Am Freitag den 15. November machten Antifaschistinnen und Antifaschisten in Öhringen, einer Kleinstadt zwischen Heilbronn und Schwäbisch Hall, mit einem Infostand auf die aktuelle Kampagne „Naziterror und Rassismus bekämpfen! Verfassungsschutz auflösen!“ und insbesondere die Demonstration im Rahmen der Kampagne am 16. November in Schwäbisch Hall aufmerksam.
Die Aktivistinnen und Aktivisten verteilten Flyer und waren mit einem Infotisch, Stellwänden, einem Transparent auf dem Öhringer Marktplatz präsent.
Im Zusammenhang mit den Aufklärungsarbeiten rund um die 10 Morde des sogenannten „Nationalsozialistischen Untergrunds“ führen etliche Spuren nach Südwestdeutschland. Auch die Region um Heilbronn und Öhringen scheint ein lokaler Schwerpunkt der Verbindungen der faschistischen Terroristen zur baden-württembergischen Naziszene zu sein.
So stammt beispielsweise Nicole Schneiders, die Anwältin von Ralf Wohlleben, einem der engsten NSU-Unterstützer aus Öhringen. Schneiders war in der Hohenloher Naziszene aktiv und später Wohllebens Stellvertreterin im NPD-Kreisvorsitz in Jena.
Doch auch nach Hardthausen am Kocher, wo die NPD regelmäßig Höchstwerte bei Wahlen erziehlt, führen die Spuren des NSU-Unterstützernetzes. Dort besaß der NSU-Vertraute, V-Mann und langjährige Thüringer Nazi-Aktivist Tino Brandt eine Doppelhaushälfte die er nachweislich selbst nie bewohnt hat. Ein Jahr nach dem Mord an der jungen Polizistin Michelle Kiesewetter in Heilbronn wurde diese Doppelhaushälfte wieder verkauft. Im selben Ort wohnte zu dieser Zeit auch der Nazikader und Vorsitzende der Heilbronner NPD Matthias Brodbeck.
Doch nicht nur Infrastrunktur für den Naziterror soll in der Region Öhringen zu Verfügung gestanden haben: der 21-Jährige Florian Heilig, aktiv in der Naziszene im Heilbronner Raum, allerdings im Kontakt mit dem staatlichen Aussteigerprogramm „Big Rex“ , berichtete in einer Aussage gegenüber dem Landeskriminalamt von einer 2 faschistischen Terrorzelle die in Baden-Württemberg aktiv sei. Diese Zelle mit dem Namen „Neoschutzstaffel“ NSS habe sich in Öhringen mit den NSU-Terroristen getroffen und ausgetauscht.
Als Florian Heilig am 16.September die Aussage gegenüber dem LKA in Stuttgart konkretisieren soll wird er Stunden zuvor tot in seinem ausgebrannten Fahrzeug in Bad-Cannstatt aufgefunden. Die Polizei schloss schon am nächsten Tag ein Fremdverschulden aus und gab an den 21-jährige habe sich aus Liebeskummer mit Benzin übergossen und angezündet.
Ein weiteres Beispiel für die Verstrickung der Behörden in Naziaktivitäten und den Terror des NSU liefert eine Zelle des rassistischen KuKluxKlans die in den Jahren 2000-2003 in Schwäbisch Hall existierte. Bekannt wurde die Zelle, die von einem V-Mann des baden-württembergischen Verfassungsschutzes aufgebaut wurde durch die Tatsache, dass in ihr 2 Polizeibeamte aus Böblingen organisiert waren, die später vom rassistischen Charakter des Klans nichts gewusst haben wollten. Einer der beiden war pikanterweise Gruppenführer von Michelle Kiesewetter am Tag ihrer Ermordung in Heilbronn. Zusätzlich war im Klan auch Thomas Richter alias „Corelli“, ebenfalls V-Mann, organisiert, der nachweislich Kontakte zu den NSU-Terroristen hatte.
Gerade im Hinblick auf die örtliche Naziszene, die immer wieder hohen Wahlergebnisse der NPD in der Region Hohenlohe und die ungeklärten Verbindungen des NSU in den Hohenloher Raum ist es wichtig auch in der Provinz als Antifaschistinnen und Antifaschisten präsent zu sein und auf linke Positionen aufmerksam zu machen.
Aktuelle Informationen zur Kampagne zum NSU-Komplex und zur Demonstration in Schwäbisch Hall finden sich unter: