Ivana Hoffmann; die Solidarität der Unterdrückten im 21. Jahrhundert

Ivana Hoffman

Für Ivana und alle unsterblichen Partisanen, die für Freiheit fielen…

 

 

I.                    Ivana ist das Symbol des vereinigten Kampfes der Unterdrückten

 

Nachdem Ivana fiel gab es Auffassungen in der internationalen sozialistischen Bewegung, die Ivana damit rühmte, sie habe ihr konformes Leben in Deutschland hinter sich gelassen und sich zum revolutionären Krieg in den Mittleren Osten begeben. Offensichtlich waren diese Menschen noch nie in Duisburg. Duisburg ist eine Stadt, in der die Ergebnisse der die existenzielle Krise des Kapitalismus einfach und mit bloßem Auge zu erkennen sind.

Ich spaziere in Duisburg und denke mir, wie es sein kann, dass zwei Helden*, die uns so inspizieren, hier geboren sind. Eine kalte Stadt mit grauen Fassaden, alte Fabrikanlagen, die längst nicht mehr genutzt werden, mit den groben Menschen, die dir gegenüber in der Bahn sitzen und mit aller Kraft versuchen, dir nicht ins Gesicht zu schauen. Ich suche nach Sehenswürdigkeiten, nach Orten, die man gesehen haben muss und mögen könnte. Aber ich finde nichts… Vielleicht sind die schönsten Orte Duisburgs die Vereine und Wohnungen der Genossen denke ich mir und lache; Duisburg tut mir Leid.

Im Stadtzentrum sehe ich migrantische und deutsche Jugendliche, die „heilige Bücher“ verteilen. Sie werben für den islamischen Dschihad gegen die fremden Besetzer, die den Muslimen im Mittleren Osten das Leben schwer machen, gegen den US-Imperialismus, die jüdische Zinslobby und die russischen Oligarchen. Sie organisieren Jugendliche für den islamischen Terror. Am Montag geht DugIdA auf die Straßen. Obwohl in allen westdeutschen Städten die rassistische Bewegung an Rückenwind verloren hat, kann sie sich in Duisburg halten. Hunderte „Patrioten“ protestieren gegen die Lügenpresse, Merkel und die Flüchtlinge. Warum?

Die imperialistische Globalisierung hat den Jugendlichen nichts mehr zu bieten als Arbeitslosigkeit, Orientierungslosigkeit und Perspektivlosigkeit. Millionen von arbeitslose Jugendliche hängen zu Hause rum und haben keinen Lebensplan. In seiner existenziellen Krise schafft es der Kapitalismus aber – anders als früher – nicht, den Jugendlichen eine „Zukunft“ vorzugeben, „wie es aussehen könnte, wenn man genug dafür arbeitet“. Dieser krisenhafte Zustand verleitet die Jugendlichen zu Suchen nach neuen Wegen und Welten. Die Revolutionäre, die in ihrer jetzigen Situation keine Antwort auf die Suche der Unterdrückten werden können, werden isoliert. Faschistische, radikal-islamische oder andere reaktionäre Kräfte geben ihnen aber einfache Antworten. So kann alles Schlechte nur von islamischen Dschihad beseitigt werden oder die Deutschen werden in Wohlstand leben, wenn die Flüchtlinge wieder weg sind.

So schwer es einem auch kommen mag; der Grund dafür, dass Jugendliche „heilige Bücher“ verteilen ist, dass die Revolutionäre diese Jugendliche eben nicht für die Revolution gewonnen haben. So ist es nicht sonderlich verwunderlich, wenn zwei Jugendliche, die unter den gleichen einfachen Verhältnissen in der gleichen Straße aufgewachsen sind, an zwei Fronten im syrischen Bürgerkrieg versuchen, sich gegenseitig auszulöschen. Wenn die Revolutionäre ihre historische Rolle nicht spielen, können sie ihrer historischen Verantwortung gegenüber der Arbeiterklasse und den Unterdrückten nicht gerecht werden.

Ivana ist keine junge Frau, die ein konformes Leben führte und bewusst dieses Leben für ein Leben in Armut und Gefahr ablehnte. Sie ist eine junge Frau, die auch die Krise des absterbenden und faulenden Kapitalismus an ihrer eigenen Haut spürte. Sie war eine von den Milliarden unterdrückten jungen, armen Frauen, die nicht nur für die Befreiung des kurdischen Volks kämpfte; sondern auch für die eigene Befreiung.

 

II.                  Ivana ist ein Aufstand gegen das Modell des apolitischen, berauschten und oberflächlichen Jugendlichen

 

Die Jugend ist die Zukunft. So findet, wie auf allen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens auch ein Klassenkampf um die Jugend statt; ein Wettkampf um die Organisierung der Jugendmassen. Dieser Wettkampf hat zwei Seiten. Die politischen Repräsentanten der Unterdrückten versuchen, die Jugendmassen zu politisieren und sie dadurch für die Revolution und den Sozialismus zu gewinnen. Die Bourgeoisie und ihre politischen Repräsentanten hingegen bilden einen winzigen Bruchteil der Jugendlichen zu den Kapitalisten der Zukunft aus und halten den Rest der Jugendmassen apolitisch. Für diese Apolitisierung nutzen sie alle möglichen Mittel. In der Schule und der bürgerlichen Erziehung bringen sie den Jugendlichen bei, dass sie im Parlament vertreten werden und dass die Wahl das zentrale politische Mittel ist, mit Drogen berauschen sie die  Jugendlichen, sodass diese in persönlichen Krisen und Widersprüchen untergehen, mit Hilfe eines Unterhaltung- und Vergnügungsmonopols von Fernseher über Internet bis hin zu Computerspielen schaffen sie eine persönliche Isolierung und gesellschaftliche Entfremdung…

Ivana ließ nicht ihr konformes Leben hinter sich und begab sich nach Rojava, sondern genau diese Eigenschaften und bürgerlichen Angriffe. Indem sie den Bruch mit ihrem Leben in Deutschland organisierte, entschied sie sich gegen das bürgerliche Modell des apolitischen, berauschten und oberflächlichen Jugendlichen.

Den Wettkampf um Ivana hatten die Unterdrückten gewonnen. Sie ist im Klassenkampf an der Seite der Unterdrückten unsterblich geworden.

 

III.                Ivana; Militantin der Frauenrevolution und Beispiel einer Kommandantin

 

Die Rojava-Revolution ist eine Frauenrevolution. Die YPJ gab der kurdischen Frau eine Stimme und diese hat gesprochen. Ein Kampf gegen patriarchale Eigenschaften und Verhältnisse in der kurdischen Gesellschaft und in Kurdistan brachte einen einzigartigen Umsturz mit sich, der sich im Kampf gegen die patriarchalen-faschistischen IS-Kämpfer verfestigte und ihren Höhepunkt erreichte. Die Frauenrevolution wurde im gesellschaftlichen Aufbau institutionalisiert und spiegelt sich heute im Gesellschaftsvertrag und allen Ebenen des politischen Lebens in Rojava wieder.

Die Frauenbefreiung ist aber nicht nur ein Thema, womit sich die Völker auseinandersetzen müssen, die im Mittleren Osten leben. Die Ansicht, dass die Frauenbefreiung in den imperialistischen Ländern nicht mehr aktuell ist, ist nicht nur eine, die von bürgerlich-liberalen Kreisen vertreten wird. Auch einige linke Gruppen erkennen die Notwendigkeit einer kämpferischen Frauenbewegung nicht. Diese Herangehensweise ist Teil einer westlich-aufklärerischen Tendenz. Diese sehen die Unterdrückung der Frau im Mittleren Osten als ein Ergebnis dessen, dass sie die Aufklärung nicht erlebt haben.**

Aber die Silvesternacht in Köln, die sexuelle Gewalt an geflüchteten Frauen… 40% der Frauen in Deutschland haben seit ihrem 16. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt, 42% der in Deutschland lebenden Frauen haben psychische Gewalt erlebt, z.B. Einschüchterung, Verleumdungen, Drohungen, Psychoterror.***

Sexuelle, physische und psychische Gewalt gegen Frauen ist überall auf der Welt ein Thema. Die Frauenbefreiung und die Frauenrevolution muss auch ein Thema in allen Ecken dieser Erde sein.

Ivana war eine Genossin, die besonders sensibel im Hinblick auf die Frauenbefreiung war. Sie kritisierte die Männer mit patriarchalem Verhalten direkt ohne weiteres Zögern. Sie erkannte die Notwendigkeit der ideologischen Auseinandersetzung innerhalb der linken Bewegung. Die Gedenken an Ivana müssen für die Frauen ein Anlass dafür sein, sich stärker an die Frauenrevolution zu klammern und die Genossenschaftlichkeit unter den Frauen in Europa zu stärken und für die Männer, einen entschlossenen Kampf gegen die eigenen patriarchalen Eigenschaften zu führen.

Gegen die patriarchale Ansicht, die auch durchaus verbreitet unter linken Gruppen ist, revolutionäre Gewalt solle von den männlichen Revolutionären ausgehen, steht Ivanas Praxis als ein Beispiel einer Kommandantin der Frauenrevolution. Auch wenn einige Revolutionäre dies nicht zugeben möchten oder auch unbewusst tun, verfallen die männlichen Revolutionäre in den einfachsten Situationen im Kampf gegen die politische Polizei in eine Beschützerrolle, als stehen die Frauen in ihrer Verantwortung. Gegen diese Ansicht führte Ivana nicht nur ein Kampf an der Front, sondern auch in Deutschland mit ihrer militanten Praxis.

 

IV.                Ivana ist ein Kampf gegen den beschränkten und begrenzten Revolutionär

 

In Europa ist das größte ideologische Problem der Sozialisten der begrenzte Revolutionär. Der begrenzte Revolutionär kann sich nicht vom Einflussbereich der Bourgeoisie lösen und verfällt in ein Konformismus. Dieser Revolutionär hat seine verfestigten revolutionären Aufgaben und Verantwortungen, die er/sie routinemäßig erfüllt. Parallel zu diesen Aufgaben baut er/sie sich ein bürgerliches Leben auf, auf das er/sie notfalls zurückgreifen kann. Der begrenzte Revolutionär hat seine/ihre Grenzen und Beschränkungen. Er/Sie fühlt sich in diesen Grenzen aber wohl, möchte sie nicht zerstören und das eigene Leben revolutionieren.

Ivana ließ ihre Schule, Familie und Freunde, jegliche Art an Beziehung hinter sich, verabschiedete sich mit einem Brief und begab sich an einen Ort, an dem sie noch nie war und übernahm Aufgaben, die sie noch nie – auch nicht annähernd – erfahren hatte. Sie hat alle ihre Grenzen eingerissen und hat sich wegen ihrer Gebundenheit zum Kampf für Freiheit und Sozialismus in Gebiete begeben, in denen sie Erfahrungen sammeln konnte, die sie für die Befreiung der Unterdrückten nutzen konnte.

Ivana ist die „Che“ des 21. Jahrhunderts; eine junge Revolutionärin ohne Grenzen und mit einer unendlichen Gebundenheit zum Kampf und einem unendlichen Hass gegenüber dem Feind.

 

V.                  Heute ist der 7.März

 

Heute vor einem Jahr fiel unsere Genossin in Til Temir. Ein langer Weg führte sie wieder zum Ort, wo ihre Lebenswahrheit anfing; nach Duisburg-Meiderich. Natürlich darf nichts gewöhnlich sein, wenn es um Ivana geht. Sie liegt neben Gefallenen der Roten Armee und wartet auf den Tag, an dem ihre Genossen ihr die Nachricht vom Sieg bringen. Zwei Generationen revolutionären Heldentums; zwei Kriege gegen den Faschismus und zwei Siege; zeitlich doch so weit von einander, aber dann eben auch so nah. Es ist der einfache menschliche Glaube an eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung; Egal ob in Stalingrad, in Madrid oder in Rojava… Wir kämpfen immer mit der gleichen Entschlossenheit.

 

*Suphi Nejat Agirnasli (Paramaz Kizilbas) ist auch wie Ivana bei der Verteidigung der Rojava-Revolution in Kobanê unsterblich geworden. Er kam auch wie Ivana in Duisburg zur Welt.

** Diese Herangehensweise kann auch bei dem Thema „Religion“ gesehen werden. Diese Gruppen nehmen das historische Element des religiösen Fanatismus und Faschismus nicht politisch in die Hand, sondern vor allem von dem Gesichtspunkt aus, dass diese Völker noch zurückgeblieben sind, die westliche Aufklärung nicht erlebt haben.

*** Daten aus einer Studie von https://www.frauen-gegen-gewalt.de/gewalt-gegen-frauen-zahlen-und-fakten...

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Als ich das Sternchen hinter dem Konstrukt "Helden" gesehen habe, dachte ich, du schreibst über dessen Entstehung und Verwendung und kritisierst/demaskierst es, aber nein. An der Stelle muss der denkende Mensch dann auch nicht mehr weiterlesen...

Und wieder einmal stalinistische Weltsicht.

Geht auf eure eigenen Internet-Sites.

Da könnt ihr Eure Floskeln und pseudo-emanziptiven Ansichten verbreiten.

Frauen am 8 März an die Kalaschnikow und weg vom Herd, HAHAHAHA  warum ist nicht die Rote Antifa - AKAB - und andere Stalinos in einer Kampfbrigade Organisiert und in Kurdistan Aktiv weil sie lieber tote Heldinin auf Indy hoch leben lassen grauenhaft ......