Begleitkommentar zur Veranstaltung „Trumps Amerika, Israel und das Unbehagen Deutsch-Europas“ am 23.05.2017 im Cafe KoZ.
Im Nachgang der ersten Veranstaltungsreihe, mit dem Titel „Feindanalysen. Zur islamistischen Gewalt“1, der Gruppe „Thunder in Paradise“ erschien unser erster Arikel2. Darin forderten wir den AStA der Goethe Universität und das Kollektiv des Café KoZ auf ein politisches Statement zu der mit Rassismus gespickten Veranstaltungsreihe abzugeben und dafür zu sorgen, dass es keine Folgeveranstaltungen geben soll.
Ein Statement blieb aus. Man scheint beim AStA und beim Café KoZ also kein Problem mit Verharmlosungen des deutschen Faschismus zu haben3, sonst würden Sätze wie diese nicht unkommentiert bleiben. Zwischenzeitlich begnügte sich der AStA damit den (inhaltlichen) Ableger in Offenbach „Contre-Critique // Ideologiekritische Gruppe“ zu fördern, auf deren zweiter Veranstaltung „Wiederkehr des Nationalsozialismus? Zur kritischen Theorie des Islamismus“4 unwidersprochen der Ausbau des deutschen Sicherheitsapparates, also der Geheimdienste, Polizeien und der Armee und die Ausweitung derer Befugnisse gefordert wurde.
So ist es auch wenig verwunderlich das die neueste rechtsoffene Pseudoanalyse von „Thunder in Paradise“ wieder im AStA Wohnzimmer Café KoZ stattfinden wird.
Dieses mal soll es um den amerikanischen Präsidenten Donald Trump gehen. Keine Frage, eine linke Auseinandersetzung mit Trumps Positionen und Handlungen - auch in Hinblick auf den anstehenden G20 Gipfel in Hamburg - ist ausgesprochen wünschenswert, erstaunlicherweise soll es bei „Thunder in Paradise“ aber nicht um Trumps rassistische Politik und seinen Klassenkampf von oben gehen, sondern um „Trumps Amerika, Israel und das Unbehagen Deutsch-Europas“5.
Wer dann jedoch in den Ankündigungstext schaut, wird die eigene Verwirrung auflösen können, da hier ganz offensichtlich nicht eine Veranstaltung aus linker, sondern aus kleinbürgerlich reaktionärer Perspektive beworben wird.
Bei direkter Betrachtung des Textes wird deutlich, das es sich dabei um eine Reproduktion der politischen Methodik der herrschenden Klasse handelt. So geht es nicht darum die Blickwinkel aller Betroffenen und Leidtragenden einzunehmen aus welchem solidarische Kämpfe erwachsen, sondern nur um die eigene Positionierung innerhalb eines Konfliktes in der herrschenden Klasse, zu Zwecken der Selbstprofilierung. Das eine linke Herangehensweise eine andere wäre ist klar; Es geht nicht um die Unterstützung einer der, oft allzu vereinfachend, als zwiegespalten dargestellten Konfliktpositionen, sondern um die Zerschlagung des Konfliktes an sich.
Ein weiteres direktes Beispiel für den Mangel an inhaltlicher Substanz findet sich direkt im Text, anderes macht sich durch „Nichtnennung“ bemerkbar.
„Keine seiner erfolgreichen innenpolitischen Amtshandlungen war besonders radikal.“, lässt die Gruppe „Thunder in Paradise“ verlauten. Wie die Schreiber*innen dieses Textes die innenpolitische Auswirkung des sogenannten „Muslim Ban“ bewerten, bleibt unkommentiert.
Im Folgesatz zu Trumps „heikler“ Außenpolitik spekuliert man über das Vorgehen gegenüber der „Nuklearmacht“ Nordkorea, die Russlandpolitik und das Kräftemessen im Pazifik mit China. Kein Wort verliert man über das anhaltende und frisch bestärkte Bündnis inklusive neuer Waffenlieferungsverträge mit Saudi-Arabien, während im weiteren Textverlauf die Bombardierung von Höhlen in Afghanistan zur Bekämpfung von Daesh (IS) begrüßt wird. Das sich einige Maßnahmen der Strafverfolgung und -Ausführung seitens Saudi-Arabiens und von Daesh in ihrer Missachtung von Menschenleben und -würde an vielen Punkten gleichen, wird nicht berücksichtigt.
Das alles wäre an sich nicht außergewöhnlich interessant wenn das KoZ nicht als ein „linker Ort“ verstanden werden würde. So sind zurzeit mindestens zwei Solipartys im KoZ angekündigt6. Eine davon soll tatsächlich zur Finanzierung von Repressionskosten für den G20 Gipfel sein. Wie feiern in einem Raum unter solidarischem Vorzeichen möglich sein soll, wenn dieser Raum ohne jede Kritik an Leute vergeben wird die dort rassistische und verkürzte Vorträge abhalten, ist noch offen.
Nachvollziehbar ist, unter Berücksichtigung der begrenzten (frei-) räumlichen Situation in Frankfurt, jeden verfügbaren Raum der für das generieren von Soligeldern zu nutzen. Allerdings sollte es kein Schweigen zu solchen Vorträgen geben sondern Beschwerden und Proteste von allen linken Gruppen die diesen Raum für Vorträge, Plena und Partys nutzen und gerne weiter nutzen wollen.
Die jüngste Vergangenheit in Frankfurt hat bewiesen, dass es durchaus möglich ist eine breite gruppenübergreifende Stellungnahme zu inhaltlich gefährlichem Schwachsinn möglich ist7. Eine Fortsetzung diese Praxis wäre in Anbetracht der Verweigerung des AStAs wünschenswert.
1 de-de.facebook.com/gruppethunderinparadise/posts/1808519676090733
3 „Während der Nationalsozialismus als im doppelten Wortsinn der Zivilisation ent-sprungener aus seinem Vernichtungswerk noch ein Geheimnis zu machen suchte und zu dessen Verrichtung nur am Rande Sadisten zum Einsatz brachte, kann beim islamischen Herrenmenschen von barbarischer Regression nicht die Rede sein, weil der Orient von einem Zivilisationsprozess im Sinne Elias‘ völlig unberührt blieb.“ facebook.com/events/191454034616343
4 facebook.com/events/1859414794270624
5 facebook.com/events/623321187866061
7 de-de.facebook.com/notes/antifa-united-frankfurt/gruppen%C3%BCbergreifende-stellungnahme/1880126892258922/
Frankfurt mal wieder...
Also das Zitat zum Nationalsozialismus (Fussnote 3) ist absolut kritisierenswert, aber nicht wegen einer angeblichen Verharmlosung des NS, sondern eher wegen der völligen Ahnungslosigkeit vom NS. Das "Vernichtungswerk" des NS war nunmal keineswegs ein Geheimnis und erforderte im Gegenteil sogar ein Recht großen Einsatz an (mehr oder weniger) willigen Helfer*innen, bzw. Vollstrecker*innen. Der zweite Teil des Zitats lädt übrigens ebenfalls zum Fremdschämen ein: Eine eurozentristische Zivilisationstheorie lässt sich nicht so einfach auf den Orient übertragen? Wow, welche Erkenntnis...
Ach übrigens, das Zitat „Keine seiner erfolgreichen innenpolitischen Amtshandlungen war besonders radikal.“ ist dann doch mal eine zutreffende Tatsachenbeschreibung. Der "Muslim Ban" den ihr hier als Gegenargument anbringen wollt, mag für euch vielleicht radikal erscheinen, doch als erfolgreich (für Trump) war er mitnichten. Im Gegenteil, war er doch eher eine deutliche Blamage für Trump.
Ihr beschwert euch wirklich, dass diese Thunder-Kinder in ihrem schon vor vermutlich mehreren Wochen geschriebenen Ankündigungstext nicht die vor 2 Tagen vereinbarten Waffendeals der USA mit Saudi-Arabien kritisieren? Mal im Ernst, wollt ihr uns nun davon überzeugen, dass TiP eine reaktionäre Gruppe sei, oder wollt ihr euch einfach selbst lächerlich machen?
Man gewinnt den Eindruck, hier haben sich 2 Kindergartengruppen gesucht und gefunden!
Aber der geilste ist doch noch immer:
"die Blickwinkel aller Betroffenen und Leidtragenden einzunehmen aus welchem solidarische Kämpfe erwachsen"
Ihr seid alle mehr oder weniger Salonbolschwisten und redet über solidarische Kämpfe. Mehr als Soliparty geht doch bei euch nicht :D
Definition von "radikal" mehr als weird
„Keine seiner erfolgreichen innenpolitischen Amtshandlungen war besonders radikal.“
Klar. Was kümmert es studierende deutsche Bürgerkinder die bei Papi privat mitversichert sind, ob 20 Millionen US-Amerikaner keine Krankenversicherung mehr haben.
Hauptsache Israel wird weiter mit Milliarden unterstützt. Und riesige Waffendeals an Saudi-Arabien stören die selbsternannten Nahost-Spezialexperten auch nicht größer
Trottelgruppe
Soweit ich das mitbekomme nimmt niemand diese Trottelgruppe ernst.
Die Vorträge von denen sind einseitiger Bullshit. Das ist denke ich jedem klar. Wahrscheinlich sogar der Gruppe selbst.
In zwei Jahren sind die spätestens fertig mit ihrem Studium und machen Karriere und man hört nie wieder was von denen. Hoffentlich.