Ein Aufruf zur Sabotage an der Heimatfront! Am 9. und 10. Oktober will die Bundeswehr in Bochum erneut für Kriegseinsätze bzw. deren „zivile“ Vorbereitung werben. Mit einem Stand auf der „Berufsbildungsmesse mittleres Ruhrgebiet“ im RuhrCongress werden Jugendoffiziere um dringend benötigten Nachwuchs buhlen. Seitdem die Bundeswehr versucht, sich auf der Messe zu etablieren, gibt es Proteste dagegen. Im letzten Jahr waren diese so heftig dass es zu körperlichen Angriffen von Securities auf Schüler_innen gekommen war - unter den Augen (wenn nicht sogar auf Anweisung?) des Bochumer Jugendsamtsleiters und ex-Friendensbewegten(!) Dolf Mehring, der auch 2013 wieder die Messe ausrichtet.
Zugespitzte Verhältnisse
Seit dieser Eskalation und der darauf folgenden schlechten Presse ist der Bundeswehr-Einsatz auf der Berufsbildungsmesse auch bei Eltern und Lehrer_innen höchst umstritten. Die Stadt musste einlenkten: im Juli hatte das Jugendamt endlich Konsequenzen gezogen und die Bundeswehr ausgeladen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, verbietet doch die UN-Kinderrechtskonvention, eine Militärwerbung bei Minderjährigen. Dies wollten Bundeswehr und CDU, denen das ganze Friedensgequatsche sowieso ein Dorn im Auge ist, nicht hinnehmen. Letztere brachte einen Dringlichkeitsantrag im Rat der Stadt ein, in dem die Oberbürgermeisterin aufgefordert wird, die Entscheidung zu revidieren und für die Teilnahme der BW-Recruiting-Abteilung bei der Messe zu sorgen. So geschah es dann auch, als „Kompromiss“ soll die Bundeswehr nur für „zivile Berufe“ werben.
Zivil? Militärisch? Zivil-militärisch?
Eine Farce, ist die Trennung in „zivil“ und „militärisch“ welche die Bundeswehr seit einigen Jahren bewusst inszeniert doch rein künstlicher Natur. Ziel ist es, jungen Menschen zu verkaufen, sie müssten keine „Soldaten“ werden um einen (zurecht begehrten) „krisensicheren Arbeitsplatz“ zu bekommen. Doch wer ist heute überhaupt effektiv an der Kriegsführung bereiligt? Hat der IT-Spezialist, der beispielsweise die Software zur Steuerung von Drohnen bereitstellt einen geringeren Anteil daran, als der General, der den Raketenabschuß-Befehl von gibt oder die Pressesprecherin, die im Nachinein die versucht die Dinge schön zu reden? Es gibt keine „zivilen“ Jobs im Militärapparat. Er ist nun einmal dafür da, Kriege zu führen.
Wenn junge Menschen für eine sogenannte „zivile Karriere“ beim Militär geködert werden sollen, ist dies also eine bewusste Täuschung. Alle Beschäftigten sind letztlich – direkt oder indirekt – daran beteiligt, Kriege zu führen, voranzutreiben, zu verbessern oder zu legitimieren. Deutschland ist inzwischen drittgrößter Waffenexporteur der Welt und die Bundeswehr in immer mehr Auslandseinsätzen aktiv. Mit Werbeauftritten wie diesem sollen permanenter Krieg und Militär als etwas „Normales“ dargestellt werden.
„Die Bundeswehr macht uns ganze Messe kaputt“
Dass die Bundeswehr in den letzten Jahren verstärkt „Nachwuchsförderung“ in Jobcentern, Schulen und Unis betreibt hat seinen Grund: Das Militär ist trotz intensiver Öffentlichkeitsarbeit nicht besonders beliebt und nach dem Wegfall der Wehrpflicht wird es immer schwieriger, Menschen zu finden, die bereit sind, Deutschland am Hindukusch oder anderswo zu verteidigen. Mit einem enormen Budget z.B. für TV- und Radiowerbespots, aber auch mit Messeständen wie im RuhrCongress, versucht die Bundeswehr ihr Imageproblem zu beheben. Immer dort wo die Bundeswehr ungestört agieren kann, wird sie ihre Spielräume nutzen. Schlägt ihr Widerstand entgegen (im Idealfall begleitet von einer öffentlichen Diskussion um den Sinn ihrer selbst), geht die Rechnung nicht mehr auf. Sorgen wir also gemeinsam dafür, dass die Rechnung der Militärs nicht mehr aufgeht!
Im Vorfeld der Bochumer soll Ratsdiskussion Jugendsamtsleiter Mehring sich darüber geärgert haben, dass ihm die Bundeswehr „die ganze Messe kaputtmacht“. Wir finden das gut so! Denn wir werden nicht locker lassen, bis die Stadt Bochum endlich Konsequenzen zieht und die Berufsbildungsmesse entmilitarisiert. Bis es so weit ist, müssen wir selbst Hand anlegen - genau wie am 11. Juni, wo etwa 40 Studierende und Antimilitarist*innen einen Werbevortrag der Bundeswehr an der Uni Bochum blockiert und verhindert hatten.
TechniX und Sicherheitskonzept
Die Berufsbildungsmesse öffnet um 9.00 Uhr mit einer Begrüßungsrede. Friedensbewegung und Antimilitarist*innen treffen sich bereits ab 8.30 vor dem RuhrCongress. Der Stand der Bundeswehr befindet sich in der großen Halle im EG, ganz hinten links zwischen den Ständen der Polizei Bochum und der Bundespolizeiakademie (siehe Karte). Das Jugendamt der Stadt Bochum hat als Veranstalter der Messe ein „Sicherheitskonzept“ mit Einlass- und Rucksackontrollen angekündigt. Erklärtes Ziel ist es, keinerlei Protestaktionen im RuhrCongress zu dulden. Dies werden wir auf keinen Fall hinnehmen und unseren Protest selbstverständlich dort artikulieren wo Krieg beginnt - bei der Rekrutierung von Jugendlichen am Stand der Bundeswehr.
Bedenkt mensch, dass Dutzende von Schulklassen zur Messe gekarrt werden, dürfte es recht einfach sein durch ein ganz „normales“ Auftreten in den RuhrKongress zu gelangen. Sie können schließlich nicht Alle draußen halten - sonst würde ihnen die Bundeswehr am Ende noch die ganze Messe kaputt machen...
Für eine Gesellschaft ohne Grenzen und Kriege!
Bundeswehr raus aus den Schulen, Unis, Arbeitsämtern, ...
Sand ins Getriebe der militärischen Rekrutierungsmaschinerie!
Kommt am Mittwoch, 9. Oktober, um 8.30 Uhr zum RuhrCongress Bochum. Lasst uns gemeinsam die Berufsbildungsmesse entmilitarisieren!