Sulzbach. Für einige Bürger Sulzbachs war es ein Déjà-vu-Erlebnis: Nachdem eine Woche zuvor der Bundesparteitag der NPD im Gasthaus "Zum Schwarzen Ochsen" stattfand, stand die Gaststätte am Sonntag erneut im Fokus der Polizei. Anwohner bemerkten, dass sich dort am Mittag Leute trafen, die dem rechten Spektrum zuzuordnen waren. Als die Polizei eintraf, war das Treffen bereits beendet, die Teilnehmer größtenteils schon weg. Wie die Polizei mitteilte, kam es zu keinerlei Störungen.
Die Beamten des Polizeireviers Weinheim stellten bei der Überprüfung fest, dass die NPD ein Veteranentreffen veranstaltet hatte, zu dem rund 80 Personen angemeldet waren; wie viele davon erschienen waren, konnte am Ende nicht mehr festgestellt werden. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand offenbar ein Zeitzeugenbericht. Auch wenn am Sonntag nichts passiert ist im Sinne von Auseinandersetzungen zwischen Rechtsextremen und Gegendemonstranten, so schrillen in Weinheim die Alarmglocken. Und zwar sehr laut. Pfarrerin Agnes Seyferth war in der vergangenen Woche die erste Sulzbacher Bürgerin, die öffentlich das aussprach, was bisher nur hinter vorgehaltener Hand zu hören war. Es halte sich hartnäckig das Gerücht, dass die NPD das Gasthaus kaufen wolle, sagte sie im Zuge der Bürgerfragestunde bei der Ortschaftsratssitzung. Und das ist auch ein großes Thema innerhalb der Stadtverwaltung, wie Pressesprecher Roland Kern gestern auf Anfrage mitteilte.
Im Rathaus standen die Verantwortlichen gestern aber zunächst unter dem Eindruck des neuerlichen Treffens. Kern dazu: "Es passiert gerade das, was wir befürchtet haben." Sprich: Das Gasthaus steht auf der Beliebtheitsskala der rechten Szene als Treffpunkt weit oben, was auch die Polizei so sieht. "Wenn es darum geht, dass ein Treffen Rechtsextremer im Raum Weinheim stattfinden soll, dann ist der Wirt des Gasthauses für uns der erste Ansprechpartner", meinte dazu Polizeisprecher Norbert Schätzle auf Anfrage.
Während die Polizei grundsätzlich erst einmal außen vor ist und ausschließlich mit Blick auf die Gefahrenabwehr tätig wird, ist die Verwaltung nah dran. Denn Sulzbach als Ort weiterer rechtsextremer Treffen mag sich niemand vorstellen, zumal ein großer Teil der Bevölkerung während des Parteitags friedlich gegen das Treffen demonstrierte und sich damit auch über die Stadtgrenzen hinaus Respekt verschafft hat. Entsprechend befasst man sich im Weinheimer Rathaus auch mit verschiedenen Szenarien, die eine zunehmende Nutzung des Wirtshauses als rechter Treffpunkt mit sich bringen könnte. Was nicht abwegig ist, denn nach dem Treffen am Sonntag und dem Bundesparteitag eine Woche zuvor war es der NPD-Landesparteitag, der bereits in Sulzbach stattfand. Kern: "Wir haben verschiedene Strategien entwickelt, um Treffen wie die vergangenen künftig vermeiden zu können." Was aber nicht leicht ist, da es sich in der Regel um privat angemeldete Veranstaltungen handelt. Was das Gerücht eines möglichen Verkaufs an Vertreter aus rechtsextremen Kreisen angeht, "so nehmen wir das sehr ernst", sagt der Pressesprecher. "Vor allem auch mit Blick auf die Sicherheit Sulzbachs. Wir sind aber zuversichtlich, dass dieses Szenario verhindert werden kann." Der Inhaber des "Schwarzen Ochsen", Adam Gassner, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen; das Gasthaus hatte gestern Ruhetag. Vor einer Woche beantwortete er die Frage, ob er nach all dem Ärger die Räume noch einmal an die NPD vermiete, so: "Wenn man uns boykottiert, dann bleibt uns doch gar nichts anderes übrig."