Es gibt weltweit kaum eine vom Menschen gehaltene und gefangene Tierart, deren Leid und Tod in annähernd so perverser Relation zu ihrem so genannten „Nutzen“ steht wie das Pelztier.
Auf riesigen Farmen leben Einzelgänger_innen wie Füchse und Wölfe Drahtkäfig an Drahtkäfig nebeneinander – Angst, Stress, Krankheiten, Monotonie und dem Gestank der eigenen Extremente ausgesetzt – bis sie vergast, durch Stromschlag getötet oder mit Strychnin vergiftet werden. Wild lebende Tiere, die mittlerweile noch etwa 15 Prozent in der Pelzgewinnung ausmachen, verenden oft qualvoll an den Fallenverletzungen oder werden von Trapper_innen erdrosselt, erschlagen oder tot getreten. In den Hauptexporteur-Ländern dieser Pelze werden die Tiere in so genannten Tellereisen gefangen, die mittlerweile in einigen anderen Ländern wegen ihrer Grausamkeit verboten wurden. Der überwiegende Anteil der Pelze hat ihren Ursprung jedoch in Pelztierfarmen. Laut dem Deutschen Pelzinstitut betrifft dies etwa die Hälfte aller Pelze. Ungeachtet der erleidenden Qualen der Tiere wollen Kürschner_innen und die Pelzindustrie der Bevölkerung weis machen, die Haltung von Pelztieren diene der Artenpopulation und ginge artgerecht vonstatten – bei rund 50 Millionen Tieren, deren Haut jährlich weltweit zu Markte getragen wird, ein unmögliches weil unrentables Versprechen. Gleichzeitig versucht die Pelzindustrie mit Phantasienamen wie „Asian wolf“ (Hund), „Finn Raccoon“ (Waschbär) oder „Erminette“ (Kaninchenfell) bewusst von der Echtheit der Pelze abzulenken oder sie durch Färbung und Verarbeitung mit anderen Materialien bis zur Unkenntlichkeit zu „verstecken“. Bereits der Begriff „Pelzfarm“ suggeriert, dass die Haut und das Fell der Tiere wie Getreide geerntet werden könnten.
Dass es im Zeitalter der modernen Industriefaser (Gore-Tex, Sympa-Tex und dergleichen) keine zweckmäßige Notwendigkeit mehr für Pelz gibt, liegt auf der Hand. Heute stehen unzählige alternative Kleidungsmaterialien zur Verfügung, welche in Sachen Wärme und Funktion Pelz weit überholt haben. Lediglich der ästhetische Faktor fällt noch ins Gewicht, und dieser kann heute mit Webpelz-Produkten mehr als befriedigt werden. Webpelz-Produkte sind günstiger und weniger Umwelt belastend in der Erzeugung. Laut einer Studie des amerikanischen Ingenieurs Gregory H. Smith von der Ford Motor Company braucht man, verglichen mit einem synthetischen Pelz, fast dreimal soviel Energie, um einen Mantel aus dem Pelz von in Fallen gefangenen Tieren herzustellen, und 40 Mal soviel von Zuchttieren.
Dass Pelz immer mehr zum preisgünstigen Massenartikel avanciert, ist nur durch die extrem tierfeindliche, qualvolle Massentierhaltung möglich. Massentierhaltung bedeutet gleichzeitig, den Hunger in der Dritten Welt zu vergrößern. Millionen Tonnen Soja und andere Lebensmittel werden aus armen Ländern importiert und an die Pelzfarmen verkauft. Ob Futter für Kühe, Schweine oder Pelztiere – um lebensnotwendige Devisen zu bekommen, verkauft die Dritte Welt Nahrungsmittel an uns und hungert dafür. Für die „Produktion“ eines einzigen Nerzmantels müssen über drei Tonnen Nahrung verfüttert werden, für einen Fuchsmantel über eine Tonne.
Für einen einzigen Pelzmantel sterben durchschnittlich 12 – 15 Luchse,
10 – 15 Wölfe oder Kojoten, 15 – 20 Füchse, 60 – 80 Nerze, 27 – 30
Waschbären, 10 – 12 Biber, 60 – 100 Eichhörnchen oder 130 – 200
Chinchillas.
So gut wie alle Nerz-, Iltis- und Fuchsfarmen stellen weitere große Umweltprobleme dar. Während sich in den Käfigen die Tiere vor lauter Leid, Qual und Schmerzen ständig drehen und hin- und herwetzen, gammeln unter diesen höchst geruchsempfindlichen Tieren die Exkremente vor sich hin. Sie sickern in die Böden und damit in das Grundwasser ein, da viele Farmen keine Abdichtungen vorgenommen haben. In Deutschland sind mehrere Pelztierfarmer_innen zu Geldstrafen verurteilt worden, aber nicht wegen der Tierquälerei, sondern wegen Umweltvergehen.
China ist nicht nur der größte Exporteur von Pelzbekleidung, sondern auch der weltweit größte Produzent und Verarbeiter von Pelzen. Ein sehr großer Teil der Billigpelze, die man heute in Europa an Kapuzen, Kragen und dergleichen findet, stammt aus chinesischen Zuchtfarmen, wo mittlerweile jährlich allein über 1,5 Millionen Füchse und etwa gleich viele Marderhunde nebst anderen Pelztieren wie beispielsweise Nerze, Rex-Kaninchen und sogar Hunde und Katzen für die Pelzgewinnung leiden. Es gibt keinerlei gesetzlichen Regelungen für Pelztierfarmen in China – Farmer können Tiere aufziehen und schlachten, wie es ihnen beliebt – das heißt im Klartext ein elendes Leben und ein unvorstellbar entsetzlicher Tod für jedes einzelne Tier.
Als Undercover-Ermittler_innen vom Schweizer Tierschutz /EAST International im Jahr 2005 Pelztierfarmen in der chinesischen Provinz Hebei besuchten, stießen sie auf Grausamkeiten, die fern jeder Vorstellungskraft sind: „Die Bedingungen auf chinesischen Pelztierfarmen machen die elementarsten Tierschutzstandards zum Gespött. … In ihrem Leben und ihrem unaussprechlich grausamen Tod wurde diesen Tieren aber auch der winzigste Akt an Freundlichkeit versagt.“ In allen besuchten Pelztierzuchtstätten bringen Füchse, Nerze, Kaninchen und andere Tiere ihr armseliges Leben sich endlos hin- und herbewegend und vor Kälte klappernd in engsten Drahtkäfigen im Freien zu, Regengüssen, frostkalten Nächten und zu anderen Zeiten sengender Gluthitze ausgesetzt. Muttertiere, die zum Wahnsinn getrieben werden von der groben Handhabung und der intensiven Beengtheit und sich nirgends verstecken können, um zu gebären, töten ihre Babies häufig direkt nach der Geburt. Krankheiten, Verletzungen, Seuchen und Kannibalismus sind an der Tagesordnung. Tiere, die unter einer von Angst und Stress ausgelösten Psychose leiden, kauen an ihren eigenen Gliedmaßen und werfen sich immer wieder gegen ihre Käfigstangen. Ein anderer Indikator für die äußerst tierschutzwidrige Haltung ist die mit 50 Prozent weit überdurchschnittlich hohe Sterberate der Welpen.
Zwischen November und Dezember werden die gezüchteten Tiere auf den Markt gebracht und an Fellhändler verkauft. Gleich angrenzend an das Marktareal werden die Tiere getötet und enthäutet. Die mehr als grauenhaften Praktiken sind in Videodokumentationen und Fotos festgehalten:
Die Arbeiter_innen schleifen die Tiere aus ihren Käfigen, werfen sie auf den Boden und knüppeln sie mit Metallrohren oder knallen sie mit Gewalt gegen harte Gegenstände, was zu Knochenbrüchen und Krämpfen führt, aber nicht immer zum sofortigen Tod. So sind viele Tiere noch am Leben und kämpfen verzweifelt, während Arbeiter sie an den Beinen oder Schwänzen aufhängen, um sie zu häuten. Arbeiter_innen treten den Tieren, die sich zu sehr wehren, um einen sauberen Schnitt möglich zu machen, auf den Hals oder auf den Kopf. Wenn die Haut schließlich den Tieren über den Kopf abgezogen wird, werden ihre nackten, blutenden Körper auf die Stapel all der anderen Leidensgenossen vor ihnen geworfen. Einige sind noch immer am Leben, atmen in kurzen Stößen und zwinkern langsam. Das Herz von einigen Tieren schlägt noch ganze fünf bis zehn Minuten lang, nachdem sie gehäutet wurden.
Ein Ermittler machte Aufnahmen von einem gehäuteten Marderhund auf dem
Leichenberg, der noch genug Kraft hatte, seinen blutigen Kopf zu heben
und in die Kamera zu starren.
Doch nicht nur in China sind solche Pelztierfarmen zu finden. Auch in Deutschland existieren immer noch derartige Anlagen. Die Lukrativität dieses Geschäftes scheint immer noch nicht abgerissen zu haben und so erhoffen sich die Besitzer_innen durch den Pelzhandel hohe Gewinne.
Im Zuge der laufenden Debatten im Landtag von Schleswig-Holstein um ein
Verbot von Pelztierfarmen (außer der CDU äußerten sich alle Parteien für
ein solches Verbot) ergab eine Anfrage der Grünen, dass in
Schleswig-Holstein immer noch zwei solcher Farmen zu finden sind.
Deutschlandweit gibt es nachweislich noch mehr als 20 aktive
Pelztierfarmen. In der Relation zu den Qualen der Tiere in solchen
Farmen sind 20 Pelztierfarmen jedoch 20 zu viele.
In allen Pelztierfarmen vegetieren die leidenden Lebewesen in Kubikzentimeter kleinen Käfigen und warten auf das Ende ihrer trostlosen Existenz. Um der Bevölkerung den Anblick all dieses Elends zu ersparen sind diese Farmen meistens an entlegenen Orten zu finden. Die Besitzer_innen dieser Pelztierfarmen sichern ihre Anlagen mit NATO-Stacheldraht und Alarmanlagen vor Befreiungsversuchen wie auch vor der Dokumentation von kritischen Journalist_innen. Der Fall von Jan Pfeifer zeigt, wie mit allen Mitteln versucht wird von der Kritik an Pelztierfarmen abzulenken. Pfeifer wird ohne irgendwelche Beweise vorzulegen beschuldigt an dem Tod von mehr als 1300 Nerzen verantwortlich zu sein und dies alleine durch seine Anwesenheit. Dabei soll ein Schaden von Rund 22 000 € entstanden sein. Da der Tod der Nerze so oder so vorhergeplant war erscheint dieser Fall als ein schlechter Witz.
Alfons Gosser, Präsident der Pelztierzüchter_innen beschimpfte neulich Tierrechtsaktivist_innen als „Tierschutzterroristen“. Ob er mit dieser Äußerung nur von dem Wahnsinn ablenken will auf dem Weg zum Profit über Tierleichen zu gehen ist anzunehmen. Pelztierfarmbesitzer_innen sollen als Opfer dargestellt werden um den Weg zu einem generellen Verbot von Pelztierfarmen zu versperren. Ob Gosser mit dieser Taktik Erfolg haben wird, wird sich zeigen.
RALF - Radio Animal Liberation Freiburg
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