Am frühen Morgen des Sonntag 2.6. wurden eine kleine Gruppe von Antifaschist*innen von einer Gruppe antisemitischer Sexisten vor dem Atlantik belästigt. Das ungewöhnliche daran war, dass sie ziemlich zu Beginn behaupteten, dass Albaner in die Gaskammer gehören. Als die Antifaschist*innen ihnen klarmachten, dass sie als Rassisten sehr unerwünscht seien, fing die Gruppe Männer an, mit sexistischen und andere Beleidigungen um sich zu werfen und die Antifaschist*innen physisch zu bedrängen.
Sie behaupteten sie seien selbst Albaner. Als einer der Betroffenen sich als Jude zu erkennen gab, wirkte das offensichtlich als starke Provokation auf die Angreifer und die Lautstärke sowie die Aggression der Beschimpfungen schnellte in die Höhe, so dass die ca. 20 umstehenden Personen den Vorgang eigentlich nicht mehr hätten ignorieren dürfen. Zu den wiederholten Beschimpfungen gesellten sich nun auch antisemitische Äußerungen, so wurde unter anderem mehrmals in voller Lautstärke gerufen: „Du scheiß Jude gehörst vergast!“.
Dass das bloße „Jüdischsein“ des Betroffenen zur emotionalen Explosion der Täter führte, ist kein unbekanntes Phänomen. Ein gängiges antisemitisches Klischee ist nämlich, dass Juden aufgrund ihrer „Outings“ selber Schuld seien am Antisemitismus der ihnen entgegenschlägt. Dass das bloße Aussprechen von so etwas als Provokation wahrgenommen wird, wird einfach hingenommen, was nichts anderes ist als eine Legitimierung von Antisemitismus.
Von den umstehenden Personen war nicht mehr als ein verwunderter Schulterblick zu sehen, obwohl mensch eindeutig die aktive Tätergruppe und die passive Betroffenengruppe ausmachen konnte. Einer der Betroffenen später dazu: „Ich konnte es kaum fassen, dass wir mit solch eindeutigen Naziparolen beschimpft wurden, und sich noch nichtmal jemand darüber empörte, geschweige denn einschritt. Ich hatte echt die Hosen voll, es hätte jeden Moment knallen können und wir wären ganz alleine dagestanden.“
Der Mechanismus der Situation, welcher dieses beschriebene Gefühl hervorruft, ist kein unbekannter. Es ist das wegschauen und aktive ignorieren des offensichtlichen, das antisemitische Übergriffe überhaupt erst möglich macht. Dadurch, dass Menschen sich einfach nicht rühren, solange sie nicht selbst betroffen sind, entsteht die Möglichkeit, dass Antisemiten das Propagierte Praxis werden lassen können. Hinterher will dann eine ganze Nation nichts von ihrer Komplizenschaft wissen und mensch zieht sich mit Argumenten wie: „Ich war doch nur der Zugfahrer auf dem Zug nach Auschwitz“ aus der Affäre.
Weiter faseln manche deutschen Großeltern dann: „Und wenn schon, was hätten wir denn machen sollen, überall wo die Juden auftauchen gibt es Ärger, die müssen 's halt auch immer so raus hängen lassen!“. Ja genau! Das haben sich wohl gestern Abend auch einige Umstehenden gedacht. Deshalb blieb den Betroffen nur noch die Möglichkeit durch extrem deeskalierendes Auftreten Schlimmeres zu verhindern. Dadurch, und durch ein entschiedenes Auftreten einer Einzelperson vom Atlantik konnten die sexistischen Antisemiten zum Ablassen von den Betroffenen bewegt werden.
Durchaus bemerkenswert an diesem Vorfall ist die Selbstverständlichkeit, mit der solche Diskriminierungen praktiziert wurden und natürlich die komplette Ignoranz der politischen Dimension solcher Vorfälle. So ist das, was dort geschehen ist, ein weiteres trauriges Beispiel für das antisemitische und sexistische Klima in der Gesellschaft, das stillschweigend hingenommen wird.
Was soll das Bild?
Ich finde es wichtig, auf Sexismus und Rassismus im Alltag aufmerksam zu machen.
Allerdings:
Hier gleich darauf zu schließen, wie sexistisch oder antisemitisch die ganze Gesellschaft ist, halte ich für stark verkürzt. Es gibt leider genug Beispiele, wo Menschen zuschauen, während anderen Unrecht getan wird, die keinen rassistischen, sexistischen oder anderen Hintergrund werden. Leider fördert der Kapitalismus nicht grad Solidarität und Selbstbewußtsein. Dem entgegenzuwirken ist eine schwierige, aber wichtige Aufgabe. Das soll keine Ausrede für Nichts-Tun sein - aber wir brauchen Strategien, wie wir aktiv Umstehende bei solchen Vorfällen einbeziehen und wir müssen dafür sorgen, daß Solidarität für viel mehr Menschen zum Alltag gehört.
rassismus und muslime
nei, antisemitische Muslime stehen nicht sinnbildlich für rassismus, sondern eher für antisemitische Muslime, genau das was im Text vorkam. Die Angreifer ware, wie aus dem Text hervorgeht, Menschen aus Albanien und albanien ist ein stark muslimisch geprägtes Land.
Ich halte Muslime/Muslimisch sozialisierte Menschen nicht für besonders Rassistisch, im Gegenteil, eher unterdurschnittlich. Doch was den Antisemitismus anbelangt lassen sich da sehr besorgniserregende Fakten zu Tage befördern.
Ach die Logik, die Logik
„Menschen aus Albanien und albanien ist ein stark muslimisch geprägtes Land.“
Verdammt! Wie kann man so etwas schreiben? Das ist einfach nicht logisch. Nehmen wir an, die Prämissen:
a) Albanien sei ein muslimisch geprägtes Land
b) Die Täter seien „Albaner”
richtig sind. Daraus resultiert nicht, dass die Täter muslimisch sind. Lediglich resultiert daraus die Möglichkeit, dass die Täter muslimisch sozialisiert worden sein könnten.
Für mich sieht dieser Kommentar (und das Bild zum Artikel) nach einem typischen rassistischen Muster bestimmter antideutscher Positionen aus. Das finde ich sehr Schade. Gegen Antifaschist*innen wurde aggressiv vorgegangen. Bestimmte Stereotypen wurden von den Tätern verwendet. Diese Stereotypen wurden erkannt und hier auf linksunten als solche kritisiert. Anstatt es genau bei dieser wichtigen Feststellung zu belassen werden andere rassistische Stereotypen in dem Bild zum Artikel verwendet.
Wenn es nicht so zum heulen wäre
Diese "Diskussion" ist ja mal wieder typisch linksunten und geht zu 100% an dem eigentlichen Diskurs vorbei.
Zum Glück weisz ich, dass die Realität nichts mit linksunten-Kommentaren zu tun hat, sonst müsste ich wohl verzweifeln.
In diesem Sinne:
Solidarität mit den Betroffenen!
Auf dass auch in Freiburg eine inhaltliche Ausseinandersetzung stattfindet und das nächste mal mehr solidarische Person anwesend sind.
image should be discarded/replaced
source is contributing to economic demand for repression (see wiki)