[AC] Prozess gegen Neonazis wegen versuchtem Todschlag

600px-Antifaschistische_Aktion_mit_schwarzer_und_roter_Fahne_(Rand).svg_

In Aachen begann am Freitag dem 18.1. ein Prozess gegen vier Neonazis aus Heinsberg wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung. Drei von ihnen beteiligten sich an Aktionen der Kameradschaft Aachener Land. Bei dem Vorfall in Heinsberg-Wassenberg im September 2011 wurde ein Mann von den Neonazis schwer verletzt.

 

In Aachen begann am Freitag dem 18.1. ein Prozess gegen vier Neonazis aus Heinsberg wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung. Drei von ihnen, zwei Männern und einer Frau wird vorgeworfen, unmittelbar an einem Angriff auf einen 47-Jährigen am 28.9.2011 beteiligt gewesen zu sein. Dieser beschwerte sich darüber, dass die Neonazis in einem Jugendklub in Heinsberg-Wassenberg Werbung für die am 23.8.2012 verbotene Kameradschaft Aachener Land machten, mit dem Ziel, neue Mitglieder zu rekrutieren. Bei der Frau handelt es sich um die 27-Jährige Nicole Schmitz aus Heinsberg. Laut Anklage ging sie zunächst auf eine Frau los, die ebenfalls Einspruch gegen die Propaganda der Neonazis erhob. Es entwickelte sich ein Streit, bei dem der damals 47-Jährige Begleiter der angegriffenen Frau durch einen Schlag mit einer Flasche zu Boden ging. Am Boden liegend wurde er mit Tritten weiter verletzt.

 

Haupttäter soll dabei der 24-Jährige Stefan Schmitz, der Mann von Nicole Schmitz gewesen sein. Er animierte einige Jugendliche dazu, den am Boden liegenden anzugreifen, wobei er sinngemäß forderte, ihn "platt zu machen." Beide kommen aus Heinsberg-Wassenberg, Stefan Schmitz war

Mitglied in der Sektion Heinsberg der KAL, die vor allem von den Neonazis Gerwin Jahny aus Erkelenz und Mario Beckers aufgebaut wurde. Bei den beiden anderen Angreifern handelt es sich um Jugendliche aus dem Umfeld der KAL. Wie in einem Bericht des WDR Aachen [http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/rueckschau/2013/01/18/lokalzeit_aachen.xml] zu sehen ist, waren sowohl Jahny als auch Beckers als Zuschauer bei dem Prozess anwesend.

 

Am 21. Juli 2012 wurden die vier Angeklagten in Untersuchungshaft genommen. Presseberichten zufolge sitzen zwei der Angeklagten nach wie vor in U-Haft. Der jüngste, heute 16 Jahre alte mutmaßliche Mittäter wurde zudem u.a. wegen Bedrohung von Jugendlichen, unerlaubten

Waffenbesitzes und der Verwendung von Naziparolen angeklagt. Mit einem Urteil wird erst im März gerechnet. Weiterhin heißt es in einem Artikel des Lokalen Aktionsplan Aachen, dass der Haupttäter, Stefan Schmitz, von einem Kölner Anwalt vertreten wird, der schon zahlreiche Neonazis verteidigt hat. Wie immer bei Prozessen gegen Neonazis traten die Angeklagten nicht in szenetypischer Kleidung auf und ihre Anwälte wollten nichts davon wissen, dass sie etwas mit der Neonaziszene zu tun hätten. Der Anwalt des 16-Jährigen besteht darauf, Achtung Wortspiel, dass sein Mandant deeskalierend eingetreten habe.

 

Ansonsten ist in Aachen eine Neuformierung der organisierten Neonaziszene bisher nicht zu erkennen. Das Verbot der KAL hat sich nachhaltig auf sie ausgewirkt. Allerdings kam es auch in letzter Zeit zu Angriffen und Bedrohungen durch Neonazis und rechte Jugendliche, nicht zuletzt beim Fußball.

Auch besuchen KAL-Leute weiterhin Aufmärsche und Neonazitreffen in der Region und darüber hinaus, wie der Auftritt des momentan sehr aktiven André Plum in München zeigt. So ist er auf einem Video des Bayerischen Rundfunk zu sehen, in dem über einen Prozess gegen bayerische Neonazis berichtet wird, die auf einer Demonstration im Januar 2012 in München die Melodie des Paulchen Panther Lieds abspielten, was als deutliche Solidaritätsbekundung zum NSU zu werten ist. Plum war zu dieser Zeit mit anderen Aachener Neonazis, darunter Jennifer Jäschke und Daniel Thönnissen in München und beteiligte sich an dem Aufmarsch. Daher musste er offenbar als Zeuge aussagen. Auf dem Video des BR [http://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=9ud2lO3aZB4] ist er bei Minute 2.50 zu sehen. Er attackiert einen Kameramann und schmiert eine handcremeähnliche Substanz auf das Objektiv. Begleitet wurde Plum zu dem Prozess abermals von der ebenfalls auf dem Video zu sehenden Jennifer Jäschke, die auch Mitglied in der KAL war. Sie arbeitete lange Zeit im Hintergrund, und tritt erst in letzter Zeit öffentlicher in Erscheinung. So beteiligte sie sich zusammen mit Plum und anderen Aachener Neonazis an einem Aufmarsch in Dortmund am 22.12.

 

Bilder: 1) Nicole und  Stefan Schmitz, 2) Nicole und Stefan Schmitz, 3) Gerwin Jahny rechts und Mario Beckers links, 4) Jenny Jäschke in Dortmund (in der Mitte), 5) Andre Plum  in Dortmund