Am 14. Februar soll in der Lausitzer Straße 8 eine Familie aus ihrer Wohnung geräumt werden. Bei einem ersten Versuch verhinderten Sitzblockaden die Räumung, ein zweiter Versuch wurde abgesagt. Der Hauseigentümer Andre Franell zeigte sich nicht verhandlungsbereit. Nun sind für den 14. Februar wiederum Sitzblockaden angekündigt, es werden hunderte Menschen erwartet, welche sich aktiv gegen die ablaufende Verdrängung in Berlin stellen wollen.
Guten Morgen, bitte verlassen Sie jetzt Ihre Wohnung !
Durch Berlin ziehen jeden Tag Gerichtsvollzieher*innen, die an Wohnungstüren klingeln und Menschen auf die Straße setzen. Familien werden aus ihrer Nachbarschaft geworfen, Kinder müssen die Schule wechseln, Jugendliche verlieren ihre Freund*innen und einige müssen fortan unter Brücken oder im Obdachlosenasyl wohnen. Viele andere Menschen verlassen schon vorher ihre Wohnung, wenn sie die Miete nicht mehr bezahlen können.
Es findet ein gewaltiger Verdrängungsprozess statt, der Menschen gewaltsam in der Stadt verschiebt. Dies bleibt meist unsichtbar, die Umzugswägen rollen still und leise.
Bestimmt wird diese Entwicklung durch die Menschen und Institutionen mit Eigentum. Wer die Wohnung besitzt, kann bestimmen, was mit ihr passiert. Die Besitzenden haben ein Recht auf Profit, sie erhöhen munter die Miete und schmeißen die Mieter aus den Wohnungen, welche sich die Miete nicht mehr leisten können.
Aus Sicht der Besitzenden ist Berlin eine Anlagemöglichkeit für Investitionen, es ist Ort der ständigen Versuche Kapital zu verwerten. Die herrschaftliche Zurichtung der Stadt weist den Menschen Plätze und Funktionen zu. Dabei bestimmt die Höhe der Miete maßgeblich darüber, wem es ermöglicht oder versagt wird in bestimmten Gegenden zu wohnen. Der Wohnungsmarkt interessiert sich dabei nicht für die Bedürfnisse von Menschen mit geringen Einkommen.
Berlin, bitte verlassen Sie jetzt diese Stadt !
Ursache dieser Entwicklung ist aber nicht das unmoralische Verhalten der einzelnen Kapitalbesitzenden, sondern die kapitalistische Organisierung des Wohnungsmarktes. Es ist nicht die teuflische Idee des Hauseigentümers Andre Franell mit Wohnen Geld zu machen, sondern die Grundidee des Wohnungsmarktes. Deswegen weiß er in diesem Fall das gesamte System von Justiz, Polizei und Politik hinter sich, welches sein Interesse gewaltsam gegenüber der betroffenen Familie durchzusetzen versucht.
Dieses Herrschaftsverhältnis bleibt unsichbar, solange Menschen ihre gestiegene Miete individuell mit sich ausmachen, wenn sie resignieren und sich mit der ihnen zugewiesenen Stellung begnügen. Deswegen ist es der erste wichtige Schritt, wenn Mieter*innen ihre persönliche Situation politisieren und sich mit anderen Betroffenen verbinden.
Status quo forever ?
Die Kampagne gegen Zwangsräumungen hat es bisher geschafft die unmittelbare Betroffenheit und spontane Solidarität mit einer politischen Perspektive zu verbinden. Die angekündigten Sitzblockaden gegen die Räumung sind eine notwendige Zuspitzung des stadpolitischen Kampfes, dem es um eine grundsätzliche Ablehnung der bestehenden politischen Aushandlungsprozesse und ökonomischen Organisierung geht, die das Leben und Wohnen zurzeit so verdammt schwierig machen.
Mit der Blockade der Zwangsräumung geht es uns nicht darum den Status Quo auf Biegen und Brechen zu verteidigen und die vielbeschworene Gentrifizierung „lediglich“ aufzuhalten, sondern die Ahnung einer Stadt zu erkämpfen, in der die Menschen die ergabe von Wohnraum nicht einigen Wenigen überlassen und somit von Politik und Markt in eine gewaltsame „Stadtentwicklung“ einsortiert werden. Wir wollen stattdessen eine Organisierung unter Gleichen erreichen. Die Verteilung von Wohnungen sollte sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren und ohne rassistische oder ökonomische Machtbeziehungen organisiert sein. Eine herrschaftsfreiere Stadt fällt aber nicht vom Himmel, sondern muss im Konkreten erstritten werden.
Kommt zur Blockade am 14. Februar und verhindert die Zwangsräumung !
14.2. // 7 Uhr // Lausitzerstraße 8 (Kreuzberg)
*andere zustände ermöglichen /
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Informationen und News zur Blockade: Zwangsräumung verhindern