NPD Sachsen-Anhalt gibt Zentrum in Halberstadt auf

NPD Sachsen-Anhalt gibt Zentrum in Halberstadt auf

Das “Zentrum der nationalen Bewegung” in Halberstadt ist Geschichte. Als solches hatte der mittlerweile aus seiner Partei ausgeschlossene ehemalige Landeschef der NPD Matthias Heyder das Objekt in der Otto-Spielmann-Straße 65 zur Eröffnung im Dezember 2009 bezeichnet.

 

Die Räume wurden in der Vergangenheit immer wieder für verschiedenste Neonaziveranstaltungen genutzt. Neben zunehmenden persönlichen Differenzen zwischen Vermieter Lothar Nehrig und dem zwischenzeitlich in dem Gebäude wohnenden NPD-Kader Michael Grunzel, welche offenbar sogar in körperlichen Auseinandersetzungen endeten, kam es seit der Eröffnung immer wieder zu antifaschistischen Interventionen gegen das Anwesen.

 

Doch der Reihe nach: 2009 richtete die Neonazi-Truppe um Matthias Heyder in den Räumlichkeiten ein Bürgerbüro ein und führte Schulungen und Liederabende durch. Außerdem fanden in den letzten Jahren dort die NPD-Landesparteitage statt. Auch die rechtsradikale Organisation “Ring Nationaler Frauen” nutzte die Räumlichkeiten für ihre Bundeskongresse. Im gescheiterten Kampf um den Einzug der NPD in Sachsen-Anhalts Landtag wurde das Objekt als Wahlkampfzentrale genutzt.

Der sich selbst zur Reichsbürger-Szene zählende Vermieter Lothar “Lolo” Nehrig ist bei Polizei und Justiz kein Unbekannter. Des Öfteren kam es bei ihm zu Hausdurchsuchungen und Anzeigen, z.B. wegen Trunkenheit am Steuer. Im Jahr 2007 wurde Nehrig die Gewerbegenehmigung entzogen.

 

Ende des Jahres 2012 zog NPD-Vorstandsmitglied Grunzel von Magdeburg in die Otto-Spielmann-Straße 65. Nachdem im Dezember mehrere Autos auf dem Gelände in Halberstadt angegriffen wurden, forderte Grunzel den Vermieter laut ihm selbst auf, diesen “Judenschweinen zu zeigen, wer die NPD ist.” Anfang Mai dieses Jahres kam es laut Nehrig zu einer körperlichen Auseinandersetzung mit Grunzel. Der NPD-Vorstand und Pressesprecher attackierte seinen eigenen Vermieter laut dessen Internetauftritt mit einem Knüppel und verletzte ihn dabei. Im Juni 2013 verließ die NPD das Gebäude offenbar mit Mietschulden. Michael Grunzel, der zur kommenden Bundestagswahl im September für die NPD im Landkreis Harz kandidiert, hat jedoch die Adresse der ehemaligen Landesgeschäftsstelle der NPD Sachsen-Anhalt als Meldeadresse zur Wahl angegeben. Welche Konsequenzen darauf folgen, bleibt abzuwarten.

 

Zwar verfügt die NPD noch über Sitze im Harzer Kreistag und im Stadtrat von Wernigerode, durch den Auszug aus der Otto-Spielmann-Straße in Halberstadt verschwindet jedoch die Infrastruktur der NPD im Harzkreis. Bereits im Jahr 2011 musste der Naziladen Ragnarök in Halberstadt schließen.