Der einzige Gleisanschluss des Gefechtsübungszentrums (GÜZ) Altmark ist derzeit unpassierbar. Ein zehn Meter breites Loch im Bahndamm macht Militärtransporte von Bahn und Bundeswehr vorübergehend unmöglich. AntimilitaristInnen haben am Wochenende nicht nur das Gleisbett, sondern den oberen Teil des Damms abgetragen. Mit diesem Eingriff in den Kriegsverkehr südlich von Gardelegen wollen wir zeigen, dass Krieg dort sabotierbar ist, wo er gedacht, geübt und mit Nachschub versorgt wird.
Gern hätten wir für unsere Gleisarbeiten einen der auf dem Gefechtsübungszentrum (GÜZ) stationierten Bagger der Bundeswehr „ausgeliehen“. Da das Gerät zu dem von uns gewählten Zeitpunkt nicht in erreichbarer Nähe stand, mussten wir in einer größeren Gruppe mit Klappspaten bewaffnet auf mehrstündige Friedenspraxis in Handarbeit ausweichen.
KRIEG ÜBEN IST TEIL VON KRIEG FÜHREN
Das Gefechtsübungszentrum in der Altmark ist Europas modernste Kriegsübungseinrichtung. Auf diesem riesigen Areal üben alle! Bundeswehr-SoldatInnen des Heeres bevor sie in einen der deutschen Kriege geschickt werden. Dabei ist die Beschränkung auf Auslandseinsätze längst überholt. Mit dem Bau einer Trainingsstadt zur Aufstandsbekämpfung „Schnöggersburg“ auf dem GÜZ ab diesem Jahr rückt die politisch gewollte Verschmelzung von Krieg nach innen und außen auch im praktischen Übungsbetrieb näher. Begleitet von der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum bewaffneten Einsatz der Bundeswehr im Inneren und der Indienststellung neuer ReservistInnen-Einheiten für den militärischen Unterstützungseinsatz im Inneren nähern sich zivile und militärische „Sicherheits“-Konzepte weiter an. Ein militärischer Einsatz zur Unterdrückung von Unruhen und Streikbewegungen soll explizit trainiert werden.
Wie wichtig der reibungslose Betrieb des Gefechtsübungszentrums als zentraler Ausbildungs-Abschluss der kämpfenden Einheiten für den deutschen Kriegsablauf ist, haben kürzlich die TeilnehmerInnen des ersten antimilitaristischen Camps am GÜZ unter dem Titel „war starts here“ erleben müssen. Bei deren Aktionstag am 15. September ließ der Kommandant des GÜZ die in Afghanistan erwartete Truppe mit ihren Panzern weiter üben, obwohl AktivistInnen auf dem Gelände waren. Der Leiter des GÜZ, Oberst Sladeczek, kommentierte zynisch, dass die wesentlichen Ziele des Tages erreicht wurden - „es habe keine Verletzten und keine Toten gegeben“.
DER DAMM IST GEBROCHEN
Der Aktionstag hat aber eben auch gezeigt, dass es offenbar möglich ist, den eng getakteten, laufenden Kriegstrainingsbetrieb direkt zu stören. AugenzeugInnen berichten in unabhängigen Medien beispielsweise von einer Farb“attacke“ auf einen Panzer während einer Gefechtsübung. An mehreren Stellen wurde Gebäude auf dem Gelände pink markiert. Bereits im Vorfeld ruderte Oberst Sladeczek verbal zurück, trotz der eigens für diesen Tag stationierten 1000 BundespolizistInnen und ähnlich vielen SoldatInnen: „Wir können dieses Hase-und-Igel-Spiel nicht gewinnen“.
Wir beglückwünschen die Aktionstag-TeilnehmerInnen zu diesem beeindruckenden Aufbruchssignal, eine der zentralen Kriegsinfrastrukturen Deutschlands zu „entern“ und zu stören. Wir haben mit unserer Sabotage der eingleisigen Bahnanbindung eine andere Möglichkeit gewählt: das GÜZ für den An- und Abtransport von schwerem militärischen Gerät zeitweise abzukoppeln und damit den Übungsbetrieb zu beeinträchtigen. Die übenden Truppen reisen (derzeit noch) mit ihrem eigenen Kriegsgerät an. Während die leichtere Kriegsfracht vornehmlich mit LKW transportiert wird, werden Panzer und anderes Großgerät regelmäßig mit der Bahn verschoben. Bei einem 10-14 tägigen Übungsaufenthalt und einer fast vollständigen Jahresauslastung ergeben sich viele Möglichkeiten zur Blockade von Militärtransporten.
SICHERHEITSHINWEIS
Die Bahnstrecke Gardelegen-GÜZ wird nicht für den Personenverkehr sondern ausschließlich für Militärtransporte genutzt. Zusätzlich dient unsere (fünffache) Absicherung der Streckenabschnitte nördlich und südlich unserer Baustelle dazu, jeglichen Unfall auszuschließen: Alle Züge sind durch Absperrungen, Warndreiecke, akustische und optische Signale sowie montierte Bremsschlitten der Bahn in ausreichendem Abstand zum Halten gezwungen.
Den reibungslosen Kriegsablauf der Bundeswehr untergraben !
Den kriegerischen Konsens an der „Heimatfront“ aushöhlen !
Antimilitaristisches Ausgrabungsteam Altmark