Es geht im heutigen Podcast also um die "heimliche Hauptperson" des Mordfalls Burak Bektas, so zumindest die Einleitung von Philipp Meinhold zur Sendung (beim RBB) über den ermittelnden Kommissar Alexander Hübner - diese Ankündigung überrascht, schwer kann ich mir den ermittelnden Kommissar als Hauptperson vorstellen.
Meinhold ermöglicht der Öffentlichkeit einen Eindruck vom Stand der
Ermittlungen, sehr ausführlich, aber aus dem Blickwinkel der Polizei und
erst beim genauen Zuhören tauchen Ungereintheiten auf:
Angeblich gab es zum Beispiel keine Grundlage (Spuren, Infomationen) für
eine Operative Fallanalyse - gab es denn den Versuch eines Profilings?
Hierüber wie über die meisten Ermittlunsgergebnisse hält Kommissar
Hübner sich völlig bedeckt .
Philipp Meinhold folgt dann den Spuren des kürzlich im Zusammenhang mit
dem Mord an Luke H in Neukölln festgenommenen Rolf Z.
Und an dieser Stelle stockt mir der Atem: Meinhold interviewt den
Zeugen, der Rolf Z. vor Jahren in die Nähe des Tatorts gefahren hat, und
dem Rolf Z. erzählt habe, er mache hier Schießübungen mit seinem Bruder.
Dieser Zeuge meldete sich 2013 bei der Polizei und gibt diesen Hinweis
bezogen auf Burak Bektas. Alexander Hübner drückt sich im Interview dazu
erstaunlich undeutlich aus: Es wird nicht klar, dass er und die sechste
Mordkommission nach diesem Hinweis wohl nichts getan haben, außer in
alten Akten zu lesen und die Meldedaten zu überprüfen. Dadurch, dass er
die alten Ermittlungsergebnisse vorträgt (über frühere
Hausdurchsuchungen wegen Waffenbesitzes bei Rolf Z.) erweckt er den
Eindruck, aktiv gewesen zu sein. Erst auf Nachfrage erklärt er, es habe
nicht einmal ein Gespräch mit dem Verdächtigen gegeben.
Hübner findet aber im Rückblick, er habe alles richtig gemacht (das
erinnert an die NSU-Ermittler).
Geradezu ein Spannungsbogen ergibt sich, wenn Meinhold danach die
Kriminalpsychologin Birgitta Sticher interviewt - nur offenbart sich im
Interview, dass sie als Expertin auftritt, jedoch kaum Kenntnisse von
den beurteilten Fällen hat: Als Punkt, der gegen einen Täter in beiden
Fällen spricht, führt sie an, Burak Bektas sei in den frühen
Morgenstunden getötet worden, Luke H. dagegen mitten in der Nacht. Diese
völlig unterschiedlichen Zeiten der tat passten nicht zusammen. Was soll
man dazu sagen: Luke H wurde in den frühen Morgenstunden (kurz vor 6
Uhr) getötet. Also im selben Zeitraum.
Dann kommt Meinholds Finale: Er habe zwei Zeugen im Zusammenhang mit
Rolf Z. gesprochen. Einer sei in Rolf Z.s Wohnung gewesen und habe dort
NS-Devotionalien, Fahnen, Poster und ein Hitlerbild gesehen (könnte die
Berliner Polizei dies bei der Durchsuchung nach dem Mord an Luke H.
übersehen haben oder warum drang hiervon bisher nichts an die
Öffentlichkeit?) Ein weiterer rassistischer Mord, der "versehentlich"
nicht als solcher wahrgenommen wird ?
Und der zweite Zeuge, der Besitzer der Bar, in der Luke H. vor seinem
Tod war, berichtete, dass Rolf Z. am Tatabend in der Bar gewesen sei und
sich aufgeregt habe, dass hier so viel Englisch gesprochen werde.
Rolf Z also ein Faschist und der Mord an Luke H. ein rassistischer Mord
? Und könnte es für den Mord an Burak Bektas auch ein rassistisches
Motiv geben ?
Nein - egal wie es war: Zu Philipp Meinhold ist der Begriff Rassismus
noch nicht durchgedrungen. Für Ihn könnte Burak Bektas wegen seines
"Migrationshintergrundes" Opfer von "Ausländerfeindlichkeit" geworden
sein, so
als lebten in diesem Land nicht über 80 Millionen "Inländer"
verschiedenster Herkunftsgeschichte.
Deutsche, Menschen die hier aufgewachsen sind - sie alle können auch noch heute, am 29.10.2015, im
wirklich gut gedachten Podcast auf Radio 1, vom RBB als Ausländer
bezeichnet werden, wenn sie nicht der Vorstellung eines echten weißen
Bio-Deutschen entsprechen. Irgendwie hinterlässt mich das fassungslos,
dass sich nichts zu ändern scheint in diesem Land.
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War das Mordmotiv Rassismus?
Burak B. wurde in der Nacht von dem 4. auf den 5. April 2012 in
Berlin-Neukölln vor dem Krankenhaus Britz erschossen. Der unbekannte
Mörder verletzte Alex A. und Jamal A. lebensgefährlich und tötete Burak.
Mehr Informationen zur Ermordung von Burak B. am 5. April 2012 findet ihr unter http://burak.blogsport.de und facebook.com/Burak.unvergessen
3. Podcast zum Nachhören
Der 5minütige Beitrag kann nachgehört werden unter https://archive.org/details/burak-rbb-nr-3
Der 20minütige unter https://archive.org/details/burak-rbb-nr-3-lang