KRISENGEWINNER?
DIE EXTREME RECHTE IN EUROPA
Vortrag und Diskussion mit Heribert Schiedel
Untergangs- und Rettungsphantasien kennzeichnen den Rechtsextremismus
seit jeher, in der Krise begannen sie ihn richtiggehend zu dominieren.
Rechtsextreme profitieren von sozialen (Abstiegs-)Ängsten, die sie darum
ins Irrationale und Panische zu steigern versuchen. Im nächsten Schritt
wird die Angst vor der Armut in Hass auf die Armen umgewandelt. An
ihnen zeigt die extreme Rechte, aber auch die herrschende EU-Politik
exemplarisch, wie sie das „Unterschichtenproblem“ (Thilo Sarrazin) zu
lösen gedenkt – durch Abschottung, Diskriminierung, Deportationen und
Repressionen. Dieser Angstpolitik zum Trotz ist nichts falscher, als die
Erfolge der extremen Rechten mit sozialer Deprivation zu erklären. Die
Empirie und der vergleichende Blick in manche EU-Staaten lassen vielmehr
den Schluss zu, dass die individuelle soziale Lage oder Bedrohung keine
ausreichende Begründungsvariable für rechtsextreme Orientierung
darstellt. Dennoch hält die Linke vielerorts immer noch an dieser
falschen Erklärung und den von ihr abgeleiteten falschen Strategien
fest.
Vortrag und Diskussion beschäftigen sich mit der extremen
Rechten in West- und Osteuropa, den Ursachen für ihre Erfolge und was
dagegen (nicht) getan werden sollte. •
Heribert Schiedel, Rechtsextremismusforscher,
langjähriger Berichterstatter für das Stephen Roth Institute for the
Study of Contemporary Antisemitism and Racism (Tel Aviv University);
Forschungs- und Publikationsschwerpunkte: Rechtsextremismus,
Antisemitismus und Rassismus, FPÖ und Burschenschaften; zahlreiche
Vorträge und Veröffentlichungen, zuletzt im Herbst 2011: „Extreme Rechte
in Europa“ (Edition Steinbauer)
Do. 12.12.2013
19:00 | Uni Wien, NIG HS III
NOWKR DEMO 2014:
Fr. 24.01.2014 | 17.00 | Landstrasse / Wien Mitte
Mehr Infos und alle Termine:
http://brick.antifanet.at/
http:// antifaw.blogsport.de/
http://nowkr.at/
NOWKR
JUST ANOTHER BRICK IN THE WALL
Veranstaltungsreihe gegen den Wiener Akademikerball 2014
Aus der Perspektive menschlicher Emanzipation ist Antifaschismus eine notwendige Zumutung. Ein vernünftiger Antifaschismus speist sich heute schließlich aus der Reflexion des Nationalsozialismus. Jener nämlich, dass es etwas noch schlimmeres als die bürgerliche Gesellschaft in ihr immer geben kann. Ohne also die Erkenntnis, dass sie selbst die „sprudelnde Quelle der gesellschaftlichen Irrationalität“ (Adorno) ist, zu vergessen, bedeutet Antifaschismus, nur die bürgerliche Gesellschaft vor ihren doch je eigenen Geschöpfen in Schutz zu nehmen. Die aus dem Antifaschismus für das Projekt der Überwindung der falschen Verhältnisse zu ziehende Erkenntnis ist in diesem Sinne, dass die „objektiven Verlierer“ des Bestehenden eben nicht automatisch das subjektive Interesse am Besseren haben müssen.
Das frustrierende Hamsterrad des Antifaschismus wird die radikale Linke unter kapitalistischen Bedingungen also nicht verlassen können. Anstatt sich mit diesem Zustand jedoch gemein zu machen, wäre schon aus dieser Erfahrung ein Argument für den Umsturz zu ziehen. Denn die gesellschaftliche Situation ist bereits ohne Neonazis, Burschenschafter und der FPÖ so skandalös, wie ihr als Ganzes antifaschistisch eben nicht beizukommen ist. Der Akademikerball ist nur ein Stein in einer Mauer, die es niederzureißen gilt, um auf den Trümmern der alten Gesellschaft die befreite zu erreichten. Aus diesem Grund organisieren wir als autonome antifa [w] im Vorfeld des Akademikerballs eine vierteilige Veranstaltungsreihe zu den Themen Extreme Rechte in Europa, “das rechtsextreme Geschlecht“, Rassismus und Nationalismus in Griechenland, sowie eine Podiumsdiskussion zu Formkritik und Hegemonietheorie. Denn um dem falschen Ganzen auf die Pelle zu rücken, bräuchte es schließlich eine über den Antifaschismus hinausgehende, praktische Kritik an Staat, Kapital und Patriarchat.