[TR] Antifaschistischer Soli-Spaziergang für Mordopfer aus Kaufbeuren

Trier: Solo-Spaziergang 1

Trier. Ein Dutzend Antifaschist*innen hat am Samstagabend ihre Solidarität mit dem aus rassistischen Gründen ermordeten Kaufbeurener gezeigt. Während eines störungsfreien Spazierganges durch die gut besuchte Trierer Innenstadt wurden 300 Flyer an die interessierten Passant*innen verteilt. Wie auch wir selbst zeigten sich die meisten Menschen angesichts der neuerlichen Gewalttat schockiert. Unsere Anteilnahme gilt der Familie und den Freund*innen des Opfers. Anbei dokumentieren wir den verteilten Flyer.

 

Neonazi ermordet Mann im bayrischen Kaufbeuren

 

In der Nacht zum Donnerstag erschlug ein polizeibekannter Neonazi aus Thüringen auf dem Tänzelfest in Kaufbeuren (Bayern) einen 34 Jahre alten Mann aus Kasachstan. Der Täter hatte zuvor in einer Gruppe von sieben Nazis am Rande des Volksfestes drei Männer rassistisch beschimpft und körperlich angegriffen. Die hinzugekommenen Securitys wurden von einer Grupper Unbeteiligter begleitet - darunter auch das spätere Todesopfer.

 

Die aggressiven und alkoholisierten Nazis wurden erneut gewalttätig. Der 36-jährige Täter schlug ohne Ankündigung auf den zufällig anwesenden Mann ein. Dieser wurde sofort ohnmächtig. Reanimierungsmaßnahmen blieben erfolglos. Er starb am Donnerstag Nachmittag an den Folgen des Angriffs.

 

Die Veranstalter*innen des Tänzelfestes sorgten sich offensichtlich in erster Linie um den weiteren Verlauf ihres Festes. So äußerte sich Horst Lauerwald, Mitglied im Tänzelfest-Vorstand, in der Allgäuer Zeitung zum Vorfall: „Das wirft einen Schatten aufs Tänzelfest und wird auf das Kinderfest bezogen, obwohl es nichts damit zu tun hat – das geht mir an die Nieren.“

Auch der Oberbürgermeister der Stadt Stefan Bosse sieht die Stimmung auf dem Fest in Gefahr. Er richtet sich im Gästebuch der Tänzelfest Homepage an die Organisator*innen: „Lieber Tänzelfestverein, bitte sagt das Feuerwerk NICHT ab! Der schreckliche Todesfall ist schlimm, aber deswegen das Feuerwerk absagen? [...] Es klingt blöd aber es stimmt 'THE SHOW MUST GO ON!'“

 

Dieser rassistische Mord ist kein Einelfall. Seit 1990 wurden in Deutschland mindestens 152 Menschen von Nazis ermordet. Die Reaktionen der Organisator*innen, des Bürgermeisters und die rassistischen Leser*innenkommentare unter dem Bericht der Allgäuer Zeitung verdeutlichen die Ursachen: Menschenverachtende Einstellungen wie Rassismus, Sexismus und Antisemitismus sind fest in der deutschen Gesellschaft verankert. Sie schüren ein gesellschaftliches Klima der Ausgrenzung und bieten den Nährboden für diskriminierendes Gedankengut, Ausgrenzung und rechte Morde.

 

Wir sind solidarisch mit den Opfern rechter Gewalt!

Wir werden weiter für eine Gesellschaft frei von menschenverachtenden Einstellungen kämpfen!