Seit Mitte 2015 organisiert der Verein „Zukunft Heimat“ in den Spreewaldstädten Golßen, Lübben und Lübbenau regelmäßige Demonstrationen, Vorträge und andere Aktionen. Zu Beginn richtete sich ihr Protest „nur“ gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in den Gemeinden, inzwischen folgen sie einer umfassenden völkisch-nationalistischen Agenda.
Das Bündnis von „Zukunft Heimat“
Zu
den Bündnispartner des Vereins gehören die Brandenburger AfD,
Pegida-Ableger aus der Region und die Gruppierung der Identitären.
Zur möglichen Beteiligung des verbotenen neonazistischen
„Spreelichter“-Netzwerkes an den öffentlichen Auftritten von
„Zukunft Heimat“ sind hier und hier Hintergrundartikel
erschienen. Auf die dafür relevante Frage, wer denn an der
Öffentlichkeitsarbeit von „Zukunft Heimat“ beteiligt ist,
reagierte der Vereinsvorsitzende Christoph Berndt Anfang des
Jahres verschnupft:
„Wer die relativ professionellen
Videos für den Internetauftritt des Vereins herstellt, will Berndt
nicht sagen. Auch nicht, wer sie mit Tontechnik und Ähnlichem
unterstützt: ‚Das sind Freunde aus der Region.’ Deren Namen könne er
nicht preisgeben, der Druck und die Verdächtigungen gegen die
Bürgerinitiative seien zu groß. Dass Rechtsradikale darunter
seien, schließt er jedoch aus.“ (Lausitzer Rundschau, 5. Januar 2016)
Später
hat der Verein auf seiner Internetseite und auf Facebook den
Kontakt zu „Spreelichter“-Neonazis der „Widerstandsbewegung in
Südbrandenburg“ immer wieder abgestritten und sogar eine
gerichtliche Verfügung beim Landgericht Berlin eingeholt, die
folgende Aussage untersagt: „In Südbrandenburg steuert die 2012
verbotene ‚Widerstandsbewegung’ Anti-Asyl-Proteste.“ Der
brandenburgische Verfassungsschutz äußerte sich nur vage:
„Zudem
vermutet der Verfassungsschutz eine ‚Beteiligung von
ehemaligen Mitgliedern’ des 2012 vom Innenministerium
verbotenen Neonazi-Netzwerks ‚Widerstandsbewegung in
Südbrandenburg’ an der ‚Produktion oder Verbreitung von
Mobilisierungsvideos zu Pegida-Demonstrationen und des Vereins
Zukunft Heimat (…) aufgrund gewisser Ähnlichkeiten in der Machart
mit den Videos der verbotenen rechtsextremistischen
Vereinigung’. Dies lasse ‚sich aber nicht belegen’.“ (PNN, 5.
Februar 2016)
Es ist an der Zeit, diesem Versteckspiel ein
Ende zu bereiten. Im Folgenden soll es um eine Person gehen, die an
der Produktion der Videos für den Verein maßgeblich beteiligt ist —
um einen der ominösen „Freunde“ von Berndt.
Der Kameramann
Martin
Muckwar ist in dem Dorf Schlepzig aufgewachsen und hat bis 2005
das Gymnasium in Lübben besucht. Seinen Abschluss als
Diplom-Logistiker hat er 2010 an der Fachhochschule Wildau gemacht.
Heute lebt er in Bestensee. Er bestreitet „Mixed Martial
Arts“-Kämpfe für den „San Da Kempo Bestensee“ e.V.. Für diesen
Verein produziert er Videos und verantwortet die Internetseite
für das dazugehörige Kampfsportzentrum.
Bereits die
Initiative „Pro Zützen“ (Vorläuferorganisation von „Zukunft
Heimat“) begleitete Muckwar bei ihrer Demonstration am 30. Juni
2015 in Golßen mit der Kamera und auch die späteren
Demonstrationen in Lübben und Lübbenau wurden von ihm abgefilmt.
Aus diesem Material entstanden die Videoclips, die oft kurz nach
den Veranstaltungen von „Zukunft Heimat“ auf YouTube online
gestellt wurden. Diesen Zusammenhang offenbart ein Videoclip der
AfD Brandenburg, die die Kundgebung in Golßen aus einer anderen
Perspektive filmt und dabei auch Muckwar am Rand zeigt — er filmt
genau aus dem Winkel, von dem aus offensichtlich der „Zukunft
Heimat“-Clip gedreht ist.
Schon während seiner Schulzeit
war Muckwar Teil der lokalen Neonaziszene, die sich damals um den
„Bunker 88“ in Lübben gebildet hatte. Die Schließung dieses
Nazi-Treffpunkts war Anlass für einen Aufmarsch am 12. April 2008 in
Lübben, an dem etwa 300 Neonazis aus dem Spreewald, Cottbus,
Berlin, Leipzig, Dresden und Hoyerswerda teilnahmen. Bei diesem
Aufmarsch war Muckwar neben anderen Aktivisten der späteren
„Spreelichter“ als Ordner eingebunden. Redebeiträge kamen vom
späteren Anführer Marcel Forstmeier, auf einem Hochtransparent
stand die spätere „Spreelichter“-Losung „Die Demokraten bringen uns
den Volkstod“.
Ab dem 23. Februar 2009 tauchten die
„Spreelichter“ mit neuen Aktionsformen auf. Als Sensenmänner
verkleidet mischten sie sich in den Karnevalsumszug in Muckwars
Heimatdorf Schlepzig. Sie verteilten Flyer und trugen wieder ein
Transparent mit der Aufschrift „Die Demokraten bringen uns den
Volkstod“. In dem Video zu der Aktion ist zu erkennen, wie sie sich zu
Beginn im Dachgeschoss eines Gebäudes vor Ort umziehen. Ob sich
Muckwar an dieser Aktion beteiligt hat, kann nicht mit Sicherheit
gesagt werden. Beim Video einer der nächsten „Spreelichter“-Aktionen
am 17. August 2009 ist zumindest eine Person mit genau der Jacke zu
erkennen, die Muckwar bereits beim Aufmarsch 2008 getragen hatte.
Mit einem „Hessmob“ auf dem Vetschauer Marktplatz wurde bei der
Aktion an Hitlers Stellvertreter Rudolf Hess gedacht. Diese
Selbstinszenierung durch Videoclips nach den Aktionen spielte im
„Spreelichter“-Netzwerk eine zentrale Rolle.
Fließende Grenzen
Die
„Spreelichter“-Videos wurden bei YouTube bis 2010 über ein Profil mit
dem Namen „xXxJocheNxXx“ veröffentlicht. Auf Twitter gibt es ein
Profil mit dem gleichen Namen, über das bis heute Tweets zur AfD, den
„Identitären“ und dem Verein „Zukunft Heimat“ verbreitet werden.
Dass die Grenzen zwischen rechten Gruppierungen im Umfeld von
„Zukunft Heimat“ inzwischen sehr fließend verlaufen, zeigt, dass
das letzte Video der gleichen Machart von der Demo in Lübbenau am 19.
März nicht vom Verein selbst, sondern auf dem YouTube-Kanal der
„Identitären Berlin-Brandenburg“ veröffentlicht wurde.
Der
Verein „Zukunft Heimat“ vertritt offen völkische,
nationalistische und rassistische Positionen. Dass die
Widerstandsbewegung Südbrandenburg den Verein steuert ist
wahrscheinlich zu viel gesagt, denn hier wirken auch anderen
Personen mit. Doch zwischen den „Spreelichtern“ und dem Verein
„Zukunft Heimat“ gibt es nicht nur eine inhaltliche sondern auch
eine personelle Kontinuität, was an Martin Muckwar besonders
deutlich wird.
Es gibt kein ruhiges Hinterland!
links fehlen
Links
https://linksunten.indymedia.org/de/node/162343
und
https://www.torial.com/soeren.kohlhuber/portfolio/104462