Nun spricht das Werk für sich

Erstveröffentlicht: 
10.12.2012

Pinneberg. Die Sicherheitskräfte, die am Sonnabend rund um das Kreiskulturzentrum Landdrostei im Einsatz waren, mussten sich nur darum kümmern, nicht zu sehr zu frieren: Nach einer hitzigen Debatte im Vorwege einer Ausstellung mit Bildern A. Paul Webers, verlief die Vernissage selber völlig friedlich. Allerdings war die Kritik, die Organisatoren der Schau seien unreflektiert mit Webers Kunst und seiner politischen Gesinnung in der Weimarer Republik und vor allem zur Zeit der Nationalsozialisten umgegangen, durchaus Thema während des Festaktes, an dem mehr als 100 Besucher teilnahmen. Wie berichtet, hatte die Antifa Pinneberg die Ausstellung wegen mutmaßlich antisemitischer Zeichnungen Webers und seiner Auftragsarbeiten für die Nazis als Skandal bezeichnet. In einem anonymen Schreiben hatte das Bündnis den Kreis Pinneberg und die künstlerische Leiterin der Drostei, Stefanie Fricke, aufgefordert, auf die Werkschau zu verzichten. 

Ähnlich äußerte sich Klaus-Dieter Brügmann, Sprecher der Partei Die Linke im Kreis. Stefanie Fricke sprach zu Beginn über Andreas Paul Webers Leben und ging dabei auch auf seine politischen Ansichten ein. „Seine Vita ist von Brüchen geprägt“, so die Gastgeberin. Es sei kaum möglich, sich mit Webers Werk zu befassen, ohne auch die Auftragsarbeiten aus den 30er-Jahren zu betrachten, sagte Stefanie Fricke. Jedoch sei der Maler, Zeichner und Illustrator als Künstler unumstritten. Gleichzeitig warnte sie davor, das mehr als 70 Jahre währende Schaffen des Künstlers auf einen Zeitraum von 20 Jahren zu reduzieren. Vor laufender Kamera des NDR kritisierte Burkhard E. Tiemann, Kreispräsident und Vorstand der Stiftung Landdrostei, die Medien. Er bedauere, so Tiemann, dass den Kritikern so viel Raum eingeräumt worden sei. „Es bedurfte keiner Kritik durch einen anonymen Brief.“ Die Antifa habe in „jugendlichem Übereifer“ gehandelt. „Wir präsentieren das künstlerische Werk, ohne es zu kommentieren. Jeder soll sich selbst ein Bild machen“, so der Kreispräsident.


Durchaus spannend war, was er über die Geschichte des Kreiswappens berichten konnte, das Weber, 1946 beauftragt vom ersten Kreistag nach dem Krieg, entworfen hatte. Zum einen hielt sich Weber dabei nicht an die Regeln der Heraldik, weshalb das Wappen seitdem auch niemals offiziell genehmigt wurde. Zum anderen verschleppte Weber, den Tiemann auch „ein Schlitzohr“ nannte, die Auftragsarbeit zum Ärger des Kreises erheblich. Er lieferte erst zwei Jahre, nachdem er den Auftrag erhalten hatte. So mancher vermutete Kalkül dahinter, und auch Tiemann stellte die Frage, ob Weber wohl erst nach der Währungsreform entlohnt werden wollte. Ein Original-Wappenfenster ist in der Drostei zu sehen. Insgesamt sind dort noch bis zum 27. Januar mehr als 150 Werke des Künstlers ausgestellt.