[Muc] Warm up gegen „Lebensschützer“

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Am 24.10.2009 wollen in München die christlichen Fundamentalisten um „Euro Pro Life“ erneut mit  einem „1000-Kreuze-Marsch“ durch die Innenstadt marschieren. Sie wollen der „Kinder“ gedenken, die jedes Jahr in der BRD abgetrieben werden. Selbstbestimmung und Lebenssituation der Frauen sind für sie uninteressant, vielmehr geht es um die Verbreitung ihres patriarchalen und religiösen Dogmatismus.

„Lebensschützer“ im Münchner Stadtteil Westend:

 

Seit über acht Jahren stehen „Lebensschützer“ als selbsternannte „Gehsteigberater_innen“ jeden Werktag vor einer ambulanten Tagesklinik im Münchner Westend.

Der Grund: in dieser Klinik werden Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt.

Alle Frauen, die an den  Reaktionären vorbei müssen, werden von den Fundis belästigt und eingeschüchtert.

 

Die für den Gehsteigterror verantwortlichen christlichen Fundamentalist_innen aus dem Verein  „Euro Pro Life“ (deren Zentrale sich im ums Eck gelegenen "Mutterhaus", Westendstraße 78, befindet) und dessen Vorsitzender Wolfgang Hering planten dazu nach 2008 für den 10.10.2009 einen erneuten „1000-Kreuze-Marsch“ der „Lebensschützer“ durch München. Der Termin wurde von ihnen jedoch auf den 24.10.2009 verschoben.

 

Infospaziergang auf der Straße:

 

Trotzdem trafen sich heute ca. 30 Menschen auf dem Georg-Freundorfer-Platz im Münchner Westend, um zum Einen einen Informationsspaziergang durch die direkte Nachbarschaft von „Mutterhaus“ und ambulanter Tagesklinik zu unternehmen, und zum Anderen um zu den Protesten gegen den „1000-Kreuze-Marsch“ zu mobilisieren. Die Route führte vom Georg-Freundorfer-Platz über die Ganghofer-, Riedler-, Trappentreu-, bis zur Westendstraße. Auf der Kreuzung zur Holzapfelstraße wurde der Spaziergang beendet. 

 

Die Stimmung der Spaziergänger_Innen war fröhlich und entspannt, es wurden verschiedene Flyer an Passant_Innen verteilt und durch Parolen auf das Thema aufmerksam gemacht.

 

Großaufgebot der Polizei:

 

Verwirrend für Teilnehmer_Innen und Westendbewohner_Innen war das massive Polizeiaufgebot, welches die Informant_Innen begleitete. Sowohl Bereitschaftspolizei und Zivis als auch Sixpacks waren vor, hinter und neben den (in Relation wenigen) Teilnehmer_Innen als Begleitung vorhanden. Der Großteil der Nachbarschaft zeigte sich positiv gegenüber der Aktion und wunderte sich über die Polizei und ihr Auftreten: „Danke für die Information und ich dachte, gleich kommt hier ein Schwerverbrecher“, „...und wenn die Rechten laufen ist nie soviel Polizei zu sehen...“ und „da sieht man, wie der Staat die Meinungsfreiheit `schützt`“ waren unter anderem Reaktionen der Passant_innen auf das doch sehr skurrile Bild, welches sich ihnen heute geboten hat.

 

Auch das „Mutterhaus“ der „Lebensschützer“, war durch die vielen Polizisten zum einen nicht mehr sichtbar, zum anderen gerade aufgrund des Großaufgebots besonders gut zu erkennen. Hier wurde der Zug etwas langsamer und per Megafon informierten die Spaziergänger_innen Menschen in den Fenstern und auf der Straße über ihre üblen Nachbarn.


Drei Querstraßen weiter wurde der angemeldete Spaziergang dann aufgelöst und ein Teil der Menschen ging im Anschluss noch einen Kaffee trinken. Nur die Polizei traute dem Braten nicht, so dass sie das Lokal mit Zivis, BePos und regelmäßig vorbeifahrenden, vollbepackten Sixpacks weiterhin überwachte. Der Stimmung tat dies keinen Abbruch, im Gegenteil lösten die Aktionen der Polizei eher Heiterkeit aus.

 

Mit dem Gefühl, viele Menschen über die „Lebensschützer“ und über den am 24.10.09  anstehenden „1000-Kreuze-Marsch“ informiert zu haben, endete dieser Samstagvormittag.

 

Kurze Infos über die „Lebensschützer“:

 

Viele Leute sind der Meinung, dass die Lebensschützer lediglich irgendwelche Spinner am Rand der Gesellschaft seien – und ignorieren dabei deren große Zahl an Anhänger_innen und deren Wirken in Politik, Verbänden und Gesellschaft.

 

Die „Lebensschützer“ kommen oft aus christlich-fundamentalistischen Kreisen aller Konfessionen. Sie organisieren sich in zahlreichen lose bis fest vernetzten Gruppen, wie etwa „Aktion Leben“, „Aktion Lebensrecht für Alle“ (Alfa), „Kooperative Arbeit Leben Ehrfürchtig Bewahren“ (KALEB) oder, wie hier in München, bei den „Helfern für Gottes Kostbare Kinder e.V.“ bzw. „Euro Pro Life“.


Manche „Lebensschützer“ kommen aus einem evangelikalen Kontext. Die evangelischen Amtskirchen jedoch sind sich in ihren Positionen zum Thema Schwangerschaftsabbruch nicht einig. Die katholische Amtskirche ist dagegen einer der größten Unterstützer der fundamentalistischen  Abtreibungsgegner_innen. So war z.B. der jetzige Papst Josef Ratzinger 1981 bis 2005 Präfekt der „Heiligen Kongregation für Glaubensfragen“, einem Gremium das bis 1908 „Römische und Universale Inquisition“ hieß und bis heute massiv gegen Abtreibungen und Verhütung hetzt.

 

Neben obengenannten Organisationen gibt es auch diverse andere "Lebensschützer"-Organisationen, die unter dem Deckmantel sachlich-neutraler „Information“ die "Lebensschützer"-Ideologie in Verbänden und Berufsgruppen verbreiten versuchen. Dazu gehören z.B. „Medizinstudenten für das Leben“, die „Europäische Ärzte Aktion“ (EÄA) und die „Juristen Vereinigung Lebensrecht“.


Auch sind „Lebensschützer“ in vielen Parteien organisiert. Neben den sympathisierenden Splitter-Parteien wie der „Christlichen Liga“, der „Christlichen Mitte“ oder „AUF“, sind sie auch in anderen Parteien vertreten oder gar organisiert, wie z.B. in der CDU/CSU bei den „Christdemokraten für das Leben“ (CDL) oder in der FDP im „Liberalen Gesprächskreis Lebensrecht“. Aber eine ganze Reihe „Lebenschützer“ und ihre Positionen lassen sich auch bei SPD und Grünen finden, darauf wies nicht zuletzt auch die „Lebensschutzorganisation“ Alfa (Augsburg) in einer Empfehlung für die Bundestagswahl 2009 hin.

 

„Euro pro Life“:

 

Die bedeutung des christlich-fundamentalistischen Vereins „Euro(pe) Pro(tect) Life“ wächst: Sehr viele der Märsche die europaweit entweder unter dem Motto „1000 Kreuze für das Leben“ oder neuerdings „Marsch für das Leben“ laufen, werden im Namen von „EuroProLife“ angemeldet. zuletzt u.a. in München, Münster oder auch Strasbourg.

 

 

Der Münchner „1000-Kreuze-Marsch“ im letzten Jahr

 

indymedia berichtete ausführlich („Chaos-Marsch der 'Lebensschützer'“): http://de.indymedia.org/2008/10/228780.shtml


Letztes Jahr veranstalteten die „Lebenschützer“ nicht nur einen Marsch, sondern auch einen Kongress. Sie begannen diesen Auftakt mit einem Gottesdienst am Vorabend des Aufmarsches in der Theatinerkirche. Doch vor der Tür wurden die Fundamentalisten von einer etwa 30 Menschen großen Party begrüßt. Mit bunten Perücken und kreuz und queer durch die Geschlechter"ordnung" gekleidet, wurde bunt und pervers das Recht am eigenen Körper gefeiert. Die Türklinken des Kircheneingangs waren mit Kondomen verziert und auf der Kirchenmauer waren Sprüche wie "Abtreibung ist Frauenrecht" und "Scheinheilige Scheiße!" zu lesen. Die Stimmung stieg weiter, als dann noch zufällig zwei Burschis vorbeikamen, von denen einer dummerweise seine Mütze verlor. Daraufhin traten auch die örtlichen Polizeikräfte auf den Plan, worauf die erfolgreiche Aktion dann beendet wurde.

 

Am Tag des „1000-Kreuze-Marsch“ gab es im Vorfeld eine Gegenkundgebung, anschließend begab sich ein Großteil der Protestierenden zur „Kreuzausgabe“ der „Lebensschützer“ am Marienplatz. Es gab verschiedene bunte Proteste  mit pinken Riesenkondomen, Schildern, Perücken und vielen Transpis. Die „Kreuzausgabe“ konnte aufgrund von behördlichen „Sicherheitsbedenken“ nicht statt finden, da christliche Fundamentalisten, Nazis und Gegendemonstrant_innen nicht mehr getrennt werden konnten. Und nachdem der „Lebensschützer“-Marsch stark verspätet los ging, kam es immer wieder zu entschlossenen Blockadeversuchen.

 

Und dieses Jahr?

 

Genau wie im letzten Jahr werden die „Lebenschützer“ am Samstag den 24.10.09 wohl durch die ganze Münchener Innenstadt laufen wollen. Hierbei, das ist nach dem letzten Jahr wahrscheinlich, werden sie wohl wieder ihre christlich-fundamentalistischen Ideen verbreiten, sich immer wieder hinknien und beten, bis sie schließlich bei einer Isarbrücke ankommen, Rosen ins Wasser werfen und Namen dazu aufsagen (was irgendwie für die angeblich „getöteten Kinder“ (!) stehen soll...). Da ihre völkische und rassistische Ideologie recht kompatibel mit der Geisteshaltung der Münchener Nazis ist, werden sich wohl auch dieses Jahr welche von denen blicken lassen.

 

s. Artikel vom letzten Jahr aus der Münchner TZ: „Gespenstische Allianz“
http://www.tz-online.de/aktuelles/muenchen/neonazis-marschieren-mit-abtreibungsgegnern-95971.html

und beim a.i.d.a.-Archiv:
http://aida-archiv.de/index.php?option=com_content&view=article&id=1318:katholischer-bischof-marschiert-mit-rechtsterroristen-durch-muenchen-&catid=17:rechte-aktivitn

 

 

Momentan mobilisieren die reaktionären Fundis zu einem Rosenkranz (13.30 Uhr) und Gottesdienst (14.00 Uhr) in der zum Erzbistum München gehörenden Kirche der Pfarrei St.Paul (U 4/5 Theresienwiese). Vom Portal der Kirche wollen sie dann um 15 Uhr Richtung Isar losmarschieren. Die von den „Lebensschützern“ angekündigte „Kreuzausgabe“ auf Kirchengelände hat zu empörten Reaktionen in kirchenoppositionellen Kreisen einerseits und zumindest zu Befremden bei Amtskirchen-Verantwortlichen andererseits geführt.

 

Die Gegenaktionen!

 

Den „Lebenschützern“ und ihren frauenentmündigenden Ideologien sollten sich linksradikale, antisexistische Menschen jeden Tag entgegenstellen!

 

In diesem Jahr wird es von uns am 24.10.09 nicht mehr nur eine Gegenkundgebung, sondern auch eine große Demo geben, um unsere eigenen Inhalte stärker vermitteln zu können und die Dynamik noch zu steigern.

Zeit und Ort erfahrt Ihr im blog des „Antisexistischen Aktionsbündnis München“ (asab_m) auf www.asabm.blogsport.de.

 

Nach der heutigen Bullenpräsenz ist davon auszugehen, das auch am 24.10 sowohl um unsere Pro-Choice- Demo als auch um den „1000-Kreuz-Marsch“ ein größeres Aufgebot in Grün, Zivil oder Parisblau versuchen wird, Protest und Blockaden an der Marschstrecke der „Lebensschützer“ zu unterbinden. Nach den Erfahrung aus dem letzten Jahr ist dabei auch mit (sexistischen) Übergriffen seitens der USK-ler zu rechnen. Kommt daher in Gruppen, bleibt in Bewegung, passt aufeinander auf. Die Lebensschützer kommen wahrscheinlich wieder in schwarz und sind sehr traurig.

Sie hassen fröhliche laut schreinde, rumknutschende, lustige Menschen mit interaktiven Ideen.

 

Protest kann erfolgreich sein:

Nach den Protesten im Lauf des letzten Jahres in München, Münster, Salzburg und Berlin wurde der „1000-Kreuze-Marsch“ in Neu-Ulm im Mai 2009 abgesagt, auch die jetzige Terminverschiebung   könnte andeuten, dass die angekündigte Anwesenheit  von Andersdenkenden und Protest erste positive Wirkungen zeigt.  Kommt in 14 Tagen nach München!

 

Für ein Recht auf Selbstbestimmung!

Für das Recht auf Abtreibungen!

 

Gegen christlichen Fundamentalismus!

Fight Sexism!

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Eine Woche davor will die "Deutsche Burschenschaft (DB)" einen Kommers unter dem Motto "2000 Jahre Herrmannsschlacht" abhalten. Dagegen wird es eine Kundgebung geben.

 

Infoveranstaltung:
14.10.09, 20.00 Uhr, Kafe Marat (Thalkirchnerstr. 104/II. Aufgang)
Antifaschistische Kundgebung:
16.10.09, 19.00 Uhr, Ecke Rosenheimer-/Hochstraße

 

mehr Infos auf http://ramuc.blogsport.de/