Der russische Geheimdienst hat das Greenpeace-Schiff "Arctic Sunrise" gewaltsam geentert. Jetzt soll es in den Hafen von Murmansk gebracht werden. Die Organisation protestiert mit einer Mahnwache vor der russischen Botschaft in Berlin.
Berlin - Nach der Erstürmung eines Greenpeace-Schiffes vor der russischen Küste soll die "Arctic Sunrise" nun in den Hafen von Murmansk gebracht werden. Das bestätigte ein Greenpeace-Sprecher am Freitag SPIEGEL ONLINE. In Murmansk wird das Schiff am Montag erwartet. Die 27-köpfige Besatzung wird von bewaffneten Mitgliedern des Inlandsgeheimdienstes FSB bewacht, der für den Grenzschutz zuständig ist.
Über den Twitter-Account des Schiffes, der aber derzeit von Öko-Aktivisten an Land befüllt wird, lief am Freitagmorgen die Information, dass das Schiff laut russischer Küstenwache nicht formell festgesetzt worden sei. Die Behörden überlegten derzeit, was mit der "Arctic Sunrise" passieren soll. Als Quelle wird ein Bericht im russischen Rundfunk angegeben.
Die "Arctic Sunrise" hatte in der Petschorasee gegen geplante Ölbohrungen des russischen Staatskonzerns Gazprom protestiert. Greenpeace wirft Russland vor, mit den geplanten Bohrungen das sensible Ökosystem der Arktis zu gefährden.
Schnellboote aufgeschlitzt
Der FSB hatte das Schiff der Aktivisten geentert und die Crew festgesetzt. Greenpeace kritisierte das Vorgehen - so wurde am Freitag eine Mahnwache vor der russischen Botschaft in Berlin gestartet. Die Umweltorganisation beharrt darauf, dass sich die "Arctic Sunrise" zur Zeit des Vorfalls in internationalen Gewässern befunden habe.
Der FSB erklärte, es sei darum gegangen, die Sicherheit der Förderanlage zu gewährleisten. Greenpeace habe nicht auf Warnungen reagiert. Die Organisation beklagt, dass vier der Schnellboote aufgeschlitzt worden seien.
Die Enteraktion ist der Höhepunkt eines seit Tagen laufenden Krimis im Nordmeer. Am Mittwoch hatte sich die "Arctic Sunrise" der Förderplattform genähert. Aktivisten hielten mit fünf Schnellbooten auf die Anlage zu und versuchten anschließend, an der steilen Außenwand hinaufzuklettern.
Der Protest wurde mit harten Methoden gestoppt. Von der Organisation veröffentlichtes Videomaterial zeigt, wie die Kletterer zunächst mit kaltem Wasser bespritzt und anschließend mit vorgehaltenen Waffen festgesetzt werden. Auch Warnschüsse wurden abgefeuert.
boj/chs/dpa