Reaktion auf Brandanschlag.
WEHR (bas). Gut zwei Dutzend Antifaschisten haben am Mittwochabend in Wehr demonstriert. Anlass war der Brandanschlag auf das Asylbewerber- und Obdachlosenheim am Samstag. "Gegen Deutschland und seine Nazis" und "Refugees Welcome" (Flüchtlinge willkommen) stand auf den Transparenten der Demonstranten, die ihre Aktion nicht angemeldet hatten.
"Mit dieser Aktionsform wollten wir unsere Solidarität mit den betroffenen Bewohnern und Bewohnerinnen aufzeigen und auf die jetzige Situation von Asylbewerbern und Asylbewerberinnen aufmerksam machen", teilt die antifaschistische Initiative Freiburg mit. Der Brandanschlag in Wehr sei der vierte auf ein Asylbewerberheim in Deutschland innerhalb von 15 Tagen gewesen.
Gegen 19 Uhr waren die Demonstranten über die Hauptstraße zum Talschulplatz gezogen, wo sie eine kurze Kundgebung abhielten. In Sprechchören und auf einem Flugblatt kritisierten sie die europäische Flüchtlingspolitik und stellten sich gegen den "gesellschaftlichen und staatlichen Rassismus". Dann zogen sie wieder zum Busbahnhof. Nach Auskunft des städtischen Ordnungsamts war die Demonstration weder angemeldet noch genehmigt. Am Bahnhofsdenkmal klebten hinterher antifaschistische Aufkleber, die von Polizisten entfernt wurden.
Für die Antifa ist Wehr kein unbeschriebenes Blatt: Bis 2001 war die damalige Musikkneipe Reißverschluss an der Merianstraße ein Treffpunkt von Rechtsradikalen, bis die Stadt die Kneipe schloss. Zuvor hatten die Republikaner in Wehr ihren Parteitag abgehalten, ein von Bürgern gegründetes "Bündnis gegen rechts" organisierte eine Gegendemonstration. Das seien ganz andere Zeiten gewesen, damals seien Rechte hemmungslos in Springerstiefeln durch die Stadt gelaufen, sagt ein Mitglied des damaligen Bündnisses. Mit der Aktion am Mittwoch hatte es nichts zu tun.
Derweil ist das Motiv des Anschlags auf das Wohnheim an der Georg-Kerner-Straße weiterhin offen. Die Polizei ermittelt in alle Richtungen. Am frühen Samstagmorgen hatten Unbekannte Benzin auf einer Holztreppe verschüttet, Zeitschriften verteilt und angezündet. Durch das Piepsen des Rauchmelders wurden Hausbewohner auf den Brand aufmerksam und konnten ihn austreten. Niemand wurde verletzt, der Schaden beträgt 500 Euro. In dem Heim wohnen zehn Menschen.
Von Barbara Schmidt