Proteste begleiten Aufmarsch der Piusbrüder in Freiburg

Die guten alten Zeiten?

Am Freitag, den 26. März 2010, marschierten die antisemitischen, rechtskonservativen und antiemanzipatorischen Piusbrüder in Freiburg auf. Rund 100 Menschen kamen auf einer Gegenkundgebung zusammen, um ihren Unmut über die menschenverachtende Propaganda der Piusbrüder kundzutun. Mobilisiert hatten mehrere Gruppen aus dem linksradikalen und queer-feministischen Spektrum. Die Polizei war mit einigen Hundertschaften vor Ort und beschützte die Piusbrüder.


Nach einer halben Stunde voller Gebete, Schweigeminuten und Gesang setzen sich die rund 70 Gläubigen in einem Polizeispalier in Bewegung. Gegendemonstrant_innen gelang es die ganze Zeit, in die Reihen der Piusbrüder zu sickern und sie mit lauten Pfiffen und Transparenten zu stören und zu foppen. Die Polizei ging mehrmals auf Gegendemonstrant_innen los, schubste und drängte sie an den Rand des Aufmarschs.

Am Ende des Aufmarsches ging das Redner_innenpult der Piusbrüder kaputt, was die Polizei als Anlass nahm, zwei Menschen festzunehmen. Im späteren Verlauf wurde eine weitere Person festgenommen, da sie pöbelte.

 

Während die Proteste im letzten Jahr aufgrund sehr kurzer Mobilisierungszeit eher mager ausfielen und von teils harter Repression begleitet wurden, gelang es in diesem Jahr erstmals, den Piusbrüdern entschlossen entgegen zu treten. Zwar konnte der Aufmarsch nicht verhindert, aber massiv gestört werden.

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In meinen Augen kann jeder Mensch so leben wie er mag. Dazu gehört auch das Leben als religiöser Fundamentalist. Würde mich interessieren, wie ihr das seht. Ihr sagt Selbstbestimmung usw. Aber was, wenn sich wer für religion entscheidet? Oder für Konservativismus?

Es ist keine Frage der Meinungsfreiheit, ob der Holocaust stattgefunden hat oder nicht. Daher ist es völlig inakzeptabel, dass die Piusbrüder den Holocaust-Leugner Richard Williamsonin ihren Reihen haben. Außerdem wollen die Piusbrüder die Möglichkeit der Abtreibung für Frauen einschränken und das greift in das Recht auf Selbstbestimmung aller Frauen ein. Das sind nur zwei Beispiele, wie religiöser Fanatismus Auswirkungen auf sehr viele Menschen haben kann. Es geht also im Fall der Piusbrüder nicht so sehr um ihre Entscheidung, wie sie selbst leben wollen, sondern um ihren missionarischen Eifer und die fatalen Konsequenzen, die sich aus ihrer Ideologie ergeben. Aber Religion ist ein Grundübel unserer derzeitigen Gesellschaft. Wir werden niemals eine befreite Gesellschaft erreichen, wenn wir die Religion nicht bekämpfen. Solange die Menschen ihre Veranwortung an ein "höheres Wesen" abgeben, ignorieren sie (zumindest zum Teil) ihre eigene Verantwortung.

 

Jede/r hat/ sollte selbstverständlich das recht auf selbstbestimmung haben.

doch wenn er/ sie jem. anderen damit unterdrückt/ verletzt/ usw kann das nicht okay sein und dagegen gilt es anzukämpfen. deswegen die gegendemo!

 

und ich finde es auch schreklich wie alle diese mitläufer fragen um was es eigentlich geht auf der demo und trotzdem stolz die antifa-flagge hochhalten. so kann politik nicht funktionieren.

wenn man sich besser informiert über die bruderschaft weiß man das nicht alle holocaust leugner sind sondern nur einer von ihnen. und das ihre religion auch nicht direkt was mit faschismus zu tun hat.

 

 

Hallo autonom anarchist! Ich war auch an den Gegenaktionen beteiligt und fand meine Mitstreiterinnen nicht gerade sehr mitläufermäßig. Es waren zwar auch viele jüngere Menschen dabei, die sich die Weisheit im Gegensatz zu Dir noch nicht so sehr mit Löffeln reingeschaufelt haben. Aber im gegensatz zu Dir finde ich es sehr schön, dass sie dabei waren.  Du beschwerst Dich in deinem Text über die Parole Piusbruderschft Holocaustleugner und behauptest, dass die Bruderschaft nur einen Holocaustleugner in ihren Reihen hätte. Das ist falsch und ich frage mich, warum Du das so falsch darstellst. Williamson ist nicht der einzige Holocaustleugner in dem Verein. Bei den Piusbrüdern fängt der Fisch am Kopf zu stinken an und deshalb finde ich solche plakativen Verallgemeinerungen absolut zulässig.  der Glaube der Piusbrüder, also der old-school Katholizismus vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil hat natürlich nicht direkt etwas mit Faschismus zu tun. ABER wesentliche Repräsentanten diese Sekte haben immer wieder mit Faschisten zusammengearbeitet. Nachzulesen ist das ganze auch auf Wikipedia:

http://de.wikipedia.org/wiki/Piusbruderschaft

 

 

Liebe Leute, ich war bei der Gegendemo dabei, finde es richtig und notwendig, solchen Leuten  entgegenzutreten, ihnen z.B. mit Ironie und Sarkasmus begegnen und die nötige Öffentlichkeit für die legitime Kritik an den Piusbrüdern zu schaffen. Aber ettliche Aktionen wie z.B. das Martialische einschüchternde Auftreten in Schwarzer-Block manier, oder die Demorufe, die Demonstrationsteilnehmer allessamt als "Scheiß Faschisten"  bezeichneten, sowie die hißige Praxis, all diese Leute kategorisch als "Holocaustleugern" zu bezeichnen, finde ich unangebracht und zum Fremdschämen. Von den Demonstrationsteilnehmern ging keine Gewalt aus, und waren eine Menge Kinder... sind die mit ihren 10 jahren auch schon Faschisten die abfotografiert und dann hier zur Schau gestellt werden müssen? Ich finde da ging (und geht gerade) einiges schief.

Ich bin einer der Fotografen der Bilder oben und ich habe das Veröffentlichen der Kinderbilder ebenfalls kritisiert. Ansonsten fand ich die Gegenwehr angemessen, auch martialisches Auftreten finde ich vertretbar gegenüber Leuten, die einer Sekte mit Holocaust-Leugnern sind und dann auch noch die Frechheit haben, auf dem Platz der Alten Synagoge eine Kundgebung abzuhalten. Aber offenbar hat das martialische Auftreten nicht ausgereicht und es müssen nächstes Jahr andere Mittel her, um die Piusbrüder zu stoppen...