Französische ArbeiterInnen: Wir jagen hier alles in die Luft!

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Französische ArbeiterInnen drohen mit Werkspengung falls ihre Forderungen nicht erfüllt werden. Bürgerliche deutsche Medien sind entsetzt: "Der Chef in Geiselhaft, die Fabrik in Schutt und Asche – entlassene Franzosen greifen zu immer drastischeren Mitteln", lamentiert der Focus. In Frankreich greife man zu "unerlaubten Mitteln" im Arbeitskampf. Der sei bereits eine   "rechtsfreie Zone der Republik Frankreich".

 

Doch Bossnapping und Besetzungen kann man toppen. Im westfranzösichen Chattelerault drohen ArbeiterInnen des Autozulieferers New Fabris ihre Fabrik samt Material im Wert von 4 Millionen Euro in die Luft zu jagen. Die ArbeiterInnen des in Insolvenz gegangen Werkes verlangen eine Abfindung von 30.000 Euro pro Kopf. 


Sie stellten Gasflaschen auf die Stromzentrale des Werkes. Die Gasflaschen sind mit Sprengdrähten verbunden. Falls die Forderungen nicht erfüllt würden, werde man Zünder anbringen und das ganze in die Luft jagen. Sie gäben den beiden Großkunden Renault und PSA Peugeot Citroën bis zum 31. Juli Zeit, das Geld zu zahlen.


Renault erklärte bereits, es sei für Abfindungen nicht zuständig. 

 

De Facto haben sich die ArbeiterInnen die Insolvenzmasse angeeignet und damit die Fabrik unter ihre Kontrolle genommen. Es darf kein Teil das Werk verlassen. Und wenn ihr es mit Gewalt holt, dann zerstören wir es vorher.  Der Insolvenzverwalter warnt vor einem Rechtsbruch. Nur er darf eigentlich entscheiden was mit Sachwerten des Betriebs geschieht. 

 

Die deutschen Medien schauen mit Faszination und Schaudern auf die Lage in Frankreich. In der Krise reagieren die Nachbarn mit Klassenkampf. Unausgesprochen fürchtet sich die deutschen Herrschenden vor einem Übergreifen der "französischen Krankheit", falls sich die Wirtschaftskrise weiter verschärft.

 

Interessant ist der Vergleich mit dem Autozulierer Karmann im nordwestdeutschen Osnabrück. Das Werk befindet sich in einer identischen Situation. Ein Großteil der Arbeiter wurde bereits entlassen und sitzt zu Hause und gräbt den Vorgarten um. Abfindungen gibt es nicht. Nur wenige klagen vor Gericht gegen ihre Entlassung.

 

Außer Demonstrationen und einem halbherzigen Bossnapping gibt es keinen Widerstand. IGM Gewerkschaft und Betriebrat haben die Situation im Griff und tun alles um zu deeskalieren. Und natürlich sind die Osnabrücker ohnehin passiv. Keine Spur von kämpferischer Tradition.

 

Die Belegschaft bei Karmann hat sich bereitwillig gespalten: in solche, die hoffen weiter im Werk arbeiten zu dürfen - unter Inkaufnahme schlechterer Bedingungen - und in die bereits Entlassenen.

 

Letztere sind wiederum gespalten: in diejenigen, die auf ihre Übernahme in eine Transfergesellschaft hoffen und diejenigen, die gegen ihre Entlassung klagen.

 

Derzeit verhandelt der Betriebsrat über Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld, Überstundenabbau und  und andere Rechte. Allerdings nicht mit den Kapitalisten, sondern mit den ArbeiterInnen. Sie sollen auf alles verzichten - in der der trügerischen Hoffnung ihre Abeitsplätze zun schlechten Bedingungen zu retten.