[B] Walk the line! - Neues aus der Linie206 Berlin Mitte

Linie 206 bleibt!

Seit dem Scheitern des Hauskaufs wegen des abrupten Angebotsrückzugs vor 2 Jahren durch die alten Eigentümer_innen, blieb die Situation recht ruhig. Das Haus wurde im August 2010 weiterverkauft, aber lange Zeit passierte nichts. Die neuen Eigentümer zeigten sich uninteressiert am Haus. Die neue Hausverwaltung erschien unzuverlässig und schwer zu erreichen, aber nicht stressig. Nun jedoch, seit einer Begehung von einem Eigentümer, einem Menschen der Hausverwaltung und eines Baugutachters unter dem Vorwand des bisher nicht erfolgten Baubeginns auf dem Linienhof im Dezember 2011, fing der Stress an.

 

Einer der Eigentümer Bernd-Ullrich Lippert belästigte lange Zeit eine Mieterin massiv per Telefon auf ihrer Arbeit und versuchte mit der Androhung von juristischen Schritten „über ihr Mietverhältnis zu reden“, obwohl er sich nicht mal sicher sein konnte die richtige Person anzusprechen. Nun, nach der Verlegung eines Hausbesuchstermin durch die Hausgemeinschaft, reagierte er völlig überzogen mit der Ankündigung, am Dienstag den 27.03. die Schlösser auswechseln zu wollen. Aufgrund der Projektstruktur des Hauses wäre ihm damit der direkte Zugang zu dem Wohnbereich möglich, da es keine abgeschlossenen Wohnungen gibt. Diese Struktur existiert seit der Besetzung des Hauses 1990 und war auch zur Zeit des Mietvertragsabschlusses klar. Gerade dieses offene gemeinschaftliche Zusammenwohnen und Leben macht den Charakter des Projektes aus, daher ist dieser Eingriff mehr als nur ein Schlössertausch für die Linie206.

Auch wenn es angeblich nur um notwendig Reparaturen geht, ist zu befürchten, dass die dahinter liegende Intention von Lippert und Wadler ist, die Mieter_innen loszuwerden.

 

Dies Alles ist eigentlich nichts besonderes in Mitte. Die durch Wohnraumspekulationen immer höher getriebenen Mieten und Quadratmeterpreise machen das Sanieren oder gleich Abriss und Neubau sehr attraktiv. Besonders bei unsanierten Häusern kommen Investor_innen ins träumen, da mensch sie relativ billig kaufen kann und durch anschließende Luxussanierung und Zerstückelung in Eigentumswohnungen große Gewinnspannen erzielen kann. Da stören die Altmieter_innen natürlich, ihre Mietverträge stammen noch aus Zeiten, wo niemensch im Zentrum wohnen wollte und sind dementsprechend günstig. Aber auch neuere Mieter_innen, die Verdränger_innen der ersten Generation in Mitte und P'berg sind immer häufiger von horrenden Mietsteigerungen und Entmietungsversuchen betroffen, da sich das Spekulationskarrussel immer schneller dreht - der Immobilienmarkt in Berlin ist einer der Aktivsten in Deutschland, der Wohnraum und die Grundstücke werden als Spekulationsobjekt ständig Ge- und Verkauft und dadurch die Preise künstlich hoch getrieben.

 

Mieter_innen können sie sich gegen Entmietung, Sanierung und Modernisierung wehren und so Investor_innen die Gewinnspanne versauen. Das klappt aber nur gut, wenn sich möglichst alle Hausbewohner_innen gemeinsam organisieren. Neue Eigentümer_innen sind des Häufigeren mal kreativ wenn es um den Versuch der Entmietung geht. Ob es erstmal nur um die penetrante Belästigung am Arbeitsplatz und absurde Drohungen mit juristischen Schritten wie im Falle der Linienstraße 206 geht oder um massive Einschüchterung, Belästigung und mutwillige Zerstörung von Wasserleitungen und anderer Infrastruktur im Haus wie es schon häufiger passierte. Skrupellose Eigentümer_innen und deren manches Mal direkt mit der 'Abwicklung der Altmieter_innen' beauftragte Hausverwaltungen gehen in den Gentrifizierungsgebieten nicht gerade zimperlich und ohne Rücksicht auf Alter, Kinder und soziale Struktur der Hausgemeinschaft vor.

Ein guter Zusammenhalt in Haus und Kiez hilft dabei sich gegen derartige Schweinereien zu verteidigen, sich gegenseitig zu unterstützen und gemeinsam dagegen vorzugehen. Denn gefallen lassen muss mensch sich nix....

 

Als Hausprojekt aus den 1990ern gehört die Linie206 mittlerweile zu einer gefährdeten Spezies in Berlin. Aufgrund der schon Oben erklärten Gewinnspannenlogik, geraten Hausprojekte verstärkt in den Fokus von Spekulant_innen und die Stadt Berlin freut sich dass ihre in den 90ern gelungene Befriedungsstrategie aus Zuckerbrot und Peitsche, äh mit einigen Projekten verhandeln, andere brutal räumen, offensichtlicher als Durchsetzung von Privatinteressen (z.B. Brunnenstraße 183) zu Ende geführt wird.

 

Die Hausprojekte als relativ unkontrollierbare und freie Räume und „linksextreme Terrornester“ sind dem Herrschenden häufig ein Dorn im Auge. Aber wir werden unsere Ideen und unseren Kiez nicht einfach aufgeben. Hausprojekte wie die Linienstraße 206 sind Versuche, Alternativen zur Vereinzelung und Konsumorientierung zu schaffen, ein solidarisches Miteinander dem kapitalistischen Gegeneinander entgegenzustellen, gegen die Uniformität und Verwertungslogik der durchgestylten Touristenmetropole in Berlin und überall.

Gegen den Kapitalistischen Normalzustand!

 

Eigentümer kommen Eigentümer gehen, Linienstraße bleibt bestehen!

 

Wir bleiben Alle!

 

Die Hausgemeinschaft der Linie206

 

http://linie206.blogsport.de/

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Wie aus zuverlässiger Quelle zu hören ist, ist der Termin für die Begehung und den Schlösserwechsel wohl von Seiten der Eigentümer auf ein bisher nicht genanntes Datum verschoben worden. Achtet auf weitere Ankündigungen. Wir bleiben Alle!