Alternative für Deutschland gründet Freiburger Partei

Der Vorstand der AfD Freiburg (v.l.n.r.): Michael Dyllick-Brenzinger (Schatzmeister), Elke Fein (Parteisprecherin), Ralf Guhmann (Parteisprecher) und Ronald Asch (Beisitzer). Foto: Michael Bamberger
Erstveröffentlicht: 
15.06.2013

Euro-Skeptiker

Die politische Ausrichtung der Mitglieder in Freiburg ist sehr unterschiedlich. Einig sind sie sich in ihrer Euro-Skepsis. Seit Freitag hat die Alternative für Deutschland (AfD) einen Kreisverband.

 

Die eurokritische "Alternative für Deutschland" hat nun auch einen Freiburger Kreisverband. 19 von 64 Mitgliedern kamen am Freitagabend in den Keller der Jazz- und Rockschule, um die Satzung zu verabschieden und einen Vorstand zu wählen. Gleichberechtigte Parteisprecher sind Elke Fein, die auch Sprecherin im Landesvorstand ist, sowie Ralf Guhmann.

Eine Hochschulgruppe hatte die AfD in Freiburg bereits seit April. Sie versteht sich als bürgerlicher Studentenverband. Ein halbes Dutzend Studenten waren denn auch zur Gründungsversammlung der Freiburger Partei gekommen. Sie stellten einen im Vergleich zu anderen Parteien hohen Anteil der anwesenden Mitglieder. Die rekrutieren sich derzeit offenbar vorwiegend aus dem akademischen Milieu – vom Mittzwanziger in karierten Bermudas und Flipflops bis zum Senior im grauen Anzug.

Dritter Kreisverband in Südbaden

Die Rolle der Geburtshelferin übernahm Elke Fein, 43, ledig. Die promovierte Sozialwissenschaftlerin, die an der Freiburger Universität arbeitet, ist am 22. April dieses Jahres an die Doppelspitze des Landesverbands gewählt worden. Am Freitag absolvierte sie die dritte Gründungsversammlung auf Kreisverbandsebene in Südbaden. Die Kreise Ortenau und Lörrach waren schneller. Am 24. Juni soll zudem der Kreisverband Waldshut aus der Taufe gehoben werden.

Höchste Zeit sei es, eine Freiburger Partei zu gründen, sagte Fein. Es brauche ein Gesicht nach außen und eine Struktur nach innen. Einen prominenten Fürsprecher hat die junge Partei in Freiburg bereits: Der Freiburger Rechtsprofessor Dietrich Murswiek ist der wichtigste juristische Kritiker gegen die Euro-Rettungspolitik und vertritt vor dem Bundesverfassungsgericht den klagenden CSU-Abgeordneten Peter Gauweiler. "Wir wollen physisch die Alternative zeigen zu dem permanenten Rechtsbruch", sagt Elke Fein.

Der Euro, seine Rettungsmilliarden und das parlamentarische Verfahren dafür sind die Triebfedern für das politische Engagement der AfD-Mitglieder. Die Einführung des Euro habe er immer skeptisch gesehen, sagt Ronald Asch, 59, Professor für frühe Neuzeit an der Uni Freiburg. "Aber es ist noch schlimmer gekommen." Er sieht durch die Rettungsschirme die Verfassung Deutschlands unterminiert. Asch, der zum Beisitzer gewählt wird, will mit der AfD eine bürgerlich-liberale Partei in den Bundestag bringen. Derzeit gebe es nur linke und mitte-linke Parteien sowie eine Parteiruine, nämlich die FDP.

Von der kommt Michael Dyllick-Brenzinger, 66, Bauunternehmer, verheiratet, drei erwachsene Söhne – allesamt Volkswirte wie er. 44 Jahre war er Mitglied der FDP, mehrere Jahre Schatzmeister des Freiburger Kreisverbands und öfter auf der Kandidatenliste für den Gemeinderat. Die angeblich alternativlose Eurorettung habe ihn aus der Partei getrieben. Seit Freitag ist er Schatzmeister der AfD.

Weiterer Beisitzer ist der 30-jährige Jurist Friedrich Graf von Spee, der in Abwesenheit gewählt wurde. Er kritisiert die "Machtanmaßung" der EU-Bürokratie und fordert Volksentscheide nach Schweizer Vorbild. Der Hamburger lebt sei zehn Jahren in Freiburg.

In einer Kampfabstimmung gegen von Spee hatte sich Ralf Guhmann durchgesetzt. Der Vater von vier Kindern ist Controller bei den Justizvollzugsbehörden, "die letzte Bastion des Steuerzahlers vor der Verschwendung". Politisch habe er sich schon immer engagiert, aber sich keiner Partei zugehörig gefühlt. "Jetzt habe ich eine politische Heimat gefunden." Allerdings, wie die künftig und konkret aussehen soll, dazu haben die Mitglieder sehr unterschiedliche Vorstellungen. Sprecherin Fein etwa schwebt nach der Euro-Debatte eine Wertediskussion vor. Sie könnte auch als Grüne durchgehen. Andere hören sich eher nach Konservativen oder Liberalen an – minus Euro-Rettung.

Vor der Wahl von Personen mussten die Mitglieder die Punkte ihrer Parteisatzung durcharbeiten – Formalismus statt Inhalte. Ein Vorgeschmack auf die Kärrnerarbeit in einer Partei.