Am morgigen Samstag beginnt in Weißrussland die Saison der Zweiten Liga, der dritthöchsten Spielklasse des Landes. 13 Teams treten an. Unter ihnen ist auch der von Fans vor einem Jahr wiedergegründete und nun selbstverwaltete Verein Partizan Minsk. Im ersten Spiel geht es zum FK Neman in die Stadt Mosty im Westen von Belorus. Für den ersten Spieltag wurde dem Verein aus Minsk eigentlich ein Heimspiel zugelost. Doch im heimischen Stadion, dem Sok Olimpiskij, wird der Rasen nach der Winterpause erst in den folgenden Wochen verlegt. Deshalb muss Partizan auf einen anderen Platz ausweichen. Aber auch im Stadion der Staatlichen Weißrussischen Agrar-Technischen Universität (BGATU) wird das Spiel nicht stattfinden. Der Leiter der Hochschule verweigerte Partizan die Nutzung. „Der Direktor will uns auf dem Platz nicht sehen“, erklärt Leonid Piatkjewitsch, Direktor von Partizan. Als Grund für die Absage schob der Hochschulrektor die antifaschistischen Fans von Partizan vor.
Sie würden sich nicht benehmen können. Allerdings haben sie noch nie für Probleme in einem Stadion gesorgt. Auch nicht, als sie in der vergangenen Saison im Stadion der BGATU gespielt haben. Die Absage bedeutet nun, dass der Verein die folgenden vier Spiele auswärts bestreiten muss.
Vor wenigen Wochen sah die Situation für Partizan weit besser aus. Das Team und die Fans waren Mitte März gemeinsam im Rahmen einer Freundschafts- und Solidaritätstour in Deutschland unterwegs. Kurz darauf haben sie haben die Lizenz für die Zweite Liga erhalten. Der Verein wird zudem, wie Piatkjewitsch berichtet, vom Weißrussischen Fußballverband unterstützt. Es wurde eine Kooperation mit der Jugendsportschule der Minsker Traktorenwerke geschlossen, welche die Stadionmiete zahlt und einen Bus für die Auswärtsspiele zur Verfügung stellt. Der Verein trägt dieser Zusammenarbeit seinerseits Rechnung, indem das Team als Partizan-MTZ aufläuft. Was aber vielleicht noch wichtiger ist, die Tour durch Deutschland schweißte Team und Fans zusammen. „Jetzt sind die Spieler stolz für Partizan-MTZ zu spielen und geben auf dem Feld alles“, betont der Vereinsdirektor. Außerdem soll in Kürze ein Fanshop zur Finanzierung des Klubs eröffnet werden, so Piatkjewitsch.
Neben diesen positiven Entwicklungen führte der Erfolg und die gewachsene Sichtbarkeit des Vereins aber auch zu Schwierigkeiten. Zunächst verlor Partizan kurz nach der Rückkehr aus Deutschland sein Büro. Auf dem Weg zum Freundschaftsspiel mit dem FK Osipovichi wurden dann am 20. April (!) jugendliche Fans von einer OMON-Sondereinheit über zwei Stunden festgehalten, durchsucht und verprügelt. In einem Augenzeugenbericht ist zu lesen, dass die Polizisten maskiert aus einem Bus stürmten, der die Fans ins Stadion bringen sollte. Gegenüber dem freien Radiosender Evroradio erzählt eine betroffene Person, dass ihnen eine „Lektion“ erteilt werden sollte – dazu wie schlecht sie seien, dass sie mit Oppositionellen von der Initiative freier Journalisten Charta '97 zusammenarbeiten und Weißrusslands Präsidenten Alexander Lukaschenko nicht mögen.
Dies ist nun schon die zweite willkürliche Polizeimaßnahme in kurzer Zeit, von der Anhänger von Partizan betroffen sind. „Zuerst wurden die Fans aus Minsk von der deutschen Polizei beim Spiel von Sankt Pauli gegen Union Berlin aus rassistischen Gründen als vermeintlich illegale Einwanderer eingekesselt und überprüft. Nun schlägt die weissrussische Polizei sie zusammen, einfach nur, weil sie Fußballfans eines selbstverwalteten Vereins sind“, erklärt Sascha Leiker, einer der Organisatoren der „Partizan Minsk Tour“.
Doch abgesehen von den Problemen bleibt den Fußballpartizanen aus Minsk, ihren Verein erfolgreich in die Zweite Liga geführt zu haben und ihn weiterzuentwickeln. „Heute, kurz vor dem Auftakt zur Saison im Kreise der Profiteams der Zweiten Liga“, so der Fan Ilja Brodskij, „fühlen wir uns wie der Zauberer von Oz. Wir sind immer noch da! Trotz all der prophezeiten Tode!“
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