Ungefähr 400 Menschen beteiligten sich am Samstag, den 9. März an einer feministischen und internationalistischen Demonstration gegen patriarchale Zwangsstrukturen und kapitalistische Ausbeutung im Rahmen des internationalen Frauenkampftages 2013 vom Neuköllner Hermannplatz zum Heinrichplatz im Berliner Bezirk Kreuzberg.
Die kämpferische
Demonstration, zu dem ein breites Bündnis linker, migrantischer und
feministischer Gruppen unter dem Motto "Frauen kämpfen
international" aufgerufen hatte, begann kurz nach 15 Uhr am
U-Bhf. Hermannplatz mit einer Rede der über 80-jährigen
Antifaschistin und Widerstandskämpferin Erika Baum. Sie betonte die
Notwendigkeit einer klassenkämpferischen Frauenbewegung auch im 21.
Jahrhundert, da für die von Clara Zetkin und der sozialistischen
Frauenbewegung propagierten Ziele auch noch über 100 Jahre nach dem
ersten Frauenkampftag gekämpft werden müsse und rief die
versammelten Frauen zum "gemeinsamen Widerstand gegen
Patriarchat und Kapital auf".
Die ehemalige
Kaisers-Kassiererin Emmely, deren Kündigung wegen eines Pfandbons
deutschlandweit für Empörung gesorgt hatte, sprach in ihrem
Redebeitrag über die sich im Laufe der ökonomischen Krise rapide
verschlechternden Arbeits- und Lebensbedingungen von Frauen in der
BRD. Auch sie sprach die Notwendigkeit einer gemeinsamen
Organisierung an, um dem Druck des Kapitals die Solidarität der
Frauen entgegen stellen zu können.
Ein weiterer Schwerpunkt
war die internationale Dimension des Kampfes gegen
Geschlechterdiskriminierung. Besonders erfreulich war der starke
solidarische und internationalistische Ausdruck der Demonstration.
Frauenorganisationen und MigrantInnenverbände aus Kurdistan, der
Türkei, Tamil Eelam, Spanien und Palästina beteiligten sich an der
Demonstration. Redebeiträge, Parolen und Informationen vom
Lautsprecherwagen wurden in deutsch, türkisch und kurdisch
vorgetragen. Ein besonderes Anliegen war das Gedenken an die
kurdischen Genossinnen Sakine, Lelya und Fidan, die am 9. Januar 2013
von einem türkischen Geheimdienstagenten in Paris ermordet worden
waren. Vor allem Sakine Canzis, einer Mitbegründerin der
Arbeiterpartei PKK, wird von der kurdische Frauenbewegung eine
ähnliche Bedeutung beigemessen wie Rosa Luxemburg und Clara Zetkin
für die sozialistische Frauenbewegung. In einem Redebeitrag
verurteilte eine Sprecherin der kurdischen Frauenbewegung den Mord
als "Angriff auf die gesamte kurdische Frauenbewegung und alle
kämpfenden Frauen weltweit". Zeitgleich zur Demonstration in
Berlin gingen in Paris tausende Menschen in Gedenken an die
ermordeten kurdischen Aktivistinnen Sakine Cansiz, Fidan Dogan und
Leyla Saylemez auf die Straße.
Weitere Themen waren die
verschiedenen Kämpfe in denen sich Frauen befinden. So reichte die
Spannbreite von den Auseinandersetzungen um alltäglichen Sexismus,
über die finanzielle Ungleichheit von Männern und Frauen
insbesondere auf dem Arbeitsmarkt bis zu sexualisierter Gewalt gegen
Frauen. Hinter einem lautstarken Frauenblock am Anfang der
Demonstration reihten sich in einem gemischten Block auch etliche
Männer in die Demo ein, um den Forderungen nach gleichen
Möglichkeiten für alle und einer revolutionären Überwindung des
kapitalistischen Systems , als Teil des Problems, Ausdruck zu
verleihen.
Im Rahmen der Demonstration und der Aktivitäten
zum Frauenkampftag 2013 ruft das Berliner Bündnis 8. März auch zu
einer Veranstaltungsreihe auf. Mehr Informationen, insbesondere zu
den noch kommenden Veranstaltungen unter