Demonstration gegen Alltagsrassismus
Am 29.05.2012 wurde ein Fahrer vom Personenbeförderungsunternehmen PUK
Minicar in Göttingen rassistisch beleidigt und körperlich angegriffen.
Er wurde schwer verletzt und ist seitdem arbeitsunfähig. Es ist unklar,
ob er je wieder seine Arbeit ausüben kann. Der Vorfall wurde
veröffentlicht und hat breite Empörung hervorgerufen. Allerdings darf
dieses Ereignis nicht isoliert betrachtet werden.
Einerseits
kommt es auch in Göttingen immer wieder zu rassistisch motivierten
Angriffen auf Menschen. Diese gehen häufig von Personen aus, die in der
Mitte der Gesellschaft stehen. Nur ein geringer Bruchteil der Angriffe
wird öffentlich gemacht, teils aus Angst die Täter könnten erneut
zuschlagen. Andererseits kann aber auch nicht immer mit der
Unterstützung staatlicher Organe gerechnet werden, die für viele
Betroffene der erste Anlaufpunkt sind. Die Polizei ist häufig bemüht,
die rassistische Motivation von Übergriffen auszublenden oder aktiv zu
vertuschen – so zum Beispiel im Falle der Brandanschläge auf den
Afro-Shops (26.09.2008) und den kurdischen Gemüsehandel in Northeim
(21.05.2011). Auch der Übergriff auf den PUK Minicar Fahrer wurde vom
Unternehmen und dem Rechtsanwalt an die Öffentlichkeit gebracht und
tauchte nicht in den Pressemitteilungen der Polizei auf.
Dies zeigt
bereits den eigentlichen Kern der Problematik auf. Rassistische
Übergriffe entstehen nicht aus dem Nichts. Der alltägliche, teils
offene, teils unterschwellige Rassismus ist der Nährboden für
körperliche Übergriffe und schlimmstenfalls organisierte
Neonazistrukturen. Vorurteile gegenüber Menschen mit
Migrationshintergrund oder People of Colour sind leider allgegenwärtig
und ermöglichen überhaupt erst ein Klima, in dem rassistische Sprüche
zum Alltag gehören. Von dort bis zum körperlichen Angriff ist es nicht
weit.
Daher muss es darum gehen, Alltagsrassismus zu identifizieren, zu thematisieren und zu bekämpfen.
Ob in Behörden, in denen bestimmte Mitarbeiter_Innen ihren „Ermessensspielraum“ nutzen um Migrant_Innen zu drangsalieren,
ob im Sportverein oder auf der Straße, wo rassistische Sprüche zum Alltag gehören,
ob am Arbeitsplatz, der Migrant_Innen oder People of Colour teilweise verwehrt wird,
ob bei der Polizei, die versucht das Thema Rassismus auszublenden, teils sogar Opfern rät auf Anzeigen zu verzichten,
ob an der Uni, in der Burschenschaften noch immer öffentlich damit werben keine „Ausländer“ bei sich einziehen zu lassen
oder
eben ob im Taxi, wo besonders Fahrer_Innen mit Migrationshintergrund
oder People of Colour mit Vorurteilen, Beleidigungen und
Verkehrskontrollen zu kämpfen haben – Rassismus findet sich überall und in unterschiedlichsten Formen.
Daher
rufen wir dazu auf, am 7. Juli 2012, ab 13 Uhr auf dem
Bahnhofsvorplatz, bei einer gemeinsamen Demonstration in Göttingen ein
Zeichen zu setzen.
Gegen Rassismus!
Gegen einen Alltag der zum Nährboden für körperliche Angriffe wird!
Kein Mensch ist illegal!