In der Nacht auf den 2. Mai wurde in Tübingen, in der Unterführung zwischen Karlstr. und Steinlachallee, “Solidarität mit den verfolgten Kurd*innen in der Türkei” und “Cizre is everywhere” an die Wand geschrieben.
Der türkische Staat führt Krieg gegen die kurdische Bevölkerung in der Süd-Ost-Türkei und begeht ein Kriegsverbrechen nach dem anderen. Währenddessen hüllen sich deutsche und EU Politiker*innen in Schweigen, um den menschenverachtenden EU-Türkei-Deal zur Schließung der sogennanten Balkanroute für Menschen auf der Flucht nicht zu 'gefährden'. Abschottung bleibt höchste Priorität, Menschenrechte bleiben zweitrangig. Auch die Linke in Deutschland hat bisher versagt, eine ausreichende Antwort auf die Situation zu finden.
Daher wird es Zeit laut zu werden, das Morden nicht weiter unkommentiert zu lassen und endlich solidarisch zu handeln!
[Triggerwarnung: Beschreibung von Kriegssituation]
In den kurdisch geprägten Gebieten in der Süd-Ost-Türkei hat das türkische Militär im letzten Jahr diverse militäische Ausgangssperren verhängt. Die Militäroffensive folgte auf die Auonomie Erklärung der PKK 2015. In vielen Städten wie Diyarbakir [1], Cizre, Silvan [2], Nusaybin [3], etc. marschierte das Militär mit Panzern ein, um die PKK und sympathisierende Gruppen anzugreifen.
Diese sogenannten Anti-Terror-Einsätze sind geprägt von Menschenrechtsverletzungen, Kriegsverbrechen und einer unmenschlichen Vernichtungsideologie.
Das Militär verweigerte Krankenwägen und Ärzt_innen den Zugang zu den Gebieten unter Ausgangssperre, sodass verletzte wochenlang in Kellern vergebens auf Hilfe warten mssen.
Durch die Ausgangssperre hatten Menschen keinen Zugang mehr zu Lebensmitteln und humaitäre Hilfskonvois durften die Gebiete nicht betreten. Dies führte immer wieder zur Knappheit von sauberem Wasser und Lebensmitteln. Begräbnisse waren so nicht möglich und Versuche, Menschen zu begraben, endeten oft mit dem Beschuss der Trauergemeinde. Daher waren Menschen gezwungen, ihre getöteten Familienangehörigen im Kühlschrank aufzubewahren, bis sie beerdigt werden konnten.
Das Militär und die Polizei verhinden systematisch die Dokumentation dieser Verbrechen, indem Journalist_innen und Menschenrechtsorganisationen der Zugang zu den umkämpften Gebieten verweigert wird. Viele Journalist_innen wurden grundlos festgenommen und eingeschüchtert, ein Journalist* beim Filmen vom türkischen Militär angeschossen
Das Militär beschießt mit Panzern und Artillerie die Häuser der Menschen, bis nur noch Ruinen übrig sind.[4]
Und nun plant die Regierung zudem die Enteignung der Anwohner_innen, wie in Sur, einem Stadtteil von Diyarbkair. Dort soll fast das gesamte Viertel, das derzeit nach über drei Monaten Ausgangssperre in Schutt und Asche liegt, enteignet und neu bebaut werden. Fast 90% der Anwohner_innen mussten während der Ausgangssperre ihre Häuser verlassen, nun wird ihnen die Rückkehr systematisch unmöglich gemacht.
Ziel der sogenannten Anti-Terror-Einsätze ist die Vertreibung der kurdischen Bevölkerung, Zerstörung der Viertel und Vernichtung des Widerstands gegen die Unterdrückung.
Lasst uns das Schweigen brechen und endlich handeln!
Solidarität mit den verfolgten Kurd*innen in der Türkei!
[1] Die Bilder im Anhang zeigen die weniger umkämpften Gebiete in Sur während der Ausgangssperre. Heute ist die Zerstörung noch deutlich weiter fortgeschritten.
[2] Silvan nach der Ausgangssperre: https://twitter.com/refugee_supp/status/698631835245486080
[3] Nusaybin nach der Ausgangssperre: https://twitter.com/ismail_kupeli/status/725301900040613889
[4] https://twitter.com/ismail_kupeli/status/724318064402141184
wow
ziemlich krasse nummer. endlich traut sich mal jemand was!