Friedlicher Protest gegen die NPD

Erstveröffentlicht: 
12.04.2013

PINNEBERG. Gestern Abend, kurz vor 18 Uhr: Am südlichen Ausgang des Pinneberger Bahnhofs haben sich etwa 150 Antifaschisten versammelt. Sie wollen demonstrieren. Öffentlichkeit schaffen. Anprangern, dass die NPD unbemerkt in Pinneberg zu einem Stammtisch einladen durfte. Jahrelang. Als die Demonstration zwei Stunden später endet, ist klar: Dieser Protest war lautstark. Vor allem aber war er friedlich.


Nicht anders hatte Veranstalter Wolfgang Seibert es erwartet. Der Vorsitzende der Jüdische Gemeinde Pinneberg hatte die Demo angemeldet. Und schon im Vorfeld die Panikmache einer rechten Gruppierung ins Reich der Fabel verwiesen. Die "Jugend für Pinneberg", eine Vereinigung, die der NPD nahe steht, hatte den Demonstranten Gewaltbereitschaft und Zerstörungswut unterstellt - und den Pinnebergern empfohlen, ihre Autos vor dem Protestzug in Sicherheit zu bringen. Zu Unrecht, wie sich gestern Abend herausstellte.

Polizei-Sprecherin Sabine Zurlo hatte schon vor der Demonstration ein gutes Gefühl: "Wirkt alles sehr entspannt." Mit einer Hundertschaft, darunter Bundespolizisten, hatten sich die Beamten entlang der Strecke postiert. Mit dem Auftauchen rechter Gegendemonstranten hatte ohnehin niemand gerechnet.

Die Antifa hatte in Kiel und Hamburg mobil gemacht. Während eines Spiels des FC St. Pauli waren Flyer verteilt worden. Die Jusos demonstrierten mit. Auch Manfred Stache, Ratsherr der Grünen, war mit von der Partie. Ansonsten machten sich Pinnebergs Politiker gestern rar.

Nach 40 Minuten Wartezeit - Probleme mit dem Lautsprecherwagen - schlängelte sich der Protestzug durch das Quellental. Ziel: Das Restaurant "Rondo" an der Richard-Köhn-Straße. Dort hatte die Antifa am 14. März einen Stammtisch der NPD mit "Nazis raus"-Rufen aufgemischt. Auch der Landeschef der Nationaldemokraten, Ingo Stawitz, war seinerzeit von der Kundgebung überrascht worden. "Wir protestieren zudem gegen die Kandidatur der NPD für den Kreistag", so ein Antifa-Sprecher. Es zeige sich immer mehr, dass in Pinneberg und Neumünster Schwerpunkte bei rechter Kommunalpolitik gesetzt werden sollten.

Der Sprecher versäumte nicht, darauf hinzuweisen, dass die NPD ihre Kandidaten im "Rondo" nominiert habe. Bei einem Zwischenstopp richtete Seibert deutliche Worte an die NPDler: "Wir finden euch auch in euren neuen Rattenlöchern." Auf eine Kundgebung direkt vor dem "Rondo" verzichteten die Antifaschisten. Sie hielte etwa 150 Meter Abstand. Die Wirtin des Lokals hatte sich zuvor von der NPD distanziert - und künftige Stammtische ausgeschlossen. Der friedliche Protest endete gegen 20 Uhr am Bahnhof.