Naziaufmarsch in Halle kläglich gescheitert

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Der Naziaufmarsch in Halle ist kläglich gescheitert. Nicht nur aufgrund einer guten Mobilisierung eines zivilgesellschaftlichen Bündnisses und der Antifaschistischen Gruppen Halle, sondern auch, weil die Polizeiführung dieses Mal den Aufmarsch nicht gewalttätig durchzusetzen versuchte, wie am 01. Mai 2011, sondern (vermutlich in Küngelei mit der Stadtverwaltung) nach "Abwägungen" die Nazis nach Hause schickte.

 

Facts


**ca. 800-900 Gegendemonstranten

**erst 25, zuletzt dann 94 Nazis, die mehrere Stunden neben dem Hauptbahnhof zwischen einer Gegenkundgebung nördlich und zwei Straßenblockaden südlich rumstehen mussten, um dann wieder abzuziehen - ein weiteres Glanzstück von Seiten der "Freien Kräfte Halle" und Michael Fischers

 

 

Eine kurze Erklärung der "Antifaschistischen Gruppen Halle"

 

Sofortige Heimreise 2.0


Das war wohl wieder nichts. Unser Ticker konnte um 13:27 resümieren: „Die Nazis sind losgefahren. Sie sind keinen Meter gelaufen, eher hundert Meter rückwärts.“ Bevor sie den Rückwärtsgang in den Hauptbahnhof einlegten, standen sie stundenlang auf der Betonbrache vor der Hauptpost – erst 25, später dann 94 Nazis.

 

Das den Nazis ihr Tag ordentlich versaut wurde, lag an der Resonanz der relativ kurzfristigen Mobilisierung des zivilgesellschaftlichen Bündnis „Halle gegen Rechts“ und der Antifaschistischen Gruppen Halle. Etwa 900 bürgerliche GegendemonstrantInnen und Antifas hatten mit einer Kundgebung am nördlichen Ende und zwei Straßenblockaden am südlichen Ende der Ernst-Kamieth-Straße die Nazis eingekesselt, im Gegensatz zum 1. Mai 2011 entschied sich die Polizeiführung dieses Mal gegen eine Prügelorgie zur Durchsetzung des Aufmarsches. „Weil noch der dümmste Nazi aufgrund der mit seiner Ideologie notwendig einhergehenden Gewaltbereitschaft eine unmittelbare Gefahr für jeden ist, der in sein ausgeprägtes Feindbild passt, ist es notwendig, ihm den öffentlichen Raum zu nehmen, ihm offensiv entgegenzutreten.“ So schrieben wir es in unserem Aufruf, und in diesem Sinne war der heutige Tag ein voller Erfolg.

 

Nicht einstimmen können wir aber in die bürgerlichen Jubeltöne des Oberbürgermeisters und diverser Lokalpolitiker, wonach Halle „bewiesen“ habe, dass in „unserer Stadt“ „kein Zentimeter Platz für Nazis“ sei, oder wonach Halle „bunt und nicht braun“ sei. Denn nicht nur gab und gibt es Nazis in Halle, und sie haben so einige Zentimeter Platz. Zudem sind Rassismus und Antisemitismus wie auch Sozialdarwinismus und soziale Ausgrenzung ein gesamtgesellschaftliches Problem, und kein marginales Phänomen in den Köpfen „dieser Nazis“. Wenn Nazis in Halle laut werden, gilt es dementsprechend zwar, sie in die Schranken zu weisen. Die anderen 364 Tage im Jahr sind für grundlegende Gesellschaftskritik da.

 

Antifaschistische Gruppen Halle (06. Juli 2013) / http://www.nonazis.tk

 

Eine lesenswerte Erklärung des Bündnis "Halle gegen Rechts" [Auszug]

 

[...] Aber es ist einfach Nazis zu problematisieren und zur gesellschaftlichen Dimension ihrer Überzeugungen zu schweigen. Je einfacher die Abgrenzung fällt, umso weniger wird über die Gemeinsamkeiten zwischen Nazis und Mehrheitsgesellschaft gesprochen. Bei diesen Gemeinsamkeiten handelt es sich um die Ressentiments, die der organisierten rechten Szene als Begründung für ihr propagiertes Weltbild dienen. Es sind rassistische Ressentiments, wie das der angeblich „faulen Griechen“ oder der angeblich „überdurchschnittlich kriminellen muslimischen Jugendlichen“. Und es handelt sich um Ressentiments im antisemitischen Fahrwasser ohne dabei explizit Jüdinnen und Juden zu erwähnen. So ist die Rede von „gierigen Bänkern“, von „kulturlosen Amerikanern“ und „aggressiven Israelis“. Es handelt sich auch um sexistische, um homophobe, um sozialdarwinistische und weitere Ressentiments die zu Ausgrenzung, Gewalt und Mord führen. Diese Ressentiments sind Teil einer Gesellschaft in der wir alle leben. Sie werden von vielen Menschen geteilt, nicht nur von selbst erklärten „Nationalen Aktivist_innen“. Während die einen losziehen um Menschen totzuschlagen, sympathisieren die Anderen öffentlich oder heimlich mit der Gewalt, lachen über menschenverachtende Witze, hetzen am sonntäglichen Kaffeetisch, erklären Menschen zu Dönern, machen Behördengänge zur Qual, führen Abschiebungen durch oder beseitigen das Recht auf Asyl. [...]