Gesternabend (Sa, 01.12.2012) gingen in München unter dem Motto „Solidarität mit Max“ spontan an die 50 Menschen auf die Straße um gegen die staatlichen Einschüchterungsversuche von Antifaschisten zu protestieren. Anlass der Soliaktion war eine durch die Staatsanwaltschaft München II veranlasste Hausdurchsuchung am Vortag (Fr 30.11.12) bei einem Antifaschisten in Hamburg.
Unterstellt wird dem Betroffenen im Durchsuchungsbeschluss eine Sachbeschädigung an der Weinbergkapelle in Schliersee (Oberbaiern) Anfang Mai 2012. An der Weinbergkapelle in Schliersee findet jedes Jahr im Mai eine ultra rechte, geschichtsrevisionistischen Gedenkveranstaltung der Kameradschaft Freikorps und Bund Oberland sowie weiterer rechter Organisationen statt. In den vergangenen Jahren wurde die Kapelle und die rechte Freikorpsgedenktafel des öfteren von unbekannten Künstler_innen kritisch kreativ bearbeitet, so dass auch in diesem Jahr der Stahlhelm B.d.F. seinen Kranz vor den Lösungen „Nie wieder Krieg“ und „Nie wieder Faschismus“ niederlegen musste (vgl. Bild , Bildquelle: http://annaberg.blogsport.de/). Da die Polizei offenbar keine_n der Künstler_innen fassen konnte, geriet nun Max ins Visier der Ermittler_innen, der durch seine Öffentlichkeitsarbeit im Namen des Bündnis gegen rechte Umtriebe ein leichtes Ziel in der Schusslinie der ermittelnden Behörden bot. Bei der Hausdurchsuchung in Hamburg wurden zwar keinerlei mit der Tat in Zusammenhang stehende Gegenstände (Kleidung mit Farbspuren, Farbe o.ä.) gefunden. Trotzdem hat die Polizei ALLE digitalen Datenträger beschlagnahmt. Das betrifft zwei vollverschlüsselte Computer, Speicherkarten und mehrere USB-Sticks. Dies zeigt das es den staatlichen Repressionsorganen vielmehr um die Einschüchterung von aktiven Antifaschisten und Gewerkschaftern (wie der Betroffene einer ist) und der Durchleuchtung linker Stukturen geht.
Bei der Soliaktion in München (gerüchtehalber soll es auch Aktionen in Rosenheim und Miesbach gegeben haben) wurden u.a. Flugblätter verteilt indenen neben den Informationen über die versuchte staatliche Einschüchterung inform einer Hausdurchsuchung auch Hintergrundinfos zu der rechten Freikorpsgedenktafel in Schliersee publiziert, wörtlich heißt es:
„Das Freikorps Oberland war ein ultra rechter, paramilitärischen Freiwilligenverband der seinen Ursprung in der radikal antisemitischen und völkischen „Thule-Gesellschaft“ hat und als eine der Vorläuferorganisationen der nationalsozialistischen Bewegung gilt. Das Freikorps war u.a. an der Niederschlagung der Münchner Räterepublik und dem „Kampf um Oberschlesien“ beteiligt. Die Nachfolgeorganisation des 1921 verbotenen Freikorps, der Bund Oberland, beteiligte sich u.a. am Hitlerputsch 1923. Am 09. November 1933 wurde die Oberländer Freikorpsfahne feierlich an die SA übergeben.
Zum Gedenken an die „in Oberschlesien gefallenen Kameraden” wurde bereits 1923 in Schliersee ein Freikorpsdenkmal eingeweiht welches sich in den Folgejahren zum faschistischen Pilgerort entwickelte. Aus gutem Grund wurde das Denkmal 1945 von amerikanischen Befreiern zerstört. Jedoch wurde bereits 1956 am Ort des Gesprengten Denkmals erneut eine Gedenktafel an das rechtsterroristische Freikorps angebracht. Diese Tafel wurde von Karl Diebitsch, einem frühen Anhänger der nationalsozialistischen Bewegung, „künstlerischer Berater“ Heinrich Himmlers und gewichtigem SS-Funktionär, entworfen. Bis heute wurde diese rechte Gedenktafel nicht entfernt. Noch immer pilgern Alt- und Neonazis zu der Schlierseeer Weinbergkapelle.
„
Das verteilte Flugblatt endet mit folgenden Worten:
„Betroffen sind Einzelne, aber gemeint sind wir alle. Deshalb:
Solidarität mit Max. Der Repression entgegentreten – rechte Traditionspflege bekämpfen!
Die ultra rechte Freikorps Tafel in Schliersee endlich entfernen!
Nie wieder Krieg – Nie wieder Faschismus“
Den Flyer gibt es zum download unter: http://infogrupperosenheim.tk/2012/12/der-repression-entgegentreten-rechte-traditionspflege-bekaempfen/