Der Weg der Gewalt

Aconitum napellus

In den Wirren der Revolution begab es sich
Daß ein Mensch der sich auf die Zukunft vorbereitete
Versuchte zu allen gerecht zu sein wie eine unberührte Blumenwiese
Anstatt Geschäfte zu führen nur seinen Teil der Allmende nahm
Den Umgang mit den Bütteln des Regimes gezielt vermied
Ein bißchen dabei mithalf die Revolution voranzubringen
Und alles tat um autark vom Irrsinn der Untergangszeit zu sein
Fand daß der Weg der Gewalt zu ihm führte.

 

Die Gewalt überschritt seine Grenzen, nahm seinen Raum und plünderte alles
Was der Mensch für die Zukunft vorbereitet hatte
Um es in seiner Gegenwart zu verschwenden.
Dann fuhr sie den Menschen an: Ich bin Deine Gewalt, lebe nur für mich!
Das werde ich weder tun noch verlangen, erwiderte dieser
Wenn die Gewalt nicht anerkennen mag daß ich für mich lebe
So muß sie sich damit abfinden daß ich es nicht für sie tue
Hier wird ein Weg den anderen beenden.

 

Daraufhin verschwand der Mensch und ließ die Gewalt an seiner Stelle zurück
Denn in ihrem Eifer sich vor den Leuten zu verbergen hatte sie vergessen daß er frei war
Und sprach zu allen die ihm auf seinem Weg begegneten: Seht!
Was sich an meine Stelle gesetzt hat bevor es die eure einnimmt.
Doch die Leute sahen und begriffen nicht
Denn die Gewalt tobte, die Lüge herrschte und die Heuchelei raubte ihnen den Verstand
Und wann immer der Mensch dazu ansetzte es ihnen zu erklären
Hob die Gewalt an ihn zu verdrängen, die Lüge ihn zu überschreien und die Heuchelei ihn zu ersticken.

 

Da sprach der Mensch zu sich: Das ist zuviel
Ich werde die Leute lehren wohin der Weg der Gewalt führt.
Und zur Gewalt: Ich werde Dir eine weitere Gelegenheit einräumen
Dich an meinem Weg zu vergehen, doch ich rate Dir:
Nutze sie nicht! Denn diesmal urteile nicht mehr ich
Diesmal ist das Urteil demjenigen gegeben der weiß wohin Dein Weg führt.
Ich weiß es, und das weißt Du über mich
Doch so werden die Leute es auch ohne uns erkennen.

 

So stellte der Mensch die Gewalt auf die Probe
Und es geschah wie erwartet: Die Gewalt nutzte die Gelegenheit
Die Mörder mordeten, die Lügner logen, die Heuchler heuchelten
Und die Leute fingen an sich zu wundern was geschehen war.
Da sprach die Gewalt zu sich: Hier kann ich nicht mehr bleiben
Denn sobald die Leute begreifen werden sie wissen wollen wo der Mensch ist
Und wenn ich es ihnen sage
Werden sie erkennen wohin mein Weg führt.

 

Nun wandte sich der Mensch an die Leute: Seht!
Die Gewalt beginnt zu begreifen wohin ihr Weg führt
Wie lange habe ich mich abgemüht es ihr beizubringen
Doch sie ist nicht nur ein ungebetener Gast sondern auch eine schlechte Schülerin
Sie ignoriert meine Weisungen und nimmt sich das gefährliche Wissen vor der Zeit
Sie will mich zu ihren Bedingungen auf ihren Weg bringen
Anstatt dem unseren zu unseren zu folgen.
Fragt sie weshalb ihr Weg zu mir geführt hat.

 

Wieder wunderten sich die Leute
Denn sie waren es nicht gewohnt der Gewalt zu widersprechen
Doch der Widerspruch gefiel ihnen und so machten sie sogleich selbst davon Gebrauch
Und es dauerte nicht lange da ergriff einer von ihnen das Wort:
Das brauchen wir nicht erst zu fragen, das wissen wir bereits
Der Weg der Gewalt hat zum Menschen geführt damit sie lernt wohin ihr Weg führt.
Da rief die Gewalt voller Hohn: Und, wißt ihr es?
Doch die Leute erwiderten ungerührt: Das werden wir von Dir erfahren.

 

Nun bedauerte die Gewalt zum ersten Mal daß sie sich an die Stelle des Menschen gesetzt hatte
Und fing an zu jammern: Mensch, warum hast Du mich verlassen?
Also sprach der Mensch zu den Leuten:
Begreift ihr jetzt weshalb ich von meiner Stelle verschwand?
Da schimpfte die Gewalt: Wie kommt es
Daß niemand für mich leben mag der nicht ohnehin in Heuchelei und Lüge lebt?
Was ist verkehrt mit den Leuten
Daß sie von mir wissen wollen wohin mein Weg führt?

 

Jetzt brauchten die Leute keine Bedenkzeit mehr und entgegneten:
Mit uns gar nichts, Du bist verkehrt
Und alles was Du Dir vom Menschen erwartest
Willst Du uns nun wissen lassen wohin Dein Weg führt
Oder hast Du es immer noch nicht begriffen?
Hat Dir der Mensch denn nicht beigebracht was zuviel ist?
Uns hat er beigebracht Du bist zuviel
Und so auch die Lüge und Heuchelei welche zu Dir gehören.

 

So sah die Gewalt daß ihr keine andere Möglichkeit blieb
Als sich den Worten der Leute zu ergeben
Aber sie tat dies nur damit diese nicht mehr fragen würden
Was sie darüber gelernt hätte wohin ihr Weg führt.
Doch inzwischen ließen sich die Leute nicht mehr so leicht beeindrucken
Und sprachen zueinander: Wir wollen der Gewalt helfen
Daß sie schneller an das Ende ihres Weges gelangt
Denn sie hat sich zu uns verirrt.

 

Erneut ergriff der Mensch das Wort: Tatsächlich, ihr wißt es bereits
Der Irrweg der Gewalt ist dazu da an sein Ende zu kommen.
Aber wißt ihr auch wie? - Sag es uns!
War die einhellige Entgegnung. Woraufhin der Mensch erwiderte:
Was müßt ihr dazu erst mich fragen?
Die Gewalt hat euch diese Antwort schon gegeben.
Da empfanden die Leute das Bedürfnis zu widersprechen
Aber mußten erst nach Worten dafür suchen.

 

Ein weiteres Mal meldete sich die Gewalt zu Wort
Jetzt wieder im Chor mit der Lüge und der Heuchelei:
Wir wollen euch zwar nicht sagen wohin wir führen
Aber wir haben eine Antwort auf die Frage woher wir kommen.
Wir kommen davon daß ihr uns noch nicht beendet habt
Weil ihr nicht wißt wie
Und ihr wißt nicht wie weil ihr nicht frei seid
Und ihr seid nicht frei weil ihr nicht wißt wie.

 

Irritiert sahen die Leute einander an und sprachen zu sich:
Wenn die Heuchelei unser Empfinden berührt dann beweist das daß sie heuchelt
Wenn die Lüge eine Wahrheit spricht dann beweist das daß sie lügt
Wenn aber die Gewalt unsere Grenzen überschreitet, was beweist das?
Wenn der Mensch sagt das wissen wir bereits
Wen sollen wir dann noch fragen?
Wenn die Gewalt uns diese Antwort bereits gegeben hat
Wie sollen wir finden was damit zu tun ist?

 

Ganz einfach, sagte der Mensch, ich habe das auch gefunden
Nicht weil es mir die Heuchler und Lügner gesagt hätten
Sondern weil es mir mein Verstand gesagt hat
Und weil die Gewalt es gezeigt hat
Als sie die Gelegenheit nutzte
Durch welche ihr auf sie aufmerksam wurdet
Hat sie es getan
Im Namen dessen der weiß wohin ihr Weg führt.