FILMCLUB MODERNE ZEITEN ZEIGT: Rock und Revolte

Rock+Revolte

Wir wollen eine kurze Zeitreise durch die 60er und 70er machen und versuchen, das Besondere des damaligen Lebensgefühls in Bild, Ton und Text aufleben zu lassen.Es geht um den "Summer of Love", die weltweite Rebellion der Jugend, den Vietnamkrieg… Zu Wort kommt die Generation unserer Eltern und Großeltern, Adorno, Dr. Feelgood und natürlich der Rock, der Rock und noch mehr Rock…

 
"Ab den Zopf“
Da "die Alten" zwanzig Jahre lang versäumt hatten, "ihren Faschismus" zu verarbeiten, und nach altbekannten Mustern mit Autorität und Zwang ihr eigenes Zuhause in Ordnung halten wollten, sahen die Jungen nur in einer umfassenden Erneuerung den Beginn ihrer Zukunft. Daran führte kein Weg vorbei, viele waren überzeugt, es selbst tun zu müssen, mochte der Marsch auch noch so lang sein. Ehemalige Sonntagskinder - und es waren viele - vertauschten ihre Sonntagskleider, den Sonntagsanzug samt weißem Hemd und Krawatte, das Sonntagskleidchen samt weißen Söckchen mit Jeans und T-Shirts, bequemen Pullovern und Parkas und hörten Beat und Rockmusik. Die Gedanken waren frei, nicht jedoch die Kleiderordnung. "Benimm dich, zieh dich ordentlich an und lass dir endlich mal die Haare schneiden. So wie du rumläufst, das ist doch einfach nicht normal."

Die plakative Form war das eigentlich Schockierende, das die Abweichung von der herrschenden Norm und die Abkehr von traditionellen Verhaltensmustern unübersehbar machte, und bei den Jugendlichen ein "Wir-Gefühl" erzeugte. Es war die Klammer, die so unterschiedliche, ja widersprüchliche Bewegungen wie die Flower power und den politischen Protest der Studentenbewegung verband. Es war eine nicht nur symbolische Befreiung aus einer Gesellschaft, die dauerhaft nach dem Muff kultureller Provinz roch. Nicht nur der SDSler, auch politisierte Schüler oder Lehrlinge lebten im Geist und mit der Geste des Revolutionärs; doch war nicht nur die richtige Haltung wichtig, als Erneuerer musste man auch erkennbar sein: "Ein Revolutionär der nicht darauf bedacht ist, seine Eltern durch unbürgerliche Kleidung und Haarschnitt vor den Kopf zu stoßen, ist eben noch weitgehend seiner  bürgerlichen Herkunft verhaftet."   
aus: Willi Bucher & Klaus Pohl, Lieber lebendig als normal

Freitag den 12.07.2013 um 20 Uhr, Volxküche, Hafenstrasse 116, 20359 Hamburg. Eintritt frei, Spenden erwünscht !
 

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