade des­halb woll­ten wir ei­nem Aus­stei­ger eine zweite Chance ge­ben, die nach un­se­rer Mei­nung je­der ver­dient hat”, schreibt Mül­ler auf face­book.

Die Ge­schichte des so­zial en­ga­gier­ten Bau­un­ter­neh­mers und Frei­bad­päch­ters, der ei­nem „Aus­stei­ger“ den Weg aus der Szene eb­net, in­dem er ihm eine „zweite Chance“ bie­tet, könnte ein ge­lun­ge­nes Bei­spiel von Re­so­zia­li­sie­rung sein, wäre sie nicht sach­lich falsch. Zwar ist gut denk­bar, dass Zer­fow­skis An­stel­lung zeit­weise durch Mit­tel aus so­ge­nann­ten „Aus­stiegs­pro­gram­men“ ge­för­dert wurde, dass Zer­fow­ski je­doch erst mit dem 15.04.2011 „im Rah­men ei­nes Stil­len Aus­stei­ger­pro­gramms“ zur Be­le­ge­schaft des Frei­ba­des da­zu­ge­sto­ßen sein soll, ent­spricht nicht den Tat­sa­chen. Ein Bei­trag des Ber­li­ner Lo­kal­sen­ders TV-B vom 15. Juli 2010 zeigt Zer­fow­ski wie er be­reits im Som­mer 2010 im Schwimm­bad tä­tig ist. Drei Wo­chen vor Aus­strah­lung des Bei­trags war er noch mit den Freien Na­tio­na­lis­ten Berlin-Mitte auf neo­na­zis­ti­schen Auf­mär­schen un­ter­wegs und fo­to­gra­fierte dort Gegendemonstrant_innen. Diese be­leg­bare Über­schnei­dung von Zer­fow­skis En­ga­ge­ment in der rech­ten Szene und sei­ner Tä­tig­keit im Frei­bad Plötz­sen­see, so­wie die of­fen­sicht­lich fal­schen An­ga­ben des Pächerts las­sen uns des­halb an der Ge­schichte zweifeln.

Als Ende Mai meh­rere Ber­li­ner Re­gio­nal­zei­tun­gen dar­über be­rich­te­ten, dass ehe­ma­lige Ge­schäfts­part­ner des Frei­ba­des Tei­len der Be­leg­schaft ras­sis­tisch mo­ti­vier­tes Ver­hal­ten und Überg­riffe vor­wer­fen, übte sich Mül­ler auf face­book schon ein­mal in Scha­dens­be­gren­zung. Fol­gend der ei­gen­wil­li­gen Lo­gik des Ver­wei­ses auf „jü­di­schen Glau­ben“ und „Mi­gra­ti­ons­hin­ter­grund“ von fünf sei­ner sie­ben An­ge­stell­ten er­klärte er: „Im Frei­bad Plöt­zen­see gibt es über­haupt kei­nen Platz für Ras­sis­mus!“ Über den an­geb­li­chen „Aus­stei­ger“, der es mitt­ler­weile auf den Pos­ten des Be­triebs­lei­ters ge­bracht hatte, ver­lor er da­bei kein Wort.

Die durch Frei­bad­päch­ter Mül­ler im­mer wie­der be­tonte mul­ti­kul­tu­relle Zu­sam­men­set­zung der Freiband-Belegschaft sagt we­der et­was über die Mög­lich­keit ras­sis­ti­scher Überg­riffe im Frei­bad aus, noch über die Welt­an­sch­a­hung des Herrn Zer­fow­ski. Dass Zer­fow­ski mit „nicht­deut­schen“ Ba­de­gäs­ten und Mitarbeiter_innen nicht in Aus­ein­a­der­set­zung ge­rät kann ge­nauso gut für ein per­sön­li­chen Ar­ran­ge­ment mit den Ver­hält­nis­sen spre­chen und ist noch lange kein In­diz für eine in­ter­kul­tu­rel­len Welt­sicht. Bei­spiele, die be­le­gen, dass rechts-Sein und das Pfle­gen von Ge­schäfts und Ar­beits­ver­hält­nis­sen mit „Nicht­deut­schen“ für Neo­na­zis kei­nen Wi­der­sprich dar­stel­len müs­sen, gibt es zu Hauf. In ei­ner Stadt wie Ber­lin ha­ben Neo­na­zis oft­mals kaum eine an­dere Mög­lich­keit, um öko­no­misch über­le­ben zu kön­nen. Als al­lei­ni­ger Be­weis für die ideo­lo­gi­sche Ab­kehr vom neo­na­zis­ti­schen Welt­bild schei­det der bloße Um­gang mit Migrant_innen am Ar­beits­platz in­so­fern aus.


Mike Zer­fow­ski im Ber­li­ner Ku­rier vom 13. Au­gust 2013:


Ich fand gut, was die zum Na­tur­schutz ge­sagt haben.”

Im Ber­li­ner Ku­rier vom 13. Au­gust 2013 mel­det Zer­fow­ski sich selbst zu Wort und er­klärt: „Ich war in der Szene. Aber ich bin raus.“

 

Was er dann über sein neo­na­zis­ti­sches En­ga­ge­ment preis­gibt, ent­hält nicht viel, was an­ti­fa­schis­ti­sche Re­cher­chen nicht schon ans Licht ge­bracht ha­ben: Er war etwa „ein hal­bes Jahr bei den Freien Na­tio­na­lis­ten in Mitte, und meh­rere Jahre bei der NPD.“ Die Gründe mu­ten aben­teu­er­lich an: „Vor et­li­chen Jah­ren habe er mal NPD-Broschüren im Brief­kas­ten ge­habt und ließ sich ver­füh­ren“, schreibt der Ku­rier. „Ich fand gut, was die zum Na­tur­schutz ge­sagt ha­ben“, lässt sich Zer­fow­ski zi­tie­ren. Ob­wohl er ein­räumt so­wohl an Kreis­par­tei­ta­gen, als auch an „zwei oder drei Schu­lun­gen“ teil­ge­nom­men zu ha­ben, möchte er rück­wir­kend als „klei­nes Licht“ gel­ten, wir wis­sen je­doch, dass er im Neu­köll­ner Kries­ver­band den Pos­ten des 2. Or­ga­ni­sa­ti­ons­lei­ters innehielt.

 

„Er habe Flyer ge­steckt, an De­mos teil­ge­nom­men. Da­mit habe es sich aber auch ge­habt. An Ge­walt­ta­ten oder auch nur an Ge­sprä­chen dar­über habe er nicht teil­ge­nom­men: „Alle wuss­ten, dass ich da­mit nichts zu tun ha­ben will““, er­klärt Zer­fow­ski dem Ber­li­ner Kurier.

Wäh­rend Ge­walt­lo­sig­keit schon bei der Ber­li­ner NPD kaum glaub­haft ist, wa­ren Ge­walt­ta­ten bei den ak­tio­nis­ti­schen Freien Na­tio­na­lis­ten Ber­lin Mitte von An­be­ginn an ein fes­ter Be­stand­teil. So fan­den sich be­reits auf den ers­ten In­ter­net­ver­öf­fent­li­chun­gen der Freien Na­tio­na­lis­ten im April 2010 Por­trait­fo­tos und un­ver­hoh­lene Ge­walt­an­dro­hun­gen ge­gen­über ver­meint­li­chen Nazi-Gegner_innen. Zeit­gleich wur­den zwei Haus­pro­jekte und die lo­kale Ge­schäfts­stelle von „Die Linke“ im Wed­ding mit Stei­nen at­ta­ckiert und Fo­tos der an­ge­grif­fe­nen Ob­jekte auf je­ner In­ter­net­seite ver­öf­fent­licht: „Haus der An­tifa im Wed­ding, Scher­straße 8 ‚freuen sich im­mer über Be­such“, lau­tete z.B. die Über­schrift ei­nes Bei­trags. Ge­walt­an­dro­hun­gen wie diese zo­gen sich wie ein ro­ter Fa­den durch die fast täg­li­chen er­schie­ne­nen On­line­ver­öf­fent­li­chun­gen der Kameradschaft.

 

Al­lein im Mai 2010 er­schie­nen zwei Bei­träge auf de­nen sich die „Freien Na­tio­na­lis­ten“ di­rekt auf hand­feste Ge­walt­ta­ten bez­zo­gen und da­bei kei­nen Hehl dar­aus ma­chen, dass sie durch Mit­glie­der der Gruppe be­gan­gen wur­den. Eben aus je­ner Zeit, der ers­ten Jah­res­hälfte 2010, stammt auch ein Groß­teil der do­ku­men­tier­ten Ak­ti­vi­tä­ten, die Zer­fow­ski mit den „Freien Na­tio­na­lis­ten“ durch­ge­führt hat. Wenn Zer­fow­ski nun be­haup­tet, er habe mit Ge­walt­ta­ten bis kurz vor sei­nem „Aus­stieg“ nichts zu tun ge­habt, nicht­ein­mal in­di­rekt, ist das eine Re­la­ti­vie­rung sei­nes En­ga­ge­ments und der Struk­tu­ren in de­nen er sich engagierte.

 

Ein­mal Nazi, im­mer Nazi?

Auch wenn wir im Falle von Mike Zer­fow­ski be­grün­dete Zwei­fel he­gen, ge­hen wir grund­sätz­lich doch da­von aus, dass Men­schen sich ändern kön­nen und be­grü­ßen es prin­zi­pi­ell, wenn sich Neo­na­zis zum Aus­stieg ent­schlie­ßen. Des­halb möch­ten wir klä­ren, was in un­se­ren Au­gen ei­nen Aus­stieg kenn­zeich­net und was dem voran ge­hen muss.

 

Zu­nächst: Wenn in der öffent­li­chen De­batte von neo­na­zis­ti­schen Ak­ti­vi­tä­ten und Ge­walt­ta­ten die Rede ist, wird oft der An­schein er­weckt, als wä­ren die agie­ren­den Per­so­nen und Struk­tu­ren nicht Tä­ter, die selbst­be­wusst über ihr Han­deln be­stim­men, son­dern als han­dele es sich um Sym­ptome ei­ner mys­te­riö­sen Krank­heit, von der es die Be­fal­le­nen nur zu hei­len gelte. Der Ideo­lo­gi­sche Back­ground die­ser Zu­sam­men­hänge wird meist der­art an den Rand ge­drängt, dass vor Lau­ter „Per­spek­tiv­lo­sig­keit“, „Hass“ und „Ver­füh­rung“ durch den „Brau­nen Sumpf“ un­ter­schla­gen wird, dass es sich ne­ben al­len in­di­vi­dual­psy­cho­lo­gi­schen Ein­fluss­fak­to­ren, die auf den_die Täter_in ein­wir­ken mö­gen, um Er­schei­nungs­for­men ei­ner po­li­ti­schen Ideo­lo­gie han­delt. Eine neo­na­zis­ti­sche Ideo­lo­gie, de­ren zen­tra­les Ele­ment be­deu­tet, Men­schen auf­grund will­kür­li­cher Merk­male ge­gen­über ei­ner „Volks­ge­mein­schaft“ als „we­ni­ger Wert“ zu­klas­sie­ren, wes­we­gen sie dis­kri­mi­niert, ver­hetzt und in letz­ter Kon­se­quenz gar ums Le­ben ge­bracht werden.

 

An­ders als der Ver­fas­sungschutz und mit ihm ko­ope­rie­rende Or­ga­ni­sa­tio­nen spre­chen wir nicht von ei­nem „Aus­stieg“, wenn sich Neo­na­zis ent­schlie­ßen bis auf Wei­te­res, nicht mehr ak­tiv an Tref­fen, De­mons­tra­tio­nen oder Ak­tio­nen der rech­ten Szene teil­zu­neh­men. Für ein „Auf­hö­ren“, den Rück­zug ins Pri­vate, kann es näm­lich man­nig­fal­tige Gründe ge­ben: von po­li­ti­scher Re­si­gna­tion über dro­hende Ver­ur­tei­lun­gen, Part­ner­wech­sel, Angst vor Job­ver­lust und Fa­mi­li­en­pla­nun­gen bis­hin zu zu­n­ehe­men­dem Druck durch an­ti­fa­schis­ti­sche Initiativen.

 

So ver­wun­dert es nicht, dass ver­meint­lich aus­ge­stie­gene Neo­na­zis letzt­end­lich wie­der in der ak­ti­ven Neo­na­zi­szene auf­tau­chen, wäh­rend der Ver­fas­sungs­sschutz und ihm na­he­ste­hende Aus­stiegs­or­ga­ni­sa­tio­nen der Öffent­lich­keit schon ei­nen wei­te­ren er­folg­rei­chen „Aus­stei­ger“ prä­sen­tiert ha­ben. Ob igno­rant oder naiv, die Vor­züge (halb-)staatlicher Aus­stiegs­pro­gramme ha­ben sich in der Szene her­um­ge­spro­chen: Neo­na­zis, die sich kurz­wei­lig zu „Aus­stei­gern“ er­klä­ren, um als Ge­gen­leis­tung mil­dere Ur­teile, ma­te­ri­elle Ver­gü­tun­gen oder an­dere Le­bens­hil­fen (z.B. bei der Job­su­che) ein­zu­strei­chen, sind in deut­schen Ge­richts­sää­len keine Sel­ten­heit … und häu­fig nach kur­zer Zeit wie­der zu­ge­gen an vor­ders­ter Front, wie es die Fälle der Ber­li­ner Neo­na­zis Marco Oemus und Lars Macht be­zeu­gen. [1]


Bitte be­ach­ten Sie beim Ausstieg…”

 

Es muss also mehr pas­sie­ren, als mal eben den Freun­des­kreis, die Par­tei oder den Stamm­tisch zu wech­seln. Be­währte Kri­te­rien zur Ein­schät­zung ei­nes „Aus­stiegs“ und An­for­de­run­gen an ei­nen „Aus­stei­ger“ wer­den im Fol­gen­den ge­nannt und kön­nen in ei­nem AIB-Artikel,der sich mit der Pro­ble­ma­tik be­fasst, aus­führ­lich nach­ge­le­sen werden:

 

Aus­ein­an­der­set­zung und Bruch mit der neo­na­zis­ti­schen Ideologie

  • Aus­ein­an­der­set­zung und Kor­rek­tur neo­na­zis­ti­scher Welt­an­schau­ung und Un­wer­tig­keits­ideo­lo­gien in al­len Lebensbereichen

Aus­ein­an­der­set­zung mit der ei­ge­nen Vergangenheit

  • Kon­fron­ta­tion mit den Kon­se­quen­zen des ei­ge­nen Han­delns, ins­be­son­dere im Hin­blick auf Wie­der­gut­ma­chung bei mög­li­chen Opfern

Of­fen­le­gung al­ler in­ter­nen Informationen

  • Ein Kon­se­quen­ter Bruch be­deu­tet auch, sich den Rück­weg „in die Szene“ zu ver­bauen und In­for­ma­tio­nen Preis zu ge­ben, die ver­hin­dern kön­nen, dass wei­tere Men­schen durch sie zu Scha­den kommen.

Wenn die­ser Pro­zess trans­pa­rent und nach­voll­zieh­bar ge­macht wurde, kann von ei­nem tat­säch­li­chen Aus­stieg ge­spro­chen wer­den. Der Pro­zess ist umso lang­wie­ri­ger und muss umso mehr in die Tiefe ge­hen, je stär­ker die be­tref­fende Per­son in der rech­ten Szene und ihre so­zia­len und po­li­ti­schen Struk­tu­ren ein­ge­bun­den war.

 

Bei der Be­trach­tung von Zer­fow­skis neo­na­zis­ti­schem En­ga­ge­ment muss be­dacht wer­den, Zer­fow­ski war we­der ein „Mit­läu­fer“, noch ein „klei­nes Licht“ — auch wenn er dies rück­bli­ckend weiß­ma­chen will. Er war zur Zeit sei­nes „Auf­hö­rens“ 42 Jahre Jahre alt und be­reits meh­rere Jahre auf ver­schie­de­nen Ebe­nen in ak­tive Struk­tu­ren in­vol­viert. Ent­spre­chend um­fas­send muss sein Wis­sen über in­terne Zu­sam­men­hänge sein: Im Neu­köll­ner NPD-Kreisverband be­klei­dete er ei­nen lei­ten­den Pos­ten, nahm an Schu­lun­gen teil. In der Zeit bei den „Freien Na­tio­na­lis­ten Berlin-Mitte“ war Zer­fow­ski un­mit­tel­ba­rer Teil ei­ner ge­walt­aus­üben­den Grup­pie­rung. Ein Groß­teil von Zer­fow­skis ehe­ma­li­gen „Ka­me­ra­den“ wie Mike Gru­ber, Da­vid Gal­lien, Steve Hen­nig, Ste­fan Falk Liedtke und Chris­tian Schmidt ist noch im­mer in mi­li­tan­ten Struk­tu­ren, u.a. beim NW-Berlin, ak­tiv und durch wei­tere Ge­walt­ta­ten in Er­schei­nung ge­tre­ten. Bei­spiels­weise prü­gel­ten Gal­lien und Schmidt im Mai 2011 bei ei­nem Auf­marsch­ver­such in Berlin-Kreuzberg in vor­ders­ter Reihe auf vier am Bo­den lie­gen­den Ju­gend­li­chen ein. Erst im Sep­tem­ber 2012 wurde Liedtke nach ei­ner At­ta­cke auf ei­nen Fo­to­jour­na­lis­ten zu ei­ner Haft­strafe von 6 Mo­na­ten ver­ur­teilt.

Von ei­nem Aus­stei­ger, der in letz­ter Kon­se­quenz mit ei­ner men­schen­ver­ach­ten­den Ideo­lo­gie und ih­ren po­li­ti­schen und so­zia­len Struk­tu­ren ge­bro­chen hat, er­war­ten wir schlicht, dass er sein Wis­sen über die ehe­ma­li­gen Zu­sam­men­hänge An­ti­fa­schis­ti­schen In­itia­ti­ven zur Ver­fü­gung stellt, um die Öffent­lich­keit vor die­sen Ge­fah­ren zu schützen.

 

Ein Ge­heim­dienst, mit dem „stille Ge­sprä­che“ ge­führt wer­den, wird die­ser Auf­gabe nie und nim­mer frei­wil­lig nach­kom­men. So sind die zu­stän­di­gen Dienste fǘr ge­wöhn­lich be­reits aus­rei­chend über neo­na­zis­ti­sche Ak­ti­vi­tä­te­nin in­for­miert und zum Teil auch selbst darin ver­wi­ckelt, un­ter­las­sen es je­doch, der Öffent­lich­keit recht­zei­tig und in aus­rei­chen­dem Maße In­for­ma­tio­nen zu­gäng­lich zu ma­chen, die ei­ner Zi­vil­ge­sell­schaft dazu die­nen kön­nen, neo­na­zis­ti­schen Or­ga­ni­sie­run­gen und den da­mit ver­bun­de­nen Be­dro­hun­gen ent­ge­gen zu tre­ten. Die Wei­ter­gabe von In­for­ma­tio­nen an die Öffent­lich­keit oder An­ti­fa­schis­ti­sche In­itia­ti­ven hätte nicht nur po­ten­ti­elle Op­fer schüt­zen kön­nen, son­dern auch eine neu­er­li­che The­ma­ti­sie­rung sei­ner Per­son durch Recherche-Zusammenhänge ob­so­let ge­macht. So­lang Mike Zer­fow­ski die Kri­te­rien ei­nes tat­säch­li­chen Aus­stiegs nicht er­füllt hat, wer­den Recherche-Zusammenhänge ihn im Auge behalten.

[1] „EXIT und kein Aus­stieg“, fight.back 04 — Antifa-Recherche Berlin-Brandenburg, Mai 2009, S. 25

 

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Freibad Plötzensee beschäftigt Neonazi

http://recherche-und-aktion.net/72

Screenshot from 2013-08-19

 

Wir werden ab heute alle Artikel und posts der Antifa, die bei uns auf der Seite veröffentlicht werden löschen. Es handelt sich hier um Pseudonyme und Fake Profile die auf Seiten der Antifa verlinken, auf der aktiv Gewalttaten verherrlicht und zur Gewalt aufgefordert wird. Man findet hier in Kommentaren Bekennerschreiben von Leuten , die sich damit rühmen Autos angezündet oder in einer mit Stöckern bewaffneten Gruppe einen Jugendlichen krankenhausreif geprügelt zu haben. Opfer waren hier Neonazies, deren Namen und Adressen auf der Seite veröffentlicht und zur Selbstjustiz aufgerufen wurde.

Wir sind gegen jede Art von Extremismus und werden der Antifa hier nicht weiter eine Plattform geben, genau wie wir rechtsextreme posts löschen.

Auf dieser Seite wurde ein weiterer Artikel über Mike geschrieben mit einem Foto von 2010, das ihm beim aufblasen eines Aquazorbing Balles zeigt. Mike war hier nicht von uns angestellt, die Vermietung der Bälle war genau wie die Gastronomie verpachtet. Allerdings haben wir Mike so kennengelernt, als er dann auf uns zu kam, uns von seiner Vergangenheit und seinem Ausstieg berichtet hat haben wir ihn wie beschrieben 2011 eingestellt.

Zum damaligen Zeitpunkt hatten wir keinerlei Kenntnis und er hatte auch nicht für uns gearbeitet.

Das Freibad hat mittlerweile eine Stellungnahme dazu abgegeben. Im Vergleich zu vorherigen Äußerungen zu Rassismus und Neonazis im Freibad um einiges weniger souverän. Man werde zukünftig keine kritischern Kommentare mehr auf der Facebookseite des Betriebes zulassen, weil das von der Antifa alles Extremisten sind.

Man gesteht aber doch ein, dass Mike Z. schon als aktiver Faschist im Bad beschäftigt war - wenn auch für einen Subunternehmer. Hoppla, wie war das nochmal mit den Aussagen, dass im Bad doch generell gar kein Platz für Rassismus sei? Mit den 5 von 7 Mitarbeitern, deren Migrationshintergründe und Religionszugehörigkeit Beweis genug sein sollten, dass das Bad ein Raum frei von Rassismus ist?

Außerdem nichts dran an der rührenden Story vom "Aussteiger", dessen man sich 2011, nach seinem Bruch mit der Szene erbarmt habe. Lässt sich ja nun auch nicht mehr leugnen, wo's nen Bildbeweis gibt, dass er schon lange vorher zur Crew gehörte. Aber auch darauf gibt das Freibad die passende Antwort: Dass er ein Nazi war, habe man 2010 nicht geahnt und erst 2011 nach seinem Ausstieg erfahren, außerdem war er ja für einen Subunternehmer tätig. Damit bricht jedenfalls die ganze Argumentation zusammen von wegen: Wenn er ein Nazi wäre, würde er doch nicht mit seinen Arbeitskollegen mit Migrationshintergrund zusammenarbeiten, ohne dass es Stress gibt. Hat doch die Jahre vorher auch geklappt. Ausländer- und Zecken wurden erst nach Feierabend gejagd.

Die ganze Debatte lässt bisherige Stellungnahmen der Freibadpächter nochmal in einem ganz anderen Licht erscheinen. Denn wer einmal lügt oder etwas verschweigt, dem glaubt man nicht mehr.

Am ver­gan­genen Samstag ereig­nete sich im Freibad Plöt­zensee ein töd­li­cher Bade­un­fall, bei dem ein 35-jähriger Mann aus Kamerun ums Leben kam. In den Tagen nach dem Unglück erhoben Zeugen des Gesche­hens in meh­reren Ber­liner Tages­zei­tungen Vor­würfe, wonach der Bade­meister des angren­zenden Frei­bades Plöt­zensee nicht auf Hil­fe­rufe und direkte Hin­weise durch Zeugen rea­giert habe. Bei jenem Bade­meister han­delt es sich um einen alten Bekannten.

 

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