Am 08.04.2012 demonstrierten auf der „Frankfurt Pelzfrei“-Demo, wie die Zeitung schreibt, ca. 600-1000 Menschen gegen den Pelzhandel im Speziellen und gegen die Tierausbeutungsindustrie im Allgemeinen. Die vegane antifa süd hatte zusammen mit dem antifaschistischen Tierbefreiungskollektiv Aachen (Atiko) zur Bildung eines Total-Liberation-Black-Blocks (TLBB) aufgerufen, der sich unter dem Motto „Gegen Pelzhandel, Herrschaft und Ausbeutung“ gegen die Herrschaftsstrukturen im Kapitalismus wendete und den Kampf um die Befreiung nicht-menschlicher Tiere in den generellen Kontext vom Kampf um Befreiung überhaupt („total liberation“) einordnete.
Die Kritik an der Tierausbeutungsindustrie sei losgelöst vom Kontext der Unterdrückung durch die gesellschaftlichen Verhältnisse im Kapitalismus zum Scheitern verurteilt, da sie nur ein Symptom einer Gesellschaftsordnung darstellt, die auf Ausbeutung und Profitmaximierung beruht. Nur die Bekämpfung dieses Systems als Ganzem könne letztlich zur Befreiung führen. Leider war die Mobilisierung dieses Jahr nicht so erfolgreich wie letztes Jahr und nur der vordere Teil der Demospitze konnte letztlich dem Block zugerechnet werden. Die Polizei hatte jedoch, wohl mit weitaus mehr Teilnehmer_Innen rechnend, ein immenses Aufgebot aufgefahren und kritische Punkte mit Gittern abgeschirmt oder Polizist_Innen mit Schildern rundherum positioniert. Die Auflagen, dass Seitentransparente nur im Abstand von 1,50 Metern getragen werden dürften, erschwerten die Blockbildung zusätzlich. Dennoch war es, insbesondere durch den Einsatz der Demoleitung, möglich, sich Repressionen, wie der Festnahme eines Ordners, und Zivil-Polizisten in der Demo, erfolgreich zu erwehren. Durch das verhältnismäßig überdimensionierte Polizeiaufgebot und die demgegenüber geringe Anzahl an Teilnehmer_Innen am TLBB war es nicht adäquat möglich, den kämpferischen Anspruch des Aufrufs umzusetzen. Im großen und ganzen verlief die Demonstration relativ friedlich und es kam kaum zu Auseinandersetzungen. Als positiver Erfolg ist jedoch die inhaltliche Beeinflussung der Demo durch die Bildung des TLBB anzusehen. Demosprüche wie „Alerta, Alerta – Antifasista“ und „A-, Anti-, Anticapitalista“ wurden von großen Teilen der Demonstration mitgetragen und Antifa-Fahnen kennzeichneten das Bild. Sprüche wie „No Border, No Nation – Total Liberation“ verdeutlichten die Position des TLBB. Den Reden waren insgesamt durch den Grundton einer generellen Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen im Kapitalismus getragen und wurden von den Teilnehmer_Innen gut aufgenommen. Gemessen an anderen Tierrechtsdemonstrationen war die Demo in Frankfurt eine überragend emanzipatorische und kritische, die vom Geist des Antifaschismus erfüllt war. Sexistische und menschenverachtende Propaganda, wie sie von Organisationen wie PETA betrieben wird, hatten auf der Demo keinen Platz. Insofern war die Vorbereitung der Demonstration ein Erfolg, indem von vornherein eine bestimmte, emanzipatorische Linie gefahren wurde, die Annahme dieses Konzeptes von den Aktivist_Innen blieb jedoch dahinter zurück. Die Gründe dafür, wie auch die Gründe, warum dieses Jahr weniger Menschen am TLBB teilnahmen, sehen wir in Folgendem: 1) Durch die groß beworbene Demonstration in der Woche davor (M31) – auch in Frankfurt – mit ca. sechstausend Teilnehmer_Innen, die durch die vielen Festnahmen, wie auch die gewaltsamen Ausschreitungen auf sich aufmerksam machen konnte, waren viele Aktivist_Innen wohl nicht motiviert eine Woche später noch einmal sich auf den, für viele z. T. weiten Weg nach Frankfurt zu machen. 2) Darüber hinaus haben die Oster-Feiertage, der gleichzeitig stattfindende Protest gegen den Naziaufmarsch in Stolberg und das vorausgesagte schlechte Wetter wohl nicht zum Erfolg der Demo beigetragen. 3) Zuletzt ist auch noch die Gegenmobilisierung zu dem TLBB zu nennen, die trotz ihrer durchschaubaren Einseitigkeit und der gekonnten nicht-Beachtung der eigentlichen Argumente wohl gewisse Erfolge gezeitigt hat. Die Hauptintention des TLBB war, wie wir in verschiedenen Texten dargestellt haben, eine Verknüpfung der Antifa- und Antispe-Szene, indem die klassische Aktionsform von Antifa-Demonstrationen, der Black-Block, aufgegriffen und so die Demonstration für andere linksradikale Aktivist_Innen attraktiver werden sollte. Der Black-Block sollte eine Anonymität ermöglichen, aus der heraus eine radikale, antifaschistische Gesellschaftskritik sich entwickeln können sollte, ohne den Repressionsorganen oder Nazis eine Gesichtsvorlage mitgeben zu müssen. Antirepression oder Schlagkräftigkeit der Demonstration kamen demgegenüber nach unserer Konzeption erst an zweiter Stelle. Trotzdem reduzierte die Kritik das TLBB-Konzept stets nur auf diese letzteren Punkte. Charakteristisch an der Tierrechtler-Kritik am TLBB ist, dass sie nach dem Schema verfährt, vorzutäuschen nicht im Generellen etwas gegen das Konzept eines Black-Blocks zu haben, dann aber ihn doch im Allgemeinen kritisiert. So auch eine antideutsche „kleine emanzipatorische Gruppe“, wie sie sich selbst bezeichnet, die vor der Demo gegen den TLBB mobilisierte. Diese Gruppe schreibt in dem Flyer: „wir halten die Bildung von Schwarzen Blöcken auf Demos nicht grundsätzlich als falsch“, kritisiert dann aber generell, dass der Black-Block „patriarchale Männlichkeitsbilder reproduzieren“ würde, dass der Aufbau einer Gegenmacht gegenüber die Staatsmacht generell ein „männlich dominiertes Ausdrucksmittel“ wäre und damit „eine denkbar ungeeignete Art dazu“ sei. Weitere Kritikpunkte waren, dass der einheitliche Dresscode im Block normierend sei und „damit letztlich ausgrenzend“ wirke, sowie, dass Menschen mit Behinderung nicht in der Lage wären am TLBB teilzunehmen. Dass sich allerdings viele weiblich sozialisierte Personen, trotz des verteilten Zettels, am Block beteiligt haben, spricht in dieser Hinsicht wohl für sich. Die oben genannte Kritik verabsolutiert gewisse Momente und diskutiert sie anschließend vom Kontext losgelöst: damit können wir sie allerdings nicht ernst nehmen, denn sie geht an der Realität völlig vorbei und ist damit in ihrer Absicht leicht zu durchschauen. Sie unterstellt in gewisser Hinsicht, dass wir in irgendeiner Hinsicht verhindern würden, dass sich andere Formen des Protestes bilden könnten: dies stimmt natürlich nicht. Der TLBB war in Frankfurt Teil einer großen Demo, die viele Ausdrucksformen kannte und zuließ, jedoch anti-emanzipatorische Haltungen ausschloss. Auch wenn es einige durchaus positive Punkte am diesjährigen TLBB zu verzeichnen gab, so stellt natürlich die geringere Beteiligung als im letzten Jahr das Konzept in Frage. Auch wenn die Kritiken am Konzept schwach sind, so scheinen sie doch eine größere Mobilisierung zu verhindern. Unser Hauptanliegen, eine Verknüpfung von Antifa- und Antispe-Strukturen, ist leider in dieser Hinsicht nicht spürbar vorangekommen. Offenbar scheint in der Tierrechtsszene auch ein geringes Interesse an einer solcher Verknüpfung zu bestehen. Wir halten es dennoch auch weiterhin für wichtig, die gesamtgesellschaftliche Perspektive der Kritik an der Tierausbeutungsindustrie und des Kampfes um Befreiung zu verstärken. In diesem Sinne danken wir der Demo-Orga für ihre vorbildliche Arbeit im Vorfeld, wie auch allen Aktivist_Innen, die uns und das Konzept durch ihren Einsatz unterstützt haben. Der Kampf geht weiter: gegen Pelzhandel, Herrschaft und Ausbeutung!
Links:
Konzeptpapier zum Total-Liberation-Black-Block: http://antispeaction.blogsport.de/antispe-black-block/
Vegane antifa süd: www.vegane-antifa.de
Frankfurt-Pelzfrei-Mobi-Seite: http://frankfurt-pelzfrei.de/
Mobi-Video: http://www.youtube.com/watch?v=1h8SeDJkcuE
der Weg zur Befreiung
und um die totale Befreiung zu erlangen, erzählen wir allen Fleich- und Milchproduktesser_innen wie böse sie doch sind! So wird eine starke Bewegung entstehen, der Kapitalismus überwunden und wir können endlich mit den Kartoffelkäfern gemeinsam Feiern und uns das Essen teilen. Dieses - Wir - wird verdammt groß werden - ganz bestimmt. Durch dieses riesige - Wir- wird es auch den nicht menschlichen Tieren der Welt viel besser gehen!
In Griechenland, Spanien, Portugal .... ist bei den Protesten das Thema Tierbefreiung bestimmt noch viel zu wenig present. Wir sollten alles dafür tun, dass dort der Fokus mehr auf dieses Thema gelenkt wird. Das steigert die Anschlussfähigkeit in weite Teile der Bevölkerung. Die riesige antinationale, linksradikale Bewegung wird bald weltweit zu spüren sein. Die totale Befreiung naht!
Weiterer Demo-Bericht
http://asatue.blogsport.de/2012/04/10/demobericht-frankfurt-pelzfrei-2012/
Text des verteilten Flyers
Kritische Anmerkungen zur Demo sowie zum Soli-Konzert
Die Demonstration ›Frankfurt Pelzfrei‹ findet seit vielen Jahren statt und ist in der Tierbefreiungsbewegung,
bzw. Antispe-Szene ein wichtiger regelmäßiger Termin geworden. Es ist
ausdrücklich zu begrüßen, dass mit der Demo eine Kritik an Tierausbeutung im Allgemeinen,
sowie an der Pelzindustrie im Speziellen in die Öffentlichkeit getragen wird. Jedoch gibt es
einige Dinge, die wir – eine kleine Gruppe, die sich selbst in der emanzipatorischen Tierbefreiungsbewegung
verortet – mit diesem Text einer kurzen Kritik unterziehen möchten.
»Total Liberation Black Block«
Die Vegane Antifa Süd ruft gemeinsam mit anderen Gruppen erneut dazu auf, einen
Schwarzen Block auf der Demo ›Frankfurt Pelzfrei‹ zu bilden. Das finden wir aus mehreren
Gründen problematisch und wollen kurz darauf eingehen.
Eines vorneweg: Wir erachten die Bildung von Schwarzen Blöcken auf Demos nicht
grundsätzlich als falsch; es ist ein mögliches Mittel von vielen. Bei der ›Frankfurt Pelzfrei‹ allerdings
haben wir das Gefühl, dass der ›Total Liberation Black Block‹ (TLBB) reiner Selbstzweck
ist. Als ein Argument für den TLBB wird angeführt, durch das einheitliche Auftreten der Teilnehmer_
innen [1] werde die Repression seitens der Polizei gemindert, da ein Identifizieren Einzelner
erschwert werde. Fakt ist jedoch, dass die Repression sich fast ausschließlich gegen den
Schwarzen Block richtet. Das soll nicht heißen, dass die Teilnehmer_innen des TLBB selbst
schuld sind am einschüchternden Auftreten von behelmten Polizeieinheiten oder dem Seitenspalier.
Allerdings zeigt es, dass die Bildung des TLBB dem Ziel der Minderung von Repression
entgegengewirkt hat.
Ein anderes Problem, welches wir beim TLBB sehen, ist die Reproduktion von patriarchalen [2]
Männlichkeitsbildern, da das Konzept des Schwarzen Blocks klar männlich* [3] konnotiert
ist. Produziert wird das Bild des starken Kämpfers, des mutigen Kampfbereiten, der sich in
Frontstellung zum »System der Herrschaft« [4] befindet. Schwäche ist in diesem Konzept nicht
vorgesehen, denn sie bedeutet strategischen Verlust. Im Aufruf zum TLBB heißt es, es gehe
den Organisator_innen u.a. darum, »eine Gegenmacht gegenüber den staatlichen Repressionsorganen
aufzubauen«. Wie wird »Gegenmacht« aufgebaut? Offenbar durch männlich* dominante
Ausdrucksmittel. Wir denken, dass Entschlossenheit auf viele Arten vermittelt werden
kann und dass ein Schwarzer Block aufgrund der Reproduktion von hegemonialen, also gesellschaftlich
vorherrschenden Männlichkeitsbildern eine denkbar ungeeignete Art dazu ist. Nicht
zuletzt auch deshalb, weil die Bildung eines Schwarzen Blocks zu einem Dresscode beiträgt,
der normierend, also vereinheitlichend und damit letztlich ausgrenzend wirkt. Einer emanzipatorischen
Bewegung sollte es unserer Meinung nach nicht darum gehen, die hegemonialen Normierungen
durch eigene zu ersetzen, sondern die Aufhebung jeglicher Normierung herbeizuführen.
Wir würden uns eine selbstkritische Auseinandersetzung (vor allem, aber nicht nur) der
am Black Block beteiligten Männer* mit den eigenen Privilegien und verinnerlichten Sexismen
wünschen. Auch über andere stille Ausschlussmechanismen sollte reflektiert werden, z.B. von
Menschen, die durch eine körperliche Behinderung [5] nicht in der Lage sind, lange Demorouten
zu laufen.
Zur Eintrittspolitik beim Soli-Konzert
Sowohl beim Soli-Konzert im Jahr 2010, als auch 2011 war der Eintrittspreis für eine ›alternative‹
Veranstaltung vergleichsweise teuer. Aufgrund der teils hohen Fahrtkosten für die
auftretenden Künstler_innen ist das zwar verständlich; allerdings ist es für uns nicht nachvollziehbar,
dass Menschen, die nicht genug Geld hatten, den vollen Eintrittspreis zu bezahlen, der
Eintritt verwehrt wurde. Das ist für uns ein nicht hinnehmbarer Ausschluss der Menschen, die
nur wenig, bzw. kein Geld für ein Konzert ausgeben können. Alternativ zum Ausschluss durch
einen festen Eintrittspreis könnte z.B. der Eintritt nach dem Einkommen bemessen werden oder
die Leute könnten anhand einer Unter- und Obergrenze selbst einschätzen, wie viel sie
bezahlen möchten. Menschen ohne Geld sollten allerdings niemals ausgeschlossen werden.
Zum Auftritt von Albino
Wie bereits bei Konzerten in den letzten Jahren wird der Rapper Albino beim Soli-
Konzert auftreten. Auch dazu möchten wir einige Worte verlieren. Es gab in der Vergangenheit
bereits Kritik an Textstellen von Albino; von der die Shoah relativierenden Zeile »Wenn es um
Tiere geht wird jeder Mensch zum Nazi« hat sich der Rapper im Jahr 2005 distanziert. In einer
Stellungnahme [6] dazu heißt es »Ich werde in Zukunft versuchen meine Sprache klarer und
unmissverständlicher einzusetzen.« Diesen Satz scheint Albino sich wirklich zu Herzen genommen
zu haben, wie sein neues Lied ›Ein falsches Spiel‹ [7] zeigt, nach eigenen Angaben [8] ein
»Song gegen antideutschen Neokonservatismus und das affirmative Schweigen der deutschen
Linken«. Laut Albino hätten jene, die er für ›antideutsch‹ [9] hält, »innerhalb des linkspolitischen
Spektrums prokapitalistische, kriegstreiberische und rassistische Positionen salonfähig« gemacht.
Sowohl in der Pressemitteilung, als auch im Lied werden noch andere ebenso abenteuerliche
Behauptungen aufgestellt, z.B. heißt es, ›Antideutsche‹ würden Geld für Panzer sammeln.
Die rechtspopulistische Gruppe ›Pro Zion NRW‹ wird als ›antideutsch‹ bezeichnet und mit
der linken Zeitung ›Jungle World‹ und Thilo Sarrazin in einen Topf geworfen – einmal kräftig umgerührt
und fertig ist der ›neokonservative Brei‹.
Mit differenzierter Kritik hat das reichlich wenig zu tun. Es findet hier keine ernsthafte
Auseinandersetzung statt mit den tatsächlichen Positionen von emanzipatorischen ›antideutschen‹
Gruppen, die sich selbst in der radikalen Linken verorten. Stattdessen wird mit völlig haltlosen
Behauptungen, Lügen und Verdrehungen versucht, Kritik am auch in der radikalen Linken
immer noch verbreiteten (antiisraelischen) Antisemitismus als unzutreffend abzustempeln.
Diese Kritik wird noch immer zum großen Teil von ›antideutschen‹ Gruppen geäußert und beschäftigt
sich kritisch mit der Aburteilung der israelischen Politik, bzw. der Infragestellung des
Existenzrechtes Israels. Eine Analyse des Antisemitismus, welche die so genannte ›Israelkritik‹
unbeachtet lässt, macht sich selbst unglaubwürdig, denn Kritik an Israel ist nicht selten
antisemitisch motiviert und/oder greift auf antisemitische Klischees zurück. Deshalb sind wir der
Ansicht, dass emanzipatorische Kritik am (antiisraelischen) Antisemitismus wichtig, richtig und
gut ist und in der radikalen Linken eine Selbstverständlichkeit sein sollte.
einige emanzipatorische Tierbefreier_innen
für Kritik, Fragen und Anregungen schreibt bitte an
critique_contraire@hush.com
Fußnoten:
1 Mit dem Unterstrich wollen wir alle jene sprachlich darstellen, die sich als männlich*, weiblich*, als etwas
zwischen beiden, jenseits dieser Kategorien oder auch als etwas ganz anderes verorten.
2 Mit Patriarchat meinen wir eine Gesellschaft, in der Männer* mit bestimmten gesellschaftlichen Privilegien
ausgestattet sind, während Frauen* sich in einer unterprivilegierten Position befinden. Dem Männlichen* wird
der Bereich des vermeintlich Öffentlichen, Frauen* das vermeintlich Private zugeschrieben.
3 Das Sternchen soll einerseits daran erinnern, dass es sich bei »Mann« und »Frau« um äußerst macht- und
wirkungsvolle Kategorien handelt, die allerdings gesellschaftlich hergestellt und nicht natürlich vorhanden sind.
Andererseits soll es auf die Existenz von verschiedenen Männlichkeiten und Weiblichkeiten hinweisen.
4 Aus dem Aufruf zum TLBB, zu finden unter http://antispeaction.blogsport.de/mobi/
5 Behinderung meint nicht, dass die Menschen behindert sind, sondern dass sie durch die Gesellschaft behindert
werden. Lesenswertes zum Thema beim ›Arbeitskreis mit und ohne Behinderung‹ unter http://www.ak-mob.org
6 Zu finden unter http://home.arcor.de/albino-online/stellungnahme.html
7 Der Text des Liedes ist zu finden unter http://albino-online.de/ptx_media/documents/falsches_spiel.pdf
8 Aus der Pressemitteilung: http://www.art4real.de/art4real/presse/PM_albino_falsches-spiel_22082011...
9 Da wir ein völlig anderes Verständnis vom Begriff ›antideutsch‹ haben als Albino, setzen wir es in
Anführungszeichen. Als ›antideutsch‹ verstehen wir emanzipatorische Gruppen, die das Existenzrecht Israels
verteidigen als unausweichliche Konsequenz aus dem Antisemitismus, der in der Shoah gipfelte, ohne dabei
eine notwendige Kritik am Staatswesen Israels außen vor zu lassen.
Schwäche ist weiblich, Stärke männlich?
Damit impliziert ihr, "Schwäche" sei weiblich und erweckt den Anschein, euch selbst noch nicht von gesellschaftlichen Geschlechterstereotypen befreit zu haben.
Selbstreflektion Juchhu!
Liebe_r Freigeist und liebe Vegane Antifa Süd,
die von dir hervorgehobenen Stellen sind teilweise (lose) Zitate aus dem Buch "Darum Feminismus - Diskussionen und Praxen" vom Unrast Verlag (sehr zu empfehlen). Es ist also nicht nur die Idee der Schreiber_innen des Aufrufs, sondern bereits eine Meinung in einem bestehenden Diskurs.
Dieser Aufruf will ganz sicher nicht die Eigenschaft "Schwäche" Frauen* zuschreiben. Es wird hier nur darauf eingegangen, dass das Prinzip des Black Blocks darauf zielt, dass alle gemeinsam stark und jederzeit "kampfbereit" sind. Mit dem Konzept Black Block wird dieses Kämpfer_innenbild jederzeit reproduziert. Männlich* konnotiert bedeutet in diesem Falle nur, dass die Gesellschaft all diese Eigenschaften Männern* zuschreibt und dieses Bild in den Köpfen der Zuschauer_innen jederzeit reproduziert wird. Damit durchbricht das Konzept des Black Blocks eben nicht die von der Gesellschaft zugeschriebenen Muster von Männlichkeit*, heißt also der Block wird generell als männlich* wahrgenommen. Einige können hier jetzt gerne herumargumentieren, dass "wir" das Konzept eben nicht mit Männlichkeit* gleichsetzen, sondern etwas anderes darin sehen, weil wir ja Geschlechter eh schon überwunden hätten". Die Linksradikale darf aber eben nicht so tun, als stände sie ausserhalb der Gesellschaft und wäre von dieser in keinem Falle beeinflusst. "Wir" alle sind in dieser Gesellschaft aufgewachsen, "wir" alle wurden von ihr sozialisiert und reproduzieren nach wie vor sexistische und antifeministische Verhaltensweisen, egal wie (Pro)Feministisch wir uns selber sehen und definieren. Wir alle haben Geschlechter nach wie vor nicht überwunden, auch wenn wir uns ihre Dekonstruktion so sehr wünschen und dafür arbeiten. Denn die Dekonstruktion von Geschlechtern bedeutet eben nicht, dass real exisitierende Geschlechter nicht nach wie vor wirkmächtig wären. Es bedarf weiterhin (Pro)Feministischer Politik, um eben diese Missstände zu bekämpfen und sexistische Verhaltensweisen zu durchbrechen, auch und gerade innerhalb der Linksradikalen.
Dieser Aufruf will also eben nicht sagen, weiblich sozialisierte Menschen seien "schwach", sondern will eben anprangern dass das Bild welches durch den Black Block dargestellt wird eben ein patriarchales Weltbild von Stärke und Kampfbereitschaft widerspiegelt.
Anstatt Konzepte zu entwerfen, die eben diesem patriarchalen Bild nicht entsprechen, aber dennoch Radikalität deutlich machen - denn "radikal sein und leben" bedeutet eben nicht, schwarz zu tragen und "hart rüber zu kommen", sondern radikal zu denken und radikal Dinge zu hinterfragen und ständig unser eigenes Handeln und Wirken zu refelktieren (auch wenn es mal weh tut und wir eben nicht immer die "Guten" sein können) - geben wir der Gesellschaft eben immer nur Futter für ihre Stereotype von Geschlecht. Geschlecht aufbrechen bedeutet also auch, patriarchales Verhalten nicht ständig zu reproduzieren und der Gesellschaft ein anderes Bild von Geschlechtern zu zeigen. Der Black Block schafft dies leider nicht.
Und eine Kritik am Black Block damit ab zu tun, dass ja auch "weiblich sozialisierte Menschen" im Block mitgelaufen wären, nimmt der Kritik nicht die Wirkmächtigkeit und Wichtigkeit. Schließlich argumentieren auch viele Konservative/Antifeminist_innen, "dass Sexismus und Patriarchat nicht existieren würden, da dieses auch von Frauen* so gesehen würde."
Leider wurde von der Veganen Antifa Süd Kritik, die auch schon in Artikeln in der "Tierbefreiung" thematisiert wurden, oft mit einem "aber es ist halt so" abgetan. Reflektiert wurde diese Kritik dabei leider scheinbar nicht. In diesem Artikel regt sich die Vegane Antifa Süd z.B. darüber auf, dass die Schreiber_innen der Kritik am Black Block auch kritisiert hätten, dass behinderte* Menschen nicht am Black Block partizipieren könnten. Leider gehen sie in ihrem Artikel aber in keinster Weise darauf ein, warum sie dass nicht so sehen. Leider ist jedoch zu sehen, dass die Aktionsform Black Block sehr ausschließend für z.B. gehbehinderte* Menschen ist, denn bei den beliebten Laufspielen (10,9,8...) und bei Übergriffen der Polizei haben sie oft keine Chance an dieser Aktionsform teil zu nehmen.
Als weiteren Punkt möchte ich einwerfen, dass die Aktionsform des Black Blocks nicht nur männlich* konnotiert ist sondern ebenso oft eine Aktionsform für weiße* Aktivist_innen ist, zumindest in einer mehrheitlich weißen* aktivistischen Szene. Eine Person kann, wie es das Konzept des Black Blocks vorsieht, eben nur dann nicht in der Masse auffallen, wenn sie die gleiche Hautfarbe wie alle anderen hat. People of Color (POC) werden also ebenso bei dieser Aktionsform ausgeschlossen.
Diese Kritik sollte also schon wichtig genommen werden und nicht nur abgetan werden. Selbstreflektion sollte wichtig für uns alle sein.
Danke für die Aufmerksamkeit :)...
...und so
liebe_r pink block,
ich will mich hier auf keine seite schlagen und unterstütze die kritik an sexistischen tendenzen und ausgrenzung voll und ganz. auch und gerade weil die tierbefreiungsbewegung (historisch) ohne die feministische bzw. antisexistische bewegung überhaupt nicht denkbar wäre, müssen offene und versteckte sexismen diskutiert und angegangen werden.
das was aber pink block der veganen antifa süd vorwirft, wird im eigenen text z.t. ebenfalls verwirklicht. so wird ebenfalls mit behauptungen gearbeitet und mit zitaten ein scheinbarer diskurs zementiert der nicht weiter begründet wird. so wird weder im text von pink block als auch im text von critique_contraire (inkl. literaturangaben) tatsächlich ein argument gegen den black block geliefert.
was genau ist an "schwarz" sexistisch? und wie soll in diesem kontext die kritik vom pink block verstanden werden. farbe ändern und alles gut? das kanns ja wohl nicht sein mit kritik oder. zudem hat "schwarz" auch ganz andere funktionen, jenseits von martialischem auftritt und der uniformen kampfbereitschaft. schwarz ist die "farbe" die kontur, licht und schatten am besten schluckt und deshalb tatsächlich am besten verschleiert wer darunter steckt. und vielleicht ist "schwarz" als einheitliche bekleidungsfarbe auch am einfachsten organisierbar, verglichen mit pink, grün oder gelb. alle im gleichen grün-, pink- oder blauton wie soll das funktionieren, wenn sich die menschen die einen block bilden vor repression schützen wollen. hier macht ein von außen einheitliches erscheinungsbild tatsächlich sinn.
wie die wirkung von "schwarz" auf demobeobachter_innen ist, bzw. ob ein eher einheitliches, uniformes oder paramilitärisches erscheinungsbild eine demo vertrauenserweckend oder eher abschreckend macht ist eine komplett andere frage. dabei stllet sich frage warum mache ich eine demo und mit welchem zweck. wohl meist um der öffentlichkeit ein bestimmtes thema zu kommunizieren bzw. diese einzuladen direkt an der protestform teil haben zu können. und die frage stellt sich tatsächlich ob ein black block bei der frankfurt pelzfrei unbedingt nötig ist. die initiator_innen des black block sollten sich zumindest darüber gedanken machen, was notwendigkeit und was machtgehabe an ihrem auftritt ist.
da weder pink block noch critique_contraire darauf eingegangen sind was an der vermummung sexistisch sein soll, sondern dies einfach nur behaupten und vermummung als "männlich" abgetan haben, ergeben sich für mich unklarheiten bezüglich deren position. vermummung an sich nimmt vor allem individualität weg. d.h. sowohl geschlecht, als auch hautfarbe und viele andere merkmale werden durch vermummung ausgeblendet, weil sie egal sind, ebenso wie personenkult usw. was wäre, wenn sich der black block entmummen würde und sich hinter den ersten hundert reihen der frankfurt pelzfrei, unter schwarzen hassis, sonnenbrillen und kapus nur 70 jährige Omis of color befinden? vermummung wirk sexismus eher entgegen als diesen zu befördern. wenn bezüglich schwarzer vermummung gesellschaftlich andere konnotationen vorherrschen gibt es andere angriffstellen diese abzubauen, als die vermummung an sich abschaffen zu wollen, weil sie tatsächlich vieles verschleiert und somit schutz vor repression bedeutet.
pink block behauptet: "Eine Person kann, wie es das Konzept des Black Blocks vorsieht, eben nur dann nicht in der Masse auffallen, wenn sie die gleiche Hautfarbe wie alle anderen hat. People of Color (POC) werden also ebenso bei dieser Aktionsform ausgeschlossen." wohl genau das gegenteil ist fall, weil gerade hautfarbe ein merkmal sein kann, jemensch herauszugreifen. das black block konzept schützt durch vermummung eben gerade auch davor!
weiter behauptet pink block das black block konzept würde menschen mit behinderung ausschließen. das stimmt in großen teilen. eine kilometerlange demo erschwert z.b. menschen mit behinderung die teilnahme an einer deratigen aktionsform, das hat allerdings erstmal nichts mit dem black block zu tun. da black block eine sehr offensive und aktionistische aktionsform ist schließt sie auch menschen aus, die sich aus welchen gründen auch immer nicht in der lage sehen in direkte und gewaltsame konfrontation z.b. mit sicherheitskräfren (polizei) zu gehen. es wird aber niemensch dazu gezwungen in den ersten demoreihen mitzugehen, bzw. demorouten zu erkämpfen oder angriffe abzuwehren. in solchen fällen ist black block eher ein schutz für den rest einer versammlung als ein ausschlusskriterium. und trotzdem stellt sich erneut die frage, ob ein black block auf einer angemeldeten "latsch"demo wie der frankfurt pelzfrei notwendig ist.
leider gibt es viele aktionsformen die menschen mit behinderung ausschließen und das geht beispielsweise schon bei brillenträger_innen los. dies gilt vor allem im bereich der direkten aktionen bei denen z.b. körperliche fitness, schnelligkeit etc. notwenig sein kann, etc. so sind beispielsweise auch tierbefreiungen für menschen mit gehbehinderung nur schwer durchführbar und somit ausschließend, was allerdings nicht gegen die aktionsform an sich spricht. jeder mensch muss sich eben die optimale aktionsform aussuchen.
zuletzt finde ich es verwirrend, weshalb "kampfbereitschaft" vom pink block als männlich bzw. sexismusfördernd dargestellt wird. patriarchat und andere herrschaftsfromen haben sich über jahrhunderte manifestiert und werden nicht von selbst verschwinden. veränderungen wurden eben meist erkämpft. den (politischen) kampf als männlich, weiß und vital abzutun denunziert sämtliche emanzipatorischen bewegungen die für befreiung gekämpft haben und zeigt in welchen dualismen und geschlechtermanifestationen pink block gedanklich leider gefangen ist.
vielleicht sollten sowohl pink als auch black block konzepte erarbeiten, damit ihre aktionsformen von außen nicht mehr irgendwelche stereotype bedienen, sondern als das wahrgenommen werden wozu sie eingesetzt werden. eine tiefgreifende reflexion von aktionsformen und deren außenwirkung würde deshalb beiden seiten gut tun.
radikal denken und radikal leben sollte nicht im widerspruch stehen. black block ist eine aktionsform und steht beidem nicht entgegen. dennoch muss genau darüber reflektiert werden ob und wann black block notwendig und wann es einfach nur selbstzweck und damit mackergehabe ist. auf der frankfurt pelzfrei wohl eher das letztere ohne jemensch zu nahe treten zu wollen.
angesichts der repression gegen die tierbefreiungsszene ist es aber auch nachvollziehbar, wenn menschen sich bei scheinbar harmlosen aktionen wie demos vermummen. schließlich hat die repressionserfahrung der bewegung gezeigt, dass meist bekannte gesichter der bewegung am schnellsten von repression betroffen sind.
EINE REFELKTION VON AKTIONSFORMEN UND DEREN ZWECK UND WIRKUNG IST FÜR DIE TIERBEFREIUNGSBEWEGUNG EBENSO ANGEBRACHT WIE DIE REFLEKTION VON OFENEN BZW. VERSTECKTEN AUSGRENZUNGS- UND MACHTMECHANISMEN. (dies gilt selbstverständlich nicht nur für die tierbefreiungsbewegung)
Diese Kritik sollte also schon wichtig genommen werden und nicht nur abgetan werden. Selbstreflektion sollte wichtig für uns alle sein.
Danke für die Aufmerksamkeit :)...
Selbstreflektion Yuhuu
Lieber P. B., wir als Gruppe haben beschlossen uns nicht weiter zu deiner Kritik zu äußern, da wir sie für total einseitig wie destruktiv halten und glauben, dass du das Anliegen und die Intention die dahinter steht überhaupt nicht verstanden hast oder ignorierst. Aber trotzdem will ich hier noch einmal als Einzelperson antworten. Wir haben uns über deine Anmerkungen nicht aufgeregt, sondern wir freuen uns wenn sich Leute mit dem Konzept auseinandersetzen. Nichtsdestotrotz finden wir die Art und Weise wie Du deine Anmerkungen rübergebracht hast nicht sehr cool. Zum einem finde ich deine Anmerkungen etwas heimtückisch, weil mit dem Satz, du hättest ja eigentlich nichts generell gegen das Konzept eines Black-Blocks insinuierst, du würdest in irgendeiner Art eine konstruktive Kritik vorbringen und wärst ja eigentlich auf unserer Seite. Ich hätten es für aufrichtiger gefunden, wenn du einfach geschrieben hättest, dass du das Konzept generell ablehnst, da sich Punkte die dir wichtig sind auch generell nicht damit vereinbaren lassen. Du schreibst du hättest „das Gefühl“, das der Black-Block bei uns zu einer Art Selbstzweck verkommen sei. Hättest du dich mit unseren Argumenten auseinandergesetzt, wäre dir aufgefallen, dass es eben nicht „Schlagkraft“ der Demo und „Antirepression“ sind, die im Vordergrund stehen, sondern dem Bedürfnis nach Anonymität, wie es berechtigterweise in der linksradikalen Szene vorkommt, Genüge zu tun und damit auch generell zu einer Verknüpfung der Szenen beizutragen. Diese Punkte werden von dir aber stets geflissentlich ignoriert, obwohl sie dick und fett von uns betont worden sind. Entweder hast du dich also nicht richtig informiert, oder du willst die eigentlichen Argumente einfach übergehen und das lässt deine Anmerkungen bei uns nicht mehr in einem guten Licht erscheinen. Auch wir wollen keiner Macker-Mentalität Vorschub leisten. Im Gegenteil finden wir ein Krawall-Gehabe ziemlich daneben. Wir wollen keine eigenen neuen hegemonialen Normierungen schaffen. Der Dress im Black-Block ist ein reines zeitbegrenztes Zugeständnis an die Erfordernisse der Wirklichkeit, kein von uns geforderter Dauerzustand, wie du unterstellst. Das Bedürfnis nach Anonymität erachten wir aber als wichtig und du scheinst es überhaupt nicht ernst zu nehmen. Was wir wollten ist, dass sich Menschen vor der Demo eingehend darüber informieren, wie sie sich gegen Repression schützen können, dass sie sich selbst Gedanken machen inwiefern sich Protest effektiv umsetzen lässt. Du reduzierst dieses Anliegen darauf, wir hätten irgendwie den Ruf nach einem „starken Mann“ getätigt, der allein dies umsetzen könne. Dass du meinst, dass weiblich sozialisierte Personen sich nicht richtig über solche Dinge informieren könnten, will ich dir nicht unterstellen, aber vielleicht greift deine konstruierte Unterscheidung von Mann/Frau (indem du dich auch explizit an MÄNNER richtest) nicht wirklich, wenn du glaubst, den Kampf gegen die bestehenden Verhältnisse zu organisieren sei männlich konnotiert, womit der Eindruck entsteht, als würdest du weiblich sozialisierten Personen nicht zutrauen „eine Gegenmacht gegen das System der Herrschaft“ aufbauen zu können. Vielleicht ist es auch gerade falsch, dass der Kampf gegen dieses System männlich konnotiert ist. Das heißt nicht, dass dieser Kampf selbst falsch ist. Mir entsteht der Eindruck, als würdest du einfach irgendwelche Argumente heraussuchen, um den Black-Block kritisieren zu können. „Behinderte“ wie du sie nennst, können auch in einer normalen Demo nur begrenzt teilnehmen. Was ist zum Beispiel mit Menschen, die nicht in der Art und Weise sehen oder hören können wie in der Gesellschaft als normal angesehen wird? Auch diese haben in einer Demo Schwierigkeiten und können nur begrenzt teilnehmen, dass hat nichts mit irgendeinem Black-Block zu tun. Heißt das nun für dich Demonstrationen sein zu lassen? Das geht doch an der Realität völlig vorbei. Wir leben nicht in einer Idealwelt und für uns besteht die Notwendigkeit zu kämpfen. Natürlich müssen wir versuchen, alle die sich daran beteiligen wollen zu integrieren, dies geht aber in bestimmten Fällen nur begrenzt, was in der Natur der Sache liegt, und heißt nicht, den Kampf deshalb sein zu lassen, weil er eben nicht in unsere Idealwelt passt. Du argumentierst hier rein idealistisch, dass sich die Wirklichkeit deinen Gedanken anzupassen habe. Es geht aber darum die gesellschaftlichen Verhältnisse zu ändern. Es ist uns fraglich wie eine Entschlossenheit, die den Schutz der Anonymität sich gibt, verwirklichbar ist, ohne, wie du meinst, in die Kategorie „männlich konnotiert“ abzufallen. Wir haben den Black-Block nicht gewählt, weil wir wollten, dass alle nur noch die gleichen Klamotten tragen oder Bilder vom „Starker Mann“ betone wollen. Der Black-Block ist für uns ein Ort, in dem Menschen lernen sich solidarisch gegeneinander zu verhalten, sich gegenseitig zu schützen und aufeinander zu achten, und lernen gemeinsam zu kämpfen, gegen eine sie ständig bedrohende repressive Staatsmacht. Es ist eben nicht der starke Mann der zählt, sondern die Solidarität aller. Und alles basiert auf Freiwilligkeit. Wem das zu viel ist sich vorher zu informieren oder sich schwarze Klamotten anzuziehen, der kann ja seine eigenen Protestformen starten. Wir werden sicherlich niemanden daran hindern. Dennoch würde mich interessieren, was Du dir wünschen würdest, was wir hätten anders machen sollen. Wir werden allerdings wohl aneinander vorbeireden, wenn du die Punkte ignorierst, dass wir gerne eine Aktionsform hätten, die Anonymität und Entschlossenheit vereint, und gleichzeitig ansprechend ist für andere linksradikale Menschen. Unseres Erachtens eignete sich dazu nur die Aktionsform des Black-Blocks. Wäre uns eine andere Protestform eingefallen, die nicht „männlich konnotiert“ wäre, die gleichzeitig „behinderte“, wie du sie nennst, besser einbeziehen könnte, hätten wir sie gewählt aber wir sehen sie nicht. Wir werden auf jeden Fall nicht dieses Anliegen aufgeben, weil es nicht die Idealwelt widerspiegelt, die sowohl du als auch wir uns vielleicht wünschen. Der Kampf gegen die bestehenden Verhältnisse ist immer geprägt durch Mittel, die durch das System in dem wir leben bestimmt sind. Der Gewalt der Polizei müssen wir unsere tatkräftige Solidarität entgegenstellen. Der Gewalt der Nazis stellen wir eine Anonymität entgegen. Angesichts dessen würde ich zumindest einen konstruktiven Gegenvorschlag erwarten, da deine destruktive Kritik bestimmte Punkte verabsolutiert, andere jedoch überhaupt nicht wahrnimmt. Und das ist, finde ich, in gewisser Weise ungerecht.
Selbstreflektion sollte wichtig für uns ALLE sein.
Danke für die Aufmerksamkeit :)...
Einseitig? Destruktiv?
Nur mal am Rande: Warum ist Kritik »einseitig«, wenn sie andere Aspekte kritisiert, als jene, die von den Organsator_innen als Argumente angeführt werden? Und warum ist Kritik »destruktiv« bloß weil sie keine konkreten Alternativen vorschlägt? Rufst Du nicht auch »Anticapitalista« ohne einen Masterplan für eine Welt ohne Kapitalismus in der Tasche zu haben? Wird Kritik ›ungültig‹, wenn sie keine Gegenvorschläge macht?
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Mir scheint, hier werden einige dargelegte Kritikpunkte nicht verstanden. Ein paar Ergänzungen:
Vereinheitlichend wirkt der Black Block erst, wenn dieser sich vermummt. Vermummung wird jedoch nicht generell und von Demobeginn an vollzogen und so sind Nichtweiße aufgrund der Hautfarbe leichter in einer vorwiegend weißen Gruppe zu erkennen und in der strukturell rassistischen BRD größerer Repressionsgefahr ausgesetzt.
Behinderung beschreibt nicht Brillenträger_innen per se, da Brillentragen nicht als Behinderung wahrgenommen wird. Behinderung ist eine soziale Dimension und erscheint in vorherrschend gesellschaftlichen Verhältnissen unterdrückend, in denen Körper nach ihrer Funktion und Leistung hin bemessen und bewertet werden. Als Folge dieses normierenden Konstruktionsprozesses erscheinen behinderte Menschen als abgewertet. Das Tragen einer Brille an sich stellt betreffende Menschen jedoch nicht unter den Einfluss des Konstruktionsprozesses. Es ist gesellschaftlich weit verbreitet und, oftmals positiv verknüpft, beispielsweise ein Merkmal für Intelligenz, Belesenheit oder Weisheit.
Die Kritik am Black Block wird zum einen als Anzweifeln dessen Nutzens und zum anderen als Fortsetzung männlich zugeschriebenen und prägenden Durchsetzungs-/ Konfliktlösungsverhaltens geäußert. Auch wenn von der VAS als ungewollt angegeben, leistet das Black-Block-Konzept männlichen Dominanzgebaren Vorschub. Dies zeichnet sich u.a. durch Körperlichkeit aber auch verbale Raumeinnahme aus und spricht Rollenklischees wie Heldentum und Beschützertum an.
antideutsche spinner!
ja - kritik und reflexion sind wichtig. wir alle müssen uns jederzeit darüber bewusst sein wo wir leben, wer wir sind und wie wir auf andere wirken.
die hier geäußerte kritik ist aber reine besserwisserei und typisch anitdeutsche pseudoreflexion. der kern der sache ist doch "wir wisen alles besser". was ihr da tut ist spalterei in vollendung und in keinster weise geeignet einen diskurs zu bereichern.
viele aktionsformen sind ausschließend. zum beispiel können menschen mit bestimmten behinderungen nicht schottern, keine steine werfen, kein graffitti malen, keine transpis tragen und so weiter. das sind trotzdem, je nach kontext, aber wichtige aktionsformen. protest und wiederstand leben von der vielfalt und - wie zum beispiel im wendland - ist ein miteinander und nebeneinander der verschiedenen formen aus meiner sicht wünschenswert, damit jede_r "ihre/seine" aktionsform findet. warum müssen auf demos alle das gleiche tun (oder lassen?). das ist ein merkwürdiges argument, da ihr ja versucht genau das zu kritisieren... die idee von blöcken auf großen demos ist doch klar, oder?
zum thema antisemitismus.
ihr beschwert euch, dass ihr in den "anti-d-topf" geworfen werdet wenn ihr euch pro-israelisch äußert. gleichzeitig stellt ihr aber alle unter generalverdacht antisemiten zu sein, die kritik an israel äußern. bitte, was soll das? ihr wisst doch wie doof sich das anfühlt...
ihr erweckt nicht den eindruck, dass ihr an einer auseinandersetzung mit israelischer politik interessiert seit. ihr habt euren standpunkt längst eingenommen und jede_r die/der das diskutieren möchte ist eben ein antisemit, basta. mal im ernst - ihr seit arschlöcher!
trotzdem netter textversuch, aber vielleicht weniger mauern bauen und andere beleidigen und ausgrenzen beim versuch dies zu verhindern.
Einige Anmerkungen
Die Kritik daran, dass der Black Block ausschließend wirkt, wird doch damt begründet, dass er »zu einem Dresscode beiträgt, der normierend, also vereinheitlichend und damit letztlich ausgrenzend wirkt.« Es geht hier also nicht (nur) um die konkrete Situation auf der Demo, sondern um die Frage, wie dieser »Dresscode« auch im (linksradikalen) Alltag wirkt. Und diese Wirkung ist nunmal nicht selten ausgrenzend, da Leute in linksradikalen Räumen schonmal schief angekuckt werden, wenn sie nicht die ›richtigen‹, d.h. schwarzen Klamotten tragen. Das ist mir selbst und vielen Leuten die ich kenne schon oft so gegangen. Insofern ist die Kritik am Black Block (zumindest in diesem Punkt) nicht, dass er in der konkreten Situation ausgrenzt – denn selbstverständlich können Leute sich dafür entscheiden, nicht im Black Block zu laufen –, sondern dass er dazu beiträgt eine Norm zu schaffen, die ausgrenzt. Dieser Unterschied sollte bedacht werden.
Und zum Punkt des Ausschlusses von Menschen mit Behinderungen: Im Text wird lediglich gesagt, es solle »über andere stille Ausschlussmechanismen [...] reflektiert werden«. Dies bedeutet ja nicht zwangsläufig, alle Aktionformen aufzugeben, an denen Menschen mit Behinderungen nicht teilnehmen können. Es heißt lediglich, sich darüber im Klaren zu sein, dass bestimmte Aktionsformen Menschen ausschließen (können) und dass darüber nachgedacht werden sollte, wie auch Menschen mit Behinderungen an Aktionen teilnehmen können.
Dann noch etwas zum Antisemitismus: Wo im Text von critique_contraire wird sich »pro-israelisch« geäußert? Es wird doch bloß kritisiert, dass sich nicht konstruktiv mit ›antideutschen‹ Positionen auseinandergesetzt wird. Und dass es nicht zwangsläufig »pro-israelisch« ist, eine (›linke‹) Kritik an Israel, bzw. an Israels Politik, die sich antisemitischer Argumentationsmuster bedient (z.B. Sätze wie »Die Opfer von gestern sind die Täter von heute« oder eine Gleichsetzung des Gazastreifens mit dem Warschauer Ghetto), zurückzuweisen, sollte eigentlich allen klar sein, die sich ein bisschen mit antiisraelischen Antisemitismus, bzw. Antizionismus beschäftigt haben. Nur weil ich z.B. Antiamerikanismus als falsche Analyse der Gesellschaft ablehne, weil ich sie für zu kurz gegriffen halte, bin ich ja auch nicht automatisch für die USA.
ja genau!
da wird sich pro-israelisch geäußert:
"Stattdessen wird mit völlig haltlosen
Behauptungen, Lügen und Verdrehungen versucht, Kritik am auch in der radikalen Linken
immer noch verbreiteten (antiisraelischen) Antisemitismus als unzutreffend abzustempeln.
Diese Kritik wird noch immer zum großen Teil von ›antideutschen‹ Gruppen geäußert und beschäftigt
sich kritisch mit der Aburteilung der israelischen Politik, bzw. der Infragestellung des
Existenzrechtes Israels. Eine Analyse des Antisemitismus, welche die so genannte ›Israelkritik‹
unbeachtet lässt, macht sich selbst unglaubwürdig, denn Kritik an Israel ist nicht selten
antisemitisch motiviert und/oder greift auf antisemitische Klischees zurück."
da anti-d´s das aber genausowenig verstehen/einsehen wie dass der stempel "verkürzte kapitalismuskritik" oft einen pro-kapitalistischen einschlag hat, werden wir hier wohl weiter aneinander vorbeireden.
dein beispiel mit den opfern/tätern interpretierst du hier rein, oder bist du der autor des ersten texts? der satz steht da ja nirgends. und was bitte sind "antideutsche positionen" mit denen sich nicht auseinander gesetzt wird? kaum eine gruppe zwingt doch der gesamtlinken ihre sektenhaften gebete so auf wie ihr.
das alberne an dieser ganzen diskusion ist, dass sie deutscher nicht sein könnte.
ihr seid deutsch - nicht ich!
mir fällt grad auf, dass in diesem kommentar wieder von den ursprünglich kritisierten punkten auf irgendwelche anderen "eigentlichen" kernpunkte abgelenkt wird. wenn irgendwelche kids ihren "antifa-lifestyle" mit schwarzem hoddie in ihren alltag tragen ist das doch völlig egal und so sinnlos oder sinnvoll wie jede andere subkultur und mode auch. darüber muss doch nicht geredet werden, hoffentlich.
denn entweder reden wir hier über szene oder gesellschaft, nicht beides immer durcheinander wie es dir grad besser passt.
ich lauf in meiner freizeit auch nicht rum als würd ich steine schmeißen... die forderung, dass sich jetzt alle total individuell und frei von norm kleiden ist unrealistisch. wir sind viel zu viele, die wenigsten haben ahnung davon wie kleidung hergestellt wird und ALLES was wir tragen ist industriescheiße. da brichst du nicht aus, so sehr du auch versuchst ein punk zu sein. lass also den anderen auch ihren spaß an ihrem aussehen. action speaks louder then words - ne?
übrigens bin ich auch kein anti-imp, da kann ich auch nix mit anfangen. ihr nervt aber mehr...
Erklärbär_in gesucht
Jetzt würde ich aber wirklich gerne mal erklärt bekommen, warum es automatisch ›pro-israelisch‹ sei, antisemitische Kritik an Israel abzulehnen? Und ich möchte bitte wissen, warum Du alle, die antisemitische Kritik an Israel – ja, die gibt es tatsächlich, und damit meine ich nicht jede Kritik an Israel – ablehnen, für ›antideutsch‹ hälst? Und ich verstehe nicht, warum wir nicht sachlich über ›antideutsche‹ Positionen diskutieren können, ohne dass Polemiken à la ›Sekte‹, ›Pro-Kapitalismus‹, u.ä. ausgepackt werden.
ich bewundere...
...deine ausdauer.
das wird dir hier aber niemand mehr erklären. aber ja du hast recht, ist nicht sonderlich nett...
das tut mir leid und ich möchte auch nicht, dass du dich schlecht fühlst. dass du hier nicht anonym schreiben kannst macht es ja auch noch schwerer für dich. aber ich bin mir sicher, das du deinen weg schon finden wirst und du es auch nicht böse meinst.
Eine Kritik am Black Block am Beispiel des ...
von der Veganen Antifa Süd befürworteten Konzeptes zur Demonstration "Frankfurt Pelzfrei", bezogen auf das Jahr 2011 und dennoch aktuell.
Diskussion: Wer hat Angst vorm Schwarzen Block?
http://www.tierbefreier.de/tierbefreiung/72/schwarzer_block.html
Diskussionspapier der Roten Flora
Zur Diskussion um (linken) Antisemitismus und Israel sei das Diskussionspapier der Roten Flora mit dem Titel »The Good and the Evil« empfohlen, da es einen undogmatischen und kritischen Ansatz verfolgt und eine Position jenseits von unkritischer Israel-Abfeierei und antisemitischer ›Israelkritik‹ einzunehmen versucht. Da der Text zu lang ist, um ihn hier als Kommentar zu posten, der Link zum Text:
http://www.cl-netz.de/foren/cl.politik.antifa/HH%3A-Diskussionspapier-der-Roten-Flora-zu-Antisemitismus-The-Good-and-the-Evil-13285.html
immer die gleiche diskusion
danke. das ist mal wirklich ein gelungener text. nicht so emotionsgeladen und nicht spalterisch. hat mich sehr zum nachdenken angeregt und mir geholfen eigene positionen zu hinterfragen. hätte ich viel früher entdecken müssen, hab mich aber bisher aus bequemlichkeit zu oft drum gedrückt. ich kann wirklich jeder/jedem empfehelen diesen text zu lesen, auch wenn mich persönlich die einleitung nich sonderlich angesprochen hat. ganz lesen lohnt sich aber wirklich.