Der braune Musiksommer beginnt in Thüringen: Neonazi-Feier mit „Sleipnir“ und „Words of Anger“

Erstveröffentlicht: 
24.04.2013

Der braune Musiksommer beginnt in Thüringen: Neonazi-Feier mit „Sleipnir“ und „Words of Anger“

Der Sommer naht und damit die Open Air-Saison. Wie in den letzten Jahren wollen auch Neonazis ihr Stück von diesem Kuchen abbekommen. Den Anfang macht in knapp drei Wochen der von dem Neonazi Thorsten Heise organisierte „Eichsfeldtag“. Neben den Rechtsrock-Bands „Sleipnir“ und „Words of Anger“ wird in der thüringischen Provinz der ehemalige NPD-Chef Udo Voigt erwartet.

 

Thüringen gilt als braune Konzerthochburg, besonders im Sommer. Gleich mehrere große Festivals bieten Interessenten die komplette rechtsextremistische Erlebniswelt, von bekannten Hassbands, über Redner aus dem Umfeld der NPD und der Freien Kameradschaften, Informationsstände verschiedenster Initiativen, bis hin zu einem Unterhaltungsprogramm für Kinder.

Zu den bekanntesten Veranstaltungen gehört neben dem „Thüringentag der nationalen Jugend“ und dem „Rock für Deutschland“, das im letzten Jahr bereits zum zehnten Mal in Gera über die Bühne ging, der „Eichsfeldtag“ in Leinefelde (Landkreis Eichsfeld). Der von den bekannten Neonazi Thorsten Heise organisierte Event zog bei seiner zweiten Auflage im letzten Jahr fast 1.000 „Kameradinnen“ und „Kameraden“ in die thüringische Provinz. Bei nasskaltem Wetter und nur acht Grad Celsius vermochte allerdings nicht einmal der Ex-Sänger der als kriminellen Vereinigung eingestuften Neonazi-Band „Landser“, Michael „Lunikoff“ Regener, mit seiner neuen Begleitband Begeisterungsstürme zu entfachen.

Trotzdem wird in diesem Jahr in Leinefelde wieder die braune Open Air-Saison eröffnet. Bislang sind für das Konzert am 4. Mai, das unter dem schwer greifbaren Motto „Deutschland ist mehr als ein Wirtschaftsstandort“ steht, zwei Musikgruppen angekündigt. Neben den unvermeidlichen „Sleipnir“, die zum Standardrepertoire auf NPD-Veranstaltungen zählen, werden „Words of Anger“ ihre Hassbotschaften in die tobende Meute schleudern. Die Rechtsrock-Kapelle aus Schleswig-Holstein, deren Debüt „Kranke Welt“ indiziert wurde, brachte 2006 eine Mini-CD mit dem symbolträchtigen Titel „Nazi Rock 'n' Roll“ heraus. Zu ihren bekanntesten Songs gehören Titel mit Namen wie „Anti Antifa“, „Tribut to ISD [Ian Stuart Donaldson, verstorbener Sänger von „Skrewdriver“ und Kopf des Netzwerkes „Blood & Honour“], „Rebellen für Deutschland“ oder „Rudolf Hess“. Außerdem werben die Veranstalter mit einem „Überraschungsgast“.    

Da in diesem Jahr zahlreiche Initiativen aus dem „nationalen Spektrum“ ihr Kommen angekündigt hätten, möchte das Organisationsteam das Treffen breiter anlegen. Zugesagt hätten bislang die „Kameraden vom TDDZ [Tag der Deutschen Zukunft] und dem Trauermarsch Bad Nenndorf“.  Fortan werde die Veranstaltung deshalb unter dem Label „Nationaler Kundgebungstag“ laufen. Damit solle der „dynamischen Entwicklung“ der braunen Zusammenkunft Rechnung getragen werden, schreibt der stellvertretende NPD-Kreisvorsitzende, Matthias Fiedler, auf Facebook.

Das diesjährige Rednerprogramm stellt hingegen einen Kontrast zum „Sachsentag“ des NPD-Nachwuchses „Junge Nationaldemokraten“ dar. Während dort vor allem Repräsentanten des vermeintlich „weichgespülten“ Apfel-Kurses wie der Parteivorsitzende Holger Apfel höchstselbst, oder die beiden mutmaßlichen Mitarbeiter der sächsischen Landtagsfraktion, Maik Scheffler und Andy Knape, sprechen, greifen die Thüringer Aktivisten auf parteiinterne Kritiker zurück. Neben Organisator Thorsten Heise, dem der Bundesvorstand erst kürzlich einen „Maulkorb“ verpasst hatte, wird der Ex-NPD-Bundeschef Udo Voigt zum Mikrophon greifen. Der 61-Jährige war zuletzt Kristallisationspunkt der innerparteilichen Putsch-Bewegung. Die internationale Karte spielen die Veranstalter durch die Teilnahme des französischen Publizisten Pierre Krebs. Der 67-Jährige zählt zu den wichtigsten Theoretikern der „Neuen Rechten“. Wie Voigt hatte Krebs seine Teilnahme im letzten Jahr kurzfristig absagen müssen.    

In und um Eichsfeld mobilisieren bereits zahlreiche Neonazi-Gegner gegen die Heise-Veranstaltung. Auf einem eigens eingerichteten Blog können sich Interessenten auf dem Laufenden halten. Dort findet man beispielsweise Infos über zwei Gegenkundgebungen, die in unmittelbarer zeitlicher und räumlicher Nähe stattfinden sollen: Am 3. Mai treffen sich Aktivisten unter dem Motto „Sportplatz kunterbunt – kein Platz für Nazis“ auf dem REWE-Parkplatz in der Südstadt. Am darauffolgenden Tag wird es dann eine Demonstration geben. Los geht es um 16.00 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz in Leinefelde.


Foto: Johannes Hartl