Mitglied des Reservistenverbandes der Bundeswehr organisiert Solidarität mit NSU-Unterstützer

Screenshot: Facebook vom 23.10.2012

„Freiheit für Wolle“ steht auf dem T-Shirt, welches Oliver-Gerd Raninger (42) aus Wolfenbüttel auf einem Foto im Internet trägt. „Wolle“ – das ist der Spitzname von Ralf Wohlleben, der als mutmaßlicher NSU-Unterstützer derzeit in U-Haft sitzt und wegen Beihilfe zum Mord angeklagt werden soll. Der ehemalige stellvertretender Landesvorsitzender der NPD in Thüringen soll die Waffe vom Typ „Ceska“ besorgt und weitergeleitet haben, mit der der so genannte „Nationalsozialistische Untergrund“  (NSU) seine Morde beging.

 

Oliver-Gerd Raninger, zeigt nicht nur Sympathien für Rechtsterroristen sondern ist auch selbst seit Jahren in der neonazistischen Szene aktiv. Er verfügt über gute Kontakte zu führenden Neonazis – insbesondere auch in den nordeuropäischen Ländern und ist einer der derjenigen, die hinter dem “Freundeskreis Gefangenenhilfe” stehen, der derzeit die Solidaritätskampagne für Ralf Wohlleben organisiert.

Raninger ist laut der Mitgliederzeitschrift “RK Report 2/2012″ vor kurzem in den „Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V.“ eingetreten und dort der „Reservisten Kameradschaft Braunschweigische Infanterie“ zugehörig. Für die Mitglieder werden laut der Webseite der „Kreisgruppe Braunschweig“ zur Förderung Militärischer Fähigkeiten“ auch Schießtrainings mit „Handwaffen der Bundeswehr“ veranstaltet.

 

Sympathie für Rechtsterroristen

 

Auf der Facebookseite des neonazistischen „Freundeskreis Gefangenenhilfe“ berichtet Oliver-Gerd Raninger regelmäßig über seine Kontakte zu Ralf Wohlleben. So schrieb er dort am 30.8.2012: „Gestern Post bekommen von Wolle. Meine Spende ist heil angekommen. Seit Mai gibt es bei ihm keine Veränderung, (…) ausser das seine Haftbeschwerde verworfen wurde. Er und sein RA erfuhren dies nicht vom BGH, sondern zuerst aus der Systempresse. Grüße gehen an alle, die ihn kennen und ihn unterstützen“ und am 18.9.2012: „Heute Post von Wolle bekommen. Seit dem Wochenende sitzt er in Einzellhaft. nachdem sein Haftraum besucht wurde …“ Auf der Facebookseite präsentiert er sich auch ganz offen im T-Shirt mit der Forderung nach der Freilassung des mutmaßlichen NSU-Unterstützers Ralf Wohlleben. Mit dem Foto von ihm im Soli-Shirt wird vom „Freundeskreis Gefangenenhilfe“ für dessen Verkauf geworben. Der Erlös soll der Unterstützung von Ralf Wohlleben und seiner Familie dienen.

Und nicht nur für den NSU-Unterstützer zeigt Raninger offene Sympathie: Auf einem Foto aus seiner Wohnung ist zu sehen, das dort an der Wand ein Bild vom Hitler Stellvertreter Rudolf Hess und daneben eins von Timothy McVeigh hängt. McVeigh war verantwortlich für den Bombenanschlag am 19. April 1995 auf ein Regierungsgebäude in Oklahoma City (USA), bei dem 168 Menschen starben. Seine Ideen für den Anschlag soll Timothy McVeigh unter anderem aus den „Turner Tagebücher“ entnommen haben, jenem Roman voller rassistischer und antisemitischer Ideologie, in dem ein Geheimbund einen „Rassenkrieg“ mit Terroranschlägen führt. Die „Turner Tagebücher“, die von der Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Medien indiziert sind, zählen neben „Mein Kampf“ und dem „Mythos des 20. Jahrhunderts“ mit zur Lieblingslektüre von Oliver-Gerd Raninger.

Zeitweise benutzte Raninger als Profilbild in sozialen Netzwerken auch ein Cover des Buches „Werwolf – Winke für Jagdeinheiten“. Das Buch wurde gegen Ende der NS-Zeit gedruckt und diente u.a. dazu Sondereinheiten der Waffen-SS zu „Werwolf-Einheiten“ auszubilden, die einen Untergrundkampf und Partisanenkrieg führen sollten. Auch der Neonazi und Polizistenmörder Kay Diesner gehört zu den Personen, mit denen sich der Wolfenbütteler solidarisiert. So postete er am 1. Juni 2011 auf Facebook einen Link zu Solidaritätsseite “Freiheit für Kay Diesner”. Diesner schoss am 19. Februar 1997 auf einen 63-jährigen linken Buchhändler aus Berlin-Marzahn mit einer Pumpgun und verletzte ihn schwer. Auf seiner Flucht geriet er am 23. Februar 1997 in eine Polizeikontrolle und erschoss einen Polizeibeamten.

 

Kontakte in die militante europäische Neonaziszene und Wehrsportübungen

 

Enge Verbindungen unterhält Raninger, der auch schwedisch spricht, u.a. zur Neonazi-Szene in Schweden und anderen nordischen Ländern. So nahm er z.B. in diesem Jahr am „Nordisk Vision“ im schwedischen Östergötland teil, einem Sommerlager der extrem rechten „Svenskarnas parti“ an dem auch deutsche Neonazis und das „Nordische Hilfswerk – Deutsch-Skandinavischer Freundeskreis“ teilnahmen. Dort stehen nicht nur politische Schulung auf dem Programm, sondern auch paramilitärische Übungen mit Softair-Waffen. Über das „Nordisk Vision 2011“ berichtete das „Nordische Hilfswerk“:

"Die erfahrenen schwedischen Kameraden hatten ihre professionellen Ausrüstungen und Gewehre mitgebracht, es wurde sich vorbereitet, in Gruppen aufgeteilt und los ging durch den Wald Schonens. Da wurden verschiedenen Taktiken ausprobiert, in Gruppen gegen andere Truppen vorgegangen und sich verschanzt bis die Gegner in Schussweite gerieten.

 

Eng vernetzt: Von der „Kameradschaft Süd“ bis zu US-Neonazis

 

Raninger ist Mitglied und Anhänger zahlreicher neonazistischer Organisationen, zu denen er rege Kontakte pflegt. Neben der inzwischen verbotenen „Hilfsgemeinschaft für Nationale Gefangene“ (HNG), auf deren Gefangenenliste er 2003 selbst stand, ist er Anhänger der „Artgemeinschaft“, besucht das „Thule-Seminar“ und interessiert sich für den „Freibund“ und den „Bund-Frankenland e.V.“

Raninger, der ursprünglich aus Franken stammt und später u.a. in Freital (Sachsen) wohnte bevor er nach Wolfenbüttel umzog, steht u.a. im persönlichen Kontakt zur Führungspersonen aus der „Kameradschaft Süd“ und deren Nachfolgestrukturen. So zu Norman Bordin und Martin Wiese. Wiese saß bis vor einiger Zeit im Gefängnis, weil er wegen eines für den 9. November 2003 geplanten Bombenanschlages bei der Grundsteinlegung zum Neubau der jüdischen Synagoge in München verurteilt worden war. Beim Naziaufmarsch am 14.08.2010 in Bad Nenndorf trug Raninger dann auch das Transparent des „Freien Netz Süd / Kameradschaft München“. Zum Aufmarsch in der Kurstadt war er gemeinsam mit Aktivisten der Braunschweiger Neonazikameradschaft „Burschenschaft Thormania“ und den „Autonomen Nationalisten Wolfenbüttel/Salzgitter“ angereist. Immer wieder beteiligt er sich auch an Neonazi-Aufmärschen in seiner alten Heimat, so z.B. am 1. Mai 2010 in Schweinfurt.

Zu seinem Bekanntenkreis gehören noch weitere bekannte Neonazis, darunter solche aus dem Kreis der mutmaßlichen Unterstützer des NSU, wie z.B. der Thüringer Thomas Gerlach. Auch zu Neonazis aus dem Umfeld der verbotenen „Skinheads Sächsische Schweiz“ (SSS), stand Raninger in Kontakt: So war er am 16.6.2005 in Dresden an einer „gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen militanten Neonazis aus dem Umfeld der verbotenen SSS“ und AntifaschistInnen beteiligt, wie die Internetseite NIP Sachsen berichtete: „Dabei warfen die Neonazis mit Flaschen und Steinen, nachdem sie davon abgehalten werden sollten eine Veranstaltung der Initiative ‚bürger.courage’ zu Strategien rechtsextremistischer Organisationen zu attackieren. Der NPD-Landtagsabgeordnete Klaus Jürgen Menzel schleuderte Angaben von Augenzeugen zufolge ebenfalls einen Stein in Richtung der Antifaschistinnen.

Der „führende amerikanische Neonazi Jeff Hall“ (SPIEGEL Online) hatte Raningers Mailadresse in seinem Verteiler, wie ein Hack des Mailverkehrs eines US-Neonazi zu Tage brachte. Für rechte Webseiten in den USA berichtete Raninger zeitweise als “Korrespondent” über „deutsche Skinheads“. Auch in diversen Gästebüchern auf neonazistischen Webseiten in den USA hat Raninger einschlägige Einträge hinterlassen. So schrieb er z.B. am 24.11.2010 in Gästebuch der „Aryan Renaissance Society“: „Hello! Racial greetings from Germany. 88 Olli

Von Raninger, der sich selbst fleischlos ernährt, stammen vermutlich auch die Texte aus der Reihe „Erde ist Erbe“ auf der – inzwischen nicht mehr erreichbaren Internetseite – des Neonazigrüppchen „Bürgerinitiative für Zivilcourage Braunschweig“, die sich mit den Themen „Natur und Umwelt“ und die Nahrungsmittelproduktion aus Sicht eines auf angeblichen „Naturgesetzen“ basierenden „Nationalen Sozialismus“ beschäftigen.

 

“Anti-Antifa” Aktivitäten

 

Im Internet bezeichnete sich Raninger vor einiger Zeit als Teil der „Anti-Antifa Wolfenbüttel“. Bereits 2005 schrieb der sozialdemokratische Informationsdienst „Blick nach Rechts“ über seine “Anti-Antifa”-Aktivitäten:

"Das in Dresden ansässige neonazistische ‚Pressearchiv’ ist neben dem Sammeln, Archivieren und Weiterverbreiten von Presseartikeln auch in der Beobachtung des politischen Gegners, der so genannten Anti-Antifa-Arbeit aktiv… Kopf des ‚Pressearchivs’ ist der 35-jährige Oliver Raninger aus der sächsischen Kreisstadt Freital. Der mehrfach vorbestrafte Neonazi Raninger wurde von Oktober 2002 bis Juli 2004 von der neonazistischen Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige e.V. (HNG) betreut (‚Briefkontakt wünschen’), die er dafür gegenwärtig unterstützt. Anfang der 90-er Jahre unterhielt Raninger auch Kontakt zur zwischenzeitlich verbotenen Nationalistischen Front. Im Frühjahr dieses Jahres tauchte die Postfachadresse des ‚Pressearchivs’ im Rahmen eines bundesweiten Projektes auf. Es diente als Kontaktadresse des vorzeitig bekanntgewordenen Projektes einer ‚unabhängigen Schüler- und Jugendzeitung’ mit dem Titel ‚Independent’.”

Den ganzen Artikel mit Bebilderung gibt es hier: http://www.recherche38.info/2012/11/13/mitglied-des-reservistenverbandes-der-bundeswehr-organisiert-solidaritat-mit-nsu-unterstutzer/