Fränkischer Heimatschutz Coburg – Auflösung in den Untergrund?

Fränkischer Heimatschutz Collage

Nach eigenen Angaben hat sich die Neonazivereinigung „Fränkischer Heimatschutz“ zum 1. März dieses Jahres aufgelöst. Gegründet wurde die Nazigruppierung, dessen Symbol die „Schwarze Sonne“ – ein SS-Symbol – ist, Mitte der 90er Jahre von dem V-Mann Tino Brandt. Ein bayerischer Pedant zum von Brandt aufgebauten Thüringer Heimatschutz, der Keimzelle des NSU, sollte die fränkische braune Truppe nach seinem Willen werden. Mit dabei war Mario K., der wie Brandt damals in dem rechtsextremen Verlag „Nation & Europa“ arbeitete. Nach dem Auffliegen von Brandt als V-Mann schlief der Heimatschutz kurzfristig ein und wurde von K. 2010 reaktiviert.

 

An die sogenannten „linken Hetzer“ wenden sich die fränkischen Nazis in ihrer kurzen Erklärung ausführlich, u. a. mit einer Hitlerverehrung: „Selbst die meistgehasste Person der deutschen Geschichte war am Ende mutiger als ihr. Nur mal so zu Erinnerung, damit ihr nicht vergesst, wie erbärmlich und feige ihr tatsächlich seid.“


Über die Gründe der Auflösung schweigt sich die ultrarechte Gruppierung aus. Liegt es an der fehlenden Einigkeit in der Ausrichtung der Gruppierung zwischen dem „Freien Netz Süd“ und der NPD? Liegt es daran, dass Teile der Vereinigung lieber unbeobachtet im Untergrund agieren? Oder wissen die Kameradinnen und Kameraden einfach nicht mehr weiter in ihrem Kampf für ein Nationalsozialistisches Neues Deutschland. Denn nichts anderes ist es, was sie wollen, wenn auf ihren Manifestationen bei den Sprechchören das „ER“ von „NationalER Sozialismus“ hinuntergeschluckt wird.

 

Nach der erneuten Niederlage dieses Jahr in Dresden scheint ein Teil der Coburger braunen Horde von tiefer Resignation geprägt zu sein. Ihr letzter, auf breiteres Gehör stoßender Artikel, beschäftigte sich mit dem braunen Fiasko ihres Gedenkmarsches. Sie werfen den VeranstalterInnen vor, den Marsch „erneut in die Gutmenschenfalle“ geführt zu haben und forderten „die Verantwortlichen auf, die ursprünglich vorgesehene Strategie für den gestrigen Trauermarsch öffentlich zu machen.“ Das Ergebnis waren VS-Vorwürfe an den Heimatschutz auf dem Stiefelnaziportal Altermedia.

 

Die beiden in der Auflösungserklärung eingefügten Videos dagegen rufen mindestens zum Kampf, wenn nicht zum bewaffneten Kampf auf und lassen sich auf einen Gang Richtung Untergrund deuten. In dem ersten Video wird eine Sequenz aus dem Film Braveheart gezeigt. Der Szene wurde von den braunen Coburgern der Titel „Freiheit, Ansprache vor der Schlacht, Heimat, Ehre, Stolz“ gegeben. William Wallace spricht vor der Schlacht zu seiner bewaffneten Truppe. „Und ich sehe hier eine ganze Armee meiner Landsleute vor mir, die sich der Feindtyrannei widersetzt“ spricht er auf dem Pferd reitend zu ihnen. „Was würdet ihr tun für die Freiheit? Wollt ihr Kämpfen?“ „Wir wollen kämpfen!“ schallt es ihm entgegen. Will er kämpfen, der Heimatschutz, für wessen Freiheit auch immer? Zu befürchten ist es.

 

Mit einem der ältesten deutschen Freiheitslieder von 1561, dem ersten schriftlich bezeugten nationalen Aufruf „Wach auf, wach auf, du deutsches Land!“ von Johann Walter (1496 – 1570) als Video endet die kurze Auflösungserklärung. Erschienen ist es in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in „Die weisse Trommel“, „ein Liederbuch für deutsche Jungmannen und Jungen in Schule und Jugendgruppe“ und wurde dort vereinnahmt. „Die weisse Trommel“ erschien 1933 zu Beginn der NS-Diktatur. Die zweite erweiterte Auflage kam im August 1934 heraus. Es beginnt mit „Deutschland über alles“, direkt darunter steht das Horst-Wessel-Lied „Die Fahne hoch…“.

 

Für die Mehrheit der Neonaziorganisation ist dies eher ein Ruf „auf in den Kampf!“, als ein frustrierter Rückzug. Wie in vielen anderen Bereichen zu beobachten, scheint auch beim Fränkischen Heimatschutz nach dem Auffliegen des NSU eher eine Radikalisierung als ein zurückhaltendes Agieren stattzufinden. Wenn die Auflösung nicht bedeutet, die Freiheit der Kameradschaft sowie des Portals „Fränkischer Heimatschutz“ „aufzugeben, um Sicherheit zu gewinnen“, sondern das Gegenteil, dann sollten die einzelnen Mitglieder nicht aus den Augen gelassen werden. Dass dem so ist, darauf weisen die fränkischen Nazis explizit in ihrer Erklärung hin, in der sie konstatieren, „daß es noch niemals funktioniert hat, Freiheit aufzugeben, um Sicherheit zu gewinnen.“ Durch die enge Verwebung mit dem Thüringer Heimatschutz sind daneben engere Verbindungen zum NSU nicht von der Hand zu weisen.

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