Die Ermordung des antifaschistischen Widerstandskämpfers Georg Elser jährte sich am 9.April zum 68. Mal. Aus diesem Anlass versammelten sich auf Einladung des Georg-Elser-Freundeskreises am vergangenen Sonntag geschichtsbewusste Menschen am Elser-Denkmal in Schnaitheim, um dem mutigen Zimmermann zu gedenken, der sich im November 1939 als Einzelner aufgemacht hatte, die mörderische Elite des NS-Staates aufzuhalten.
In den Redebeiträgen wurde auf die Ambivalenz der lokalen Gedenkkultur hingewiesen, die nicht nur Elser, sondern auch den Nazi-General und Kriegsverbrecher Rommel mit einem Denkmal ehrt. Zudem wurde die aktuelle Notwendigkeit antifaschistischen Engagements am Beispiel des nahe gelegenen Göppingens hervorgehoben. Neonazis aus NPD und "freien Kräften" nutzen die Fils-Stadt seit geraumer Zeit für ihre menschenverachtende Hetze, während sich Polizei und Stadtführung weiterhin in Ignoranz und Verharmlosung üben, sowie in der Diffamierung und Denunziation antifaschistischer Aktivisten.
Sowohl am Göppinger Beispiel, als auch an der offiziellen Gedenkkultur, lässt sich der gefährliche Einfluss des (rechts-)konservativen Diskurses aufzeigen. Im Kampf um die Deutungshoheit über Geschichte und Gegenwart tritt die Verklärung von Tätern zu Opfern, die Verharmlosung des Faschismus, und die Ignoranz bzw. Hetze gegen seine wahren Gegner, offen zutage. Hierbei wird selbst die mühsam erkämpfte Anerkennung eines Georg Elser zum Instrument bürgerlich-rechter Propaganda, wie die "Würdigung" des Hitler-Attentäters durch den Heidenheimer CDU-Abgeordneten Roderich Kiesewetter im Rahmen der militaristischen "Königsbronner Gespräche" im Jahr 2012 und 2013 zeigt.
Diese missbräuchliche Verwendung des Namens Elser und die anhaltende Verklärung eines Erwin Rommel sind nur lokale Beispiele für einen nationalen Geschichtsrevisionismus, der zur Zeit wieder Hochkonjunktur hat.
Sei es in Leserbriefen der Heidenheimer Zeitung, oder in breit diskutierten TV-Dramen über Rommel und "unsere Väter, unsere Mütter" - überall wird um Verständnis für Täterinnen und Täter geworben, während sich das Andenken an den antifaschistischen Widerstand oft gegen Anfeindungen aus dem konservativen Lager verteidigen muss. So hetzten Anfang des Jahres konservative Kräfte unter Zuhilfenahme totalitarismus- bzw. extremismustheoretischer Ideologie gegen das Gedenken an den Mössinger Generalstreik, weil dessen Protagonisten aus linken und kommunistischen Überzeugungen handelten.
Die Erinnerung an den Nationalsozialismus, seine Akteure und seine Gegner, lässt sich eben nicht von politischen Überzeugungen trennen. Unter dem Deckmantel eines Rufes nach "Versöhnung" und "Verständnis" wird einerseits die Entschuldung der Nazi-Täter und ihrer Erfüllungsgehilfen vorangetrieben, sowie andererseits der Boden für einen neuen deutschen Nationalismus bereitet, der sich, vom Schandfleck und "Schuldkult" der Vergangenheit befreit, nun erneut zur Verfolgung seiner äußeren und inneren Feinde aufmachen kann.
Im Andenken an Georg Elser und alle anderen aufrechten Kämpferinnen und Kämpfer gegen den Faschismus, bleibt es auch heute die Aufgabe an uns alle, rechten Ideologien und Bewegungen in jeder Form entgegenzutreten.
AG Kultur und Kampf
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