Neubaugebiet Gutleutmatten soll zur Hälfte aus Mietwohnungen bestehen

Gutleutmatten
Erstveröffentlicht: 
22.07.2013

Im zweigeteilten Neubaugebiet Gutleutmatten sollen jetzt bald zur einen Hälfte Miet- und zur anderen Hälfte Eigentumswohnungen entstehen.
Es ist das letzte große innerstädtische Entwicklungsgebiet – und viele, die dringend eine Wohnung suchen, scharren schon seit langem mit den Hufen: Der Bedarf ist groß. Doch die Entwicklung vom geplanten Baugebiet Gutleutmatten im Stadtteil Haslach ist in den vergangenen Jahren mehr als zäh verlaufen (siehe Chronik). Jetzt aber steht der nächste Schritt an: Der Gemeinderat soll am Dienstag das Vermarktungskonzept beschließen, danach werden die Grundstücke verkauft, die ersten Erschließungsarbeiten sind für den Herbst geplant. In Gutleutmatten möchte die Stadtverwaltung viele verschiedene Wohnformen ansiedeln. Zum Zuge kommen sollen auch Baugemeinschaften und Gruppen mit besonderen Konzepten. Diese fühlen sich aber nicht ausreichend berücksichtigt (siehe Text unten).

 

Nach dem Entwurf der Verwaltung sollen auf den rund 50 Baugrundstücken, die auf dem zehn Fußballfelder großen Areal links und rechts der Eschholzstraße geplant sind, etwa fifty-fifty Eigentumswohnungen und Mietwohnungen entstehen. Insgesamt können etwa 500 neue Wohnungen gebaut werden. Bei den Mietwohnungen sind größtenteils Förderungen und lange Bindungszeiten festgesetzt, um die Mietpreise langfristig stabil zu halten. Es wird jedoch auch frei finanzierte Mietwohnungen geben.

Die geförderten Mietwohnungen soll hauptsächlich die städtische Wohnungsgesellschaft Freiburger Stadtbau (FSB) errichten. Der Vorschlag der Verwaltung sieht vor, dass ein Drittel der Grundstücke gar nicht ausgeschrieben wird, sondern direkt an die FSB geht. Die wird auf ihren Grundstücken allerdings nicht nur Miet-, sondern auch Eigentumswohnungen bauen.

Ein weiteres Drittel der Fläche will die Stadtverwaltung für Baugruppen reservieren. Dass sie bevorzugt behandelt werden, ist nach Aussage des Rathauses rechtlich aber nur dann möglich, wenn die Mitglieder der Baugruppe zusichern, dass sie mindestens drei Viertel der Wohnflächen selbst nutzen. Dies wird vertraglich festgesetzt.

Das letzte Drittel der Fläche wird unter allen anderen Bewerbern aufgeteilt und könnte an Bauträger, Genossenschaften oder an Gruppen mit alternativen Ideen gehen. Denn geachtet werden soll auch auf die Wohnkonzepte. Deshalb schlägt die Verwaltung eine weitere Drittelregelung vor: Rund 30 Prozent der Grundstücke soll an Bewerber mit Ansätzen wie zum Beispiel Mehrgenerationenwohnen oder Wohnprojekte mit Behinderten gehen. Hierbei gibt es keine konkreten objektiven Kriterien: Wer die Grundstücke schlussendlich bekommt, entscheidet der Gemeinderat.

Anders sieht es beim zweiten Drittel aus. Da ist ein objektives Punktesystem vorgesehen, über das sich Interessenten einen zusätzlichen Vorteil bei der Vergabe verschaffen können – etwa indem sie eine behindertengerechte Wohnung bauen. Keine Vorteile bringt jedoch ein höherer Energiestandard: Die Stadtverwaltung hält den ohnehin vorgeschriebenen Standard für hoch genug. Haben mehrere Bewerber gleich viele Punkte, entscheidet das Los. Das gilt auch für den Rest der Grundstücke, für die ein "Basisstandard" vorgesehen ist.

Die Kaufpreise sollen sich daran orientieren, was in vergleichbaren Gegenden üblich ist. Dadurch ergeben sich – je nach Lage auf dem Gutleutmatten-Areal – Preise zwischen 383 und 584 Euro pro Quadratmeter Geschossfläche. Eine Ausnahme sind die Reihenhäuser im Ostteil des Geländes. Dort werden 475 Euro pro Quadratmeter Grundstücksfläche fällig – was laut Stadtverwaltung etwas unter den Werten des Gutachterausschusses liegt. Damit sollen auch Familien mit niedrigerem Einkommen eine Chance bekommen, Eigentum zu erwerben.

 


 

CHRONIK: Vom Kleingarten- zum Neubaugebiet

Herbst 2007: Der gemeinderätliche Bauausschuss bringt das Bebauungsplanverfahren für Gutleutmatten auf den Weg. Die Verwaltung geht davon aus, dass

 

Anfang 2011 die Erschließungsarbeiten beginnen können.

 

Juni 2010: Das Büro Kohlmayer/Oberst aus Stuttgart gewinnt den Architektenwettbewerb: In ihrem innovativen Entwurf stehen quadratische Häuser auf Stelzen, private Gärten gibt es nicht. Es hagelt Kritik. Das Rathaus lässt die besten drei Wettbewerbsideen noch einmal überarbeiten.

 

Oktober 2010: Die Kleingärtner im Westteil räumen ihre Parzellen.

 

April 2011: Auch die überarbeiteten Pläne stoßen in der Bevölkerung auf wenig Gegenliebe. Deshalb schlägt Baubürgermeister Martin Haag vor, "von jedem Entwurf das Beste herauszupicken" und das Gelände zu teilen. Im Westen soll die Idee des Siegers etwas abgespeckt verwirklicht werden, im Osten der Entwurf des drittplatzierten Büros Hänig/Gemmeke aus Tübingen, das ein klassischeres Konzept mit Wohnblöcken rund um Innenhöfe vorsieht.

 

September 2011: Die Stadtverwaltung kauft das Grundstück für 5,5 Millionen Euro von der Stiftungsverwaltung.

 

Mai 2012: Der Bauausschuss segnet den Kompromissentwurf endgültig ab.

 

Frühjahr 2013: Die Kleingärtner im Ostteil bekommen die Kündigung, sie müssen ihre Gärten im Oktober räumen.

 

23. Juli 2013: Der Gemeinderat entscheidet über das Vermarktungskonzept. Auch das Bebauungsplanverfahren steht kurz vor dem Abschluss. Die Stadtverwaltung plant, noch dieses Jahr mit den Erschließungsarbeiten für den Westteil zu beginnen. Der Startschuss im Osten soll Anfang 2014 fallen.