Wir sind wütend. Im Zuge der Präsidentschaft über die G20-Staaten hat Deutschland Afrika auf die Agenda gesetzt. Und Deutschland lädt zur „G20-Afrika-Partnerschafts-Konferenz“ ein, die am 12. und 13. Juni in Berlin stattfindet, zur Vorbereitung des G20-Gipfels im Juli in Hamburg.
Die Überwindung der Verwertungskrise des Kapitals und des Widerstand gegen Ausbeutung werden die zentralen Inhalte sein. Neben den üblichen Themen „Stabilität der Weltwirtschaft“ und „Regulierung der Finanzmärkte“ stellt die Bundesregierung vor allem die „Partnerschaft mit Afrika“ in den Mittelpunkt: ein komplexes und höchst aggressives Langzeit-Projekt zur kapitalistischen Durchdringung des Kontinents.
Die Leichenberge, die diese Aggressivität produziert, werden als zwangsläufige Folge von Hunger, Kriegen oder „Schlepperbanden“ dargestellt - Kapitalismus und Ausbeutung hätten damit nichts zu tun. Kapitalistische Aggressivität wird sogar als angeblich wirksames Gegenmittel verkauft. Dabei ist die kapitalistischen Strategie auf militärische, finanzielle, ökonomische, technologische und politische Angriffe angewiesen, um soziale und ökonomische Zusammenhänge zu zerstören. Ihr Ziel ist die „Entfesselung einer afrikanischen industriellen Revolution“ (McKinsey), die vollständige Unterwerfung des letzten großen Sozialraums, der erst ansatzweise von kapitalistischen Beziehungen durchdrungen ist. Das bis in die heutige Zeit ungebrochene koloniale und rassistische Selbstverständnis findet im G20-Gipfel seinen neokolonialen Ausdruck für das 21. Jahrhundert.
Die Kolonialkriege zielten darauf, die Schwarze Bevölkerung zu unterwerfen und der Ausbeutung zuzuführen. Den Kolonialisten war bewusst, dass der Widerstand gegen die Ausbeutung nur mit den brutalsten Gewaltmitteln zu brechen ist. Die zahlreichen grausamen Kriege sowie die sogenannte Entwicklungspolitik im heutigen Afrika stehen in dieser Tradition. Anstelle einer angemessenen historischen Aufarbeitung der Verbrechen in den ehemaligen deutschen Kolonien spiegelt sich in den heutigen deutschen Plänen für Afrika eine Erneuerung kolonialer Ansprüche auf dem gesamten Kontinent. In einem langfristig angelegen „Marshallplan“ soll Afrika durchkapitalisiert werden. Die Strategien hierzu werden auf dem G20-Gipfel verhandelt.
Dabei wird Entwicklungshilfe unter dem Label „Fluchtursachen bekämpfen!“ vermarktet. Es geht aber nicht um Fluchtursachenbekämpfung, sondern um Vertreibungen, an deren Ende Profitinteressen stehen. Es geht um die Steuerung der Bewegung der Armen. Viele sterben. Die anderen sollen möglichst nicht nach Europa fliehen, sondern in die afrikanischen Lager und Slums, wo sie Europa nicht stören. Der „Marshallplan“ sieht vor humanes Kapital wirtschaftlich zu verwerten. Die Kosten tragen die durch G20 willkürlich Prekarisierten, die sich kaum wehren können oft mit ihrem Leben.
Die kolonial-rassistische Kontinuität wird in Köln - wie in vielen anderen europäischen Städten - z.B. an der Benennung zahlreicher Straßen deutlich, die eine militaristisch-imperialistischen Erzählung bedienen und die Verbrechen des Kolonialismus verherrlichen. Dem ist ein Korrektiv durch die Würdigung der Opfer und Überlebenden der deutschen Kolonialverbrechens entgegenzusetzen.
Die kapitalistischen Strategien sind auf konkrete Akteure angewiesen, die die Morde von hier aus steuern. Einige davon sitzen auch in Köln. Sie vertreiben die Menschen von ihrem Land, zerstören ihre Umwelt- und Lebensbedingungen, finanzieren und bewaffnen Milizen und staatliche Repressionskräfte und lassen Widerständige ins Gefängnis werfen.
Dagegen gibt es in Afrika mannigfaltigen Widerstand. Die gewaltigen Migrationsbewegungen sind nur die Spitzen, die unsere Wahrnehmung erreichen. Doch diese Kämpfe haben ein Problem: es ist der Feind, der übermächtig von fernen Kontinenten Waffen, Müll, Ramsch, Technologien, Schulden, Soldaten, Drohnen, Raketen schickt, der ihnen eine Wirtschaftspolitik aufzwingt, bei der sie nur verlieren können, sie zur Verelendung und Ausbeutung zwingt. Dieser Feind ist unglaublich reich. Und brutal. Er ist immer wieder in der Lage, Kollaborateure aufzubauen. Er wird von Afrika aus kaum zu stoppen sein. In seinen Herkunftsländern muss er zu Fall gebracht werden! Nicht aus Mitleid, sondern aus Solidarität!
Wir sind wütend. Deswegen wollen wir am 12.6.2017 zum Auftakt der „G20-Afrika-Partnerschafts-Konferenz“ in Berlin unseren Protest mit einer Aktions-Radtour hier in Köln auf die Straße tragen.
Wir protestieren gegen die gewaltsame kapitalistische Zurichtung Afrikas!
Wir protestieren gegen die Verherrlichung kolonialer Gewalt in unseren Straßen!
Wir protestieren gegen die Schreibtischtäter und Völkermörder in unserer Stadt
Gegen Ausbeutung - Abschottung - Verelendung!
G20 versenken - den Marshallplan mit untergehen lassen!
Sorgen wir in vielen Städten für ein widerständiges Echo auf die „Partnerschaft“.
In Köln startet eine Aktions-Radtour am 12 Juni um 17 Uhr am Bahnhof Köln-Ehrenfeld (Ausgang Stammst.)