Heilbronn stellt sich quer: Erste Einschätzung zum 1.Mai 2011

HNSSQ

Nachdem jetzt die ersten Nachbereitungsgespräche stattgefunden haben, wollen wir eine vorläufige Zusammenfassung unserer Mobilisierung und der Geschehnisse am 1. Mai in Heilbronn liefern. Wir bitten um Verständnis, dass wir uns erst am Beginn der Nachbereitungsphase befinden und zu vielen Punkten noch keine abschließende Einschätzung abgeben können. Es ist bei einem so großen und breiten Bündnis leider auch erst nach ausführlichen Gesprächen möglich, eine gemeinsame Erklärung abzugeben, weswegen wir uns erst jetzt zu Wort melden.


Mobilisierung und Vorfeld

Wir haben als Bündnis bereits im Januar 2011 begonnen zu arbeiten, als bekannt wurde, dass die Nazis marschieren würden und dass Stadt und DGB gemeinsam Aktionen fernab davon planten.
Trotz der unterschiedlichen politischen Herkunft der Beteiligten konnten wir uns schnell auf einen Aktionskonsens und einen gemeinsamen Aufruf zum 1.Mai einigen. In den folgenden 4 Monaten bis zum Naziaufmarsch schlossen sich uns unzählige Gruppen, Organisationen und Einzelpersonen an, so dass wir schnell zu einem großen und breiten Bündnis wurden.
Am Schluss unterstützen unseren Aufruf zu friedlichen Massenblockaden 115 Organisationen und 120 Einzelpersonen, darunter GewerkschaftsaktivistInnen, Bundestagsabgeordnete und KünstlerInnen.
Die Versuche der Polizei und der Stadt, uns wahlweise als "Jugendbündnis" oder als "Bündnis linksautonomer Gruppen" auszugrenzen, scheiterten. Wir waren in der ganzen Stadt und überregional präsent, das Thema "Blockade" dominierte eindeutig die regionale Mobilisierung zum 1.Mai und die Berichterstattung darüber.
Mit der Verteilung von rund 40 000 Flugblättern und tausenden Plakaten und Aufklebern haben wir in Heilbronn und in ganz Süddeutschland versucht, möglichst viele Menschen aufzuklären und für uns zu gewinnen. Hinzu kamen Infoveranstaltungen, ein Blockadetraining, Flashmobs in der Heilbronner Innenstadt, Mobi- Aktionen auf diversen Großdemonstrationen und Konzerten, Mobivideos und ein zweimal wöchentlich geöffnetes "Bürgerbüro" im Sozialen Zentrum in Heilbronn.
In vielen Städten haben antifaschistische AktivistInnen unsere Mobilisierung aufgegriffen und unterstützt, u.a. in Stuttgart, Freiburg, Mannheim, Bühl, Tübingen und Schwäbisch Hall. In diesen Städten gab es z.B. eigene Veranstaltungen und Mobiaktionen und auch eine gemeinsame Anreise nach Heilbronn am 1.Mai.
Aus einigen Städten und Regionen war die Reaktion auf unser Bündnis eher verhalten.
Es wäre unsere Aufgabe gewesen, dort nachzuhaken und zu versuchen, die Notwendigkeit einer großen spektrenübergreifenden Mobilisierung gegen den zentralen Naziaufmarsch noch mehr zu vermitteln. Oftmals haben uns dafür einfach die Kapazitäten gefehlt, wir müssen dies jedoch auch als Fehler verbuchen.

Reagieren mussten wir im Rahmen unserer Mobilisierung auch auf eine massive Kampagne der Stadt Heilbronn und der Polizeidirektion Heilbronn.
In zehntausenden Flugblättern und Plakaten und in der "Heilbronner Stimme" wurden Blockaden als "Mittel der Gewalt" dargestellt und vor "linksextremistischen" Straftätern gewarnt.
Neben dieser öffentlichen Kampagne wurde auch im Hintergrund versucht, uns zu diffamieren und zu sabotieren. Jugendorganisationen wurden dazu aufgefordert, uns nicht zu unterstützen und der DGB dazu gedrängt, sich von Blockaden zu distanzieren.
Hinzu kamen weitere Kriminalisierungsversuche gegen unsere Mobilisierung, z.B. am 29. April, als die Polizei trotz des lautstarken Protestes von PassantInnen eine friedliche Flugblattaktion von Jugendlichen auf dem Kiliansplatz auflöste und kistenweise Mobilisierungsmaterial beschlagnahmte.
Unsere Antwort auf diese Kriminalisierungskampagne war u.a. ein extra dazu verfasstes und massenhaft verteiltes Flugblatt, in dem wir noch einmal klarstellten, dass friedliche Blockaden legitim sind und in dem auch auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes vom März 2011 zu diesem Thema verwiesen wurde.
Außerdem bemühten wir uns um eine kontinuierliche und professionelle Pressearbeit. Es gab Pressemitteilungen, Interviews, ein fast durchgehend besetztes Pressehandy, einen Pressesprecher und eine Pressekonferenz unseres Bündnisses.
Zeitweise gelang es uns damit sogar, dass die "Heilbronner Stimme" recht objektiv über unser Bündnis berichtete.
In der letzten Woche schaltete sich deswegen die Polizei ein und machte die "Heilbronner Stimme" mehr oder weniger zu ihrem Organ.
Mit dem Verweis auf wild geklebte Plakate übte die Kriminalpolizei Druck auf die Redaktion aus, unserem Bündnis keine Plattform mehr zur Verfügung zu stellen und somit boykottierte die "Heilbronner Stimme" sogar unsere Pressekonferenz. Dass kein Mittel geschmacklos genug war, um AntifaschistInnen zu denunzieren, dokumentiert ein Versuch der Polizei, über die Presse einen Zusammenhang zwischen der Schändung einer Gedenkstelle für eine ermordete Polizistin und Anti- Nazi- Sprühereien zu suggerieren.
Diese Instrumentalisierung der Presse wurde dann am 1.Mai weiter fortgesetzt, in dem unser Pressesprecher schon am frühen Morgen in Gewahrsam genommen wurde und der "Heilbronner Stimme" somit nur die 25 Pressemitteilungen der Polizei zur Verfügung standen.

Alles in allem finden wir unsere Mobilisierung und Vorfeldarbeit zum 1.Mai dennoch gelungen. Wir haben es geschafft, ein großes und buntes Bündnis mit einem gemeinsamen Aktionskonsens aufzustellen und damit etwas geschaffen, was es zumindest im Bezug auf Naziaufmärsche in Baden- Württemberg so noch nicht gegeben hat. Auch die Größe und Intensität unserer Mobilisierung halten wir für angemessen. Das entbindet uns natürlich nicht von der Pflicht, uns mit der Frage zu beschäftigen, warum trotz des enormen Aufwandes unsererseits nur etwas über 1000 NazigegnerInnen am 1.Mai nach Heilbronn kamen.


Gescheiterte Blockadeversuche

Es ist völlig klar: Wir sind am 1.Mai gescheitert.
830 Faschisten konnten vom Hauptbahnhof zur Arbeitsagentur marschieren, ohne von Blockaden aufgehalten zu werden.
Dabei überquerten die Nazis sogar die im Voraus von der Stadt angekündigte "natürliche Grenzlinie", den Neckar.
Auch wenn vielleicht nicht alle Züge und Busse der Nazis rechtzeitig in Heilbronn angekommen sind, blieb die Zahl der Teilnehmer doch unter dem, was wir erwartet hatten. Und das obwohl sogar Nazis aus NRW nach Heilbronn gereist waren.
Die Gründe dafür müssen wohl antifaschistische Recherchespezialisten suchen - vielleicht hat es interne Streitereien gegeben oder unsere große Mobilisierung hat doch einige Nazis abgeschreckt.
Wie auch immer - es ist uns nicht gelungen, effektive Blockaden auf der Route der Nazis zu errichten bzw. diese zu halten.
Noch vor 8.00 Uhr gelang es einer Gruppe von ca. 80 AktivistInnen, trotz massiver Polizeipräsenz in das Bahnhofsviertel zu kommen und an der Ecke Karlsruher Str./ Weststr. an einem strategisch enorm wichtigen Punkt eine Sitzblockade zu bilden. Der Polizei war es leider schnell möglich, die BlockiererInnen einzukesseln und weitere AntifaschistInnen daran zu hindern, zur Blockade zu gelangen. Letztlich wurden alle BlockiererInnen in Bussen abtransportiert und in Gewahrsam genommen. Wäre es möglich gewesen, diese Blockade zu halten und zu vergrößern, wäre der Naziaufmarsch so nicht möglich gewesen.
Wir lagen jedoch mit unserer Einschätzung hinsichtlich der Polizei in mehrerer Hinsicht falsch. Zum einen waren wir - wie wahrscheinlich die meisten an diesem Tag - einfach überrascht von der Stärke des Polizeiaufgebots und zum anderen davon, dass die Polizei bereits um 8.00 Uhr so gut aufgestellt und strukturiert war.
Die komplette Route der Nazis wurde schon in der Nacht von der Polizei abgesperrt und bewacht und die Polizei hatte schon am frühen Morgen genug Kräfte, um alle Bewegungen im Bahnhofsviertel zu verfolgen und zu kontrollieren.
Zudem ist es uns nicht gelungen, größere Menschenmassen schon auf 8.00 zu mobilisieren. Selbst da, wo eventuell ein Durchkommen noch möglich gewesen wäre, waren zu diesem Zeitpunkt einfach zu wenig Blockierwillige.
Wir müssen deshalb auch hier Fehler einräumen, wir hätten in unserer Vorbereitung mehr darauf achten müssen, dass die Anreise noch besser koordiniert und die Notwendigkeit eines frühen Aktionsbeginnes besser vermittelt wird.
Die BlockiererInnen von der Karlsruher Str./ Weststr. waren nur die ersten in Gewahrsam Genommenen. Im Laufe des Tages wurden über 500 Menschen von der Polizei in Gewahrsam genommen, viele von ihnen über 10 Stunden lang und teilweise unter menschenunwürdigen Bedingungen in Käfigen unter der prallen Sonne und/ oder ohne ausreichend mit Getränken und Essen versorgt worden zu sein.
Am Hauptbahnhof wurden zahlreiche Menschen eingekesselt und ebenfalls stundenlang festgehalten, darunter auch mehrere Personen, die in die Innenstadt zum Fest des DGB wollten. Auch diese eingekesselten DemonstrantInnen wurden nicht ausreichend mit Getränken versorgt und konnten nur unter schikanösen Bedingungen ein WC benutzen.
Viele in Gewahrsam Genommenen wurden erst entlassen, als die Nazis schon seit Stunden wieder abgereist waren und fast alle erhielten einen Platzverweis für die gesamte Heilbronner Innenstadt.
Auch das Engagement von Anwälten konnte an dieser skandalösen Behandlung vor Ort nichts ändern.
Bereits morgens um 7.50 Uhr wurde außerdem unser Pressesprecher abseits der Blockaden auf offener Straße von Roland Eisele, dem Chef der Polizeidirektion Heilbronn, für 12,5 Stunden in Gewahrsam genommen. Damit stellte die Polizei sicher, dass keine unliebsame Berichterstattung über das Vorgehen stattfinden konnte. Gegen unseren Pressesprecher läuft derzeit ein Ermittlungsverfahren wegen "Aufruf zu Straftaten", da er in den Medien zu friedlichen Blockaden aufgerufen haben soll.

Zusammenfassend halten wir fest, dass wir auch nach der Niederlage am 1. Mai das Konzept spektrenübergreifender Massenblockaden bei Großaufmärschen von Nazis weiterhin richtig finden. Es bietet sehr vielen Menschen die Möglichkeit, sich aktiv an der Verhinderung faschistischer Aufmärsche zu beteiligen. Die Gründe für das Scheitern des Konzeptes in Heilbronn sind in der konkreten Umsetzung und Planung und vor allem in den lokalen Besonderheiten zu suchen und nicht im Konzept selbst.

Massives Polizeiaufgebot

Insgesamt war die Polizei am 1.Mai mit 3000 Beamten aus Baden- Württemberg und Rheinland- Pfalz präsent, hinzu kamen 900 Beamte der Bundespolizei.
Außerdem waren 22 Polizeireiter, 19 Hundeführer, 3 Polizeihubschrauber und Polizeiboote auf dem Neckar im Einsatz, Wasserwerfer standen bereit.
Das Aufmarschgebiet der Nazis wurde großflächig mit Hamburger Gittern abgesperrt, teilweise verdeckten große Sichtschutzwände den Blick auf die Faschisten.
Dieses Polizeiaufgebot war enorm, es entstanden dadurch Kosten in Höhe von mehr als 2 Millionen Euro. Zum Vergleich: Beim zeitgleich statt findenden und etwa gleich großen Naziaufmarsch in Halle waren gerade einmal 1000 Polizeibeamte im Einsatz.
Im Februar waren in Dresden bei rund 20 000 antifaschistischen DemonstrantInnen und mehreren Tausend Nazis 4500 Polizisten eingesetzt.


Das Ziel des massiven Polizeieinsatzes in Heilbronn war es eindeutig, den Naziaufmarsch ungestört laufen zu lassen und jeglichen Protest in Sicht- und Hörweite zu unterbinden. Dass damit auch antifaschistische Strukturen geschwächt und junge engagierte NazigegnerInnen eingeschüchtert werden sollten, liegt nahe.
Jedenfalls ging es nicht darum, "größere Sachbeschädigungen und Ausschreitungen in der Heilbronner Innenstadt" zu verhindern, wie es der Heilbronner Polizeichef Roland Eisele in einer Presseerklärung vom 1. Mai (19.15 Uhr) schreibt. Unser Aktionskonsens des gewaltfreien Widerstandes wurde von uns immer wieder betont und auch am 1.Mai von allen AktivistInnen eingehalten - und zwar trotz des paramilitärischen Auftretens der Polizei, trotz stundenlanger Ingewahrsamnahmen, Einkesselungen und Provokationen.
Um es noch einmal klar zu sagen: Wir sehen einen Hauptgrund für das Scheitern unseres Konzeptes im selbst für baden- württembergische Verhältnisse gigantischen Polizeieinsatz.

Stadt hofiert Nazis

Das polizeiliche Durchsetzen des Naziaufmarsches ist letztlich auf Entscheidungen der Stadt Heilbronn zurückzuführen.
Die Stadt war Bündnispartnerin im Bündnis "Heilbronn sagt nein", das die symbolische Gegendemonstration und das Fest in der Innenstadt weit weg von den Nazis organisierte und das ausdrücklich nicht zu Blockaden aufrief.
Im Gegensatz zu vielen Gruppen aus diesem Bündnis, die aber trotzdem ein solidarisches Verhältnis zu unserem Blockadebündnis hatten oder sogar in beiden Bündnissen arbeiteten, hat die Stadt von Anfang an versucht, jeden  Protest in der Bahnhofsvorstadt zu kriminalisieren.
Mehrmals versuchten VertreterInnen der Stadt, auf Bündnistreffen von "Heilbronn sagt nein" friedliche Blockaden als Straftat zu diffamieren und dort Stimmung gegen uns zu machen.
Alle in der Bahnhofsgegend angemeldeten Kundgebungen gegen den Naziaufmarsch wurden von der Stadt Heilbronn verboten. Zur Begründung hieß es vom Ordnungsamt, die Versammlungen würden nicht in das "Sicherheitskonzept von Polizei und Stadtverwaltung" passen. Den AnmelderInnen wurde gleichzeitig nahe gelegt, sich doch an der Veranstaltung des DGB auf der anderen Neckarseite zu beteiligen.
Doch auch eine antifaschistische Kundgebung auf der vermeintlich "richtigen" Neckarseite wurde verboten, da sie sich in der Nähe des Arbeitsamtes befand. Grund: Die Nazis marschierten bekanntlich vom Hauptbahnhof zum Arbeitsamt und sollten dabei nicht den Unmut von engagierten BürgerInnen ertragen müssen.
Schließlich erließ die Stadt Heilbronn dann eine "Allgemeinverfügung über ein Betretungs- und Versammlungsverbot im Bereich des Hauptbahnhofes und Teilen der Bahnhofsvorstadt". Dieses Vorgehen kritisierte der am 1.Mai anwesende Bundestagsabgeordnete Richard Pitterle völlig zu Recht, in dem er dem verantwortlichen Ordnungsbürgermeister Harry Mergel vorwarf, "zugunsten des NPD- Aufmarsches Teile der Stadt zu einer demokratiefreien Zone gemacht" zu haben.
Diese Allgemeinverfügung der Stadt war die Vorbereitung für die massenhaften Ingewahrsamnahmen, die Einkesselungen und das rabiate Vorgehen vermummter BFE- Einheiten gegen friedliche GegendemonstrantInnen am 1.Mai.
Es ist deshalb auch nicht verwunderlich, dass die Polizei auch nach den skandalösen Maßnahmen gegen NazigegnerInnen am 1.Mai volle Rückendeckung von der Stadt bekommt. Der Heilbronner Oberbürgermeister Helmut Himmelsbach wird in der "Heilbronner Stimme" vom 3.Mai zitiert:
"Ein großer Dank geht zunächst an die Angehörigen von Landes- und Bundespolizei, die es mit professionellem Vorgehen und unter hohem Einsatz geschafft haben, Rechtsextreme und linke Gegendemonstranten auseinanderzuhalten. So konnten eskalierende Konflikte vermieden werden, auf keiner Seite gab es Verletzte, unsere Stadt wurde nicht zum Ort blutiger Auseinandersetzungen wie Dresden."
In der selben Dankesrede betont Himmelsbach den "reibungslosen Ablauf", die "intensive Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung und Polizei- von der Festlegung der Demorouten bis zur Abwicklung von Platzverweisen" und zu guter letzt auch die "Medien, die sich zum größten Teil vor Ort und in den Berichten fair und verantwortungsvoll verhalten haben".
Für die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung scheint also der Plan am 1.Mai aufgegangen zu sein und wir müssen zur Kenntnis nehmen:
Während am selben Tag in Greifswald die Stadt Sitzblockaden als wichtige Ergänzung zum symbolischen Protest lobte und in Halle das offizielle "Bündnis gegen Rechts" die Nazis gleich selbst blockierte, sieht es die Stadt Heilbronn als ihre Aufgabe an, Großaufmärsche von Nazis durchzusetzen.

Die nächsten Schritte

Die Geschehnisse am 1.Mai und das Scheitern unseres Aktionskonzeptes müssen wir natürlich erst einmal verarbeiten - genauso wie die vielen Menschen, die nach Heilbronn gekommen sind, um uns zu unterstützen.
Wir werden uns allerdings nicht damit begnügen und jetzt vor allem auf 2 Ebenen vorgehen.
Zum einen beraten wir mit AnwältInnen, welche konkreten juristischen Schritte gegen die skandalösen Maßnahmen der Polizei am 1.Mai sinnvoll sind. Dazu wird es auch in naher Zukunft ein Treffen für alle von den Repressionen Betroffenen geben, zu dem wir öffentlich einladen werden.
Zum anderen ist es uns allerdings wichtig, politisch  damit umzugehen, dass in Heilbronn Naziaufmärsche von der Stadt hofiert und mit allen Mitteln durchgesetzt werden und der Widerstand dagegen verboten wird.
Es wird nicht reichen, wenn die ein oder andere Maßnahme der Polizei im Nachhinein für rechtswidrig erklärt wird. Das gesellschaftliche Klima in dieser Stadt und das unkritische Zusammenspiel von Stadtverwaltung, Polizei und Medien haben dafür gesorgt, dass es die Nazis am 1.Mai so leicht hatten. Daran muss gearbeitet werden. Da die Faschisten den Aufmarsch in Heilbronn als großen Erfolg feiern, kann es durchaus sein, dass sie weitere Aktionen und Aufmärsche planen.
Wir werden deshalb unser für den 1.Mai gegründetes Bündnis nicht auflösen, sondern wir werden weiterhin gemeinsam handeln und eine Plattform für alle schaffen, die gegen Nazis aktiv sein wollen.
Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen bedanken, die am 1.Mai in Heilbronn waren um mit uns die Nazis zu blockieren.
Wir bedanken uns bei Euch für Euren Mut und Eure Entschlossenheit und senden solidarische Grüße an alle, die stundenlang im Kessel oder in Gewahrsam saßen oder sonst von Repressionen betroffen waren.

Auch wenn wir keine Chance hatten: Wir waren viele!

Heilbronn stellt sich quer

 

www.heilbronn-nazifrei.de

 

kontakt [at] heilbronn-nazifrei.de

 

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Es ist völlig klar: Wir sind am 1.Mai gescheitert.

 

Aber ansonsten war alles gut, ja? Ihr habt ein breites Bündnis ohne Fundament geschmiedet, ihr habt die Rote Front BaWü ausgerufen und abgefeiert, ihr habt weder Aufklärung noch Ticker auf die Reihe bekommen und die überregionale Presse hat euch nicht einmal ausgelacht sondern ignoriert. Was nutzt die tolle Mobilisierung, wenn sie nicht funktioniert? Um es mal mit einfachen Worten zu sagen: ihr seid auf ganzer Linie gescheitert, weil ihr blind ein autoritäres, zentralistisches Konzept umgesetzt habt, statt selbst zu denken.

 

Wahrscheinlich werdet ihr mir widersprechen und wahrscheinlich haltet ihr euren Text wirklich für selbstkritisch. Aber für mich ist das nur plumpe Propaganda von Scheuklappen-Kommunisten, die sich beim nächsten Mal wieder genau auf die gleiche Art und Weise auf die Fresse packen werden. Und wisst ihr warum? Weil ihr nicht in der Lage seid, aus eurem selbstgefälligen Dogmatismus auszubrechen und euer Scheitern zu analysieren und zu reflektieren. It's the hierarchy, stupid!

?

Schön und gut, wenn du das so siehst, aber wenn du argumentierst dass alles total falsch war, kannst du dann vielleicht verbesserungs- vorschläge geben?

weil ihr blind ein autoritäres, zentralistisches Konzept umgesetzt habt, statt selbst zu denken.


wo war das konzept bitte schön autoritär und zentralistisch? o.0

 

das zu wenig leute aus anderen bundesländern wie zB bayern mobilisiert wurden stimmt schon, aber ich denke das lag eher daran das es zu wenig leute gab die sich darum hätten kümmern können.
die aus bayern hätten selber ihren arsch hochkriegen müssen und  mit mobilisieren müssen!!!!!

Das ihr euch schnell auf einen gemeinsamen Aufruf einigen konntet verwundert nicht, ich mein die einzige Aussage des Aufrufes war ja das Nazis Scheiße sind. Nicht mehr und nicht weniger. Das hätte, zumindest theoretisch, selbst die Polizei und die Stadt unterstützen können. Für viele undogmatische linksradikale Gruppen auf jedenfall zu wenig um den Aufruf zu unterstützen. (Was aber NICHT heißt das sie am 1.Mai HN fern geblieben sind).

Und zur Mobilisierung, vllt hättet ihr euch nicht so sehr regional Beschränken sollen. Ihr schreibt ihr hättet in ganz Süddeitschland groß mobilisiert, aber letztlich war nur in Ba-Wü ne große Mobi zu spüren, über Ba-Wü hinaus bestensfalls im Internet und vllt noch in ein paar wenigen Szenelokalen.

Ihr erkennt zwar an das ihr (bzw wir alle, die den Nazis sich entgegenstellen wollten) gescheitert sind, die Schuld daran wird aber in erster Linie  der Stadt und vorallem Polizei gegeben, die repressiv nie nie zuvor in Ba-Wü gehandelt hätte, was totaler Humbug ist (das einzige was neu war, war das die Polizei selbst 1000e Flyer und Plakate drucken lies) und selbst wenn es nie zuvor hier so eine repressive Schiene von seiten der Polizei gegeben hätte, war hier dennoch schon Wochenlang im vorraus klar wie die Polizei in HN reagieren wird unabhängig davon, ob sie nun nur 1500 oder 3000 Polizisten auffahren werden und damit komm ich zum nächsten Punkt, eurem Aktionskonsens. Friedlich wolle man die Nazis blockieren mit massenhaften Menschenblockaden und an diesem Konzept soll konsequent festgehalten werden und ja nicht abgewichen werden. Nur wie soll das gehen wenn man 1.nicht die Massen dafür hat sondern wie ihr ja selbst festgestellt habt nur ca1000Blockierwilllige und 2. Wie soll man MAssenhaft Leute friedlich zu sinnvollen Blockadepunkten bringen wenn die Polizei vorher alles weiträumig absperrt und sie nicht einfach von großen Mengen umgehen werden können. Hierzu wäre es nötig gewesen Polizeiabsperrungen zu durchbrechen und das sie einen auf bitten nicht durchlassen sollte doch eig klar sein. Ich will nicht sagen das man Riots hätte starten sollen, aber zumindest einfache körperliche Gewalt wäre hier vonnöten gewesen, ob man will oder nicht.

Und euer Ticker, also selbst wenn man absieht das er etwas langsam war (was ja schon vorkommen kann vor allem wenn mans das erste mal sowas macht) war er ziemlich fürn Arsch. Statt Infos gabs vor allem Befehle und statt das ihr vllt mal die Blockierwilligen eine eigenwillige Dynamik hättet entwickeln lassen, habt ihr immer wieder betont man solle sich ja an den Aktionskonsens halten. Da hat der vorige Kommentator mit dem Dogmatismusvorwurf leider Recht auch wenn ich die Art und Weise wie er kritisiert (das Gedisse und so) nicht teile und lieber sachlich bleibe. (Und zu dem Anderen Kommentator hier sei gesagt: Daheimbleiben und Lesen hätte wohl am 1.MAi mehr gebracht als sich in HN von der Polizei und dem Ticker rumschubsen lassen)

Und entgegen eurer Behauptungen, hat es durchaus schon in Ba-Wü solche Bündnisse gegeben, vllt nicht in den letzten Monaten aber sowas gab es durchaus schon. Und wie viel bzw wenig solch ein Bündnis derzeit in Ba-Wü erfolsaussichten hat, also das sollte doch ziemlich deutlich sein: Bei gerade mal ca1000 Potenziellen BlockererInnen gibt es bestensfalls bei kleinen Naziaufmärschen Erfolge zu verbuchen!

Und ihr solltet euch mal fragen ob es wirklich so toll ist sich mit jeden der sich den Nazis entgegenstellen will zu solidarisieren! Bei manchen Leuten vor Ort kam einem ja schon von deren Sprechverhalten fast die Kotze hoch.

Du schreibst ganz richtig, das ein wesentlicher Grund dafür, dass sich an dem Tag keine vernünftige Dynamik unter den Gegendemonstranten entwickeln konnte darin liegt, dass a) zu wenig LEute da waren und b) der Ticker scheiße war.

Allerdings bedeutet dann zumindest der erste Punkt auch, dass die massive Polizeipräsenz und das "harte Vorgehen" der Polizei vieles Verhindet haben.

Mit einem besseren Ticker hätte man sicherlich das vorhandene Potential besser ausnutzen können. Ob das gereicht hätte um tatsächlich etwas am Ergebnis zu ändern weiß ich nicht. WIe du selber schreibst: "Bei gerade mal ca1000 Potenziellen BlockererInnen gibt es bestensfalls bei kleinen Naziaufmärschen Erfolge zu verbuchen".

Das Heilbronn nciht Dresden wird war abzusehen. Die Zahl der Gegendemonstranten war wesentlich geringer, es gibt keine über JAhre gewachsene und gefestigte Protestkultur und/oder  Infrastruktur in Heilbronn und auch der Image der Blockaden iN Heilbronn war nicht das selbe wie in Dresden, was wohl auch daran liegt, dass es den Nazis lesiglich darum ging am 1.Mai zu demonstrieren und gegen Ausländer zu hetzen und nicht darum die GEschichte umzuschreiben.

 

Es bleibt die Frage was man das näxte Mal besser machen könnte.

Zum Ticker denke ich wurde schon einiges gesagt. Mal mehr und mal weniger freundlich aber die Message dürfte angekommen sein. Auch die Informationspolitik auf der Seite des Bündnisses ließ meiner Meinung nach zu wünschen übrig. Hie kann man auch aus Dresden lernen. In Dresden waren die Blockadepunkte bestimmten Regionen zugeordnet und so wusste jeder ungefähr wohin er sich orientieren konnte. In Heilbronn hatte ich zwischendurch das Gefühl, dass die sponti die morgens durch das Bahnhofsviertel gezogen ist relativ ziellos versucht hat alle möglichen Blockadepunkte anzulaufen und bei jeder noch so kleinen Bullenpräsenz direkt umgekehrt ist. Wenn es ein klar definiertes Ziel gegeben hätte, hätte man zielstrebiger dorthin gehen können und sich keine Illusionen machen brauchen, dass man zu irgendeinem der Blockadepunkte kommt, ohne das die Bullen davor stehen.Das mag aber auch nur mein subjektiver EIndruck gewesen sein. Das sind aber alles Mängel, die wohl niemand im Vorfeld hat sehen können und die durch etwas Erfahrung hoffentlich verschwinden.

Der wichtigere Punkt war meiner Meinung nach wie oben schon gesagt, dass es nur relativ wenige Gegendemonstranten waren. Den Grund dafür würde ich weniger in Irgendwelchen Spaltereien suchen als vielmehr darin, dass es in einigen Städten eigene Demonstrationen gab von Menschen, die am 1.Mai nicht den Nazis hinterherlaufen wollen, was ein absolut legitimes Interesse ist. Zum einen hätte man die MEnschen auf den Demos dort in Heilbronn gut gebrauchen können, aber wichtiger ist denke ich, dass es natürlich ein wesentlich größerer Aufwand ist zwei Veranstaltungen vernünftig zu bewerben statt nur einer. Den Grund für eine mangelnde Mobilisierung, die hier ja von dem ein oder anderen unterstellt wird und zu der ich absolut keine Aussage machen kann, weil ich nciht weiß wie die Mobilisierung in den einzelnen Städten ausgesehen hat, sollte man vielleicht eher darin suchen als in einer ideologisch geprägten Böswilligkeit.

Nichts deto trotz hätte man gerade aufgrun des paralell stattfindenden Demos damit rechnen können, dass die Anzahl der Gegendemonstranten und gerade derjenigen, die bereit sind Bullenketten auch zu durchbrechen durch die andere dann durchfließen können, geringer ausgefallen ist. Hier wäre es sicherlich sinnvoll und für die BEteiligten auch befriedigender gewesen, wenn man flexibel auf die Teilnehmerzahl hätte reagieren können. Wie irgendwo schonmal jemand geschrieben hatte: Eine KRaftvolle Gegendemo hätte vielleicht mehr erreichen können.

 

just my 2 cents

Sagt mal,war überhaupt jemand von den "Nachbesprechern" an irgendeiner Aktion beteiligt? Wie kann es sonst sein das das massenhafte Abfotografieren von über 300 Leuten bei der Auflösung des Kessels am Bahnhof nicht auftaucht? Die mehreren mobilen Kamerewägen die rund um den Kessel fuhren?

Warum wird uns am Infotelefon gesagt  steigt am HBF aus wenn wir da direkt in den Bullenkessel laufen? Warum hat der Ticker nicht funktioniert?

Fragen über Fragen...

!

Das mit dem Ticker muss ich bestätigen. Der hat wirklich nicht funktioniert. Und an unserem Sammelpunkt waren um 8uhr mind. 40-50 leute aber keiner wusste was zu machen sei, erst nach dem die polizei die meisten wege bereits blockiert hatte wurde uns mitgeteilt wir sollten in klein gruppen versuchen rein zu kommen. aber niemand wusste dass es am HBH wohl am sinnvollsten wäre. wir sind sogar am HBH angekommen aber da wir uns nicht auskannten sind wir in die stadt gelaufen wo dann auch bald der ofen aus war.

jaja der ticker war scheiße aber wenn morgen die welt untergeht ist nicht der schlechte ticker aus heilbronn schuld

 

viele züge haben an den bahnhöfen vor heilbronn hauptbahnhf gar nicht gehalten ...

die überschätzung dieser internet geschichten geht echt auf den kecks wei war es den in 80er jahren möglich aktion zumachen ohne ticker ??

ein besser ticker hätte an dem ergebniss nichts geändert auser das uns das gewine über den gemeinen ton ersparrt geblieben werden

Halt die Fresse.

Den Weltuntergang sieht hier wirklich niemand. Trotzdem ist es so, dass sowohl die Nazis als auch die Bullen moderne Technik benutzen. In den 80er Jahren waren Nazis und Bullen auch nicht so weit. Da müssen wir mitziehen.

"Die Anarchos", wie du sie gerade darstellst sind technisch wohl wirklich weiter als "die Kommunisten".

 

Mit dem Ticker in Dresden konnte ich z.B. wesentlich mehr anfangen, als ich dort war, als vergangenen Sonntag in Heilbronn mit diesem ineffizienten, eklig autoriäten Ticker, der wirklich null komma null sinnvolle Informationen geliefert hat.

Teilweise musste unsere Bezugsgruppe selbst Informationen herausbekommen, die der Ticker schlichtweg mit einer Stunde Verzögerung veröffentlicht hat. Ihr könnt euch vorstellen, dass das nicht gerade cool ist, wenn man sich zu sehr auf angekündigte Infrakstruktur verlässt, die dann aber versagt.

Man kann nur hoffen, dass es bei einigen der Nachbesprechungen deutlich nüchterner und konstruktiver zugeht, als das auf diesem virtuellen Pavianfelsen der krakeelenden Selbstdarsteller, denunziatorischen Profilneurotiker und mit ihrer jeweiligen ideologischen Position verheirateten Dogmatiker jedweder Couleur der Fall ist.

 

Fragen muss man sich in der Tat, wie nachdrücklich in BaWü und darüber hinaus mobilisiert wurde, wenn Nazis von NRW bis Tschechien, von der Schweiz bis Sachsen überall herkamen, aber nicht mal aus jeder Großstadt in BaWü ein größeres Kontingent NazigegnerInnen kam, geschweige denn aus dem restlichen süddeutschen Raum. Bis zuletzt standen Busse aus Freiburg, Mannheim und Stuttgart fest, woran sich über Wochen nichts änderte. Stattdessen 70km entfernt in Karlsruhe eine eigene "revolutionäre Erste-Mai-Demo", weil es ja vorgeht, an solch einem erhabenen Tag den Kapitalismus aus den Angeln zu heben, als 70 km weiter weg von Beginn an gegen den größten süddeutschen Nazi-Aufmarsch des Jahres vorzugehen.  Dazu noch wenigstens ein paar antideutsche Antifas, die sich aufgrund ihrer Privatfehde mit der evtl. etwas penetrant/dominant auftretenden Avantgarde der proletarischen Weltrevolution den u.U. gar nicht mal so weiten Weg nach HN ersparten... Und wie sah's mit Antifas aus Bayern aus?  Aus BaWü waren in Schweinfurt auch Leute am Start. Diesmal auch welche aus Bayern? Hessen? RP?

Trotzdem waren, die Teilnehmer am staatlich verordneten Ablenkungsfest nicht mitgerechnet, wohl ca. 1.000 GegnerInnen unterwegs, was für Heilbronner Verhältnisse schon mal beachtlich ist, bei einem Aufgebot von 4.000 PolizeibeamtInnen allerdings nicht ausreichte. (In diesem Zusammenhang wäre es interessant herauszufinden, wer diesen Einsatz geplant hat, wer also dafür verantwortlich war, diese im Vergleich zu Dresden 2011  relativ massiv vorhandenen Polizeikräfte anzufordern usw.)

Man muss dem Blockadebündnis definitiv zugutehalten, dass mit einem derart massiven und peniblen Polizei-Einsatz nicht unbedingt zu rechnen war, aber das entbindet nicht von der Frage, wie man dann in solchen Fällen gegen Nazi-Aufmärsche vorgehen kann. Ein Vergleich mit erfolgreichen Blockaden der letzten Jahre wäre da nicht verkehrt. Wenn man feststellt, dass in ähnlichen Fällen oft genug die Haltung der Stadtoberen bzw. der Einsatzleitung der Polizei den Ausschlag gegeben hat, ob ein Nazi-Aufmarsch mit Gewalt durchgeboxt wurde oder unter Hinweis auf eventuelle Gefährdungen wegen vorhandener GegendemonstrantInnen abgewürgt wurde, dann muss man sich fragen, wie man im Falle einer weniger wohlwollenden Haltung seitens der Exekutive vorgehen kann.

 

Diese Twitter-Debatte will ich jetzt nicht aufgreifen, dafür lieber die Frage in den Raum stellen,

- wie's an den jeweiligen Hot Spots um die Anwesenheit von VertreterInnen des Blockadebündnisses bestellt war, die NazigegnerInnen hätte informieren können?

- wie man nächstes Mal verhindern kann, dass die Ingewahrsamnahme eines einzelnen Pressesprechers sich derart negativ auswirken kann, wie das hier anklingt?

- ob man der einseitigen Beeinflussung der öffentlichen Meinung durch Stadt, Polizei und Lokalpresse im Vorfeld etwas entgegensetzen kann, sprich die angebliche Alternativlosigkeit des städtischen Konzepts "Fahren Sie am besten ins Grüne, oder kommen sie halt meinetwegen auf unser buntes Bürgerfest (fernab der Nazis), aber denken Sie dran: Blockaden sind Gewalt und deswegen illegal!"? 

- was man tun kann, wenn man merkt, dass die Polizei bereits am Vorabend entlang der Aufmarschroute alle Straßen dichtmacht?

- ob man die Haltung der Stadt und den Polizei-Einsatz nachträglich über gewogene grüne Stadträte (?), auf juristischem Wege, durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit skandalisieren kann?

 

Usw., usf.

 

Jedenfalls war das nicht der letzte Nazi-Aufmarsch in HN für die kommenden Jahre...

Stattdessen 70km entfernt in Karlsruhe eine eigene "revolutionäre Erste-Mai-Demo", weil es ja vorgeht, an solch einem erhabenen Tag den Kapitalismus aus den Angeln zu heben, als 70 km weiter weg von Beginn an gegen den größten süddeutschen Nazi-Aufmarsch des Jahres vorzugehen.

 

Wie du siehst scheint das ja die einzig richtige Entscheidung gewesen zu sein. Könnte ich mich nochmal entscheiden, würde ich auch lieber erst eigene Inhalte auf die Straße bringen und anschließend versuchen den Naziaufmarsch von außen anzugehen, anstatt den ganzen Tag im Kessel zu stehen....

 

Ist es nicht vielleicht auch einfach möglich, dass einige GenossInnen aus BaWü schon vorher klar war, dass es absolut unmöglich ist exakt das gleiche Konzept 1:1 von Dresden auf Heilbronn zu übertragen, und sich deshalb in der Mobilisierung erst einmal zurück gehalten haben? Kann es nicht auch sein, dass das autoritäre und extremst kontraproduktive Verhalten der nach Heilbronn mobilisierenden Gruppen im Vorfeld  die Mobilisierung derart geschwächt hat? Nur weil einige Gruppen meinen, sie seien die Avantgarde der linksradikalen und antifaschistischen Szene in BaWü, heisst das noch lange nicht, dass alle anderen nachfolgen müssen...

Wie du siehst scheint das ja die einzig richtige Entscheidung gewesen zu sein. Könnte ich mich nochmal entscheiden, würde ich auch lieber erst eigene Inhalte auf die Straße bringen und anschließend versuchen den Naziaufmarsch von außen anzugehen, anstatt den ganzen Tag im Kessel zu stehen....

 

Weiß nicht, ich finde eher, dass in HN eine frühere, massivere und besser koordinierte antifaschistische Präsenz von Vorteil gewesen wäre. Das schließt m.E. aus, dass eine größere Gruppe aus einer nahegelegenen Großstadt sich erst im Laufe des Vormittags mit der Bimmelbahn auf den Weg macht...

 

Was heißt denn, einen Nazi-Aufmarsch von außen anzugehen? In Heilbronn heißt das derzeit, mit 100 m Abstand hinter einer Polizei-Absperrung in einer Seitenstraße zu stehen und Sprüche zu skandieren; viel mehr scheint da nicht drin zu sein.  Da bringt ein späteres Hinzukommen wenig.

 

Zum angeblich autoritären Stil der mobilisierenden Gruppen kann ich nx sagen, da ich - erstens - nichts in der Richtung mitgekriegt habe (im Gegenteil, ich fand das Blockade-Bündnis war relativ offen und vielfältig) und mir sowas - zweitens - im Zweifelsfall egal ist, wenn's darum geht, dass Nazis in der Nähe aufmarschieren. Irgendwelche Spinner aus dem "eigenen" Lager muss ich an einem solchen Tag ganz einfach ignorieren, tolerieren, akzeptieren, whatever...

Was ich jedoch nicht unbedingt tun muss, ist, mit 100 anderen Leuten, für deren politische und sonstige Zurechnungsfähigkeit ich meine Hand im Zweifelsfall lieber nicht ins Feuer halten würde, durch die Stadt laufen, dort "meine Wut auf die Straße tragen", mir unverständliche Redebeiträge anhören (in dem Wissen, dass jeder unbeteiligte Passant besagte Reden noch weniger verstehen kann und, was noch schlimmer ist, dass nach Auffassung der Redner und Veranstalter eine Kommunikation mit Außenstehenden auch gar nicht erwünscht ist), dabei zugucken, wie unleserliche Pamphlete verteilt und unter kommunikativen Gesichtspunkten genauso sinnlose Transparente zur Schau gestellt werden... Nee. Also bevor ich mit ein paar Hundert 'Gleichgesinnten' vor amüsierten Polizisten und desinteressierten Passanten den linksradikalen Trachtenverein gebe und mich die halbe Zeit über in Fremdschämen üben muss, versuche ich lieber, den Nazis etwas entgegenzusetzen.

Die Nazis sind einfach nicht mehr Leute. Die Nazis sind strömungsübergreifend nach Heilbronn gefahren.

Lasst mal den Kopf nicht so hängen. Aus Sicht der dezentralen Aktionen war der Tag nicht so schlimm.

(In Freiburg wurde wohl der Zug der Nazis angepöbelt, als der durchgefahren ist ...)

Aus Recherchesicht war der Tag sogar ziemlich gut. Es wird wohl kaum ein Nazi geben, zu dem es nicht ein Porträtfoto gibt, was veröffentlicht wird.

https://linksunten.indymedia.org/de/node/38889

Wie kommt ihr auf die Zahl von 830 Nazis? Seriöse Zählungen ergaben 600-650 Nazis.

Das sind offizielle Zahlen und nicht irgendwelche gefakten!

Ach so, offiziell, na dann ist ja alles klar. Wie autoritätshörig bist du? Die 600-650 wurden von uns gezählt, keine Ahnung, woher deine Zahlen stammen.

Ich weiss doch, wie einige zählen, es werden einfach mal einige vergessen so aus Versehen! Sich selbst zu belügen bringt nichts!

Nein, das war eine Zählung nach dem Block-Prinzip: am Anfang einmal genau zählen und multiplizieren mit der Anzahl der Blöcke ungefähr gleicher Größe. Da kann schonmal plus/minus ein Block Unterschied bei rauskommen, deshalb 600-650. Aber garantiert kein Unterschied von 200 Nazis.

Hallo, meiner Meinung nach haben die Fehler bereits in der Mobilisierung begonnen. Ihr wart auf Tour in mehreren Städten und habt dort den Eindruck erweckt, als würden wirklich tausende Menschen zum Blockieren erwartet. So habe ich es in Mannheim selbst erlebt.

 

Auf Nachfrage, was Euch denn diese Sicherheit geben würde, kam die Aussage es kommen Busse, ich habe dann erwidert, ja 3, mit je 50 Sitzen, macht also 150. Und dann die schon als grenzwertig zu bezeichnende Aussage, um 8 Uhr seien die Bullen noch nicht richtig aufgestellt und deshalb gehe man vom Gelingen der Blockaden aus.

 

Das war und ist Wolkenkuckucksheim. Als sich die Busse vor Heilbronn getroffen haben und dann nach Heilbronn gefahren sind, war niemand da, der uns als Auswärtige in Empfang genommen hätte. Wir bekamen keinerlei Infos. Gerade dies wäre aber extrem wichtig gewesen, so sind wir den Bullen voll in die Falle getappt.

 

Vor knapp 2 Jahren hat man in Köln eine meiner Meinung nach extrem gute Arbeit geleistet, als es uns gelang den Pro Köln Konkress auf der Strasse zu verhindern. Dort trafen sich alle Blockadewilligen in der Stadt, da wo es keine Verbote gegeben hat und von dort ging es in großen Gruppen zu den Blockadepunkten.

 

Eine Meinung gab es hier in diesem Forum, die meinte es wäre besser gewesen eine Demo zu machen, anstatt der Blockaden um dann zu sehen was möglich ist. Dies wird von mir unterstützt. Wären wir mit 1000 Leuten von der Innenstadt in Richtung Bahnhof gezogen, hätte die Polizei sicher ein Problem bekommen, so konnte sie uns in kleinen Gruppen immer wieder kesseln ohne das wir in der Lage waren, unsere Situation zu verbessern.

 

Und jetzt noch etwas zu den Ingewahrsamnahmen. Also ich wurde am frühen Morgen bereits gekesselt und dann mit dem Bus weggebracht. Wir hatten 2 Hallen, zuerst eine kleine Halle und dann eine große Turnhalle. Wir bekamen jederzeit das gewünschte Wasser und auch belegte Brote. Die hier eingesetzten nichtuniformierten Beamten waren, bis auf eine Ausnahme alle freundlich und haben in keiner Weise provoziert, im grassen Gegensatz zu den Prügelbullen draußen. Auch das sollte an dieser Stell mal gesagt werden.

 

Und warum sind noch keine Anzeigen erstattet worden. Ich habe bereits am Montag eine Anzeige gegen den Einsatzleiter Zimmer und gegen Eisele wegen Freiheitsberaubung gestellt. Auch habe ich im Vorfeld des 1. Mai Anzeigen gegen den Ordnungsamtmitarbeiter Schramm und gegen Eisele wegen Amtsmißbrauch erstattet. Warum habt ihr in Heilbronn da bisher überhaupt nichts unternommen?

 

Geht mir alles etwas zu langsam.

Wir bekamen jederzeit das gewünschte Wasser und auch belegte Brote. Die hier eingesetzten nichtuniformierten Beamten waren, bis auf eine Ausnahme alle freundlich und haben in keiner Weise provoziert, im grassen Gegensatz zu den Prügelbullen draußen. Auch das sollte an dieser Stell mal gesagt werden.

 

Oh ja, wir haben in den 9 Stunden gewahrsam doch tatsächlich ein Käsebrot bekommen. wie großzügig. Und wir konnten und Wasser auf dem Klo holen. AUch das sehr Großzügig. DIe Eingesetzten Bullen in der TUrnhalle waren gaanz freundlich. Vielleicht hast du dabei vergessen, dass die uns EINGESPERRT haben. Das nennst du freundlich? Und damit nicht genug. Es kamen ja andauernd nochmal Bullen nach oben auf die Galerie um uns zu begaffen als wären wir ein Affengehege im Zoo. Der ein oder andere Bulle hat dabei sogar mit seinem Handy lustige Videos gemacht. Juhu, wie freundlich.

Auf diese zynische kumpelhafte freundlichkeit der Bullen ohne Uniform kann ich gerne verzichten. Erst sperren sie einen den ganzen Tag lang rechtswidrig ein und machen dann einen auf Kumpel und sind ganz entrüstet, wenn man nicht auch nett ist, weil sie persönlich haben einem ja nix getan. Das is bei denen doch immer die selbe scheiße. Wenn sie dir die Fresse einhauen, dann sind das natüröoich nciht sie persönlich, sondern "die Polizei". Wenn sie dann achher freundlich sind dann sind sie es natürlich persönlich und was "die Polizei" mit dir den ganzen TAg gemacht hat, hat damit doch nix zu tun.

Von mir aus lass dich von denen noch weiter erniedrigen, indem du ihnen in den Arsch kriechst, wenn sie dich einsperren. ICh habe darauf keine Lust.

Also leider komme ich erst jetzt dazu auf die Bemerkungen von Harry zu antworten. Also zuerst einmal mache ich diesen "Job" schon so lange, dass ich es mir zutraue zu unterscheiden. Und wenn ich schreibe, dass ein Unterschied besteht zwischen den Prügelbullen auf der Strasse und denen die uns drinnen "behandelt" haben, dann hat dies seine Begründung.

 

Und wenn Du Dich aufregst, dass die Bullen uns von der Galerie beobachtet haben, dann vergisst Du dabei zu erwähnen, dass einige von uns in machohafter Posermanier sich aufgeführt haben wie die Deppen. Da braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Bullen die private Kamera zu zücken um denen zu Hause mal zu zeigen, wie sich manche zum Affen machen. Und zu den Käsebrötchen, warum nehmt Ihr denn von den Bullen überhaupt etwas an, ich und einige wenige andere Gefangene haben sich geweigert und haben nichts genommen, so zeigt man Stärke und nicht damit, wenn

man gröhlt Essen Essen Essen und dann eben Käsebrötchen bekommt.

 

Und nochmal zu den nichtuniformierten Beamten, beim Protokoll, hier wurde nichts vorgeworfen, man musste nur die Dinge sagen, die auch tatsächlich vorgeschrieben sind, man wurde belehrt dass man nichts unterschreiben muss und zumindest ich durfte auf Nachfrage ein Telefonat nach Hause führen. Man hat in keiner Weise versucht irgenwelche Aussagen zu bekommen etc.

 

Und auf die Unrechtmässigkeit der Festnahme zurückzukommen, ich habe zwischenzeitlich eine Anzeige gegen Zimmer und Eisele erstattet, was habt Ihr bisher gemacht? Wie immer nichts. Also immer den Ball flach halten.